Summer Breeze 2009

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Take off: 13.08.2009 - Review (24248 mal gelesen)

Summerbreeze 2009

Intro
Bands

Fazit

Stimmen, Interviews

Intro

Ich habe den Mittwoch und die donnerstägliche Anreisewelle dieses Jahr nicht beobachtet. Aber es gab keinerlei Klagen, also gehe ich davon aus, daß es hier endlich eine massive Verbesserung gegeben hat. Ich kann vorrausschicken, daß ich dieses Jahr allgemein hoch zufrieden bin. Obwohl es scheint, daß dieses Jahr deutlich mehr Besucher das Festivalgelände verunstaltet haben, lief alles, was ich beobachten konnte, mehr oder weniger reibungslos ab. Etwas seltsam war, wie sich das 'Sicherheitspersonal' in teilweise hanebüchene Anweisungen verstolperte. Aber wenn man die ignorierte, gab es keinen Ärger, also hab ich als Teilzeitanarchist auch da nix zu meckern. Der Eingangsbereich zum Gelände selbst lag dieses Jahr nahe an der Anfahrtsstrasse und damit besser als bisher. Etwas ärgerlich ist es allerdings, auf dem Wege zu den Hauptbühnen jedesmal an sämtlichen Ständen vorbei gelotst zu werden. Was soll das, macht doch keinen Sinn? Der durchschnittliche Metalfan läßt sich selten zum Kauf 'verführen', er holt was er will dort wo er will und basta. Diese serpentinische Anordnung bringt also de fakto garnix, sowas funktioniert nur bei den typischen Großstadtkonsumhuren. Und davon hab ich keine gesehen. Was ich gesehen habe, war das übliche Festival der Eitelkeiten, aber entweder bin ich zu alt oder einfach alt genug, als daß ich damit noch Probleme hätte. Von meinem Standpunkt aus ist das einfach der 'Lokalkolorit' eines Metal-Festivals. Es waren auch absolut genug Dixies über das Gelände verteilt. Blöd halt nur, wenn die kaum einer findet und alle dahingehen, wo alle hingehen... Aus einer Notsituation heraus auf einem dieser Dixies zu landen hat dann schon was Traumatisierendes. Aber das soll keine Kritik sein!
[Tad]

Größer, voller, heißer. Das Summerbreeze 2009 machte tagsüber an Hitze wett, was ihm letztes Jahr fehlte. Natürlich fiel auch wieder etwas obligatorischer Regen in Dinkelsbühl, aber insgesamt war es ein schon beängstigend gutes Festivalwetter. Beängstigend sind auch die Ausmaße, die die gesamte Produktino mittlerweile erreicht hat. Mit neuen Campgrounds wurde für die (offiziell nicht erhöhte?) Besucherzahl neue Flächen geschaffen, da es letztes Jahr doch arg ungemütlich in der Zeltstadt war. Man darf sich nichts vormachen, das seit Monaten ausverkaufte Festival hat den Sprung in die etablierte Liga geschafft, weswegen ewig gestrige Vergleiche mit der familiären Zeit in Abtsgmünd auch nicht mehr angebracht sind. Zusätzliche Wellenbrecher vor den Bühnen, die bei diesen Besucherzahlen Pflicht sind, sowie lange Laufstrecken oder überfüllte Bereiche kennt man ja zur Genüge von anderen Festivals dieser Größenordnung, und mit seinen ca. 90 Bands spielt das Summerbreeze in der deutschen Open-Air-Szene ganz vorne mit. Fairerweise muss man aber erwähnen, dass das Summerbreeze schon längst nicht mehr als 3-Tages-Festival behandelt werden darf, denn das schon recht volle Programm am Anreisetag hat sich längst zu einem kompletten Festivaltag entwickelt. Und wenn man nicht ohnehin nur zur Party sein Geld auf den Tisch legt, sondern hauptsächlich wegen der Musik aufkreuzt, bewaffnet man sich mit stabilem Schuhwerk und plant anhand der Running Order möglichst minutiös die Konzerte des eigenen Interesses. Und das ist "dank" der vielen Überschneidungen inzwischen schwieriger, als einen 5-tägigen Urlaub in London zusammenzustellen.....
[Opa Steve]

Bands

Powerwolf

Mittwochabend zelebrierten POWERWOLF ihren Auftritt im Partyzelt. Von außen wirkte es, als ob kein Hineinkommen mehr wäre, doch fand sich über den Hintereingang doch noch eine recht große Freifläche innen. Gut gefüllt ging es dann los, die Stimmung war super, einzig die Frage blieb: Was ist mit dem rumänischen Akzent passiert? In dieser Show weniger übertrieben ausgeprägt wurde dieser beinahe vermisst, insgesamt tat dies dem gelungenen Auftritt jedoch keinen Abbruch. Spätestens bei 'Raise Your Fist, Evangelist' tobte die Menge und auch 'In Blood We Trust' kam riesig an. Beeindruckend war auch mal wieder die Bühnenpräsens von Keyboarder Falk Maria Schlegel, der sich zu so manchem Luftgitarrenspiel gemeinsam mit den Gebrüdern Greywolf hinreißen ließ. Ein gelungener Auftritt, alle Besucher sind auf Ewigkeit gesegnet (ob sie nun wollten oder nicht). 9 Blutpunkte.
[Kex]

Deadlock

Das diesjährige Breeze sollte noch zeigen, dass gerade der Anspruch, wirklich singen zu wollen, unglaubliche Qualitätsdifferenzen zwischen Studio und Bühne zu Tage bringt. Nachdem KATRA am frühen Mittag zeigten, dass man unter unberechenbaren Live-Bedingungen schnell auch mal stimmlich etwas danebenliegt, profitierten DEADLOCK anschließend von der unerschütterlichen Professionalität ihrer Sabine. Im Gegensatz zur letzten Scheibe wurde on stage der Effekt/Techno-Anteil stark zurückgefahren und man erlebte DEADLOCK wieder als reinrassige moderne Metal-Band. Auf der Bühne werden sie auch mittlerweile immer souveräner, und man merkt ihnen den Spielspass deutlich an. Wenn ich ihnen noch einen Tipp mit auf den Weg geben darf: auch Johannes sollte sich mehr an melodischem Gesang probieren, denn die Truppe hat einfach zu viel Klasse, um stupide rumzubrüllen. Das Publikum nahm den Gig jedenfalls begeistert auf und staute sich schon jetzt bis zum Mixerturm.
[Opa Steve]

Vader

VADER sind Peter, Peter ist VADER. Wie bei runderneuerten Reifen kommt es auch bei Bands auf den inneren Stahlgürtel an, der die Chose sicher zusammenhält. Ich war sehr gespannt, wie die neue Truppe agieren würde, denn schließlich sind für die Zukunft so einige Personaldiskussionen aus dem Weg geschafft, seit Peter seine Mitstreiter offiziell nur noch als "Session Member" betitelt (so z.B. auf MySpace). Es gab mal eine Zeit, in der diese Band auf jedem Zaunpfahl gespielt hat, und sicher haben sie sich dadurch verdient gemacht. Sind ja auch 'ne coole Truppe, und die Gigs meist stumpf und glücklichmachend. Peter kam wie immer sehr gut gelaunt rüber, glänzte durch viele deutsche Ansagen, und lenkte das Polengeschwader durch einige kompromisslose Titel. Allerdings muss ich mich doch sehr als unbelehrbarer Anhänger des längst verstorbenen Doc outen und verzog bei alten Killer-Titeln wie 'Epitaph' oder 'Carnal' doch etwas enttäuscht das Gesicht, dass es der Band nicht gelang, einen wenigstens halbwegs ebenbürtigen Drummer an Land zu ziehen. Auch war der Gig - trotz ungewöhnlicher Zugabe - leider viel zu kurz. Freude hingegen machte beim Besuch meines ersten Mainstage-Gigs der im Vergleich zum Vorjahr wesentlich bessere Sound.
[Opa Steve]

Vader

VADER waren die erste Band, die ich mir auf diesem Festival gegeben habe. Und stellten sich über die Tage als die größte Enttäuschung heraus. Diese Band scheint nicht nur auf Konserve ihr Pulver verschossen zu haben sondern kann auch life nicht mehr überzeugen. Stageacting ist etwas, das mir normalerweise meilenweit am Arsch vorbei geht, aber VADER erschienen mir insgesamt nicht unbedingt lustlos, sondern irgendwie etwas desillusioniert. Die Vokills und die allgemeine Saitenarbeit funktionierten eigentlich auch tadellos. Aber der Drummer verholper-stolperte einen dermaßen hanebüchenen Unsinn ins Gebälk, dass mir ganz schlecht geworden ist. Vader sind geil, wenn sie schnell werden, wenn die Walze losbricht. Und ich weiß auch, daß es an den Sticks Besetzungswechsel gegeben hat. Aber ich bin aus dem Alter raus, in dem mich Namen noch interessiert haben und wenn eine Band entscheidet, life aufzutreten dann bitte mit jemand, der nicht nach drei Takten Blastbeat sämtliche Struktur verliert und sich mit schlechtem Gebreake über die Runden retten muß. Sowas nimmt der Performance jegliche Gewalt, läßt sie sogar lächerlich wirken. Für eine schnelle Death/Thrash-Metal-Band, die sich gerne und häufig des Blastbeats bedient und letztlich ihre Daseinsberechtigung daraus bezieht, kompromissloser als andere zu sein, ist das tödlich. Nächstesmal wieder richtig! Oder sein lassen!
[Tad]

Grand Magus

Am frühen Nachmittag beginnen dann auf der Painstage bei eher unleidlichem Wetter die Wölfe zu heulen. GRAND MAGUS mit Sänger/Gitarrist JB, der auch bei Michael Ammotts Stoner Truppe SPIRITUAL BEGGARS die Stimmbänder schwingt, eröffnen mit der Power-Nummer 'As The Oar Strikes The Water' ihren Gig. Zwei große Wolfsköpfe dominieren den riesigen schwarzen Backdrop der Band, und auch viele der Songs sind den Wölfen Schwedens gewidmet ('Wolfs Return', 'I Am The North'). Besonders der Stoner-Doom-Stampfer 'Iron Will' kommt mit seinem coolen Drumintro sehr groovig-schwer und wesentlich druckvoller als auf Platte rüber und wird vom Publikum bereitwillig unterstützt und abgefeiert. Die Schweden bilden somit einen angenehmen Kontrast im Programm und haben mit ihrem Stoner-Doom-Metal eine Alleinstellung auf diesem Festival. GRAND MAGUS ist der Spaß am Gig anzusehen, wirklich gelungener Auftritt.
[des]

Jack Slater

Die Band mit dem zweitblödesten Namen der Szene war eine weitere frühe und positive Überraschung auf dem Festival. Schon auf Konserve konnte man fast zur Gänze überzeugen (das eine oder andere stilfremde FX-Einsprengsel wirkt aber doch etwas arg deplaziert...) und life schlossen JACK SLATER zu den ganz Großen der Math- und Komplexcoreszene auf. Auch wenn sie sich wahrscheinlich garnicht in dieser Schnittmenge sehen wollen. Dennoch auch hier: Tightness, Stakkato, wilde BlastRaserei, geniales Saiteninferno und alles das sauber, aggressiv und wild vorgetragen. Das Zelt war wohlgefüllt und in den vorderen Reihen gab es einige, die wirklich abgingen, regelrecht ausgerastet sind, was wiederum die Band nach vorne peitschte. Ich bin wie gesagt mit einigen stilistisch unpassenden Winkelzügen nicht so richtig einig, aber JACK SLATER quälen den geneigten Fan auch nicht dauernd damit. Sattdessen wird das Warten und Hoffen auf den nächsten Ausbruch zorniger Brutalität oft, häufig und schnell belohnt. Ich jedenfalls war ziemlich von den Socken und hätte diesem Inferno gerne noch etwas länger gelauscht. Leider sind die SummerBreeze-Zeitpläne asstight und lassen keine Zugaben oder Verzögerungen zu. Was Vor- und Nachteile hat. Ich werde JACK SLATER jedenfalls im Auge behalten, auch wenn sie sich entschließen sollten, sich in Zukunft Hans Wurst oder Schwanz Wedel zu nennen.
[Tad]

Unheilig

Ihren Misch aus Gothic und Neuer Deutscher Härte präsentierten UNHEILIG am Donnerstag auf der Main Stage vor den Massen. Los ging es mit 'Lampenfieber', der Graf rockte die Bühne und mit ihm das Publikum. Im Anschluss gab es ebenfalls vom Puppenspieleralbum 'Spiegelbild'. Danach ging es etwas in der Bandgeschichte zurück mit 'Astronaut' gefolgt vom wieder etwas neueren 'Feuerengel' und 'An deiner Seite'. Durchgängig war die Menge mit dabei und sang gemeinsam mit dem Grafen. Dessen Posen allerdings waren für Neulinge etwas gewöhnungsbedürftig, teils fast peinlich, doch gehöre diese Tänze mit Gitarrist Licky schlicht zum Auftrittsgehabe von UNHEILIG dazu. Weiter ging es mit 'Sage Ja' aus den Anfängen von UNHEILIG und Klassikern wie 'Maschine' und 'Freiheit'. Letzteres von der Menge laut mitgesungen gehörte mit zu den Höhepunkten dieses Konzertes, doch hätte das Lied auch beliebig mal wieder gegen einen anderen Klassiker ausgetauscht werden können. Zum Abschluss gab es mit 'Mein Stern' noch eine wunderschöne Ballade. Insgesamt eine sehr gelungener Auftritt mit dem richtigen Misch aus schneller Härte und ruhigen, emotionalen Songs. 8 Blutpunkte.
[Kex]

