Interview mit Chris von Hatebreed

Ein Interview von Vikingsgaard vom 08.03.2010 (10351 mal gelesen)
HATEBREED und MACHINE HEAD waren am 13.02.2010 zu Gast im Alten Schlachthof zu Dresden. Leider kein gewöhnlicher Tag für die Stadt, denn es herrschte Ausnahmezustand. Den Bands wurde geraten das Schlachthofgelände nicht zu verlassen und da sie das eh nicht vor hatten, wurde darüber auch nicht weiter gesprochen, zumindest bedingt. Die Bleeding-Crew hatte auf Grund der Geschehnisse zwar einige Schwierigkeiten bei der Anreise, aber nachdem wir es dann endlich bis zum Schlachthof geschafft hatten, saß uns ein glücklicherweise gut gelaunter Chris Beattie gegenüber und konnte nicht umhin sich ein Grinsen zu verkneifen, als wir nach ca. 5 Minuten Smalltalk die alles entscheidende Frage stellten: Wer bist'n du eigentlich?

Chris: Hehehe, hey Jungs, wie geht's? Ich bin Chris!

Hey, yo, ähm sorry, wir haben dich echt nicht erkannt!

Chris: Ist ok, ich habe ja auch etliche Kilo abgenommen und die Jungs von MACHINE HEAD haben ihr eigenes Fitness-Studio dabei und lassen uns netterweise auch mal ran. Macht schon viel aus.

Eine ziehmlich große Tour macht ihr hier. Es geht dann auch noch bis Australien + Japan. Wie läuft's bis jetzt

Chris: Ziehmlich gut. Die ersten Shows waren in Skandinavien, wir haben etwas langsam angefangen und sind dann hier in Kontinentaleuropa richtig in Fahrt gekommen.

Du meinst euch selbst, also erst einmal die richtige Stimmung aufbauen?

Chris: Ja - und all das Reisen. Wenn du da oben bist musst du andauernd Fähren nehmen, teilweise mit freien Tagen dazwischen weil die Überfahrten so lang dauern. Ganz schön verrückt. Jetzt haben wir einfach mehr Routine und Gleichmässigkeit hier in Zentraleuropa. Weniger Reisen, mehr Shows, you know?

Gibt's Unterschiede in den Crowds?

Chris: Es waren gute Shows da oben, vielleicht ein bisschen gedämpft in Finnland, aber eigentlich doch eine gute Show für Finnland. Gestern war München, coole Show! In Deutschland sind wir ziemlich groß.

Schön dass ihr mal wieder in Dresden seid. Ihr ward ja mit der Persistence Tour schon mehrfach hier. Wie kam es denn jetzt eigentlich zu der Tour mit MACHINE HEAD? Ihr könntet ja locker selbst eine Tour headlinen.

Chris: Sie sind hier größer als wir und ziehen auch mehr die Metal-Fans an. Wir ziehen mit unserem Stil hier aber auch richtig gut und haben auch großen Zuwachs bei den Fans registriert. Es ist einfach um insgesamt mehr Fans zu erreichen, vor einem breiteren Publikum zu spielen, weißt du. Wir lieben die Hardcore-Shows, wollten aber auch mal was anderen probieren, da wir in Europa noch keine Metal-Tour gemacht haben. Na gut, die letzte war mit SLAYER und SLIPKNOT, aber das ist irgendwie auch schon 'ne Weile her.

Würdest du sagen, dass es bei euch jetzt generell mehr in Richtung Metal geht, nicht mehr soviel Hardcore?

Chris: Es ist beides. Wir spielen in so vielen Hardcore-Clubs das Jahr über und werden auch wieder als Headliner zurückkommen, keine Frage. Wir wollten aber hier mal sehen, ob wir so mehr Leute erreichen können.

Es ist jetzt euer erster Durchlauf in Europa mit dem neuen Album. Wie lassen sich die neuen Lieder an?

Chris: Sehr gut! Wir machen ein Video für 'Everyone bleeds now', wofür wir heute Abend auch wieder die Kameras laufen lassen werden. 'In Ashes' läuft super, dazu gibt's auch ein Video. Manche von den neuen Songs sind fast schon wieder Klassiker. Lässt sich also wirklich richtig gut an.

Was an neuem Material spielt ihr auf dieser Tour?

Chris: So ungefähr vier bis fünf Songs. 'In Ashes', 'Merciless Tide', 'Everyone Bleeds', 'Hands of a dying man', vielleicht streuen wir mal 'Pollution...' mit ein, we will see.

Was habt ihr für ein Zeitfenster auf der Tour?

Chris: 45-50 Minuten. Manchmal gehen wir fünf Minuten eher auf die Bühne. Ist eigentlich genau die richtige Länge. Wir gehen raus, hauen unsere Message raus und hauen wieder ab.

Macht's Spass mit MACHINE HEAD?

