Livebericht Axxis (mit Vice ) |
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Ein Livebericht von Rockmaster aus München (Backstage) - 15.09.2019 (27271 mal gelesen) |
Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit darf ich mich mit AXXIS live beschäftigen. Na, da wird es ja so viel nicht soviel Neues zu sagen geben, oder? Dieses Mal haben sie aber als Vorgruppe die Münchner FormationVICEengagiert. Ohne groß darüber nachzudenken - der Bandname sagt mir zunächst mal gar nichts, und die Logos auf den T-Shirts am Merch-Stand lassen auf eine jugendliche Band schließen - erwarte ich einfach mal eine Newcomertruppe. Na ja, die Kameraden, die dann während des kurzen Intros die Bühne betreten, sehen eher aus, als hätten sie ihre Lebensjahre dreizehn bis sechzehn schon vierzig Jahre lang ausgelebt. Kurzum: Berufsjugendliche. Auch in der Musikbranche sind sie nicht neu, routiniert, aber mit Spiellaune hauen sie harmlose, aber schön krachende Gitarrenriffs raus. Komplizierte Melodien oder Rhythmen, lässt schon das Joan Jett-Cover 'Hate Myself For Loving You' erahnen, wird es hier und heute keine geben. Auch wenn es inhaltlich mal etwas sleazy wird, merkt man, die Jungs sind vor allem auf der Bühne, um Spaß zu haben. Sänger Mario "Mitch" Michel (die Ähnlichkeit zu Mitch Mitchell könnte beabsichtigt sein - obwohl der der kongeniale Drummer von Jimi Hendrix war) bringt es auf den Punkt: "Wir sind eine Partyband!" Bei aller Leichtigkeit und Happy Metal, Laune kommt auf, und auf Titeln wie 'Dirty Mind' grooven Gitarrist Chris "Yps" Limburg und Bassist Sebi Weininger ganz ordentlich. Neu in der Formation ist Andy Eugster am Schlagzeug. Chris und Mario spielen sich bei den Ansagen Wortwitze und Flachwitze zu, unterhaltsam ist's allemal. Daran, dass in einer Woche in München die Wiesn startet, erinnern die Jungs mit Publikumsinteraktionen à la "Sauft ihr Säcke!" - "Sauf du Sack!" Der Schweizer Mario lobt das tolle Münchner Publikum, was natürlich gut ankommt, und dann kommt die Wahrheit ans Licht. "Wer kennt Vice noch von früher", fragt er das Publikum. Okay, da habe ich sicher etwas verpasst oder vergessen. Gott sei Dank, ich bin nicht der einzige, denn Mario zählt etwa drei Meldungen aus dem Publikum. In der Tat, die Jungs haben zwar "nur" vier Alben am Start (und touren gerade mit dem aktuellen Silberling "Three Fingers Up"), aber zwei davon stammen noch aus den 80er-Jahren. Das erklärt einiges. Mit dem Titel 'Made For Pleasure' vom gleichnamigen Album von 1988 holen die Jungs ein wenig Erinnerung zurück. Das Bayerische Fernsehen ist heute Abend auf der Bühne und nimmt die Show von VICE auf (am 19.9. waren die Jungs auch zu Gast im Studio in der Abendschau). Einen Link auf den kompletten Auftritt habe ich leider nicht gefunden. Nach etwa vierzig Minuten ist Schluss für VICE, für den heutigen Abend war das ein spaßiger Einstieg. Nur eins denke ich mir so im Nachhinein: Es wäre echt der Hit gewesen, wenn die Jungs nochmal die Blondinen vom 1988er-Albumcover angerufen und auf die Bühne geholt hätten ... AXXISlassen eine überschaubare halbe Stunde auf sich warten, und dann geht es los mit der mal wieder etwas speziellen Show der etwas speziellen deutschen Band. Was soll ich sagen, ich könnte jetzt hier meine Review der "Bang Your Head With Axxis"-Blu-ray wiederholen, und das Wichtigste wäre gesagt. Und dennoch müssen ein paar Zeilen extra sein. Mit dem Rock 'n' Roll-Kracher 'Rolling Like Thunder' geht es los, und sofort ist Stimmung in der Bude, die "Backstage Halle" tobt. Verglichen mit der gerade veröffentlichen Blu-ray merkt man: Kameras, Regie und Schnitt können die Live-Power nur bedingt auf das Fernsehformat und die heimischen Boxen einfangen. Hier auf der Bühne funktioniert das Konzept der Band einwandfrei und man kann sich der Ausstrahlung der Band nicht entziehen, egal, wie schräg