Voice - Holy Or Damned

Review von derkleinekolibri vom 14.08.2024 (14594 mal gelesen)
Voice - Holy Or Damned Zu Zeiten, als sich die Trennung zweier deutscher Staaten so langsam ihrem Ende näherte, formierte sich auf der östlichen Seite im sächsischen Vogtlandkreis eine kleine Truppe junger, musikbegeisterter Männer, die sich den Namen VOICE gab. Doch es sollten noch Jahre ins Land gehen, bevor im nach der Wende neu gegründeten Freistaat Sachsen das Debütalbum "Prediction" veröffentlicht wurde. Bereits damals (1996) eine tolle Mischung aus Heavy Metal und Power Metal, gelangte genau deswegen das Album auch in meinen Besitz. Dummerweise verlor ich VOICE dann ein wenig aus den Augen. Es sollte viele Jahre nach dem Album "Soulhunter" (2003) dauern, bis die Sachsen wieder zueinander fanden. Offiziell getrennt waren sie jedenfalls nie. Wie Phönix aus der Asche präsentierte die Band 2017 ihr Comeback-Album "The Storm" und war fortan wieder in aller (metallischen) Munde. Im Juli 2024 legen VOICE nach und offerieren eine CD mit 11 Titeln und einer Spieldauer von fast 65 (!) Minuten. Nur zwei Songs sind ein paar Sekunden kürzer als fünf Minuten. Jedes Stück generiert, durch die längere Spielzeit ermöglicht, eine vollkommen eigene Atmosphäre, auch wenn durch die Bank weg "nur" Heavy Metal gespielt wird.

Den Mannen um Sänger Oliver Glas ist es gelungen, durchgängig den Spannungsbogen hochzuhalten, sodass man unablässig gebannt lauscht, was denn als nächstes die Ohren umschmeicheln wird. Das Konzept des Albums wirkt durchdacht. Das Auf und Ab des realen Lebens wird in den Texten behandelt. Mit eingängigen Hooklines beschreiben - neben Sänger Oliver Glas - Rainer Wild (Gitarre), Sören Glas (Bass), Sven Leonhardt (Schlagzeug) und Thommy Neuhierl (Gitarre, Keyboard) musikalisch die Gefühlswelt zwischen Liebe und Hass, die sich in einer Sekunde komplett ändern kann. Unbedingt erwähnen muss man die Gastmusiker Ragnar Zolberg (Gitarre) (SIGN, ex-PAIN OF SALVATION) und Hans-Jürgen Reznicek (Bass) (SILLY). Ein famoses Gitarrensolo legt der Erstgenannte bei 'Dream On' hin. Dem längsten Stück, 'Tears In The Dust', spendiert der Zweitgenannte das mitreißende Vibrieren seiner vier Saiten am Bass. In diesem Song wird die Vielfältigkeit der Sachsen besonders deutlich: Einem gefühlvollen, atmosphärischen Start mit unter die Haut gehendem Gesang folgt nach etwas mehr als der Hälfte der Laufzeit ein nicht vorhersehbarer Wandel hin zur gesunden Härte, die wiederum in das mit einem Seufzer abschließende Ende überleitet. Der Rausschmeißer, 'Petrified Dreams', ohne Gastmusiker eingespielt, mausert sich zu einem der besten Titel des Albums "Holy Or Damned" überhaupt - in kurzen Worten erklärt: langsam, aber hart. Um Gespräche wahrnehmungsgestörter Menschen untereinander geht es in meinem Geheimfavoriten 'Schizo Dialogues'. Erklären, warum das so ist, kann ich nicht. Ihr müsst es selbst erleben.

VOICE bleiben nicht nur ihrer einmal eingeschlagenen Musikrichtung treu, sondern auch dem jedes Mal aufs Neue herausragenden Coverartwork, das auch diesem sechsten Album ein optisch sehr ansprechendes Äußeres gibt. Erhältlich ist "Holy Or Damned" als CD mit einer Laufzeit von 64 Minuten und 53 Sekunden, als limitiertes Vinyl mit einer Länge von exakt 48 Minuten und natürlich digital. Meine Musiksammlung lechzt förmlich sowohl nach dem Vinyl als auch nach dem Silberling.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
CD:

01. Nevermore
02. The Silence Of Prescience
03. In This World
04. Dream On
05. Schizo Dialogues
06. Tears In The Dust
07. Chatroom Whispering
08. Privateer (Bonus Track)
09. Let's Go Ahead (Bonus Track)
10. Only Grey Remain (Bonus Track)
11. Petrified Dreams

LP:

01. Nevermore
02. The Silence Of Prescience
03. In This World
04. Tears In The Dust
05. Schizo Dialogues
06. Dream On
07. Chatroom Whispering
08. Petrified Dreams
Band Website:
Medium: CD, LP, Digital
Spieldauer: 64:53 / 48 Minuten
VÖ: 12.07.2024

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