Interview mit Sebastian von Pantaleon

Ein Interview von Cornholio vom 08.07.2017 (17588 mal gelesen)
Die deutschen Newcomer PANTALEON haben kürzlich mit "Virus" ein starkes Prog-Album veröffentlicht. Das Debüt der Band ist Grund genug für uns, Bandboss Sebastion Heuckmann mal zu Gespräch zu bitten.

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Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zu eurem Debütalbum "Virus"! Die Scheibe wurde ja eigentlich überall gut bis sehr gut aufgenommen. Habt ihr mit diesem Erfolg gerechnet?

Sebastian : Vielen Dank! Ja, das Feedback fällt bislang durchweg positiv aus. Wir sind von "Virus" natürlich auch selber überzeugt, ansonsten hätten wir sie nicht so herausgebracht, wie sie ist. Dennoch ist es toll zu spüren, dass wir mit der Meinung nicht alleine sind und es so vielen Leuten gefällt.

Warum hat es sieben Jahre gedauert, bis ihr nach der EP "Inner Impact" neues Material veröffentlicht habt? Gab es interne Probleme, oder habt ihr erst mal Ausschau nach einem Label gehalten, bevor ihr "Virus" dann doch in Eigenregie produziert habt?

Sebastian : Tatsächlich haben die Arbeiten für "Virus" schon recht früh nach der "Inner Impact" begonnen, allerdings hat es einige Zeit gedauert, das Album neben Studium und Beruf aufzunehmen. Irgendwann hat sich dann einfach der Wurm eingeschlichen und es ging kaum noch etwas zusammen, bis wir uns entschieden haben nochmal alle Kräfte zu mobilisieren und das Album endlich fertig zu stellen. Dann haben wir SAOL ("Service for Artist Owned Labels", eine Art Dienstleistungs-Agentur, ins Leben gerufen vom Label CMM - Cornholio) kennengelernt und sahen endlich die Möglichkeit einer Veröffentlichung.

Dann steigen wir mal direkt ein. Schon der Opener und Titeltrack 'Virus' ist eher sperrig, außerdem über zehn Minuten lang. Habt ihr euch bewusst dafür entschieden, den Song an den Anfang der CD zu stellen? Wenn ja, warum genau? Oder war das eher Zufall?

Sebastian : Ich weiß nicht, ob sperrig der richtige Begriff ist. 'Virus' hat natürlich viele Elemente und ist damit für den Hörer anspruchsvoll, hat aber einen vollständigen Spannungsbogen und stellt den Zuhörer darauf ein, was ihn erwartet. Wir wollten aber auch zu Beginn unseres Debüts direkt eine Ansage machen, was wir dem Zuhörer anbieten können. Außerdem ergibt sich so ein konzeptioneller Bogen. 'Virus', 'Slaves To Ourselves' und 'Recovery' sind thematisch und musikalisch drei zusammenhängende Teile, die dadurch Anfang, Mitte und Ende des Albums darstellen.

Auf der Scheibe seid ihr ja recht vielfältig unterwegs. Prog ist allgegenwärtig, aber mit 'The Condemned' gibt es auch thrashige Momente, einen Song wie 'March Of The Titans' hingegen könnte man auch bei FREEDOM CALL z.B. finden. Habt ihr vier so verschiedene Geschmäcker, oder hat sich das einfach so während dem Songwriting entwickelt? imgright

Sebastian : Prog Metal ist für uns im Grunde mehr eine Spielart als ein Genre und ich finde, dass es im Metal einfach zu viele fantastische Stile gibt, um sich starr in eine Richtung zu begeben. Wir wollen uns in dieser Bandbreite auch aufstellen und zeigen, dass Prog nicht nur bedeuten muss, komplexe Taktarten und schwierige Soli zu haben, sondern dass auch die Aufweichung der klaren Grenzen zwischen z.B. Thrash- und Power-Metal Prog sein kann.

Passend dazu die nächste Frage, welche Einflüsse habt ihr, also welche Musik hört ihr "privat"? Gibt es einen (oder mehrere) gemeinsame(n) Nenner? Oder wird jeder von anderen Stilen und Bands beeinflusst?