Unheilig

Das war jetzt aber echt eine Überraschung. Ob das nur an meiner guten Stimmung lag? Wie auch immer, ich sehe mich durchaus als Fan RAMMSTEIN'scher Extremmusik und konnte auch Lucilectrics ÜBERMUTTER eine ganze Menge abgewinnen. UNHEILIG hielt ich aber immer für irgendso eine Dudelsack- oder Deutschgoth-Kapelle. Als ich zufällig in die Nähe der Hauptbühne geschwemmt wurde, während UNHEILIG grade ihren Gig begannen, konnte ich mich allerdings eines Besseren belehren lassen. Zunächst feuerten UNHEILIG eine ganze Reihe wirkungsvoller Balladen ab, die von den Massen vor der Bühne gierig aufgesaugt und lustvoll bejubelt wurden. Ich kann mir nicht helfen, auch ich fühlte mich von der Performace ins Herz getroffen. Vor allem der Vokalist riss mit seinem krafvollen, sauberen Gesang und seinem Enthusiasmus mit. Die RAMMSTEINigen Stampf- und Hüpforgien, die danach folgten, waren dann nicht mehr ganz so effektiv und diese emtionale Zweiteilung des Gigs, zuerst der ruhige Part und dann der wilde, war doch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Der ruhigere Part jedoch hat mich voll überzeugt und das, obwohl ich bis dato keinen einzigen Ton dieser band kannte. Ich kann es nur nochmal wiederholen: Scheissvorurteile! Aber woher soll man denn auch die Zeit nehmen, sich alles potenziell Interessante in der Musikszene anzuhören? Wie auch immer: ob es an mir lag oder nicht, dieses SummerBreeze hat mich von der Bandauswahl her voll überzeugt. Mehr davon!
[Tad]

Equilibrium

Nach der tanzbaren Darbietung auf der Hauptbühne legten man auf der Pain Stage wieder die härtere Gangart ein. Dort wurden die süddeutschen paganistischen Schwarzwurzeln EQUILIBRIUM von ihren Fans sehnlichst erwartet. Und das waren nicht wenige, denn auf dem Platz vor der Bühne kam man fast nicht mehr durch. Der ein oder andere hatte sicherlich noch den 2004er Auftritt der Band vor dem inneren Auge, bei dem die Jungs und das Mädel wie Helden abgefeiert wurden, obwohl sie zu der Zeit ihrem Demo nichts veröffentlicht hatten. Und auch in diesem Jahr räumten EQUILIBRIUM mit Knallern wie 'Blut im Auge', 'Der Sturm' und 'Ruf in den Wind' mächtig ab. Zwischendurch gab Fronter Helge mit Hut und Eiergesang zu den Klängen von 'Billy Jean' eine kleine Michael-Jackson Tanzeinlage. Doch die Meute forderte natürlich vehement eher anderes Material. Die Rufe wurden erhöht und der Fünfer brachte mit dem Klassiker 'Met' die Menge zum Kochen und die Anzahl der ohnehin vielen Crowdsurfer erhöhte sich nochmal. Leider muss auch die schönste Party mal zu Ende gehen, und so verabschiedete sich die Band mit dem Track 'Nordheim'. Bis zu diesem Zeitpunkt war das für mich der eindeutig beste Gig an diesem Donnerstag.
[Krümel]

JBO

Ein souveränes, wenn auch nicht überragendes Konzert lieferten JBO ab und wurden mal wieder dem Spruch "wer sie einmal gesehen hat, kennt ihr Konzerte für die nächsten zehn Jahre" gerecht. Gestartet wurde mit 'Im Verkehr' gefolgt vom 'Kuschelmetal'-Medley. Das dies ausnahmsweise mal kein Konzert wie alle anderen war, lag wohl an den Ordnen im Fotograben, die sich geschlossen in zartrosane "Auch Männer dürfen Rosa tragen" Shirts gehüllt hatten. Das würdigten JBO in ungewohnter Spontaneität während 'Ich möcht so gerne Metal hörn'. Da am Breeze-Wochenende das neue Album der Franken erschien spielten diese schon mal als Vorgeschmack 'Geh mer halt zu Slayer'. Insgesamt fiel auf, dass die Stimmung zwar riesig war, die Interaktion mit dem Publikum aber bei weitem nicht so gut gelang, wie auf dem diesjährigen Wacken Open Air. Dennoch war die Meute bei jedem Song mit dabei und aus den rauen Kehlen erklangen die Verse zu 'Rock Muzik', 'fränkisches Bier', 'Gimme Dope Joana' und 'Head Bang Boing'. Natürlich durften auch die üblichen JBO-Klassiker nicht fehlen, auf 'Bolle', 'Ein Guter Tag zum Sterben' oder 'Verteidiger des Blödsinns' musste keiner verzichten. Verabschiedet wurde die Menge mit 'Ein Fest'. Souveränes Konzert, das mit der Spontaneität sollten JBO allerdings noch Mal üben. Eigentlich gehen diese Blutpunkte mindestens zu Hälfte ans Publikum: 8 Blutpunkte
[Kex]

Beneath the Massacre

BENEATH THE MASSACRE gehören für mich seit "Dystopia" zur absoluten Spitze im Mathgrind, denn da wird groovig, knallhart und saubrutal gefrickelt und das Saitengegniedel hält sich gottseidank arg in Grenzen. Das erstaunliche bei Bands dieses Kalibers ist die unglaubliche Lifeperformance, die eine Tightness offenbart, die ihresgleichen sucht. Vor ein paar Jahren NECROPHAGIST, dieses Jahr Bands wie JACK SLATER oder THE RED CHORD und natürlich BENATH THE MASSACRE, das zeigt sehr deutlich, daß sich hier eine junge Szene etabliert hat, deren Protagonisten des technische Niveau dermaßen hochschrauben, daß sämtliche anderen Szeneauswüchse nicht mal mehr im Ansatz mithalten können. Die Disziplin, die nötig ist, um ein solches Niveau zu erreichen, nötigt mir Respekt ab. BtM zogen folgerichtig mit einer spielerischen Leichtigkeit ihren genialen Set durch, jeder Ton, jeder Schlag und jede vokale Absonderung paßte perfekt. Sauberer und tighter spielte auf diesem Festival nur noch eine Band, das aber später. BtM zeigten an diesem Tag, wie geil es sein kann, wenn der Fan sich darauf VERLASSEN kann, daß alles perfekt stimmt und sich nicht dauernd durch Spiel-Tricks oder Stolperer aus seiner Exstase und Traumzeit reissen lassen muß. Falls hier nun jemand Songtitel lesen will, muß ich enttäuschen. Ich habe mich der Urgewalt hingegeben, den Bauch und das Herz die von der Bühne herunterschallenden Gewaltorgien geniessen lassen, mußte dafür aber den Kopf nicht abschalten. Der konnte somit den 90% großartigen Empfindungen die letzten 10% hinzufügen, die für die volle Punktzahl benötigt werden. Danke dem Nachwuchs für den Mathcore!!!
[Tad]

Walls of Jericho

WALLS OF JERICHO hab ich gesehen, weil ich mir zu dem Zeitpunkt grade nebenan einen Ochs am Spiess besorgt habe. Es ist schon wahr, Hardcore entwickelt life ein Maß an Urgewalt, das für viele andere Stile kaum erreichbar ist. Ich verstehe nicht, warum den betroffenen Bands das auf Konserve nicht gelingen will. Da klingen sie irgendwie alle wie Schoßhündchen... wie auch immer: WALLS OF JERICHO lockten zu relativ früher Stunde Massen an Leuten vor die Bühne und die über und über tätowierte Frontkugelstoßerin wußte die Meute zu nehmen. WALLS OF JERICHO sind eine Band, der es trotz ernstzunehmender Mucke mit Aussage vor allem auch um den Spass bei der Sache geht. Und das ist deutlich zu sehen und zu spüren. Die Frontkugel brüllt kraftvoll ihre Texte in die Menge, spornt diese ununterbrochen an und erntet entprechend euphorische Reaktionen. Natürlich sieht man auch die Saitenfraktion ihren Anteil am Stageacting leisten und die Atmosphäre ist entspannt und doch voller Kraft und das ohne das leiseste Quäntchen negativer Aggression. Wenn es eine Daseinsberechtigung für den Hardcore gibt, dann ist es diese. Natürlich konnte ich keinen Song vom anderen unterscheiden. Aber ich genoß die Atmosphäre mit Inbrunst und kann nur sagen: WALLS OF JERICHO sollte man sich öfter geben, wenn die Ismen in Bauch, Herz und Kopf zu stark werden.
[Tad]

Kreator

Die Deutsche Thrash-Institution KREATOR sind der erste Quasi-Headliner des Festivals und sorgen mit der machtvollen aktuellen Platte "Hordes Of Chaos" im Rücken auch erstmals für ein proppevolles Gelände. Musikalisch und stimmlich in Bestform präsentieren die Mannen um Sänger Mille ein Best Of Set, welches nach einem Intro vom Titellied der "Hordes Of Chaos"-Scheibe eingeleitet wird. 'Hordes Of Chaos', welches schon auf Platte klasse (wenn auch einen Tick zu poliert) ist, wird begeistert aufgenommen und klingt live viel roher und echter, vergleichbar mit den alten Studioplatten von KREATOR. Bei 'Extreme Aggression' fordert Mille den größten Moshpit des Fesivals ein, was ihm wohl auch gelungen sein dürfte. Einziger Wermutstropfen des an sich klasse Auftritts sind die schon etwas abgelutschten Ansagen, die durch vielmaliges Hören schon unfreiwillig komisch wirken oder für Stirnrunzeln sorgen ("seid ihr bereit, Euch gegenseitig umzubringen?" Publikum: "och, nö"). Dadurch wirkt der Auftritt etwas routiniert, allerdings lässt sich die Menge den Spaß dadurch nicht verderben. Wenn es sich auch showtechnisch nicht ganz um einen Topauftritt handelt, kann zumindest musikalisch KREATOR an diesem Tag kaum jemand das Wasser reichen. Außerdem hat der Auftritt bewirkt, dass sich der Autor dieser Zeilen bei der Heimfahrt vom Festival 'Hordes Of Chaos' fast zwanghaft geschätzte 17 Mal anhören musste.
[des]

The Red Chord

THE RED CHORD sind eine der modernen Komplexcorebands, die mich auf Konserve bisher eher enttäuschten. Folgerichtig kenne ich auch das jüngste Output bisher nicht. Dennoch hatte ich Bock, mir die Jungs mal anzusehen. Als erstes fiel mir ein neuer Trend auf: der muskelbepackte Fronter mit dunklen, kurzen Haaren, Vollbart und Stirnglazenansatz. Entweder gibt es eine Mathcore-Kloneinrichtung oder solche Kerle wachsen da drüben auf Bäumen, denn TRC, BtM und ein zwei andere stilistisch ähnlich gelagerte Bands scheinen optisch den gleichen Fronter zu haben. Neuer Körperkult? Whatever: THE RED CHORD sind tatsächlich auch life das, was sie auf Konserve sind: eine gute aber eben nicht überragende ModernCore-Band, die keine neuen Extreme auslotet. Die Performance war folgerichtig auch ziemlich gut, eigentlich sogar ziemlich geil, wenn ich meine Erwartungen als Bewertungsgrundlage nehme. Sauber runtergezockt, die neuen Songs wilder, länger und besser ausgearbeitet und die Jungs hatten wirklich Spass an der Sache, man sah mehr Grinsen als Grimasse. Auch mal eine Abwechslung. Erkannt hab ich nix, Songtitel, so sie denn genannt wurden, hab ich auch nicht verstanden. Dennoch, alles in allem eine 100%ige Leistung und damit positive Überraschung, die mich veranlaßt, mir mal die neue Scheibe anzuhören.
[Tad]

Backyard Babies

Mann, sieht Gitarrist Dregen ungesund aus. Neben ihm sieht Keith Richards aus wie frisch aus dem Wellness-Tempel entlassen. Nach dem sehr intensiven und aggressiven Auftritt von KREATOR bildet der Alternative Rock'nRoll der Schweden aber etwas Erholung für die geschundenen Ohren und Nackenwirbel. Wobei, Erholung ist nicht gerade der richtige Ausdruck: durch das hyperaktive Stageacting des Gitarristen und die treibenden Rhythmen springt der Funke aufs stetig hüpfende Publikum über, wenn auch die Menge gegenüber der Vorband leicht geschrumpft ist. Der Schwerpunkt der Setlist liegt eher bei neuerem Material, welches dargeboten wird, als hätte die Band vor dem Auftritt noch schnell ihre Finger in die Steckdose gesteckt. Nach einer dreiviertes Stunde Dauerstrom verlassen die Babies erstmal die Bühne, um dann ihren Auftritt noch mit drei Zugaben abzurunden.
[des]

Anaal Nathrakh

ANAAL NATHRAKH sind eine dieser Bands, die man trotz des Willens, keine Vorurteile über seine Entscheidungen zu stellen, einfach nicht wirklich anchecken will. Wer sich einen Namen zulegt, der nach AnalOderKot-Niveau klingt, kann in Zeiten, die ausreichend Spassbands ala J.B.O., EXCREMENTORY GRINDFUCKERS oder JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE bietet, nicht mit meiner Aufmerksamkeit rechnen. Und ich will dann auch überhaupt nicht wissen, was Anaal Nathrakh tatsächlich heißt. Blöd nur, das AN überhaupt nix mit Spassbands am Hut haben. Ich kenne keinen einzigen Konserventon von AN, aber was sie da im Partyzelt abfeuerten, klang hart nach modernem, leicht melodischem und häufig schön schnellem Black Metal. Ich kann leider keine Vergleiche herstellen, aber die Performance wirkte sauber und tight und riss mit, auch wenn man die Band nicht kannte. Das Zelt jedenfalls war gut gefüllt, die Fans euphorisch genug um als zufrieden durchzugehen. Was will man mehr?
[Tad]