Chris: Oh ja, die Jungs sind schwer in Ordnung. Ich kannte bisher nur Phil und Rob, die haben wir damals mal bei Metalhammer Awards oder so getroffen. Und jetzt haben wir eben noch Dave und Adam kennengelernt. Sehr nett.

Bei euch ist jetzt Wayne wieder mit an Bord, euer früherer Gitarrist. Wie hat das den Prozess für das neue Album beeinflusst?

Chris: Es hat sich nicht viel verändert. Jamey und ich haben den Großteil des Materials geschrieben. Wayne ist ein total abgefahrener Gitarrist, der ist beeinflusst von Leuten wie Randy Rhoads und solchen Typen. Er spielt halt ein paar Leads und das kann man auf der Platte hören. Insgesamt gibt's definitiv mehr Metal-Einflüsse auf diesem Album, aber ansonsten ist es einfach HATEBREED-Stuff. Jeder fragt: War das so gewollt? Klar! Aber manches von dem Zeug wurde halt schon vor recht langer Zeit geschrieben.

Also Jamey und du schreiben die Songs. Ich habe da so eine Theorie, dass bei jeder guten Band ein bis zwei dominante Mitglieder die Songs schreiben und die anderen setzen dass dann einfach um. Ist das bei HATEBREED so?

Chris: Ja, definitiv. Ich hab schon eine Menge Material für das nächste Album und ich weiß, dass Jamey auch Sachen fertig hat. Ich liebe es wirklich etwas zu kreieren. Ich mag es auf Tour zu sein und all das, aber ich liebe es wirklich, zu Hause zu sein und mir Sachen zu überlegen.

Und bei deiner anderen Band BLACKENED machst du das auch so?

Chris: Naja, die Geschichte war so, dass unser erster Drummer Dave dort spielte und wir hatten gerade eine Auszeit. Ich wurde dann gefragt ob ich Lust habe, bei BLACKENED mit zumachen und sagte: "Warum nicht!" Ich hab da nicht wirklich was geschrieben, nur etwas ausgeholfen.

Du hast deinen eigenen Signature-Bass von Jackson. Wie kam es denn dazu?

Chris: Ein alter Freund, Scott Goodwine, hat mich Billy bei Fender vorgestellt und als wir da so an Sachen arbeiteten hat der mich gefragt, ob ich denn nicht mal Jackson spielen und meinen eigenen Bass haben möchte, mit meinen eigenen Spezifikationen, das Teil selbst designen und alles. Ich sagte: "Klar!" War ganz schön geplättet, ich als Hardcore-Bassist und so ein Angebot. Ist schon eine große Ehre. Vorher habe ich ESP gespielt, aber es gab irgendwie immer Probleme mit denen, sei es dabei wie ich etwas haben wollte oder wie die Instrumente zu mir kamen, gerade auf Tour. Und jetzt ein Instrument so zu gestalten wie ich es möchte, das macht es doch viel einfacher.

Und was macht deinen Traum-Bass aus?

Chris: Schlanker Hals, definitive 4 Saiten! Ich bin kein 5-Saiten-Typ. Ich brauche EMGs und es muss einfach laut sein! Und ein paar Cuts am Hals, damit es einfach zu spielen geht, aber das lässt sich hier schwer erklären.

Du hast nun auch deine eigene Klamottenserie, -Bridgeport Republic-. Machst du da etwa Jamey Konkurrenz?

Chris: Nein, nein, überhaupt nicht. Ein Kumpel und ich haben das einfach mal angefangen. Es sind eigenständige Designs und Kreationen, es entsteht alles in meinem Kopf und wir machen das schon recht lange. Also kein Wettbewerb. Das wäre ja auch dumm.

Ihr beiden lasst die Musik dafür also nicht sausen und seid dann nur noch auf den Fashion Weeks in Paris und New York unterwegs?

Chris: Nee, das ist mal überhaupt nicht ich, sowas ist dumm. Wir machen Klamotten ja für coole Leute... hehehe

Was hat es denn nun mit der "Beattiemania" auf sich? Irgendwelche Leute die dich stalken, stimmt das?

Chris: Davon weiß ich gar nichts. Wo hast du das denn her?

Ich habe es irgendwo gelesen, ich glaube bei www.hardtimes.ca

Chris: Na ich hoffe mal nicht. Das würde für die sicher nicht gut ausgehen.

James (Tour Manager): : Das werde ich jetzt mal ankurbeln...

Chris: Na toll, jetzt hast du ihn auf was gebracht! Der hängt eh nur den ganzen Tag am Computer ab und jetzt hat er auch noch 'nen Grund. *grinst*

James (Tour Manager): Ich werd gleich mal Beattie-Mania twittern...

Chris: Siehst du, schon geht's los.

Na dann wollen wir euch nicht weiter stören, das Leben auf Tour ist tatsächlich richtig hart. Vielen Dank für das Interview und eure Zeit.

Chris: Hehehe, gern geschehen und geschätzt. Und wenn du was von dem Zeug was wir am Anfang bequatscht haben benutzen willst, dann mach das, ihr seid cool. Macht's gut, Jungs!

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