Sebastian : Also, in den großen Namen des Progs wie DREAM THEATER, SYMPHONY X und TOOL finden wir uns alle wieder, jeder hat dann aber natürlich noch seine persönlichen Vorlieben. Es gibt aber wenig Ungleichheiten, wo wir komplett verschiedener Meinung sind.

Besonders fasziniert hat mich 'Winter's Sun', nicht nur musikalisch, sondern auch textlich. Welche Story, bzw. welche Idee befindet sich hinter den Lyrics?

Sebastian : Der Song war tatsächlich einer der ersten, die ich je für PANTALEON geschrieben hatte und war auch schon auf unserem allerersten Demo zu hören. In den Grundzügen kam die Idee von einem Film, in dem es um ein Geschwisterpaar geht, dass eine inzestuöse Beziehung eingeht und von den eigenen Eltern verdammt und gejagt wird.

War es Absicht, das Album mit dem Cover, dem Intro und auch mit dem abschließenden "Recovery" insgesamt recht düster erscheinen zu lassen? Oder hat sich das so ergeben?

Sebastian : Das Thema des Albums ist ja eine postapokalyptische Welt, wie sie "Recovery" beschreibt und die Rückeroberung des Planeten durch die Natur. Für die Menschheit ist das durchaus ein düsteres Bild, was Musik und Artwork auch so wiedergeben.

Wie habt ihr euch gefunden, seid ihr schon längere Zeit befreundet? Oder habt ihr Erfahrungen in anderen Bands gesammelt? Euren Drummer Kevin Kott kennt man von MASTERPLAN und AT VANCE, der frühere Sänger Patrick Sühl war u.a. bei GUN BARREL. Hat sich die "Beziehung" durch das Musik-Business entwickelt, oder habt ihr einen anderen Background?

Sebastian : Kevin, Patrick und ich kennen uns schon seit Coverbandzeiten, Xaver haben wir über eine Anzeige an Bord geholt. Alle anderen musikalischen Engagements der einzelnen Mitglieder haben sich erst im Verlauf der Zeit gesammelt und sind auch durchaus durch gegenseitige Unterstützung entstanden. imgleft

Warum habt ihr euch von Sänger Patrick Sühl getrennt, und wie seid ihr zu eurem neuen Sänger Till Sauer gekommen?

Sebastian : Die Entscheidung hat Patrick selbst gefällt, als er merkte, dass er durch seine anderen Projekte nicht mehr die nötige Zeit und Energie für uns aufbringen konnte. Es hätte wohl irgendwie hingehauen, aber er wollte dann lieber den Weg für jemanden frei machen, der der Band seine volle Aufmerksamkeit widmen konnte. Diesen Jemand haben wir dann in Till gefunden, den wir noch von gemeinsamen Gigs mit anderen Bands kannten.

Auf eurer Homepage habe ich gesehen, dass bei euch nur zwei Konzerte anstehen. Immerhin das Metal Days Festival in Slowenien und mehr oder weniger vor der Haustür ein Gig in Siegburg Ende Oktober. Habt ihr keine geeigneten Angebote für eine Tour gehabt? Könnt ihr das nicht mit euren Jobs vereinbaren? Oder seht ihr euch vielleicht auch nur primär als Studio-Band? Oder plant ihr, noch auf Tour zu gehen?

Sebastian : Der für uns doch überraschend nötig gewordene Sängerwechsel hat es uns zunächst schwer gemacht, vernünftig planen zu können. Wir sind aber momentan dabei, zu schauen was geht, für dieses Jahr sind die meisten Termine jedoch schon belegt. Aber natürlich machen wir Musik, um sie den Leuten live präsentieren zu können. So sehr wir es auch mögen, neue Songs aufzunehmen und an den Details zu feilen, ist es die Bühne, die uns vor allem reizt.

Beschäftigt ihr euch eigentlich im Detail mit Feedback der Fans? Also freut ihr euch "nur", wenn ihr sehr, dass das Album gut ankommt, oder nehmt ihr euch auch die Zeit, Fanpost zu beantworten (die vermutlich überwiegend in digitaler Form anfällt)?

Sebastian : Natürlich freuen wir uns über jeden, der uns neu für sich entdeckt und uns das auch mitteilen will. Da ist es nur selbstverständlich, dass wir darauf persönlich eingehen und alle Nachrichten so schnell und ausführlich wie möglich beantworten.

Vielen Dank für das Interview!

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