Cantus Buranus

Na was ist das denn? Oper auf dem Summer-Breeze, das passt doch nicht... oder doch? Ob die Atmosphäre eines Festivals für eine solche Aufführung wie sie CORVUS CORAX in Zusammenarbeit mit dem FILMORCHESTER BABELSBERG boten wirklich passend ist, darüber darf man streiten. Unbestritten ist aber, dass sich den zahlreich erschienen Besuchern eine beeindruckende Vorführung bot. Mit Orchester und Chor boten CORVUS CORAX eine geniale Show, die sämtliche Auftritte mit eingespielten Ensembles vor Neid erblassen lassen dürfte. An dieser Stelle sei ein großes Lob an die Technik gesprochen. Ich weiß nicht wie viele Richtmikros sich vor dem Chor oder dem Gigantischen Schlagwerkset, welches Harmann der Drescher mit großem können bearbeitete, befanden, aber der Sound stimmte. Auch die Dudelsäcke mit den restlichen Bläsern konform zu mischen gelang, wer weiß, wie vorhersagbar ein Dudelsack ist, dem dürfte die großartige Leistung, die hier vollbracht wurde, bewusst sein. Der Auftritt selbst war in drei Teile gespalten, unterstützt durch je neue Kleidung der Band aber auch des Orchesters, so wechselten die Farben weiß, rot und gelb. Zwischen den Teilen erzählte eine Prosastimme, sodass das Publikum nicht unruhig wurde. Gänsehautfeeling gab es spätestens beim Auftritt von Solistin Ingeborg Schöpf, die einen starken Sopran sang. Seid mal ehrlich Metalheads, Kultur ist auch was für die bösen und "truen" unter uns - geniale Darbietung, eines der Highlights: 10 Blutpunkte!
[Kex]

Misery Index

Diese Band ist Trend. Alle lieben sie, jeder kennt sie, jeder spricht über sie. Ich bin mal so frech zu behaupten, daß das vor allem daran liegt, daß MISERY INDEX exakt NULL Neues bieten und alles Alte, was sich unter dem Label Death Metal so entwickelte die letzten 20 Jahre, ohne all zu viel modernen Einfluss neu verwursten. Und damit die alten, eingefahrenen Rezeptionsmuster der älteren, noch aktiven Szenemitglieder bedienen. Sowas muß es ja auch geben! Ich stand also im Zelt und wartete. Wartete auf den Flash, die Überraschung, den qualitativen oder innovativen Vorsprung, den eine solch erfolgreiche Band, die in aller Munde ist, ja eigentlich bieten müßte. Stattdessen bekam ich soetwas wie Midtempogrind mit mittelmäßigem Sound, nichtmal mehr mittelmäßiger Abwechslung und mittelmäßiger Power. Um der Fairness die Ehre zu geben muß ich sagen, die Band mühte sich redlich, war technisch einwandfrei, die Fanmeute reagierte laut und schien zufrieden. Aber der große Knall, den ich diese Jahr so oft und oft so überraschend geniessen durfte, blieb bei mir aus. Anhörbar. Manchmal sogar gut. Aber nicht fesselnd. Eventuell muß ich mehr Zeit in die Konserven investieren um erst mal wirklich Zugang zu kriegen. Mal sehen.
[Tad]

Katatonia

Manch einer fühlte sich dann (wie ich) evtl. drei Jahre in der Zeit zurück versetzt: Dunkelheit, Mitternacht und KATATONIA beendeten den Donnerstagabend auf der Pain Stage. Der Stil der Band ist nicht so richtig einzuordnen - dunkel und düster, aber auch progressiv und an manchen Stellen mit einer gesunden Härte versehen. Und genau wie damals verblüffte es den ein oder anderen, dass sich trotz der späten Stunde noch eine beachtliche Menge versammelt hatte, um die Schweden zu sehen. Oder sollte man sogar genießen sagen? Denn das Publikum reagierte wahrlich begeistert, als KATATONIA mit 'Consternation' ihren Set begannen und dann bei einer wirklich coolen Light-Show mit 'Ghost of the Sun', 'Evidence' oder dem Schlusstrack 'Murder' (der wesentlich schneller als auf CD gespielt wurde) Songs aus allen Schaffensphasen präsentierten. Eine wirklich gelungener Auftritt und ein würdiger Abschluss dieses Tages.
[Krümel]

Hate Eternal

Hate Eternal gehören auf Konserve zum brutalsten, kompromisslosesten und im positiven Sinne Wirrsten, was die DeathMetalSzene je hervorgebracht hat. Der MORBID ANGEL-Ableger ist darüberhinaus eine der eigenständigsten Bands des Planeten, mir fällt keine Band ein, die sich wirklich mit HATE ETERNAL vergleichen liesse. Zwei Dinge bedingen den Stil HATE ETERNALs: ein rasendes, eigenständiges und rhythmisches, teilweise fast grooviges Blastdrumming. Und filigrane doppelläufige Gitarrenlinien, die sich gegenseitig die ganze Zeit an die Gurgel zu gehen scheinen. Blöd nur, wenn life nur eine Gitarre sirrt und der Bass das Gegenlauf-Geschwurbel schultern muß. Dennoch, zu meiner Überraschung funktioniert der Gig. Die Filigranität der Konserve, auch der Stakkato-Rhythmus des Drummings kommt nicht so sauber rüber, wie man sich das wünschen würde, aber die brutale Soundwand bläst einem auch so die Haare nach hinten. Ähnlich wie auf Konserve ist es aber letztlich die Bauchabteilung, die dominiert und der Kopf muß schon sehr genau hinhören um auf seine Kosten zu kommen, denn die Gitarre sirrt nicht nur alleine sondern auch noch relativ leise und dünn aus den Boxen. Dieser Gig zeigt deutlich die Limitationen einer als Trio spielenden Band auf und obwohl HATE ETERNAL wirklich keine Wünsche unerfüllt liessen, würde ich mir für Life-Auftritte wenigstens einen zweiten Session-Gitarristen wünschen. Hoffen wir auf das nächste mal! PS: warum 9 Punkte? Hate Eternal spielen in einer eigenen Liga ganz weit oben. Kritik an dieser Band muß in diesem Kontext und in direktem Vergleich zu den 'Wettbewerbern' gesehen werden!
[Tad]

Suffocation

Die Meister, die Götter, die Unerreichbaren! SUFFOCATION haben den Durchbruch selbst in Teilen der Death-Metalszene bis heute nicht gepackt, die Hintergründe dafür mögen mannigfaltig sein, ich argwöhne da einfach zwei Dinge: Nibelungentreue zu dummen, alten Fehlern gewisser Reviewer in gewissen etablierten Magazinen. Und, viel wichtiger: SUFFOCATION sind einfach zu brutal! KEINE, ich wiederhole, KEINE Band dieses Planeten ist life in der Lage, dermaßen tight, brutal und gleichzeitig filigran und atmosphärisch zu performen. Darüberhinaus waren und sind SUFFOCATION mit ihrem zu 100% eigenständigen Sound und den zur "Human Waste"-Phase noch vollkommen neuen Drumming-Figuren zur unverzichtbaren Einflussgröße für sämtliche extremen Stile der Neuzeit geworden. Aber genug der Vorrede: dieses Jahr traten SUFFOCATION endlich vollzählig an, Terrance Hobbs konnte diesesmal beweisen, dass er ein absoluter Ausnahmegitarrist ist, dessen geniale, filigrane und atmosphärische Soli SUFFOCATIONs Stil seit Anbeginn veredeln. Aber was diese Gigs so geil macht ist die unglaubliche Tightness dieser Band. Die brutalen Stakkato-Blastausbrüche, für die die Band berühmt-berüchtig ist, passen millisekundengenau, jedes Bandmitglied trifft exakt den Einsatzpunkt, SUFFOCATION arbeiten wie eine Maschine zusammen. Das mag manch Einer dem ominösen Thema Lifeerfahrung zuschreiben, ich sage, das ist ein eingespieltes Team, wie es heute zu Tage in einer Szene voll eitler Egoisten mit Genieverdacht gegen sich selbst kaum noch anzutreffen ist. Ich bin wahrlich kein Freund von Kompromissen. Aber wenn fünf Kerls es schaffen, jeden persönlichen Zwist aussen vor zu lassen und ein solches Niveau an Perfektion, Exaktheit und Zusammenarbeit zu erreichen, muß ich meine Haltung eventuell nochmal überdenken. Dieser Gig hier war, wie erwartet, eines der absoluten Highlights dieses Festivals und auch wenn ich die brutalste aller Brutalohymnen ('Pierced from within') dieser Welt vermißte, wurde ich durch die gewaltigen Vorschlaghämmer 'Infecting the Crypts' und 'Effigy of the Forgotten' absolut entschädigt. Wer hier IRGENDETWAS schreibt, das auch nur den Ruch einer im leichtesten Ansatz negativen Kritik hat, disqualifiziert sich jetzt und auf immerdar als Musikfan, Rezensent und Journalist!
[Tad]

Unsun

Mauser, Mauser, hast du das nötig? Vorab: ich habe überhaupt nichts gegen gefälligen Goth-Metal mit Frauengesang. Aber was schrieb ich oben bei DEADLOCK? Diskrepanz zwischen Studio und Bühne? Genau. Dabei wollte ich mir diese Band sogar angucken, weil mir die Samples im Web tatsächlich gefallen haben. Aber man hätte sich vorher auch mal die Livetauglichkeit von Vokalistin Aya erproben sollen, bevor man ihr den Mikro-Posten gibt. Keine Kondition für hohe Töne, unprofessionelle Ansagebrücken, ungünstiger Mikro-Einsatz (wenn ich schon deutlich keuchen will, halt ich das Ding wenigstens weg...). Sorry, Chance vertan. Aus dem gleichen Land kommt eine weitestgehend unbekannte Band namens DELIGHT. Bitte einmal dort in die Nachhilfestunde gehen. Die Songs selbst haben ausreichend Hit-Potential ('Whispers', 'The Other Side').
[Opa Steve]

The New Black

Konnte man bei dem Opener des Freitages noch evtl. seinen Kater pflegen oder in Lethargie verfallen, so war dies bei der ersten Band auf der Pain Stage definitiv nicht möglich. Denn THE NEW BLACK zeigten vom ersten Ton an, dass Aufwachen, Gute-Laune-Verbreiten und Abrocken angesagt war. Cool begann man den Frühstücks-Set mit einem Colt Seavers 'The Unknown Stuntman'-Intro und fegte mit weiteren rotzrockigen Darbietungen wie 'Welcome to Point Black', 'Coming home' oder 'Everlasting' über die Bühne. Auch den Zuschauern gefiel dieses unbefangene Auftreten von THE NEW BLACK, wobei der Fronter auch ein echter Sympathiebolzen ist. So füllte sich der Platz vor der Pain Stage mehr und mehr. Was gibt es besseres zum Wachwerden und Einstimmen auf einen weiteren Tag als eine so entspannte Darbietung mit toller Stimmung!?
[Krümel]

Cumshots

Also, beim Sänger von den CUMSHOTS würde ich gerne wissen, was der Junge morgens in seinen Kaffee gibt. Ich habe selten einen so zornigen und angepissten Typen auf der Bühne gesehen. Zu Beginn hat Sänger Christofer Schau auch allen Grund dazu, angepisst zu sein: sein Mikro streikt und das Ersatzmikro ist mit dem Kabel an den Monitorboxen eingeklemmt. Deshalb absolviert er den ersten Song halb liegend zwischen den Monitors. Zur Belohnung wird das Mikro anschließend bis zum Gaumenzäpfen in den Rachen geschoben. Musikalisch gibt es Death'n'Roll, der abgeht wie Nachbars Lumpi nach einem Stromschlag. In seiner entfesselten Darbietung lässt es sich Christofer auch nicht nehmen, sich ins Publikum zu werfen und der fassungslosen Menge sein Gemächt zu prsentieren. Hey, aus dem Alter sind wir draußen, wo wir das cool fanden. Jedenfalls wurde hier der Geist des Rock'n'Roll in seiner entfesseltsten Variante zelebriert, abgefahren und mitreißend.
[des]

Callejon

Unaufschiebbarer Hunger und meine eigentlich begrenzte Sympathie für alles Core-lastige trieb mich während CALLEJON ans Zelt, doch dank genügend Lautstärke und großer Leinwand war es möglich, den Gig wie im faulen Wohnzimmer zu verfolgen. Und ich muss sagen, dass ich positiv überrascht war. Die Jungs bleiben sehr metallisch traditionell, und vor allem haben sie mit Basti einen Frontmann mit Ausstrahlung in ihren Reihen. Seine hirnrissigen Ansagen trafen meinen Humor doch ziemlich, und so wohnte ich dem Gig aus der Ferne doch mit einem fetten Grinsen bei, während ich was in meinen Magen beförderte. Egal ob Zombie-Songs, Zwischenspiele in Form des 'Imperial March' aus StarWars, oder genial-debile Titel wie 'Porn From Spain' haben doch meinen Geschmack zusätzlich zum ordentlichen Songmaterial getroffen und Interesse an Mehr geweckt. Dennoch glaube ich, dass diese Band eigentlich eher was für Clubs ist, denn Distanz tut dieser Show einfach nicht gut.
[Opa Steve]

