Livebericht Hardcore Superstar (mit Tigertailz und Heaven's Basement) |
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Ein Livebericht von Elvis aus London (ULU) - 12.03.2009 (29152 mal gelesen) |
HARDCORE SUPERSTAR und TIGERTAILZ sind mehr als Grund genug, um sich für einen Konzertabend nach London zu begeben. Die Schweden befinden sich weiter im Aufwind – nach den beiden ausgezeichneten und sehr erfolgreichen letzten Alben steht im Juni der neueste Streich "Beg For It" an und wird nach dem jüngst verlautbarten Vertrag mit Nuclear Blast (Veröffentlichung bis auf Skandinavien und Asien) vermutlich eine dem Donzdorfer Label entsprechende Promotion erfahren. Der Titeltrack wird Mitte April als Single vorab ausgekoppelt werden. Heute Abend sollen deshalb dann auch die ersten neuen Songs live zu hören sein, man darf also auf den Headliner im besonderen gespannt sein. Die walisische Glam-Legende TIGERTAILZ ist ein mehr als würdiger Support für die weiterhin aufstrebenden Schweden. Nach dem Comeback 2005 musste die Band einige Rückschläge verkraften, wovon der schlimmste sicherlich der Krebstod von Bassist und Bandgründer Pepsi Tate war. Dennoch entschloss man sich nach diesem Schicksalsschlag weiterzumachen und ist derzeit sogar mitten im Songwriting–Prozess für neues Material. Heute steht jedoch mehr die Historie auf dem Programm, wobei die Setlist letztlich doch ein paar Überraschungen birgt. Aber alles zu seiner Zeit. Für diese einmalige Show haben sich die schwedischen Street Metal-Helden zunächst mit der ULU einen bemerkenswerten Veranstaltungsort ausgesucht. Dabei handelt es sich nämlich prinzipiell um eine Halle im Gebäude der Studentenverbindung der London University. Das merkt man u.a. daran, dass man z.B. auf dem Weg zum Backstage-Bereich an einer Schwimmhalle vorbeikommt, in der kurz vor dem Konzert noch Studenten trainieren – auch mal was anderes. Die 500 Personen fassende Halle ist heute jedenfalls ausverkauft und man kann dem Publikum schon deutlich ansehen, woher der Wind an diesem Märzabend weht. Toupierte Haare und Tierfelloptik-lastige Kleidung dominieren das Gesamtbild der Fans, wobei von „In den 80ern war ich noch ein feuchter Gedanke meiner Eltern“ über „Ich war schon damals live dabei“ bis zu „Bon Scott hab’ ich noch live gesehen“ alles vertreten ist. Das Merchandise ist bedingt durch den günstigen Wechselkurs zum Pfund für Nichtbriten heute Abend ziemlich günstig, obwohl der Verkauf offenbar allgemein ausgezeichnet läuft. Insbesondere HARDCORE SUPERSTAR können ihr breites Merchandise-Angebot – im Vergleich zur letzten Tour um ein paar aktuelle Shirts erweitert – problemlos unters Volk bringen. Dabei ist es auch eine nette Geste, dass der Käufer zu seinen neu erworbenen Devotionalien kostenlos eine mit dem Bandlogo bedruckte Stofftasche erhält – andere Bands würden hierfür zusätzlich zur Kasse bitten. Mit leichter Verspätung, die sich durch den ganzen Abend ziehen wird, legen sodann HEAVEN’S BASEMENT los. Die fleißig tourenden Briten, die in Deutschland Ende Februar bereits als Support der THUNDER-Abschiedstour unterwegs waren, sind musikalisch im weiten Bereich des Hard Rocks zuhause. Unter dem alten Namen ROADSTAR haben sie bereits zwei Alben veröffentlicht und sind dementsprechend auch keine Amateure mehr. Und ihren Job als erste Vorband machen sie deshalb ziemlich gut. Eine knappe halbe Stunde lang stimmen sie das Publikum mit Energie und