Interview mit Christof von Japanische Kampfhörspiele

Ein Interview von Opa Steve vom 17.12.2005 (13539 mal gelesen)
Anlässlich der neuen Deutschpunk-Coverscheibe sprachen wir über surrealen Dadaismus, Metal und Punk, und wo in Deutschland man im Schlafanzug zu Plus gehen kann...

Hallole. 13 Platten in der Discographie ist nach 8 Jahren kein schlechter Schnitt. Seit ihr wirklich so ungebremst kreativ, oder mögt ihr gerade Coverversionen zwischendurch, damit die Fans pausenlos an euch denken?

Christof: Meine eigene Kreativität hat ein bisschen gelitten in letzter Zeit. Älter werden macht ja bekanntlich glücklicher, und für Kreativität braucht man Wut und Traurigkeit. Da mein Ego aber viel Wert darauf legt, ständig präsent zu sein, hoffe ich darauf, dass die anderen JAKA umso kreativer sind. Klaus und ich haben ja nicht umsonst das ganze frische Blut in die band geholt. Coverversionen, split7“s und EPs sind natürlich andere bekannte Tricks, um ständig am Start zu sein.

"Deutschland Von Vorne" bietet eine interessante Auswahl an Deutschpunk/- indiestücken. Die meisten Metaller können mit Legenden wie EA80 nichts anfangen. Wie sehr fühlt ihr euch im Punk beheimatet, und wie sehr im metallischen Grindcore? Was würdet ihr eher eure Wurzeln nennen?

Christof: Beides. JAKA ist ein Verbund aus Metallern und Punkern. Wir verstehen uns intern gut, und dachten, wenn das bei uns klappt, warum dann nicht auch versuchen Metaller und Punker ausserhalb der Band zusammenführen? Hier also noch mal der aufruf an alle Punker und Metaller: legt die Waffen nieder! Punker, findet präzise gespielte Gitarrenriffs und ultraschnelle Drums gut! Metaller: hört mal auf die Texte bei eurer Scheissmusik! Die sind arm!

Ähhh, "Scheißmusik"? Nun gut.... - Eure Herangehensweise an die Coversongs unterscheidet sich komplett z.B. von den EXCREMENTORY GRINDFUCKERS, welche gerade den Spassfaktor und viel Unfug in den Vordergrund stellen. Gibt es bei JAKA Tabus diesbezüglich, oder eine Grenze zur Albernheit, die nicht überschritten wird?

Christof: Ja. Wir tragen die "Niveauweste", wie Rob von den EXCREMENTORIES es mal so schön sagte. Diese darf nicht beschmutzt werden. Ein weiterer Unterschied zwischen uns und den GRINDFUCKERS ist der, dass die in erster Linie covern und aber auch eigene Songs schreiben. bei uns ist es umgekehrt. Ansonsten sind wir genau gleich. Die sind ebenfalls ein ziemlich bunter Mix aus Charakteren, und sie finden das Profibusiness genauso behindert wie wir.

Nach welchen Kriterien wurden die Songs für "Deutschland Von Vorne" ausgewählt? Stoff hätte es ja genug gegeben...

Christof: Gibt's auch noch. Eine "deutschland von vorne II" wäre kein Problem. Das einzige Kriterium waren die deutschen Texte.

Schon vor 4 Jahren habt ihr eine Coverscheibe herausgebracht: "Brandsatzliebe". Was treibt einen dazu, DEATH, A-HA, und THE EXPLOITED zusammen auf einer Scheibe unterzubringen?

Christof: Der Zufall. "Brandsatzliebe" ist ja noch aus Zeiten in denen wir selbst produziert haben, also alle paar Wochen einfach aus Spass irgendwas recorded haben. Einmal hatten wir Lust auf DEATH, ein anderes mal auf ATC. 'Raining Blood' haben wir Daniel zuliebe gecovert. 'Take on me' sollte ursprünglich auf irgendeinen 1995-Sampler, der aber nie verwirklicht wurde. Glaube ich jedenfalls....