The Other

Zugegebenermaßen war es für Gruselpunkrock ein wenig zu hell. Also auf Deutsch: die Sonne knallte einem ins Gesicht, während THE OTHER auf der Mainstage ihr Bestes gaben. Aber man muss auch berücksichtigen, dass eine spätere Position auf diesem Festival einfach nicht drin ist. Denn THE OTHER sind MISFITS in der Light-Version, nicht nur optisch, sondern auch akustisch. Man könnte das Material zwar gehässig "banal" schimpfen, aber das, was sie tun, macht irgendwie Spaß und war hervorragend im Billing positioniert. Man latscht vorbei, schnappt sich ein Bier, und schon nach paar Schlücken wippt die Birne im Takt zu den Songs. Und die Band - sich dieses Status genau bewusst - hat exakt das Beste daraus gemacht. Ohne viel Bohei und Gehabe wurden die Songs durch sympathische und unaffektierte Ansagen verbunden, und so sammelten sie auch beim Gelegenheitspublikum, welches sich zahlreich zu dem Fan-Pulk gesellte, ihre Punkte.
[Opa Steve]

Sacred Steel

Eröffnet wurde das Party Zelt am Freitag von SACRED STEEL. Hier zeigte sich, dass das Party Zelt seinen Namen auf jeden Fall verdient hat. Zu circa einem Drittel voll konnte sich die Stimmung mit so manchem Konzert vor der Pain Stage locker messen. Mit 'Heavy Metal to the End' war die Marschrichtung vorgegeben, puristischer Heavy Metal mit Powermetal Allüren, nur was für wirkliche Fans, auch wenn die Posen von Frontmann Gerrit Mutz auf ihre Art schon sehenswert waren. Bei 'Battle Angel' tobte die Menge vor der Bühne und lockte so den ein oder anderen von außen ins Zelt. Da musikalisch trotz technischen Könnens eher Mittelmaß herrschte, verließen diese doch recht schnell das Zelt wieder. Mit 'Wargods of Metal' beendeten Sacred Steel ihren Auftritt. Schade, dass die Musik insgesamt eher langweilig ist, denn Bühnenpräsenz und Interaktion mit dem Publikum waren schon beeindruckend. So gibt es noch 5 Blutpunkte.
[Kex]

Psychopunch

Wenig los bei PSYCHOPUNCH nicht nur vor, sondern auch auf der Bühne. Bei strahlendem Sonnenschein spielten die schwedischen Ausnahmepunkrocker vor verhältnismäßig wenig Publikum, das vermehrte sich zwar bis Ende des Konzertes, doch mochte in den hinteren Reihen nicht so richtig Stimmung aufkommen. Immerhin, hier stimmte der Sound, sodass 'Overrated' wie auch 'On my Own' herrlich blechern-punkig rüber kamen. Stimmung war hauptsächlich im harten Kern vor der Bühne und vereinzelt in den hinteren Reihen zu finden, so richtig sprang der Funke allerdings nicht über. Die Interaktion mit dem Publikum scheint den Herren von PSYCHOPUNCH in kleineren Räumlichkeiten wohl eher zu liegen: Das können die Schweden eigentlich um längen besser! Ich hätte irgendwie mehr erwartet, wollen wir hoffen, dass es die Hitze war: 6 Blutpunkte.
[Kex]

Skyforger

SKYFORGER eilt in heidnischen Kreisen ein guter Ruf voraus. Daher wollte sich eine wahnsinnig große Menge den Auftritt der Letten nicht entgehen lassen. Innerhalb weniger Minuten füllte sich das und war vor Beginn des Sets brechend voll. Sogar außen herum standen die Leute noch dicht gedrängt in mehreren Reihen. Und alle Anwesenden wurden nicht enttäuscht: SKYFORGER boten zur besten Kaffeezeit klasse Pagan/Viking Metal gemixt mit Black Metal Elementen und Texten in ihrer Heimatsprache. Dabei ballerte die Band ordentlich und wirkte sehr authentisch. Mit dem letzten Song gab es dann noch einen Ausblick auf ihr kommende Scheibe "Kurbads". Nach diesem gelungenen Auftritt dürften viele schon sehr gespannt auf das neue Album sein.
[Krümel]

Entombed

Ach, was soll ich denn dazu sagen? Einerseits ist diese Band seit "Wolverine Blues" vollkommen überflüssig. Andererseits hat sie zwei Klassiker veröffentlich und die jüngsten Werke zeigen auch wieder in eine attraktivere Richtung. Nur leider ist dieser Stil heutezutage... überholt. Anyway. Life sind ENTOMBED ähnlich wie viele andere routinierte Old-School-Deather sicherlich eine Macht. Life funktionieren natürlich auch die groovigeren Songs besser, da greift ein weiteres Mal der 'Six Feet Under' - Effekt. Auch schafften es ENTOMBED auf dem diesjährigen Summer Breeze wieder, eine fette und brutale, aber absolut nicht modern klingende Soundwand zu zementieren und neuere Songs wie 'When in Sodom' kamen wirklich gewaltig rüber. Alles in allem also wieder die typische 'solide' Performance. Mir persönlich ging allerdings das peinliche, prollige Gegröhle auf den Geist, das jede wirkliche Death-Metal-Atmosphäre unterminiert hat und einem Bulldoggen-Bell-Wettbewerb besser zu Gesicht gestanden hätte. Hatte ich so miserabel nicht in Erinnerung. Aber es gab bestimmt genug Fans, die das huldigungswert fanden. Und damit haben ENTOMBED ihren Preis gerechtfertigt.
[Tad]

Obscura

Wow! Das war sehr viel härter als erwartet. OBSCURA sind auf Konserve trotz hoher, teilweise blastiger Geschwindigkeit aufgrund all zu viel ATHEISTscher Hektik, penetrantem Bassgeschwurbel selber Prägung und stellenweise regelrecht peinlich-traditioneller Alle-Meine-Entchen-Melodieführung echt anstrengend. Dennoch habe ich zum Debut der Band schnell Zugang gefunden, was auch daran liegt, daß die Platte nach hinten raus immer besser, aggressiver, wilder, härter wird. Aber dass OBSCURA live dermaßen furios und wild, ja regelrecht brutal loslegen würden, damit hätte ich nicht gerechnet. Natürlich versammelte sich im Zelt vor allem die Klientel, der es mehr Spass zu machen scheint, den Saitenmagiern auf die Finger zu glotzen und dabei anerkennende Gesichter und Geräusche zu machen, damit auch jeder sieht, daß sie wissen, wie toll der Gitarrist doch ist und wie schwer das doch alles ist und was für ein beeindruckender Experte man sein muß, um das zu erkennen. Statt Fremdschämen ist bei diesen Leuten wohl Fremdnarzissmus angesagt. Jämmerlich. Aber das muss man... tolerieren. Oder wenigstens hinnehmen. Deshalb zurück zum Gig. Einerseits scheinen die meisten Songs OBSCURAs (durch Basser Thesseling als PESTILENCE-Ableger kategorisierbar) für die Lifesituation gemacht, denn sie wirken härter, aggressiver und vor allem authentischer als auf Konserve. Andererseits ging durch die unerwartete Urgewalt, die da von der Bühne blies, das Retro-Frickel-Feeling ziemlich verloren. OBSCURA werden für Unbedarfte wie eine weitere Mathcore-Band geklungen haben. Ich bevorzuge diese Spielweise, bin aber nicht sicher, ob ein echter OBSCURA-Fan das genauso akzeptieren kann. Spielt keine Rolle. Auch OBSCURA boten eine tighte, saubere und mitreissende Performance, wie dieses Jahr fast alle Bands (ausser VADER), die ich mir gegeben habe. Wenn das der zukünftige Qualitätsstandard junger Bands ist, dann können eine ganze Latte alter Namen endgültig ihren Hut nehmen mit ihrer Holper-Stolper-Rumpel-Perfomance of Steel, die man eigentlich nur aus falsch verstandener Fan-Loyalität abfeiern kann. Von OBSCURA erhoffe ich mir für die zweite Scheibe weniger Retro und bessere Melodieführung, dazu weniger Hektik, ohne auf die wilden Blastparts zu verzichten. Damit kann man sich eventuell von ATHEIST und ihrem basslastigen Geschwurbel emanzipieren.
[Tad]

Life Of Agony

Der LIFE OF AGONY Sänger Keith Caputo hatte sich vor einigen Jahren von seiner Band getrennt, um eine Solokarriere zu starten. Zu dieser Zeit konnte ich ihn das letzte Mal live sehen, als er seine Weltschmerz-Rocknummern von seinem ersten Solo-Album ("Died Laughing"; wirklich außergewöhnlich, aber bitte nicht die "Pure" Version) präsentierte. Seit einigen Jahren ist er nun wieder mit LIFE OF AGONY unterwegs und liefert gleich optisch eine Überraschung, da er mit einer noch nicht gesehenen Haarpracht im Leinenhemd und versteckt hinter einer Puck-die-Stubenfliege-Sonnenbrille die Bühne betritt. Auch LIFE OF AGONY zelebrieren natürlich Weltschmerz, aber deutlich metallischer als Caputo solo. Der Auftritt wird mit 'River Runs Red', dem Übersong des gleichnamigen Debüt-Albums der Amerikaner begonnen. Doch auch im weiteren Verlauf schießen sich die Mannen auf Songs aus ihrer früheren Phase ein. Tolle Nummern wie "Weeds" oder "Through And Through" dominieren die Setlist, in der Keith Caputo die Songs mit seiner ausdrucksstarken und traurigen Stimme nicht nur einfach singt, sondern völlig in den Geschichten aufzugehen scheint.
[des]

Cynic

Ich glaube, ich habe CYNIC zur "Focus"-Phase mehrere Male gesehen, bin mir aber nicht mehr sicher. Das ist einfach zu lange her. "Focus" nahm bei mir immer Platz 2 hinter Pestilence's "Spheres" ein, und da es damals keinen Platz 3 gab... anyway! CYNIC waren life eine Offenbarung, sofern man nicht auf breite Soundwände und Brutalität gesetzt hatte. Es gab letztlich nur eine Band auf dem Festival, die mehr Feeling und Atmosphäre von der Bühne runtersandte als CYNIC und das will was heissen. Ich stand hier ziemlich in der Mitte des Partyzelts und genoss die trotz durchaus heftigerer Songs wie der Bandhymne 'Veil of Maya' eher ruhige, melodiereiche und technisch einwandfrei dargebotene Show. Und ich kann sagen, daß hier zum ersten Male die Zeit wirklich wie im Fluge verging. Man hatte sich grade erst akklimatisiert um nach all dem Gemetzel diesen Stoff geniessen zu können und schwupps, war es, nach gefühlten 5 Songs, auch schon vorbei. Das geht so nicht. So sehr ich das Partyzelt dieses Jahr schätzen gelernt habe, eine Band wie CYNIC braucht, wenn schon keine Riesenbühne dann wenigstens etwas mehr Spielzeit.
[Tad]

Cynic

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich mich mit dieser Band noch nie großartig beschäftigt hatte. Ich hatte sie mir zwar kurz vor dem Festival mal angehört und auf meine "Nice-To-Have"-Liste gesetzt, aber was mich dann im Partyzelt erwartete, übertraf meine Erwartungen bei Weitem. Eine bodenlos sympathische und teilweise introvertierte Truppe bietet eine grandiose Mischung aus DISILLUSION und RUSH. Prog auf hohem künstlerischem (nicht nur technischem) Niveau, in dessem Zentrum Paul Masvidal mit konzentriertem Gitarrenspiel und beinahe nicht vernehmbaren Ansagen das willenlose Publikum mit auf eine Reise nahm. Es ist sehr selten, dass mir unbekanntes Material in einer solchen Live-Situation direkt so zündet. Während ich mich noch wie betäubt zwicken musste, ob ich vielleicht doch träume, drehten die Fans vor der Bühne bereits voll am Rad. Ein bemerkenswerter und viel zu kurzer Gig, und ich habe mir sofort eine Nachhilfestunde CYNIC auf meinen Merkzettel geschrieben.
[Opa Steve]

Amorphis

Ein geniales Konzert boten am Freitag AMORPHIS. Begonnen wurde mit 'Leaves Scar', danach performten die Finnen einen Hit nach dem anderen quer durch die Albengeschichte auf der Pain-Stage und das Publikum dankte es mit super Stimmung. Neben Songs von "Elegy", "Tales from a thousand Lakes" oder "Am Universum" durften aber auch Songs vom neuen "Skyforger"-Album nicht fehlen. Frontmann Tomi Joutsen zeigte mit seinem energiegeladenen Auftreten eine Riesenpräsenz und so störte es dann auch kaum, dass der Sound - wie so oft auf der Pain-Stage - nicht durchgängig gut war. Den Synthesizer hörte man zuweilen nur sehr leise und auch Passagen in relativ sauberem Gesang waren kaum zu hören. Dennoch, dieses Konzert war großartig, auch mit dem alten Songmaterial ging Tomi Joutsen souverän um. Zum Abschluss hielt es auch bei 'Magic and Mayhem' den letzten nicht mehr. Für AMORPHIS sprach weiterhin, dass neben den in hoher Anzahl erschienen Fans auch auf AMMON AMARTH Wartende voll des Lobes für den Auftritt der Finnen waren: 9 Blutpunkte für dieses Erlebnis!
[Kex]

Vreid

Ich muss zugeben, dass ich ein wenig in der Zwickmühle war. Einerseits war der AMORPHIS Auftritt noch voll im Gange, andererseits brannte ich darauf endlich einmal VREID (die Nachfolgeformation der legendären WINDIR) live zu sehen. Und was soll ich sagen: es hat sich wirklich gelohnt, den Rest der Main Stage-Darbietung sausen zu lassen. Denn die Norweger haben das Partyzelt mächtig gerockt! Die zahlreich erschienenen Fans begrüßten den Vierer jubelnd und der startete gleich mit 'Jarnbyrd' durch. In den knapp 40 Minuten boten VREID eine schöne Mischung ihrer melodischen Extrem-Metal Songs von allen bisherigen Alben; u.a. das geniale 'Speak Goddamnit', 'Disciplined' oder den Titeltrack des aktuellen Albums 'Milorg' und hatten dabei stets das Publikum voll hinter sich. Klasse Leistung.
[Krümel]