auch dann und wann der Stil sein mag. Bereits nach dem zweiten Titel kommt eine lange Ansage, während der Sänger Bernhard über die lange Zeit seit dem Anfang der Band, über Vinyl und Tape, MTV und all die anderen alten Medien referiert, und während der er sein späteres "Opfer" Noah in der ersten Reihe ausmacht. "I bin jetzt zehn", antwortet der Bub auf die Frage nach seinem Alter. Immerhin, er musste nicht wegen seiner Eltern mitkommen, "I wollte gern", bekundet er. Der Altersdurchschnitt des Publikums wird schnell geklärt - es sind auch zahllose unter 50jährige dabei - und Bernhard betont, dass niemand so viel von Heavy Metal versteht wie er. Seine doppelte Qualifikation als Heavy Metal-Sänger und als ehemaliger Malocher in einer Gießerei spricht für sich. Auch der Rest der Band ist grandios in Spiellaune. Rob Schomaker am Bass, Dirk Brand am Schlagzeug, Harry Oellers an den Keyboards und Neuzugang Matthias Degener an der Gitarre liefern eine super Show. Matthias wirkt zwar zunächst etwas unauffällig, was seine Bühnenpräsenz anbelangt, aber er spielt die ganzen alten Titel locker flockig, als hätte er sie damals mitkomponiert. Und je länger die Show voranschreitet, um so mehr verstärkt sich der Eindruck, dass insbesondere Bernhard und Matthias klasse miteinander harmonieren. Natürlich darf Dirks Drum-Solo nicht fehlen. Immerhin "versteckt" er sich hinter einem gigantischen Drumkit bei dem die oberen Becken in gefühlt zwei Metern Höhe aufgehängt sind. Vielleicht gibt es schnellere und variablere Solo-Drummer, aber Dirk macht - wie die gesamte Band - eben auch sein eigenes Ding, und showtechnisch funktioniert das. Der Höhepunkt ist auch dieses Mal das Spielen mit leuchtenden Drumsticks im Dunkeln. Bernhard ist auch weiter in Erzähllaune, die Geschichten zu den Themen Groupies ("Wir riechen so streng") und Bio-Dauerwellen sind teils zum wegschmeißen komisch. Nach 'Ships Are Sailing' kommt dann schließlich der unvermeidliche interaktive Teil: Bernhard holt Noah aus dem Berchtesgadener Land auf die Bühne. Und der erweist sich als showtechnischer Volltreffer. Nachdem er das Mikrofon in der Hand hat, kommt erst mal ein verlegenes "ehhhh", aber nachdem das Publikum das erste, laute "Hey" beantwortet hat, mag der Bub gar nicht mehr aufhören. Und schließlich stellt sich heraus: Er kann Schlagzeug spielen. Dirk macht ihm Platz, und los geht's. Noah drummt eine ganze Weile eifrig vor sich hin, die Band steigt ein und improvisiert dazu, und kommt immer mehr ins Staunen, was der Bub da hinten so alles hinbekommt. Wirklich klasse. Daumen hoch. Bernhard will ihn gleich engagieren, aber auf die Frage nach der erwarteten Gage antwortet Noah nur: "Viel". "Viel können wir nicht zahlen, schade", antwortet Bernhard. Da ist Dirks Arbeitsplatz wohl gerade noch einmal gerettet. Bei 'Touch The Rainbow' darf Noah dann noch mit dem Schellenring mitmachen und legt dazu noch eine 1a-Performance auf die Bühne. Im typischen AXXIS Stil geht's noch weiter, inklusive der "Nanana"-s auf 'Little Look Back', und dann geht die Band erst einmal von der Bühne. Lange lassen sie sich nicht bitten, denn das Publikum will mehr. Mit 'Fire And Ice' wird der Wunsch erhört, und nach den weiteren Klassikern 'Living In A World' und 'Kingdom Of The Night' ist nach etwa 110 Minuten doch Schluss. Mehr Fotos in der GalerieSetlistsVICEHate Myself For Loving You (Joan Jett-Cover) Turn It Up Hot Summer Night Dirty Mind License To Rock Open Eyes 3 Fingers Up Shitty Shituation Made For Pleasure Fuck You AXXISRolling Like Thunder A Little War Brother Moon Love Is Like An Ocean Stay Don't Leave Me C'est La Vie Save Me Drum Solo Trash In Tibet Ships Are Sailing Touch The Rainbow Face To Face Young Souls Kings Made Of Steel Little Look Back Fire And Ice Living In A World Kingdom Of The Night |
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