Spaß an der Sache auf den restlichen Abend ein. Die Songs klingen trotz der Wurzeln bei Größen des Genres dennoch frisch und genießen Eigenständigkeit. Wenn die fünf Jungs das so auch im Studio verarbeiten können (bislang gibt es unter dem neuen Namen nur eine EP), kann man durchaus noch von Ihnen hören. TIGERTAILZ betreten nach einer gut zwanzigminütigen Umbaupause die Bühne und legen direkt mit dem Opener 'Sick Sex' vom "Bezerk"-Album ordentlich los. Die Band hat sichtlich Spaß, endlich wieder in London zu spielen, nachdem es ja im Dezember als Support von VINCE NEIL aufgrund der Absage der Europa-Tour durch den MÖTLEY CRÜE-Frontmann leider doch nicht der Fall war. Das Publikum ist ebenso angetan wie die Band und zeigt sich dankbar für alle Songs, die dargeboten werden. Der viel zu früh verstorbene Pepsi Tate wird wie heutzutage üblich von Glenn „Nailz“ Quinn vertreten. Der muskulöse Mann am Bass kann sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit Pepsi für sich verbuchen und liefert eine absolut solide Show ab. Dabei merkt man deutlich, dass er schon früher eingesprungen war, wenn in der Vergangenheit Not am Mann war und mittlerweile immer bei Live-Gigs der Band spielt. Insbesondere Sänger Kim Hooker freut sich natürlich über die Publikumsreaktion, während der visuell gerade stark an Nikki Sixx erinnernde Gitarrist Jay Pepper auch bühnentechnisch in die Richtung des MÖTLEY CRÜE-Chefs tendiert. Drummer Matt Blakout untermauert die energiegeladene Performance mit einem soliden Fundament und hat seinem Dauergrinsen nach zu urteilen auch sichtlich Spaß an diesem Auftritt. Erfreulicherweise wird auch die Phase Mitte der 90er um das doppelt aufgenommene (und aus verschiedenen Gründen nicht mit dem verdienten Erfolg gesegnete) "Wazbones"-Album von der Band nicht ignoriert und der Titeltrack 'Wazbones' gespielt – der sich live im übrigen hervorragend ins Gesamtwerk einfügt. Mit 'Brain The Sucker' und 'Long Live The New Flesh' gibt es auch zwei Songs der letzten Platte "Thrill Pistol" zu hören, die live ebenso zu gefallen wissen. Ein TIGERTAILZ-Gig wäre natürlich nicht vollständig ohne den wohl größten Hit der Bandgeschichte – 'Love Bomb Baby' wird auch dementsprechend begeistert abgefeiert. Leider lässt die strikte Curfew in der ULU in Verbindung mit der sowieso schon bestehenden Verspätung nach einer guten halben Stunde nicht noch mehr Songs zu, aber der Auftritt der Waliser spricht für sich – die Entscheidung der Band, weiterzumachen, war absolut richtig. Man darf auf die neuen Songs gespannt sein, die die auf den letzten beiden Alben eingeschlagene Richtung fortführen und in nicht allzu ferner Zukunft das Licht der Welt erblicken sollen. Nachdem die Umbauarbeiten beendet sind verheißt das erlösend erlöschende Licht gegen 21:30 Uhr endlich den Auftritt des Headliners. Live können HARDCORE SUPERSTAR allgemein herzlich wenig falsch machen, aber mit dem bandeigenen Selbstbewusstsein legen sie gleich mal mit einem neuen Song als Opener los. 