Amon Amarth

Was soll man über AMON AMARTH noch großartig schreiben? Sie haben sich bereits Jahre den Arsch abgetourt, und im Gepäck mittlerweile eine ansehnliche Anzahl Hits. Gerade das starke letzte "Twilight..."-Album hat dafür gesorgt, dass die Band kein One-Hit-Wonder der Marke 'Death In Fire' wurde. Und mit einem so starken Programm im Rücken kann jeder Gig eigentlich nur ein Volltreffer werden. Die Band selbst lässt nichts anbrennen und präsentiert ihre Songs propellerbangend und voller Agilität. Die Bühne ist absichtlich recht karg gehalten, und die Mannen um Johann nutzen den Platz für ständige Bewegung, die lediglich durch die exzessive Pyroshow eingeschränkt wird. Leider gab es bei den letzten Songs eine kleine Anlagenpanne, denn der Bassbereich war für längere Zeit abgeschaltet. Ansonsten knallte die Band aber mehr als amtlich aus der PA, die wesentlich besser klang als beim letzten mal. Der Song 'Death In Fire' ist mittlerweile wieder in den Zugabenschluss gerutscht, und so werden AMON AMARTH Gigs anno 2009 zusammen mit dem Opener 'Twilight Of The Thundergod' mit den beiden stärksten Songs eingerahmt, die die Band zu bieten hat. Fazit: so oft gehört, und immer wieder Klasse!
[Opa Steve]

The Sorrow

The Sorrow kannte ich nicht. Ehrlich gesagt kenne ich sie immer noch nicht. Ich hab sie jetzt halt life gesehen und das letztlich nur, weil ich an einem CD-Stand ein paar Minuten Stoff von The Sorrow zu hören kriegte. Und wenn 1-2 Minuten gleich so verfangen, muss da was dran sein. Also, eine weitere Pilgerreise zum Partyzelt. Ich brauche nächstes Jahr wirklich keine Hauptbühnen mehr. Das sahen allerdings eine ganz Latte Leute wohl ähnlich, denn obwohl auf der Hauptbühne AMON AMARTH Ewiggestriges zum Besten gaben, war das Partyzelt voll bis zum Rand, was der THE SORROW-Fronter auch gebührlich erfreut zur Kenntnis nahm, so wie er sich bedankt hat. Aber die Zeiten ändern sich eben. Metalfans, die wegen ihrer Ohren Fans sind und nicht wegen Frisuren, Klamotten, Trends oder Werbeartikeln in etablierten Medien, die treffen eben eine ... andere Wahl. Wie auch immer: THE SORROW sind ausnahmsweise keine Mathcore-Band, sondern sie zocken, sofern ich das erkennen konnte, eine moderne Metalcore-variante mit fetten Riffs, ordentlich Power und Melodie und der üblichen Mischung aus atmosphärischen und aggressiven Parts sowie Gekreisch auf der einen und melodiösen Refrains auf der anderen Seite. Sound und Performance waren, wie dieses Jahr regelrecht üblich, erste Sahne und THE SORROW konnten mich life durchaus überzugen, obwohl sie, sorry, auch nicht wirklich Neues boten. Aber Metalcore ist immer noch ein Stück weniger abgenudelt wie Schweden-MeloDeath. Ich beginne mich allerdings schon zu fragen, was eigentlich als Nächstes kommen soll...
[Tad]

Haggard

Den Freitag Abend beschließen auf der Pain Stage HAGGARD. Wer HAGGARD live schon einmal gesehen hat, weiß, wie sehr die Truppe rund um Bandkopf Asis Wert auf musikalische Perfektion legt. Demzufolge verzögert sich auch der Beginn des Auftrittes um einige Minuten, weil sämtliche Instrumente ein letztes Mal durchgecheckt werden. Auch für den Festivalauftritt wird neben dem klassischen Metal-Band-Setup das komplette Heavy-Metal-Orchester mit zwei Sopranistinnen, Tenor Fiffi Fuhrmann, Streichern, Piano und Bläsern aufgefahren. Die Setlist beschränkt sich fast ausschließlich auf die beiden letzten Alben "Tales From Ithiria" und "Epur Si Muove", von denen der Titelsong 'Tales From Ithiria', 'Sleeping Child' und 'Ad Astra Per Aspera' von "Eppur Si Muove" zu Ehren kommen. Bei den gespielten Songs handelt es sich allesamt um epische Death-Metal-meets-Klassik Songs, die dem Publikum einige Schauer des Wohlgefallens über den Rücken jagen. Den krönenden Abschluss bildet 'Awaking The Centuries'. Kompliment an den Mischer, der es schafft, 16 Musiker transparent und glasklar abzumischen, ohne dabei auf den nötigen Druck zu verzichten. Neben dem Ohren- sind HAGGARD aufgrund des Geschäftigkeit auf der Bühne auch immer wieder ein Augenschmaus. Vor allem Sängerin Su zeigt beherztes Banging an der Bühnenkante. Ich bin wohl der einzige HAGGARD-Fan innerhalb der Bleeding Crew, aber der HAGGARD Audtritt ist neben AMON AMARTH das absolute Highlight des Freitags.
[des]

Benighted

Wer sich am dritten (bzw. für manche ja schon vierten) Festivaltag bereits morgens um diese Zeit vor der Main Stage, um den Tagesopener zu sehen, wurde von BENIGHTED mit amtlich wummerndem Death Metalcore gnadenlos geweckt. Und es fand sich wirklich eine ordentliche Meute von Aufwachwilligen ein, die die Ohren und den evtl. noch Kater-geschädigten Kopf gleich zu Anfang mit 'Collapse' freigepustet bekam. Trotz kurzfristiger basstechnischer Schwierigkeiten (Saite gerissen und kein Ersatz da) zogen BENIGHTED ihr Geballer weiter durch und verabschiedeten sich nach einer halben Stunde bei dem wesentlich wacheren Publikum mit dem Song 'Slut'.
[Krümel]

Black Sun Aeon

In krassem Gegensatz zu den agilen BENIGHTED stand dann der Auftritt von BLACK SUN AEON, dem weiteren Projekt von Mastermind Tuomas Saukkonen. Die Band steht für dunklen melancholischen Dark Metal mit einem sehr hohen Doomfaktor. Und dementsprechend "langsam" und "bedächtig" gestaltete sich auch der Auftritt der Finnen an diesem Morgen: Man sah bei den nur drei Musikern auf der Bühne lediglich minimale Bewegungen. Es gab keinerlei Ansagen, stattdessen konzentrierte man sich vollkommen auf die Musik. Saukkonen trommelte und übernahm gleichzeitig einige Growlparts, während die beiden Gitarristen sich ansonsten den Gesang teilten. BLACK SUN AEON präsentierten mit Ausnahme von zweien alle Songs ihres Debutalbumgs "Darkness Walks Beside Me", z.B. 'A Song For The Introduction' oder 'A Song For My Funeral'. Damit verbreiteten sie eine recht spannende Atmosphäre und kamen trotz des strahlenden Sonnenscheins sehr gut bei den Fans vor der Pain Stage an. Auch ohne jegliche "Kommunikation" seitens der Akteure mit dem Publikum, was seine Begeisterung durch spontanes, langsamen Mitklatschen während der Lieder äußerte. Beim nächsten Mal würde ich mir für die Band eine etwas dunklere Auftrittszeit wünschen, dann würde die Darbietung noch intensiver und fesselnder.
[Krümel]

Before The Dawn

Ungewöhnlich ist es schon, ein- und denselben Musiker am selben Tag kurz hintereinander mit verschiedenen Bands auftreten zu sehen. Doch kein Problem für Tuomas Saukkonen, der sich mit BEFORE THE DAWN zum zweiten Mal an diesem Samstagvormittag auf der Pain Stage präsentierte. Mit dieser Band ging er (dieses Mal als Gitarrist fungierend) dann wesentlich agiler zu Werke, als es vorher mit seinem Seitenprojekt der Fall war. BEFORE THE DAWN spielen zwar auch melodischen Dark Metal, aber dieser ist nicht doomig-intensiv, sondern kracht stellenweise richtig gut. Den Gesang bei Liedern wie 'Faithless' 'Scar' ' Disappear' und Kracher am Schluss 'Deadsong' teilten sich Saukkonen (Growls) und der Bassist (Clearvocals). Der Platz vor der Bühne war locker gefüllt und den Leuten gefiel der Auftritt sehr gut.Wegen der steigenden Außentemperatur gab es dann vom Graben aus eine Wasserdusche, was alle Anwesenden mit einem großen Hallo willkommen hießen. Zumal die Fans in den ersten Reihen ordentlich abgingen und schwitzten. Ein wirklich gelungener Auftritt.
[Krümel]

Grave

Samstag morgens. Müde Gestalten wanken über das Festivalgelände und hoffen, dass viel zu warme Wind Kater und Müdigkeit aus den Knochen vertreibt. Auf dem grob geschotterten Platz vor der Mainstage ist noch viel Platz, und das trostlose Steinwüstenfeeling, welches den gesenkten Blick empfängt, macht nicht unbedingt wacher. Also entscheidet man sich für einen kleinen Wecker aus Schweden. Und dieser Wecker hatte es verdammt nochmal in sich. Der Opener 'Deformed' krachte dermaßen brutal von der Bühne, dass mit jedem Drumkick ein Stück mehr Leben in den Körper kam. Herrlicher schwedischer Oldschool-Death. Und die bangende und moshende Meute war dankbar für den Wasserschlauch, aus dem die Ordner schon so früh am Tag eine kühlende Dusche auf die Fans prasseln ließen.
[Opa Steve]

Born from Pain

Ahh, BORN FROM PAIN! Eine Band, deren Konzept mir hochsympatisch ist. Leider werden die Aussagen von den Fans kaum wirklich wahrgenommen, aber solange sie BORN FORM PAIN wegen ihrer simplen, aber effektiven Hardcoremucke unterstützen, ist letztlich auch allen gedient. BfP boten letztlich das, was man eine solide Performance nennt und ich kann konstatieren, daß der schwere Old-School-Core New Yorker Schule life sehr intensiv und mächtig rüberkommt. Problematisch ist dabei eher, daß trotz einiger längerer Ansagen, die das linkssozial ausgerichtete Konzept voranbringen sollten, die Mucke selbst schlicht nicht genug Abwechslung generiert, um lange zu fesseln. Das ist nicht wirklich ein Problem, wenn man einfach wild in CirclePit und DeathWall abgehen will. Für das reine Zuschauen reicht aber nicht mal die an sich vorzügliche Stageperformance aus, fesselt die Aufmerksamkeit nicht lange genug. Alles in allem gilt für BfP dasselbe, was ich anno dazumal zu SIX FEET UNDER absenfte: simpel und stumpf, aber auch intensiv und in diesem Falle sogar glaubwürdig. Ein bischen Promille im Blut und gute Laune sollte man aber zu einem BfP-Gig mitbringen, um ihn wirklich geniessen zu können.
[Tad]

Unlight

Während draußen die Sonne hoch vom Himmel brannte und alles hell erleuchtete, wurde es im Partyzelt indes dunkel - UNLIGHT eröffneten mit ihrem derb-rauen und heftigen Black Metal den Samstag auf der Zeltbühne. Standesgemäß erschienen die Musiker mit schwarz-weißem Corpsepaint und bösen Mienen. Die deutschen Hoffnungsträger des Black Metal präsentierten fast ausschließlich Songs der aktuellen CD "Death Consecrates With Blood", z.B. 'That Old Black Magic Spell', 'Death Consecrates With Blood' oder 'Carnal Baptism'. Die Musik zeichnet sich vor allem durch abwechslungsreiche, breaklastige Strukturen aus und nach und nach füllte sich das Zelt immer mehr; der Funke spran schnell auf's Publikum über. Nach dreißig Miunten war das heftige Black Metal Gewitter von UNLIGHT leider vorbei.
[Krümel]

Epica

Das erste Mal gesehen habe ich EPICA auf dem schnuckeligen Tomahawk-Festival in Osnabrück. Damals war der Auftritt genial und die kleine Menge machte Lärm für locker das Dreifache. Dementsprechend gespannt war ich, wie sich Niederländer um Simone Simons Open Air vor dem mehr als zehnfachen Publikum schlagen würden - und ich muss sagen, enttäuscht wurde ich nicht. Trotz praller Sonne und großer Hitze versammelte sich eine stattliche Menge vor der Pain-Stage und genoss ein solides Konzert. Mit 'Indigo' war der Einstieg eher klassisch und vorhersehbar, nichtsdestotrotz bot die Setlist eine gute Auswahl der Hits aus sechs Jahren Bandgeschichte. Irritierend war, dass Simone Simons bei sich jeder bietenden Gesangspause die Bühne verließ, doch bei der Hitze war das nur all zu verständlich. Im Gegensatz zu ihren weiblichen Kolleginnen der Female-fronted-Epic-Metalbands traf sie auch die hohen Töne, wenn dafür mehrdaches Trinken notwendig ist, soll mir das recht sein, hauptsache es klingt auch live anständig. Dennoch galt auch bei diesem Konzert mal wieder: Sound abhängig davon, wo man steht. Nahe der Bühne am besten, seitlich des Mischturms bis weiter hinten mäßig - schade, aber wenigstens hörte man hier den Synthesizer gescheit. Gegen Ende wurde das Publikum zu 'Consign to Oblivion' noch ordentlich mit dem Wasserschlauch nass gespritzt. Auszüge aus dem im Oktober erscheinenden Album "Design your Universe" gab es nicht, wir dürfen weiter gespannt sein. 7 Blutpunkte plus einem Punkt Hitzebonus macht 8 Punkte.
[Kex]

