Diagonal - The Second Mechanism

Review von Warlord vom 09.11.2012 (8507 mal gelesen)
Diagonal - The Second Mechanism Progressive Rock. Aus England, genauer: dem schönen Seebad Brighton. (Beinahe zur Gänze) Instrumental. Sehr englisch, soll heißen: in der Tradition der Meister dieses Genres. CAMEL kommen einem da in den Sinn, die den Gesang auch eher etwas spärlich behandelten. VAN DER GRAAF GENERATOR wegen des sehr gelungenen Einsatzes eines (auch mal elektronisch verfremdeten) Saxophons.

'These Yellow Sands' geht als Kreuzung der Genannten durch, noch etwas angereichert mit ein bisschen schwermütiger KING CRIMSON-Harmonik. Die Band deswegen "eklektisch" zu nennen, wie das z. B. die "Progarchives" tun, halte ich aber für etwas übertrieben, denn welche zeitgenössische Prog-Band bedient sich nicht aus dem großen Fundus der goldenen 70er? Der Jazz-Anteil hat dann natürlich etwas von (ebenfalls größtenteils instrumental agierenden) "Canterbury"-Bands wie HATFIELD AND THE NORTH oder NATIONAL HEALTH. Hier wird aber nichts nachgeahmt, sondern durchaus kreativ ein eigenes Süppchen gebraut, das zudem sehr dynamisch und abwechslungsreich vor sich hin köchelt. Die Arrangements sind anspruchsvoll aber durchaus "eingängig". Allzu viele Improvisationen gibt es nicht, "Prog"-typisch überwiegen eben die arrangierten Passagen. Kein Gefrickel, sondern ein sich stetig und natürlich entwickelnder Wechsel zwischen ruhigen und (mehr oder weniger) aufgeregten Passagen.

"The Second Mechanism" ist das zweite Album von DIAGONAL nach einer durch Line-Up-Wechsel erzwungenen Pause. Auf dem 2008 veröffentlichten selbstbetitelten Debüt bestand die Band anscheinend aus immerhin sieben Leuten, die aktuellen Bilder zeigen nur noch fünf. Im Vordergrund stehen das genannte Saxophon und sehr agile Gitarren sowie ein energischer Bass, während Keyboards eher als Effekt und Untermalung genutzt werden. Ach ja: Heavy Metal ist natürlich nicht vorhanden, bestenfalls wird der Gitarrensound mal ein wenig angezerrt wie z. B. am Schluss des zehnminütigen 'Mitochondria'. Das anschließende 'Hulks' bietet dann doch noch Lead- und sphärischen Harmonie-Gesang und erinnert auch in seiner Anlage an frühe KING CRIMSON zu 'Lizard'- oder 'In The Wake Of Poseidon'-Zeiten. Ein langer Instrumental-Teil mit vielen Saxophon-Gitarre-Unisono-Linien baut sich nach dem ruhigen Beginn langsam auf, der Sprechgesang setzt dann auf PETER HAMMILL-Art energisch wieder ein, bevor es zum Abschluss ein wildes Gitarrensolo zu dramatischem VAN DER GRAAF GENERATOR-Hintergrund gibt und die Nummer auf ihrem Höhepunkt mit ein paar Effekten ausklingt. Sehr schön, und Gleiches gilt für den gesamten Rest des Albums.

Fazit: Eine (kleine) Überraschung für den Prog-Fan ist "The Second Mechanism" schon, bekommt er doch ein erstaunlich authentisches Klangerlebnis von einer Band geboten, deren Mitglieder kaum über 30 Jahre alt sein dürften. Ihren Prog-Rock kennen sie jedenfalls und setzen den alten Sound sehr gekonnt in Szene, überzeugen aber gleichzeitig mit der eigenen Musikalität. Allen Freunden klassischen Progressive Rocks, deren Toleranz-Grenze nicht 1975 endet, wärmstens ans Herz gelegt und eine Warnung an alle Headbanger: Trotz anders lautender Beteuerung der Plattenfirma "Rise Above", die Label-gerecht in ihrer Information sogar den Namen BLACK SABBATH bemüht, bleibe ich bei meiner Meinung: Hier ist hier kein Metall drin!

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Voyage / Paralysis 6:22
02. These Yellow Sands 8:12
03. Mitochondria 9:57
04. Hulks 10:53
05. Capsizing 9:24

Band Website: www.myspace.com/diagonalband
Medium: CD
Spieldauer: 44:56 Minuten
VÖ: 05.11.2012

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