Der musikalische Kern der JAKA besteht aus Christof und Klaus. Zu zweit habt ihr die ersten Scheiben eingetrümmert und released. Einer eurer langjährigen Begleiter, Daniel Schaffrath, hat die Band nach dem letzten eigenen Fulltime- Album verlassen, aber dennoch könnt ihr die letzten Jahre sowas wie ein echtes Lineup vorweisen. Können sich eure Mitmusiker in den Prozess einbringen, oder ist JAKA für diese eher ein Ventil nebenbei?

Christof: Das ist ganz verschieden und ändert sich auch. Für Paul ist JAKA, denke ich, eher ein Ventil. Robert hat bei uns sein Punk-Diplom gemacht und übernimmt jetzt langsam Aufgaben auf der Führungsebene. Bony ist selber ein Ventil. Bajo? Keine Ahnung wo der jetzt schon wieder ist. Klaus muss ich mal wecken.

Och, Schlaf ist doch gesund. Sind manche Mitglieder noch in anderen Bands involviert?

Christof: Paul grunzt hauptberuflich bei ZEROED, Robert spielt Gitarre bei UNCHALLANGED HATE, ich bin nebenbei ELEKTROKILL und Bajo spielt mit Laura und Lukas. Für Bony und Klaus ist JAKA das Ein und Alles. Bzw, wenn Klaus gerade keine Inge am Start hat.

Optik, Titel und Texte schwanken irgendwo zwischen Drogenrausch, Dadaismus und Surrealismus. Hand auf's Herz: wenn ihr 'Im Schlafanzug zu Plus' singt: seid ihr da euch noch selbst sicher, wie und warum ein solcher Text zustande kam?

Christof: Klar. Während eines dadaistischen Drogenrausches und vor lauter Surrealismus - könnte man denken. In Wahrheit beruht der Text aber auf einer wahren Begebenheit. Im Schlafanzug zu Plus zu gehen ist in Krefeld vollkommen normal. Auch um die Mittagszeit.

Äh, hier irgendwie nicht so verbreitet. Seid ihr stolz, wenn sich Fans mit euren Texten auseinandersetzen, oder grinst ihr euch einen?

Christof: Beides. Dass die Texte gaga sind, gehört ja mit zum Erlebnis. In letzter Zeit sind die aber gar nicht mehr so gaga. Irgendwie hat sich da auch viel Sozialkritik eingeschlichen. Muss ich mal ein bisschen drauf achten in Zukunft.

In euren Anfangstagen habt ihr es auf dem heute leider geschlossenen Portal mp3.com in den Genre-Downloadcharts recht weit nach oben gebracht....

Christof: Ja. Auf platz 1 und 2. Mit 'kieferorthopädie' und 'geräte hassen mich'. Für Wochen.

Seht ihr die alternativen Vertriebswege in der heutigen Zeit gefährdet, nachdem sich Portale an den Verwertungsgesellschaften überhoben haben und legale Online-Musik nur noch mit iTunes oder Musicload assoziiert wird?

Christof: Interessiert uns nicht. Wir haben ja inzwischen ein Label und CDs zum Anfassen. ITunes und musicload sagen mir so wenig wie iPod oder Xbox. Ich interessiere mich für modernen Scheiss nur sehr bedingt. Ich habe selber Windows98 und seit Jahren keine Updates mehr gemacht. Das Web sollte mal weniger nerdig werden, dann klappts vielleicht auch wieder mit dem Underground. Ansonsten, ja, vielen Dank der mp3.com dafür, dass wir in sie den Keim unserer heutigen Popularität legen durften. Noch mehr Dank aber an Uwe Engelbracht für unseren geilen Bandnamen.

Nach dem Fleischmarsch seid ihr bestimmt erst mal erholungsbedürftig. Was ist denn für ein zünftiges 2006 von den JAKA zu erwarten? Ein neues Album mit Eigenkompositionen? Vielleicht ein paar Sommerfestivals?

Christof: Das schonmal beides. Dazu noch eine Split mit BATHTUBESHITTER, vielleicht eine mit POOSTEW, eventuell eine live-EP, die DVD und viel neue Grindwear.

Wir danken für das Interview!

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