Brainstorm

Nach den episch-monumenatalen EPICA geht es dann auf der Main Stage melodisch mit Powermetal von BRAINSTORM weiter. BRAINSTORM, die man schon für längere Zeit nicht mehr am Breeze gesehen hatte, zeigen von Beginn weg gute Laune und Spielfreude und spielen ein Programm "für den Nacken, die Stimme und auch für die Hände". Das Programm umspannt mit Titeln wie dem Starter 'Falling Spiral Down' vom letzten Album oder auch älteren Nummern wie 'Blind Suffering' die gesamte Schaffensperiode der Gerstettener. Ein Gig, der sowohl Publikum als auch Band Spaß macht; erkennbar auch an Ansagen wie "seid ihr bereit, mit mir durchs Feuer zu gehen? Ach, was für ne Scheiß Ansage - hier kommt 'Fire Walk With Me'". Sänger Andy B. Frank, der sehr publikumsnah agiert, hat das Publikum fest im Griff. Seine Ausflüge von der Bühne über den Fotograben in Richtung Publikum sorgen für Begeisterung. Topsong des Auftritts ist 'Shiva's Tears', bei dem BRAINSTORM das Publikum weit weg auf eine Pilgerreise führen.
[des]

Waylander

Zur besten Kaffeezeit füllte sich das Partyzelt bis zum letzten Platz und die Leute warteten ungeduldig auf WAYLANDER. Als dann die Iren mit blauem Krieger Corpsepaint die Bühne betraten, war die Meute davor nicht mehr zu halten. Angestachelt von den begeisterten Reaktionen des Publikum zelebrierte die Band regelrecht ihren Celtic War-Metal. Die Fans sangen frenetisch und lauthals jede Textzeile der sowohl alten als auch neuen Songs, wie 'Born to the Fight', 'As the Deities Clash' oder 'Walk with Honour' mit. Aber: wenn es am schönsten ist, soll (bzw. hier: musste) man aufhören. WAYLANDER hinterließen nach einer halben Stunde durchweg glückliche Zuschauer.
[Krümel]

Evergreen Terrace

Der drohende Sonnenbrand - aber auch Lust auf einen kühlen Drink - trieben mich bei EVERGREEN TERRACE auf eine .... Terrasse. Nämlich die überdachte Aussichtsplattform des Jägermeister-Stands. Von hier wohnte ich dem Gig bei und war etwas zwiegespalten über das Dargebotene. Zum Einen hatte die Band recht angenehme Core-Elemente, zum Anderen war das Material extrem schlüpfrig. Nein, nicht was ihr Ferkel jetzt denkt. Es schlüpfte schnell aus dem Gedächtnis. Kein Song war wirklich greifbar. Hier und da eine gelungene Hookline, aber alles verschand irgendwie im Labyrinth der Bedeutungslosigkeit. Ob es sich um eine der typischen Hintergrund-Kapellen handelt, die nicht weiter stören, aber auch nicht weiter fesseln? Metalcore-Fahrstuhlmusik sozusagen? So weit möchte ich nach der geringen Beschäftigung mit dieser Band nicht gehen wollen, aber an diesem Tag trafen sie nicht wirklich meinen Nerv. Und so schweifte mein Blick immer wieder zu dem buntem aufblasbaren Riesenball, der vom Publikum hin- und her geworfen wurde. Vielleicht ging es ihnen ja ähnlich??
[Opa Steve]

Excrementory Grindfuckers

Ein besonderes Highlight im Partyzelt waren die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS. Schon eine Viertelstunde vor dem eigentlichen Auftritt war das Partyzelt bis auf die letzte Nische gerammelt voll, um den Soundcheck mitzuerleben. Die Band bereits vollzählig erschienen umging die limitierte Spielzeit geschickt mit einem Soundcheck, bei dem das Publikum sang was es konnte - danke EXCREMENTORY GRINDFUCKERS, das hat Spaß gemacht. Zu Beginn des Auftritts hatten sich auch außerhalb des Partyzelts mehrere Reihen gebildet, die trotz nicht ausreichendem Sound draußen einfach so mitsangen - dabei sein ist alles und die Party steigt bekanntlich im Publikum. Etliche Klassiker wurden vom Publikum begeistert aufgenommen, zu 'Vater Morgana' veranstalten die Fans eine Riesenpolonaise quer durchs Zelt und spätestens beim 'Picknick im Zenit ...' gröhlte auch die letzte Kehle in voller Inbrunnst "Kuhglockö!". Mit dem 'Final Grinddown' wurde das Publikum verabschiedet, vielleicht schaffen es die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS ja in den nächsten Jahren auf die Pain-Stage: 10 Blutpunkte, absolutes Highlight.
[Kex]

Moonspell

Auch wenn es um diese Zeit für den melodischen Dark Metal von MOONSPELL eigentlich noch zu früh war, konnte man doch sehr gespannt auf die Portugiesen sein. Und die riesige Menge vor der Main Stage wurde wahrlich nicht enttäuscht. Gleich vom ersten Augenblick, sprich dem atmosphärisch-damatischen gesprochenen Intro, war jeder gefesselt. Neben einer durch Rotlicht beherrschten Lightshow (die trotz des hellichten Tages durchaus wirkte) sorgte natürlich Frontcharismatiker Fernando Ribeiro mit einer gesanglichen Topleistung dafür, dass diese positive Spannung während der einstündigen Spielzeit anhielt. Und bei dieser klasse Songauswahl wie z.B. 'At tragic heights', 'Moon in Mercury', 'Scorpion Flower' und den immer wieder frenetisch gewünschten Klassikern 'Opium', 'Vampiria' und 'Alma Mater' steigerte sich die Stimmung des Publikum immer weiter. Als krönenden Zugaben-Abschluss durfte natürlich ein Song nicht fehlen - nämlich 'Fullmoon Madness', mit dem MOONSPELL ihre grandiose Darbietung beendeten. Schade, denn man hätte den Portugiesen nochmal eine Stunde zuhören können. Für mich war dies einer der besten Open Air Auftritte, die ich von Ribeiro & Co. je erlebt habe.
[Krümel]

Hate

HATE habe ich nach ihrem Debutalbum schnell wieder aus dem Blick verloren. Ein Versäumnis, das ich nach diesem Gig wohl schnellstmöglich werde aufarbeiten müssen. Der schwarz galvanisierte, fast durchgehend schnelle Death Metal kam nämlich wirklich urgewaltig von der Bühne geblasen und HATE liessen es sich auch nicht nehmen, ein feines Corpsepaint aufzulegen. Mutig in Zeiten eines absterbenden Trends. Aber urgewaltig und schnell alleine verfängt bei mir nicht mehr. Was mir Begeisterung bescherte, waren einige moderne Industrial-Elemente, die HATE eine wirklich angenehme Cyber-Note gaben. Das hätte ich in dem Umfeld und in der Qualität nicht erwartet. Dies in Kombination mit kompromissloser Schnelligkeit und Härte, diese tight und sauber rübergebracht liess mein Interesse an der Band nun neu erwachen. Auch im Wust diesjährer Brutalo-Bands konnten sich HATE dieses Jahr behaupten und eine eigene Duftnote hinterlassen, die sicherlich Resultate bei potenziellen Fans zeitigen wird. Ich jedenfalls werde mich mal durch die bisherigen Veröffentlichungen hindurchhören um zu sehen, welches der Alben den neuen Stil am besten repräsentiert. Hate!
[Tad]

Legion Of The Damned

Ich hatte die Truppe vor Jahren schon zweimal gesehen und fand das Material eigentlich auf die Dauer etwas monoton. Dieses Jahr hatte ich allerdings den Eindruck, als wäre die Songauswahl besser zusammengestellt (klar, sie haben ja auch mittlerweile bisschen mehr Stoff auf der Pfanne). So wohnte ich dem Gig doch vom ersten bis zum letzten Akkord bei und war ziemlich begeistert. Bevor sich die Holländer gegenseitig auf die beachtlichen Matten trampeln haben sie sich lieber die Bühne von Anfang an mit sicheren Distanzen aufgeteilt, denn meistens würden sie ohnehin nicht sehen, wohin sie laufen. Wirklich ein ziemlicher Haarkult bei den Jungs, das muss man ihnen lassen. Der kompromisslose Thrash der Jungs, die leider zu wenig Highspeed-Stücke auf der Setlist hatten ('Slut Of Sodom' hätte wirklich noch prima reingepasst) animierte auch das Publikum, welches trotz der knallenden Sonne schön oldschool-mäßig die Rüben schüttelte. Und natürlich durften eine Menge Crowdsurfer zu Titeln wie 'Sons Of The Jackal', 'Bleed For Me' und der unvermeidlichen gleichnamigen Bandhymne nicht fehlen. Nicht gerade eine Showband, aber man genießt sie kollektiv wie in der proppevollen Metal-Kneipe eures Vertrauens.
[Opa Steve]

Ghost Brigade

Neben CYNIC waren GHOST BRIGADE für mich die Zeltüberraschung. Während der Umbaupause erwartete ich einen ziemlichen Flop, denn das Zelt leerte sich rekordverdächtig, und in der Tat hatten die Jungs unter dem Festival-Publikum sicher nur sehr wenige ausharrende Fans. Das gab es nur selten. Doch als die Finnen loslegten, zogen sie tatsächlich mit jedem Song weiteres Laufpublikum an, so dass nach der Hälfte des kurzen Gigs das Zelt bis zum Mischer vollstand. Normalerweise zieht man mit schmachtendem Düster-Metal ja eher kleine Mädchen an, aber die Titel hatten trotz aller Eingängigkeit ein wohldosiertes Maß an Tiefe und fantastischen Melodien. Dazu eine unaffektierte Natürlichkeit auf der Bühne, und die Band hatte auch mich überzeugt, dass hier mehr dahintersteckt als lediglich ein wie so oft selbstverliebter Herzschmerz-Trip. Und sie dürften auf dem Festival auf einen Schlag einige Fans hinzugewonnen haben, wenn ich die Reaktionen richtig deute.
[Opa Steve]

Volbeat

"Guitar", "Gangster", "Cadillac", "Blood" steht auf den Verstärkern von VOLBEAT. In Verbindung mit dem Outfit des Sängers wird das Flair von Chicago um 1930 vermittelt, angereichert um eine reichliche Portion Strom in den Gitarren. Schon zu Beginn versichert sich Sänger Michael Poulsen, in der richtigen Veranstaltung zu sein: "You like metal? Rock'n'Roll? Punk? Country? You like everything? Beautiful!" Und so lässt sich auch die Musik von VOLBEAT beschreiben: eine Mischung aus all den vorher genannten Stilen mit einem Sänger, der mehr als ein bisschen nach ELVIS klingt. Eigene Songs wie das Johnny Cash gewidmete 'Sad Man's Tongue' finden ebenso den Weg in die Setlist wie auch Covervesionen ('Angelfuck' von den Misfits), bei dem anstelle der Wall Of Death die Wall Of Love ausgerufen wird ("ihr rennt aufeinander zu und dann umarmt ihr euch"). Zum Abschluss gibt es noch eine Überraschung, als Pernille, die Sängerin von THE STORM, die Bühne betritt und den letzten Song 'Guitar Gangsters & Cadillac Bllod' im Duett mit Michael Poulsen singt. Alles in allem liefern VOLBEAT einen kurzweiligen Auftritt voller spaßiger Party-Mucke ab mit den meisten Crowd-Surfern des Festivals.
[des]

Voivod

VOIVOD auf der Painstage zu dieser Uhrzeit... das hätte ich nie für möglich gehalten. Hier regierten entweder Nuclear Blast im Hintergrund (bei denen die unsteten Kanadier wieder eine neue Übergangsheimat innehaben), oder wahres Fantum seitens der Veranstalter, die ungeachtet des Underground-Status dieser Truppe das Lebenswerk und die wahre Größe der Urbesetzung anerkennt. Fast die Urbesetzung, denn Mastermind und Gitarrist Piggy, dessen Tod aufgrund seiner unnachahmlichen Art tatsächlich so etwas wie ein Ende der Band darstellt, wurde von Dan Mongrain ersetzt, welcher überraschend nah am Original agierte und die vertrackten Harmonien seines Vorgängers offenbar gut herausarbeiten konnte. Blacky am Bass war immer noch die Rampensau wie vor 25 Jahren, Away holte aus einem Minimal-Drumkit wahre Mörderrhythmen raus, und Snake ist zwar deutlich gealtert und nicht mehr ganz so gut bei Stimme, aber dafür immer noch der sympathische Punk von früher. Und die Truppe bot eine wahre Vollbedienung für die Oldschool-Fans und ließ die aktuellen Piggy-Nachlassalben oder die Eric Forrest Phase fast vollständig auf Seite. Ich bin nun ein Vierteljahrhundert fanatischer Anhänger dieser Band und hatte schon oft Phasen der Art "Das werden wir wohl nie wieder erleben", zumal die Bandgeschichte ja alles andere als ruhig verlief. Aber diese Summerbreeze-Show war so ziemlich das prall geschnürte Paket aller feuchten "Ach-würde-ich-doch-nochmal..."-Wünsche. Meisterwerke wie 'Tornado' oder 'Macrosolutions To Megaproblems' wurden auf den Touren mit Eric Forrest immer ausgelassen - hier in Dinkelsbühl wurden sie wahr. Eine kleine Dosis von der "Angel Rat" ('Panorama'), bisschen was vom aktuellen Nachlass ('Global Warning'), aber ansonsten fast ausschließlich Hits ihres kreativen Höhepunkts zwischen "Killing Technology" und "Nothingface". Die ersten Reihen waren von VOIVOD-Die-Hard-Fans bevölkert, die zwischen allen Songs "Voivod!"-Chöre anstimmten, aber natürlich stand auch ein Großteil des Laufpublikums angesichts der abgefahrenen Songs mit einem ziemlich großen Fragezeichen vor der Bühne. Zum Abschluss gab es die kongeniale Coverversion von 'Astronomy Domine', nach der zwischendurch immer lautstark gefordert wurde. Für Fans war diese Zeitreise wie ein einstündiger Besuch im Paradies. Und ich habe mich nicht meiner feuchten Augen geschämt.
[Opa Steve]

Voivod

Ohne Oppas Text zu diesem Auftritt zu kennen, wähne ich mich auf der sicheren Seite, wenn ich sage, ich sekundiere seine Euphorie zur Gänze. Denn etwas anderes als Euphorie kann dieser Gig bei niemandem ausgelöst haben. Nicht nur aufgrund guter Erinnerungen an die Hochzeit dieser Band (von "Killing Technology" über "Dimension Hätröss" zu "Nothingface", "Angel Rat" und "Outer Limits") sondern einfach wegen der Atmosphäre, der Nostalgie, der VOIVOD'schen Besonderheit als Ganzes. VOIVOD machten einen abgeklärten Eindruck, Snake sang (innerhalb VOIVOD'scher Parameter) wie ein Gott, und so sehr Piggy vermisst wird, kann man seinem mir namentlich nicht bekannten Nachfolger nicht den geringsten Vorwurf machen, seiner Rolle bei VOIVOD nicht gerecht zu werden. Natürlich beschränkten sich VOIVOD in der viel zu kurzen Zeit, die ihnen auf dem SummerBreeze gegeben war, auch auf die Klassiker. Sowohl 'Killing Technology' als auch die unerreichte Hymne 'Panorama' (bei violetten Lichthintergrund), die mit ihrer gradezu freundlichen Melodieführung die durch das Loslassen erreichbare Freiheit zu propagieren scheint, kamen zum Zuge. Und irgendwann konnte ich nicht mehr zusehen, da war zuviel Wasser in den Augen. Gottseidank war es dunkel und ich konnte mich in Kopfschüttelei flüchten. Wie lange ist es her, daß ich diese Songs live genießen konnte? Jahre? Ein Jahrzehnt gar? Gott, warum gibt du uns so wenig Zeit und warum läßt du sie so schnell vergehen? Ich hoffe, daß es dieser Band gelingt bald eine Headlinertour zu fahren, die sie auch in den Süden der brD führt, damit ich nochmal 2,5 Stunden VOIVOD am Stück geniessen kann!
[Tad]

Opeth

Die Mannen und Mikael Akerfeld bilden den Abschluss des Festivals auf der Main Stage. Eigentlich waren die Erwartungen nicht allzu groß, da man eher annehmen könnte, dass die komplexen Prog-Death-Kompositionen eher etwas für den Kopfhörer sind und weniger geeignet für die große Festivalbühne; vor allem, da man bei einem Festival nicht damit rechnen kann, dass es sich bei der Menge vor der Bühne ausschließlich um Fans handelt, denen jede Textzeile geläufig ist. Doch OPETH wissen positiv zu überraschen. Davor haben die Schweden allerdings mit technischen Problemen zu kämpfen: während des ersten Songs versagt der Gitarrenamp von Fredrik Akesson seinen Dienst und Akerfeld versucht die wichtigsten Parts seines Kollegen mit zu übernehmen ("How did you like that? Sounds like shit, hä?"). Ein Tech versucht fieberhaft, das Problem zu lösen, während der coole und sehr sympathische Akerfeld etwas ratlos scheint ("normalerweise rede ich während eines Konzertes jede Menge Bullshit, aber ausgerechnet jetzt weiß ich nicht, was ich sagen soll; Drumsolo?"). Die paar Minuten, bis die Gitarre wieder hörbar wird, werden mit einem kleinen spontanen und ziemlich schrägen Bass/Drum-Jam überbrückt. Als die Band danach ein improvisiertes 'Soldier Of Fortune' anstimmen, ist allerdings Gänsehaut angesagt, auch wenn kaum Gitarren und kein Bass zu hören sind. Danach sind aber die Probleme gelöst und OPETH finden auch langsam wieder in den Gig zurück. Vor allem Akerfeld, der mit seinen Growls, aber auch mit seiner unter die Haut gehenden klaren Stimme überzeugt, macht durch seine Präsenz eine große Bühnenshow und aufwändige Aufbauten überflüssig. Es dauert zwar etwas, bis die Truppe nach den Problemen wieder richtig warm gespielt ist, der Gig klingt allerdings äußerst intensiv mit 'Demon Of The Fall' und 'The Drapery Falls' aus. Hier werden die sich stetig steigernden Nummern durch eine beeindruckende Lightshow unterstützt, die erneut Gänsehautalarm auslöst und den Auftritt auch von weiter hinten betrachtet zu einem Erlebnis macht. Das grandiose Finale lässt den verkorksten Beginn vergessen. Trotz der Probleme ein geiler Auftritt!
[des]

Dagoba

Letztmalig hatte ich diese Band wegen schlechten Running-Order-Platz zu meinem Leidwesen verpasst. Diesesmal ließ ich mir die französischen Cyber-Atmo-Grinder nicht entgehen. Der Gig war sehr kurz und auch weilig, aber DAGOBA liessen sich nicht lumpen und spielten die Highlights ihrer letzten beiden Alben routiniert und sauber runter. Der Sound war etwas matschig, aber irgendwie ist das typisch für DAGOBA, auch die Alben sind stellenweise arg übersteuert, aber ich werd mich kaum beschweren, so kommt schließlich massiv Druck rüber. Leider offenbart sich bei einerseits gewaltigen, andererseits äußerst filigranen Soundwänden, so wie DAGOBA sie zelebrieren, eine allgemein große Schwäche metallischer Lifeperformances. Die atmosphärischen Parts, SoundFX, Keys oder klarer Gesang gehen im Soundwust vollkommen unter. So mußte ich mir zu der Soundwand viel an Musik quasi 'hinzudenken', um das Konzert wirklich geniessen zu können. Gottseidank boten DAGOBA das Level an Tightness, das notwendig ist, um solche Spielchen im Kopf ablaufen lassen zu können. Alles in allem ein weiterer solider Gig, dennoch würde ich mir bei dieser Band wünschen, daß sie ein Lifekonzept ausarbeitet, das auch den filigranen und für die Atmosphäre essentiellen FX-Spielereien gerecht wird. Sonst degradiert sich die Band life zu einer weiteren Nummer im Wust der modernen Breitwandsoundbands.
[Tad]

Fazit

Besonders positiv fiel mir dieses Jahr der wesentlich bessere Gesamtsound auf. Die beiden Open-Air-Bühnen hatten eine ander PA als die letzten Jahre und klangen wesentlich homogener. Auch im Zelt konnte die Qualität des letzten Jahres gehalten werden, wobei die teilweise übertriebene Lautstärke dieses Jahr zum Glück etwas reduziert wurde. Die Gesundheit wird es danken, denn ich sehe nicht ein, warum Konzerte so laut gefahren werden, dass 80% des Publikums die Lautstärke per Gehörschutz wieder auf Kosten der Soundqualität drosselt. Dieses Jahr war's besser auszuhalten, obwohl DAGOBA gegen Ende nochmal alle Reserven aus der Anlage rausholten.

Negativ hingegen ist der immer größer werdende Albernheitsfaktor. Dass viele Leute, die mit Metal überhaupt nichts am Hut haben, auf solche Festivals gehen, merkt man an den vielen kritischen Stimmen über diverse Techno- und House-Parties auf dem Campground, welche quasi den ganzen Tag über gingen. Auch scheint es unter den Besuchern nach den langweiligen "Helga!"-Rufen und erbärmlichen Versuchen, den Bambi-Erfolg zu wiederholen, nun Mode geworden zu sein, sich in albernen Utensilien und Verkleidungen gegenseitig zu übertrumpfen. Nichts gegen eine spontane Gaudi, aber wenn sich ein deutlicher Anteil schon geplante Gedanken über irgendwelche Verkleidungen macht, komme ich mir vor wie an Karneval. Und ich hasse Karneval.

Infrastrukturell leidet das Gelände natürlich immer noch an fehlenden Versorgungsleitungen. Der Strom kommt aus einer Vielzahl Generatoren, die mittlerweile sogar am Mischpult-Turm anzutreffen sind. Sehr angenehm, wenn man auf einmal die Diesel-Abgase mitten ins Gesicht bekommt.... Die Wassersituation war etwas entspannter als sonst, wenn auch ein zeitnahes Nachfüllen der Behälter fast nie erfolgte, da man - wie immer - Bedarf und Unfug seitens der Fans unterschätzte. Die Gelegenheit, sich neben den Bühnen bei (manchmal) fließendem Wasser kurz die Hände zu waschen oder mal eben ein "kleines Geschäft" als Kerl zu erledigen, war allerdings superklasse.


[Opa Steve]

Die Müllsituation auf dem Summer-Breeze scheint dieses Jahr doch etwas mehr aus dem Ruder gelaufen zu sein, als die Jahre zuvor. Zunächst einmal ist negativ aufgefallen, dass in der Nähe der Fressbuden quasi keinen Mülleimer gab. Lediglich die Stände selbst, und hier auch nicht alle, hingen eigene Müllsäcke auf. Ärgerlich, denn Müllschlachten während Konzerten sind eigentlich immer ein Thema, das negativ auffällt. Stellt man keine Mülleimer zur Verfügung - und seien es Rollcontainer, die nicht jeder um- und durch die Gegend schmeißen kann - braucht man sich nicht wundern, wenn a) alles rum liegt und b) manche Leute auf die glorreiche Idee kommen das Zeug durch die Gegend zu schmeißen. An dieser Stelle sollte man dringend nachbessern.

Weiterhin war es sehr ärgerlich, dass die Müllposteraktion nicht reibungslos über die Bühne ging. Zwar war bekannt, wann am Samstag die Müllabgabe beginnt, doch nirgendwo stand, dass diese auch zu- und vor allem wann am Sonntag wieder offen ist. Ärgerlich für diejenigen, die nachts heimfuhren und so keine Poster holen konnten. Auch ärgerlich für die Sonntagsfahrer war, dass die Müllstation an der Frühstücksscheune zunächst nicht besetzt war, weil dies schlicht vergessen wurde. Unangenehm hinzu kamen dann noch die unfreundlichen Ordner, die nicht in der Lage waren ein System aufzubauen, nachdem man sehen konnte, wer wie viele Säcke abgegeben und damit Anspruch auf eine bestimmte Zahl Poster hatte. So fuhren manche Breezler leer nach Hause. Schade, wenn man schon so eine schöne Aktion hat, sollte man sie nicht durch derlei Pannen kaputt gehen lassen.

Auf Seiten der Besucher fiel mir bei der Abreise auf, dass viele verlassene Camps einem wüsten Sau-Haufen glichen, die Ähnlichkeit vom Breeze zum Wacken wird an dieser Stelle kaum übersehbar, schade, so mancher Besucher mochte dieses Festival gerade weil es sich vom Wacken unterscheidet. Fazit: Rollcontainer aufs Festivalgelände und eine Organisation der Posterausgabe, wie sie 2008 ablief - da funktionierte sie gut, die Ordner waren freundlich und wir wussten immer, wann es die Poster gab.

Unglücklicherweise wurde ich dieses Jahr gezwungen das Maltesercamp aufzusuchen. Zum Glück waren solch rücksichtslose Besucher, wie der, der mich am Kopf traf eine Seltenheit. Das Maltesercamp hatte wie immer zwei strategisch günstig gelegene Eingänge, rein kam nur wer etwas hatte und wenn nötig auch eine Begleitperson. Das Vorgehen des Sanitätsdienstes war äußerst professionell. Prophylaktisch wurden Patientendaten von jedem genommen, der mehr als nur einen Sonnenbrand hatte, sodass bei Folgebesuchen z.B. beim Verdacht auf Gehirnerschütterung, der Lästige Papierkram de Abtransport nicht im Wege stand. Beeindruckt hat mich der souveräne Umgang auch mit Leuten, die ich am liebsten nicht versorgt gesehen hätte. Aber es gehört zum Job auch Idioten, die sich damit brüsten, jemanden zusammengetreten zu haben, medizinisch zu versorgen. Genau das machten die Sanitäter, hervorragende Arbeit.

Neben dem Sanicamp gab es in diesem Jahr verstärkte Patroulliengänge auf den einzelnen Campgrounds, nach meinem Eindruck mehr als in den Jahren zuvor. Ich denke, dass dies angesichts vieler unterwegs liegen gebliebener Besoffener durchaus eine sinnvolle Sache war. Fazit: Auch in diesem Jahr wieder Hochprofessionelle Arbeit seitens der Malteser, Daumen hoch und nächstes Jahr bitte wieder!
[Kex]

Über die Verpflegungsstände selbst gibt es nix zu meckern, die Leute waren so freundlich wie ihre Persönlichkeitsstruktur es zuläßt, handeln konnte man auch überall, die Preise waren meist fair bis sehr gut und selbst am Bierstand wurde eine Bitte nach einem VOLLEN Becher nicht abschlägig beschieden. Solange die Leute reagieren, wenn sich der Kunde übervorteilt fühlt, kann ich auch mit Tricksereiversuchen umgehen. Geholfen hat dabei wohl auch, daß jeder Stand über eine Nummer identifizierbar war und der Infopoint als Beschwerdepunkt fungierte und leicht erreichbar war. Es zeigt sich eben, daß Kontrolle im heutigen Geschäftsenvironment einfach notwendig und offenbar erfolgreich ist.

Sehr positiv habe ich die riesige Videoleinwand zwischen den beiden Hauptbühnen empfunden. Das mag 'untrue' sein, aber so war es möglich auch Bands aus bequemer Entfernung zu verfolgen, für die man ansonsten freiwillig eher nicht bereit ist, Zeit zu opfern. Irgendwann ist auch eine Art 'Mittelgang' oder auch Wellenbrecher aus den Massen aufgetaucht. Halte ich grundsätzlich ebenfalls für eine gute Sache, das trennt die CirclePits und DeathWalls der Jugend vom in simplem Headbang-und Zuschau-Modus verbleibenden Alten. So kann der, der das möchte, in 'Ruhe' das Konzert 'seiner' Band geniessen.

