Trancemission - Naked Flames

Review von Warlord vom 05.08.2012 (10108 mal gelesen)
Trancemission - Naked Flames TRANCE kenne ich noch aus den 80ern. Zweimal hab' ich die Jungs aus Edenkoben an der Pfälzer Weinstraße damals live erlebt. Eine Zeit lang wurden sie aufgrund ihrer beiden kultigen ersten Platten "Break Out" und "Power Infusion" (nur echt mit "Metaller kriegt Marshall in die Vene"-Cover) als mögliche Nachfolger von ACCEPT oder gar den SCORPIONS gehandelt. Mit letzteren hat der eher zum Hardrock tendierende Sound der bereits 1977 gegründeten Band mehr gemein als mit dem teilweise doch recht harten Heavy Metal von ACCEPT. Charakteristisch war jedenfalls Lothar Antonis Gesang, der mit durchaus eigener Note nur manchmal an Klaus Meine erinnerte. Mit dem dritten Album "Victory" stellte sich aber trotz weiter ansteigender Erfolgskurve der Sieg, in diesem Fall der (internationale) Durchbruch, dann doch nicht ein. Lothar Antoni machte dennoch weiter, mit wechselnden Mitstreitern und später unter dem geringfügig geänderten Namen TRANCEMISSION. Nun gibt es eine neue CD, die sich "Naked Flames" nennt.

Der Opener und Titeltrack (Part 1) ähnelt teilweise einem der besten Songs von TRANCE, nämlich 'Loser' vom 82er Debüt "Break Out". Vorher gibt's aber ein dramatisches Akustik-Intro. Mit einem schleppenden 'Heaven And Hell'-Rhythmus wird die Anfangsmelodie dann weitergeführt. Der Gesang von Lothar Antoni ist hier kaum wiederzuerkennen, teilweise spricht er den Text oder singt mit dramatisch tiefer Stimme. Ein minimalistischer Song, wie der erwähnte Klassiker von BLACK SABBATH. Es gibt keinen Ausbruch zum Schluss, nur ein geschmackvolles Gitarrensolo, das aber dann nach über fünf Minuten ausgeblendet wird. Ein toller Beginn, dem mit 'Thorn Birds' ein flotter Rocker folgt. Hier hört man wieder den leicht heiseren Lothar Antoni, wie man ihn von früher in Erinnerung hat. Bridge und Refrain finde ich sehr gelungen, während mir die Strophe doch ein bisschen zu poppig daherhoppelt. Klassischer Hardrock ist das trotzdem und die Double-Bass beim schönen Refrain knallt auch gut. 'Not Me' groovt locker zu Saitengeschrubbe und hat einen schönen Twin-Guitar-Part. Vielleicht wäre hier Bassist Joe J. Hagel doch besser ein bisschen mehr in den Vordergrund getreten, das hätte der guten Nummer sicher noch ein bisschen mehr Punch gegeben (Hagel ist übrigens zusammen mit Andreas Meyer (Guitar) und Alexander Franken (Drums) Teil der derzeitigen und bereits seit über 10 Jahren bestehenden Besetzung von TRANCEMISSION). 'Sex Me Up' ist wieder groovender Hardrock mit schönem Gitarren-Solo und geilem (auch textlich motiviertem) Antoni-Gesang. Das ist Original-80er Sound und der Oldschool-Fan in mir freut sich. Dann das "geile Remake von 'You', das Lothar Antoni im Duett mit der fantastischen Rockröhre Lalena Katz aufgenommen hat" (Zitat vom Promo-Salessheet TRANCEMISSION). Frau Katz(enberger? haha)) hat wirklich eine ordentliche Stimme und harmoniert prächtig mit Antonis allein hier doch etwas grenzwertig klingendem Kopfstimmengesang. Leider weiß ich trotz Recherche nicht, auf welchem TRANCE(MISSION)-Album 'You' ursprünglich erschien. Schöner Poprock, den man gerne mal im Radio hören würde (Rockland-Radio? Gibt's das noch?).

'House Of Love' ist gleich noch ein (etwas simpler) Poprock-Song, immerhin mit wieder ordentlicher Twin-Gitarren-Arbeit. 'Thanks God I'm A Fool' hat dann aufgrund ordentlichem Bass-Drum-Kick und teilweise humoriger Gitarrenarbeit wieder mehr Druck nach vorne. Antoni kann mit allen Facetten seiner Stimme glänzen und die Nummer macht wirklich Spaß. 'Jenny And The Beast' erinnert mit seinen halbakustischen Akkorden an einen Song, der mir gerade partout nicht einfallen will. Lieber gut kopiert, als schlecht erfunden denke ich mir, und der unheimlich auf deutsch gesprochenen Zwischenteil ist ebenso wie das schräge Gitarrensolo sehr gelungen, Daumen hoch! Leider folgt mit 'Susi'n'Mape' eine etwas klischeehafte Country-Rock-Ballade, "nothing sensational, nothing exceptional", wie Antoni hier an einer Stelle singt. 'Naked Flames (Part 2)' nimmt nach orientalisch anmutender Einleitung den hypnotischen Rhythmus und die Melodie von Teil 1 fast unverändert wieder auf. Als Doppelpack mithin ein schöner 10-Minüter als Höhepunkt für zukünftige Live-Auftritte, aber bitte dann auch 'Loser' spielen!

Fazit: TRANCEMISSION legen mit "Naked Flames" ein gelungenes (Comeback-) Album vor, das (trotz teilweise etwas dünnem Sound) ordentlich rockt und, dem man die teilweise etwas softe Herangehensweise gerne verzeiht. Eine kurzweilige und abwechslungsreiche Platte für alle, die auf 80er-Jahre-Hardrock und -Metal schwören, keinen Deut schlechter als die letzte ACCEPT, wenn auch natürlich mit dieser kaum vergleichbar. Mit den SCORPIONS fange ich hier besser nicht mehr an und verleihe stattdessen TRANCEMISSION eine mehr als ehrenwerte Bronze-Medaille in diesem gerade wieder so aktuellen deutschen Legenden-Trio mit Wurzeln in den Siebzigern.


Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Naked Flames (Pt.1)
02. Thorn Birds
03. Not Me
04. Sex Me Up
05. You
06. House Of Love
07. Thanks God I’m A Fool
08. Jenny And The Beast
09. Susi'n' Mape
10. Naked Flames (Pt. 2)
Band Website: www.trancemission-music.com
Medium: CD
Spieldauer: 43:00 Minuten
VÖ: 20.07.2012

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Danke für die zusätzliche Info!
(08.08.2012 von Warlord)

You erschien auf der 1989 er Trancemission CD Back in Trance!
10/10   (06.08.2012 von MetalMan)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten