Loudness - Eve To Dawn

Review von Warlord vom 29.10.2012 (9788 mal gelesen)
Loudness - Eve To Dawn LOUDNESS waren Mitte der 80er-Jahre (für kurze Zeit) ein heißes Ding. Die vier Samurai aus dem Land der aufgehenden Sonne hatten da schon vier Studio-Alben und "Live-Loud-Alive" veröffentlicht, die mit einer eigentümlichen Mischung aus klassischem Heavy Metal, Akira Takasakis virtuosem Gitarrenspiel und einem japanischen Exotenbonus (geprägt durch Minoru Niiharas "eigenwilligen" Gesang) doch ziemlich überzeugen konnten. In der Folge wurde aufgrund wachsenden Erfolgs in den Vereinigten Staaten der Sound "kommerzialisiert" und 1988 kam mit Mike Vescera zudem noch ein amerikanischer Sänger an Bord. LOUDNESS machten in wechselnden Besetzungen weiter, bis sich 2001 das Original Line-Up wieder versammelte. 2008 verstarb dann traurigerweise der erst 49-jährige Schlagzeuger Munetaka Higuchi aufgrund einer Krebserkrankung und wurde von Masayuki Suzuki ersetzt. In dieser Besetzung entstand auch das vorliegende Album "Eve To Dawn", offensichtlich bereits 2011 veröffentlicht und nun auch im Abendland gegen Ende des Jahres 2012 erhältlich.

Gut so, kann ich da nur sagen, denn das neue Material macht wirklich Laune in der kalten Jahreszeit. Keine Spur mehr von Anbiederungen an einen (nicht mehr vorhandenen) Mainstream-Markt, knallharter Oldschool-Metal mit Hammer-Sound und (natürlich!) fetter Gitarrenarbeit wird da (in großen Teilen) geboten. Zunächst im brachialen Midtempo-Opener 'The Power Of Truth', dann Uptempo bei 'Come Alive Again'. Ein toller Einstieg für Fans des angesprochenen Materials und es folgt gleich noch ein Highlight namens 'Survivor'. Eine knallharte Speed-Metal-Hymne mit tollem Refrain und coolen, (teilweise) gar nicht abgedroschenen Riffs, so dass einem zeitweise schon ein (wohliger) Schauer über den Rücken läuft. Dazu Gitarrensoli in der Tradition der melodischen Meister wie Michael Schenker oder Malmsteen, schnell, melodiös, mit Gefühl. Nihaara hat seine etwas gewöhnungsbedürftige Stimme auch sehr gut im Griff und wird dazu noch von tollen Chorgesängen unterstützt. "F.....' Killer" nannte man das früher!

Nicht alles ist so gelungen. 'Keep You Burning' startet beispielsweise mit Synthie-Geblubber und eher uninspirierten Klischee-Riffs. Wenn der Song ins Uptempo geht hört man aber wieder die alten LOUDNESS von "The Law Of Devil's Land", der Refrain ist auch nicht von schlechten Eltern, aber das an sich gute Gitarrensolo wird durch die stumpfen Riffs gehörig nach unten gezogen. Das willkürliche Aneinanderreihen von grundverschiedenen musikalischen Abschnitten kann man bemängeln, es aber auch als sympathisches Beispiel für die eben schon immer etwas skurril wirkende Mischung von europäischer und japanischer Mentalität goutieren. 'Crazy Crazy Crazy!' eben, gleichzeitig Titel der Abschlussnummer, eine Art Funk-Rock mit Slap-Bass. EXTREME fallen mir da ein, und so sind sie eben, die Japaner. 'Pandora' macht ebenfalls eine schleichend-minimale Funk-Rock-Büchse auf, mit spacigen Gitarreneffekten und böse grollendem Bass. Eine ungewöhnliche Nummer - gemessen an dem alten Material - aber eine ideale Spielwiese für Takasakis Gitarrenkünste. Wie auch das recht abwechslungsreiche Instrumental 'Emotions' und und und...

Fazit: Es gibt viel zu entdecken auf diesem 27. (!) Studio-Album der alten Helden aus Japan, ein bunter Strauß Melodien für alle Freunde gepflegter Hardrock/Metal-Klänge. Es hätten zwar durchaus noch ein paar mehr echte Knaller wie 'Survivor' auf der Scheibe sein dürfen, aber insgesamt ist kein Stück vertreten, das wirklich langweilen würde. Dazu ist die beschriebene Abwechslung und die handwerkliche Qualität zu groß und für die teilweise wirklich knallharten Passagen, die absolut mit den letzten Veröffentlichungen von ACCEPT mithalten können (und diese bezüglich Drumsound sogar klar toppen!) kann man nur sagen: Respekt! Meine momentane Lieblingsscheibe aus dem harten Sektor und somit ganz klarer Kauftip für alle Headbanger, die ihren Stoff gerne von Profis, mit gutem Sound und mindestens einem Schuss Herzblut serviert bekommen.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. A Light In The Dark
02. The Power Of Truth
03. Come Alive Again
04. Survivor
05. Keep You Burning
06. Gonna Do It My Way
07. Hang Tough
08. Emotions
09. Comes The Dawn
10. Pandora
11. Crazy! Crazy! Crazy!
Band Website: www3.live.co.jp/loudness
Medium: CD
Spieldauer: 54:14 Minuten
VÖ: 28.09.2012

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