'Beg For It', der Titelsong und die erste Single der für Juni anvisierten neuen Platte rockt ordentlich und reiht sich völlig nahtlos im Querschnitt des von der Band als Street Metal betitelten Stils von "Hardcore Superstar" und "Dreamin’ In A Casket" ein. Die im Lauf des Sets gespielten beiden weiteren neuen Songs überzeugen ebenso mühelos und bestechen durch die bandeigene Kombination aus eingängiger Melodizität, Härte und Energie. Womit wir beim Stichwort wären: die gesamte Performance der Schweden strotz wieder einmal vor Energie – die ergibt sich sowohl aus der Musik selbst als auch aus der Live-Darbietung. Schon zu Beginn fällt auf, dass Gitarrist Vic Zino sich auf der Bühne deutlich agiler als sein Vorgänger Silver bewegt. Der ehemals bei CRAZY LIXX spielende Gitarrist ist nach dem Großteil der letzten Tour, den er bereits als offizielles Mitglied absolvierte, mit seinen Kollegen von HARDCORE SUPERSTAR entsprechend gut eingespielt und verleiht den Songs live nochmals einen Tick mehr Schwung. Bassist Martin Sandvick verbreitet am rechten Bühnenrand zwar mehr Ruhe als sein Saitenkollege, freut sich aber deswegen nicht minder über die gute Reaktion des Publikums. Das präzise Schlagzeugspiel von Drummer Adde tut sodann sein übriges zum musikalischen Hintergrund eines gelungenen Auftritts. Der Mann des Abends ist trotz allem jedoch wieder einmal der unermüdliche Frontmann. Sänger Jocke Berg ist wie immer die Energie in Person – der Frontmann macht wieder einmal einen exzellenten Job und steht bis auf die Pausen zwischen den Songs kaum einmal still. Auch live beherrscht er seinen eher kraftraubenden Gesangsstil bestens und dominiert das Gesamtbild eines HARDCORE SUPERSTAR-Gigs deutlich. Insbesondere die weiblichen Fans kleben natürlich - zumindest aus der Distanz - an seinen Lippen. Heute hat er angesichts des Veranstaltungsortes einen besonderen Narren an den allseits bekannten Sangespielchen eines gewissen Bruce Dickinson gefressen – permanent fordert er das Publikum zu mehr Lautstärke auf („Ist ja schließlich keine Bibliothek hier!“) und fordert deshalb „Screeeeeeeaaaam For Me, London!“. Das Publikum kommt der Aufforderung gerne nach und geht entsprechend gut mit. Die Setlist ist ganz klar dominiert von den letzten beiden Alben – einzig 'Liberation', einer der ersten Erfolge der Band vom außerhalb Schwedens als Erstling veröffentlichten "Bad Sneakers And A Pina Colada"-Album, findet seinen Weg zwischen die neueren Songs und wird dabei auch deutlich rockiger als die Albumversion gespielt. Das dürfte teils ebenso Vic zuzuschreiben sein, dessen Gitarrenspiel dies deutlich mehr entspricht als die wesentlich akustischere Albumversion. Der Zugabenblock bietet nach nahezu allen Krachern der beiden letzten Erfolgsalben dann nochmals Vollgas mit dem absoluten Überhit 'We Don’t Celebrate Sundays' (wobei das Publikum fast mehr singt als Jocke) und 'Kick On The Upperclass'. Zum Schluß beweist der Frontmann sogar Drummingqualitäten, als er sich persönlich hinter Addes Schlagzeug begibt und selbst loslegt – ob dass dann jedoch der Grund ist, warum dieser sich zum Abschluss in selbiges hineinwirft, darf allerdings bezweifelt werden. Insgesamt ein toller Auftritt einer fantastischen Band, die trotz des angenehm intimen Clubsettings entsprechend größere Konzerthallen zweifelsohne verdient hat. Die gute Performance des neuen Gitarristen Vic Zino sowie die überzeugenden neuen Songs machen neugierig auf das kommende Album. Wenn sich alles so im Studio zusammenfügt wie heute live, ist dort nach den beiden superben Vorgängern eine weitere Glanzleistung möglich (wobei man natürlich drei richtig starke Alben in Folge erst mal hinbekommen muss). Aber die Band heißt ja nicht umsonst HARDCORE SUPERSTAR und ist schon immer für eine Überraschung gut gewesen... |
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