Helstar - 30 Years of Hel | |
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Review von Warlord vom 09.09.2012 (10024 mal gelesen) | |
Live-Alben sind für mich schon immer eine zweischneidige Sache gewesen. Einerseits gibt es in der Rock-Geschichte einige Bands, die ich mir sogar fast auschließlich "live" anhöre und dann regelmäßig Gänsehaut bekomme, wie z. B. DEEP PURPLE, RAINBOW oder die ALLMAN BROTHERS BAND. Im Heavy Metal muss ich schon länger überlegen, es gibt zwar berühmte Scheiben wie PRIESTs "Unleashed In The East" oder MAIDENs "Live After Death", aber wie hat Alex Skolnick doch kürzlich in einem ROCK HARD-Interview bemerkt: "Die größte Lüge im Rock 'n' Roll ist das Live-Album!" Soll heißen: "Live" sind dort meist nur ein paar Basis-Tracks, der Rest wird (speziell im Fall von PRIEST) im Studio weitestgehend neu eingespielt. Danach hört sich auch HELSTARs neue Veröffentlichung "30 Years Of Hel" in weiten Teilen an. Man hört kurz das Publikum, dann ist alles klinisch sauber und die "Greatest Hits"-Sammlung darf sich entfalten. Macht ja nix, kann ja, wie in den genannten Beispielsfällen, auch sehr gut funktionieren. Wenn man Hits hat! Und da sieht es bei HELSTAR, trotz eines gewissen Kult-Standings insbesondere aufgrund der Alben "Remnants Of War", "Distant Thunder" und "Nosferatu", allesamt aus der zweiten Hälfte der 80er Jahre, doch etwas bescheiden aus. James Rivera nervt in seiner Hausband zwar nicht so mit Rob Halford-Imitationen wie auf den kürzlich erschienenen MALICE-Neueinspielungen, besonders viel anfangen kann ich mit seiner gleichförmigen, bestenfalls mal durch ein paar (für die damalige Zeit typischen) hohen Schreie variierten, Stimme nicht. Das präsentierte Material ist repräsentativ aus der gesamten Bandkarriere gewählt, von den genannten Alben gibt es jeweils drei Songs, ebenso vom Debüt "Burning Star" und vom 2008er Album "The King Of Hell". Die jüngste Veröffentlichung "Glory Of Chaos" wird gar mit 4 Songs bedacht, während das einzige Album aus den 90ern "Multiples In Black" mit nur einem Auszug etwas unterschlagen wird. Ich muss sagen: Hört man sich durch die ersten paar Titel, die alle von verschiedenen Alben stammen, fallen einem kaum stilistische Unterschiede auf. "US-Metal", manchmal auch "Power-Metal", nannte man das damals, weil zwar mehr Härte als bei den klassischen Bands vorhanden ist, die Geschwindigkeit des Thrash Metal aber fehlte. Für mich auch die Energie und der Schwung. Ich kannte damals das Debüt und "Remants Of War". Beide hab ich nicht oft gehört, weil ich wirklich im Ohr hängen bleibende Passagen kaum ausmachen konnte. Da gibt es natürlich immer wieder Gitarrenpassagen, die aufhorchen lassen, insbesondere die sporadisch auftauchenden Twin-Leads, aber das andauernde Midtempo finde ich extrem ermüdend. Das ist alles ordentlich gespielt, aber theatralische Düsterkeit, abgehackte Tempowechsel und hohe Schreie machen für mich noch keine guten Metal. Da sticht ein ganz alter Song wie 'Burning Star' durch seine an klassische Heavy-Metal-Größen wie PRIEST oder MAIDEN angelehnte Schlichtheit noch hervor. Man freut sich, wenn bei 'A Plague Called Man' (als siebtem Song!) die erste Uptempo-Passage auftaucht, mehr gibt aber auch dieser Song nicht her. Zudem ist der Sound insgesamt etwas matschig, die Doublebass-Drums klingen sehr verwaschen, der Bass ist, wie fast immer, kaum auszumachen. Dieser Song wäre noch nicht einmal im Jahr 1990 besonders originell gewesen, tatsächlich stammt er von 2008. Nun gut, versuche ich mich an Songs, die damals am lautesten gepriesen wurden. 'Winds Of War' zum Beispiel, eine Halbballade vom Drittwerk "A Distant Thunder", beginnt mit "Oh Oh Oh"-Publikums-Mitsingspielchen und zeigt, wie daneben und unsicher Riveras (angeblich ach so tolle) Stimme des öfteren ist. Die Twin-Gitarren sind natürlich schön, aber es gilt das gleiche wie oben: live ist was anderes! Das Stück folgt ausgetretenen IRON MAIDEN-Pfaden und passt so gar nicht zum sonst so harten Programm. 'Angel Of Death' vom "legendären" "Remnants Of War" bietet Standard-Riffs und Metal-Schweinsgallop. Ich weiß nicht, wie viele Titel dieses Namens es gibt, aber dieser ist sicher nicht der spektakulärste, wenn man als Vergleich mal ANGEL WITCH oder SLAYER heranzieht. Letzter Versuch: das "Grande Finale" 'Run With The Pack' vom Debüt "Burning Star". Erwartungsgemäß ein traditioneller Midtempo-Metal-Klopper mit ordentlich Double-Bass und null Abwechslung, aber eben die letzte Gelegenheit für erneute Publikumsbeteiligung und die klassische Ansage, dass das Konzert für ein Live-Album mitgeschnitten wird. Rivera bedankt sich bei den Fans dafür, dass sie "Texas-Metal" auf die Landkarte gebracht hätten. Das Publikum singt dann aber am Ende gar nicht, sondern Rivera übernimmt alles selbst in seiner amateurhaften Art! Der Song dudelt noch viele weitere Minuten vor sich hin, bevor das Spektakel (man möchte sagen: endlich) ein Ende findet. Fazit: Sicher ist es eine schöne Idee, das Jubiläum einer Musikgruppe mit einer Live-Aufnahme zu feiern. Diese sollte dann aber sportlicherweise auch eine solche sein. Hat man nicht so viele Hits zur Verfügung, bietet sich ein knapperer Set an und eine zweite CD könnte dann vielleicht mit ausgesuchten historischen Live-Aufnahmen oder anderen Raritäten gefüllt werden. HELSTAR haben keine dieser Regeln befolgt. Sie haben auch keine Hits und sind insgesamt so verzichtbar wie RUNNING WILD, TRIUMPH oder neuere MANOWAR. Einen Eindruck über das Gesamtwerk der Band gibt dieses Album dennoch und meine Bewertung für die 20 Stücke ist die gleiche wie für den Klang dieses "Dokuments": standesgemäße 6,6(6) Blutstropfen, wegen Riveras verweigerten Mitsingspielchen gibt es noch geringfügige Abzüge in der B-Note. Gesamtwertung: 6.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
CD 1 01. Angels Fall To Hell 02. Towards The Unknown 03. Suicidal Nightmare 04. The King Is Dead 05. Burning Star 06. To Sleep Per Chance To Scream 07. The Plague Called Man 08. Evil Reign 09. Monarch Of Bloodshed 10. Winds Of War CD 2 11. Good Day To Die 12. Wicked Disposition 13. Pandemonium 14. Bitter End 15. Harker’s Tale (Mass Of Death) 16. Angel Of Death 17. Baptized In Blood 18. Alma Negra 19. The King Of Hell 20. Run With The Pack | Band Website: www.helstar.com Medium: CD Spieldauer: 50:26+64:5 Minuten VÖ: 31.08.2012 |
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