Die Bandauswahl dieses Jahr war so gut, daß ich kaum Zeit im VIP-Bereich verbracht habe, außer zum Pissen. Ihr könnt euch also GoGoGirls in Zukunft sparen, wenn die Bandauswahl so bleibt! Überschneidungen zwischen Hauptbühnen und Partyzelt waren meist sogar händelbar, und so verbrachte ich einen großen Teil des Festivals bei der Undergoundfraktion. Letztes Jahr war ich noch sauer. Dieses Jahr bin ich hin und weg. Es lebe der Standpunktwechsel!

Abschliessend: das Futter! Ich hab da nicht nur nix zu meckern sondern sogar was zu loben! Ok, die AsiaWoks waren etwas teuer, aber die Qualität hat gestimmt und sämtliche anderen Stände hatten durchaus faire Preise, wenn man das Gesamtbild betrachtet. Der für mich beste Stand war allerdings der Ochs am Spiess, zu dem ich mehrfach und wiederholt hinpilgerte. Trotz schlechten Gewissens (der arme Ochs!) und latenter BSE-Furcht im Hinterkopf hab ich dieses Jahr fast nur dort gegessen, das mal zarte, mal kau-feste Fleisch, die kraftvolle Soße und die im Salz badenden Kartoffeln waren ein Hochgenuss, den ich mir für's nächste Jahr wieder wünsche und hier explizit lobend erwähnen möchte. Was ein bischen fehlt, ist ein Stand, bei dem man mit irgendwelchen Vitaminbomben (Früchte, Säfte oder von mir aus Tabletten...) mal seine Batterien aufladen kann. Aber ansonsten auch hier: Daumen hoch!
[Tad]

Auch in diesem Jahr wurde jenen Festivalbesuchern, die ihr Grill-Equipment zu Hause gelassen haben, ein bunter Mix aus nationalen und internationalen Gerichten geboten. Sämtliche Speisen wurden in der Preisklasse von € 4 bis € 4,50 angeboten und waren auch von den Portionen her in Ordnung. Für die bodenständigen Typen oder jene die zwischen zwei Bieren eine schnelle Fettlage benötigten, gab es Riesenbratwürste, dem Asia-Liebhaber wurden gebratene Nudeln und gebratener Eierreis mit oder ohne Hühnerfleisch in scharf oder mild serviert. Italien-Fans wurden mit der obligatorischen Pizza, die vielleicht nicht richtig cross, aber dennoch geschmacklich gut war, versorgt. Zusätzlich gab es einen Pasta-Stand, allerdings sollte man hier erwähnen, dass bei den Nudeln der Idealzustand "al dente" doch um einige Kochminuten überschritten worden war. Dafür gab es dazu eine schön scharfe Arrabiata-Sauce. Französisch-Fans wurden mit Riesenbaguettes bedient. Als die kulinarischen Highlights entpuppten sich aber das Dresdner Handbrot und der Ochs am Spieß. Bei ersterem - einer relativ unbekannten Spezialität - handelt es sich um ein Hefeteigbrot, welches mit Schinken und Käse oder alternativ mit Pilzen und Käse gefüllt ist und anschließend im Holzofen gebacken wird. Warm serviert ergibt das eine Köstlichkeit und Kalorienbombe sondergleichen.

Auch der Ochs avancierte zu den Lieblingsmagenfüllern. Spektakulär thronte der Ochs im Ganzen am Spieß am Verköstigungsstand, zumindest zu Beginn des Festivals. Gegen Ende bot das übriggebliebene Gerippe einen Anblick, der auch als Bühnendeko für CRADLE OF FILTH gut passen würde. Serviert wurden die Fleischstücke jedenfalls auf Potato-Wedgies mit Sauce.

Das Bier war kalt und in Ordnung, auch preislich ok mit € 3,00 plus 0,50 Becherpfand. Das no-name-Cola könnte man eine ziemliche Plörre nennen, vor allem weil es an manchen Ständen aus der Flasche und nicht vom Zapfhahn serviert wurde. Als ganz schlimm entpuppte sich der Cola-Radler, vor allem wenn er schön handwarm vorgetragen wurde. Auch das Mix-Getränk vom Jägermeister Stand, welches eine Art Jägermeister-Caipirinha darstellte, sollte man vielleicht erst seinem besten Freund spendieren und auf die Reaktion warten, bevor man es selbst versucht.

Im großen und ganzen kann man mit der Verpflegung sehr zufrieden sein, als Nicht-Selbstversorger wurde man sowohl von der Auswahl als auch der Portionen und geschmacklichen Qualität sehr gut bedient.

Wertung:
Ochs am Spieß 10/10
Dresdner Handbrot 10/10
Baguette 7/10
Pasta 7/10
Pizza 8/10
Asiate 8/10
Bratwurst 6,5/10
Steak 7/10
[des]

Besucherstimmen, Interviews

  • "Breeze ist sehr gut! Nur zu heiß, hehehe. Was mir nicht gefallen hat, waren die Steine vor der Bühne."
  • "Voll besser als Wacken, ist echt geil."
  • "Ey, keine Schokolade an Languste hier!"
  • "Wir sind Dienstag mittag schon an der Schleuse gestanden, und sind trotzdem (!) erst als Dritte (!) reingekommen...."
  • "Die Dixis sind zu wenige und zu weit weg. Und sie werden viel zu wenig entleert. Da pinkel ich ja lieber an den Bauzaun."
  • "Unsere Nachbarn sind soll dumm - die kacken rum, weil wir hier auf'm Metal-Festival Techno hören und Party machen...."
  • "Kann man das nicht irgendwie regeln, dass jeder nur ein bestimmtes Kartenkontingent kaufen kann? Oder wenigstens nachweisen muss, dass er für bestimmte Leute mitkauft? Ich find's kacke, dass das Festival schon monatelang ausverkauft ist, und dann die Leute auf eBay 10 Karten für 120 Euro reinsetzen."
  • "Wir gucken nicht viele Bands - auf ein Festival kommt man doch wegen der Party."
  • "Früher war's kleiner und besser. Trotz Berg."
  • "Darf ich dir ein Lied singen?"

Die Ordner vor den Summerbreeze-Bühnen, die liebevoll von der Insider-Gemeinde "Grabenschlampen" genannt werden, haben seit vielen Jahren einen besonders guten Ruf, da sie mit den Fans äußerst entspannt umgehen, und auch nach stundenlangem Crowdsurfer-Hagel immer noch stressfrei und professionell ihren Job verrichten. Auch die Bleeding4Metal-Fotografen konnten sich hier jedes Jahr im Fotograben davon überzeugen, warum gerade der Ruf der "Grabenschlampen" so gut ist. Es war also an der Zeit, auch mal einen Platz diesen Leuten einzuräumen, und wir stellen euch hier stellvertretend den Markus vor, der seit 2 Jahren Dienst im Partyzelt vor der Bühne macht.

Hallo Markus! Ich seh dich jetzt seit mindestens 2003 im Fotograben, kann das sein?

2001 eigentlich, ja.

Wie bist du zu diesem Job gekommen? Läuft das über eine Firma, oder seid ihr einfach jedes Jahr die gleichen Leute?

Wir sind eigentlich alles Freunde vom Veranstalter. Der hatte uns damals gefragt, ob wir helfen können, und das war halt der Anfang. Das Festival ist zwischendurch immer größer geworden, aber wir sind immer dabei.

Und es war kein Thema für dich, nach all den Jahren in Abtsgmünd nun mit nach Dinkelsbühl zu gehen?

Ich wohne in Ulm, also ich fahr sowieso ein paar Kilometer....

Also bist du das ganze Wochenende auch durchgehend hier.

Ja, wir zelten hier alle.

Wie lange sind eure Schichten hier am Tag?

Das ist unterschiedlich. da ich hier das Partyzelt mache, ist das etwas länger, aber normalerweise so 8-9 Stunden.

Und danach könnt ihr noch Party machen, oder seid ihr dann fertig mit der Welt?

Wer will kann Party machen, aber die meisten schlafen eher.

Was hörst du selbst für Musik?

Kein Metal; Hardcore.

Aber es ist schon OK, hier die Bands den ganzen Tag zu hören?

Jaja, kein Problem! Das ist ja gut gemischt, dadurch kann man's sich gut anhören.

Kannst du die Bands überhaupt genießen, wenn den ganzen Tag geballert wird, oder bekommst du das schon gar nicht mehr mit?

Ich höre ja eh nur die Bands hier im Zelt. Und wenn nicht zu viele Crowdsurfer kommen, dann kann man die Bands schon auch mal genießen.

Hattest du schon mal eine besonders stressige oder witzige Situation?

Ja, vor 3 Jahren bei HEAVEN SHALL BURN. Mit Stagedivern im Sekundentakt. Das war schon extrem.

Wie ist es sonst so, hier drin vom Tag überhaupt nichts mitzukriegen und in dieser Luft zu arbeiten?

Schwer (lacht). Einfach nur schwer und warm. Aber hier kann's wenigstens nicht regnen. Und man bekommt keinen Sonnenbrand - auch ein Vorteil!

Dann wünsche ich dir noch einen schönen Resttag heute, und vielleicht bis nächstes Jahr!

Bestimmt!
[Opa Steve]

Es ist schön zu erleben, dass auch die Ein- bzw. Anwohner Dinkelsbühls dem Summer Breeze Festival positiv gegenüberstehen. In der VIP Area hatte ich am Samstagnachmittag spontan die Möglichkeit, dem Chef des Shuttlebus Unternehmens sowie den anderen Besuchern in seiner Begleitung ein paar Fragen zu Ihren Eindrücken zu stellen. Die verschiedenen Anmerkungen der Beteiligten sind der Einfachheit halber in einer Antwort zusammengefasst.

Wo genau kommen Sie her?

Wir sind alle aus direkt hier aus Dinkelsbühl.

Sind Sie zum ersten Mal hier auf dem Gelände?

Nein, das ist schon fast Tradition. Wir kommen schon seit 2 oder 3 Jahren her.

Und wie gefällt es Ihnen?

Sehr gut! Es sind nette Leute hier und es herrscht eine gute Stimmung. Es ist überhaupt nicht aggressiv.

Wie sehen Sie als "Außenstehende" - also Nicht-Metaller - das Publikum? Haben Sie den Eindruck, das sind alles die selben "Gruppen" oder sehen auch Sie da Unterschiede?

Also so etwa 90:10; d.h. 90% Metaller und 10% solche, die sich das hier einfach mal anschauen wollen. Im Prinzip interessiert uns die Musik eigentlich garnicht, wir sind hier nur ganz zum Schauen und für uns sind die eigentlich alle "schwarz". Für einen wirklich ganz unbedarften Zuschauer sind die meisten doch wirklich gut und interessant angezogen. Allein zum Gucken lohnt es sich immer, hierher zu kommen.

Haben Sie sich irgendeine der Bands angeschaut bzw. angehört?

Also ein paar haben wir schon gesehen, z.B. im Partyzelt und auf der kleineren Bühne. Aber die Namen konnten wir uns nicht merken. Das war irgendwas mit "K..."

Ah, meinen Sie evtl. KRYPTERIA?

Ja genau, die waren das! Eine der Damen merkte dann an: Mein Mann, der hat noch ganz alte CDs von KREATOR von früher, die hat er gleich herausgezogen. Die haben doch gestern gespielt. Aber ansonsten kennen wir uns mit den Bands nicht aus.

Was ist Ihr Eindruck, wie nehmen die anderen Einwohner, die sich das Festival nicht mal selbst anschauen, das Ganze überhaupt auf? Sind die eher dagegen, eher dafür oder ist es denen egal?

Grundsätzlich sehen die Meisten das positiv, nur die Kirche ist halt dagegen; also die Kirchenvertreter. Aber mit denen setzt sich dann auch ein Verantwortlicher auseinander soviel wir wissen. Doch ich könnte mir vorstellen, dass ja auch viele von den Besuchern die (von der Kirche kritisierten) Texte mancher Bands selbst garnicht kennen bzw. verstehen. Man hört sowohl von jungen als auch ganz alten Leuten eigentlich nur Positives. Und wir selbst haben durch die Shuttlebusse nur beste Erfahrungen gemacht. Die Leuten singen den Busfahrern Lieder; z.B. "Ein Hoch auf den Busfahrer" etc. Und sagen "Bitte" und "Danke" - sowas erlebt man in den Schulbussen nicht. Die sind alle sehr nett, so dass die Fahrer Spaß an der Arbeit haben. Die kämpfen sogar mittlerweile darum, an den Festivaltagen den Shuttlebus fahren zu dürfen.

Letztes Jahr gab es ja am Mittwoch ein Verkehrschaos. Wie sah es dieses Mal aus?

Die Organisation hat heuer super geklappt. Dadurch, dass die Einfahrtsschleusen verändert bzw. verstärkt worden, war der Verkehrsfluss viel viel besser. Außerdem war die Polizei präsent und hat an den Ampeln, den Verkehr geleitet und gelenkt.

An dieser Stelle möchte ich mich nochmals ganz herzlich bei den Anwesenden (auf dem Foto von links nach rechts) Wolfgang Faber (Inh. des Busunternehmens Faber-Reisen), Simone Werbel, Claudia Faber (mit Sonnenbrille), Michaela Hähnlein (stehend), Christine Humpf (kniend), Kathrin Marycz und Martin Barisch für das spontane und sehr nette Gespräch bedanken! Vielleicht trifft man sich ja wieder in Dinkelsbühl!
[Krümel]

Es holten sich für euch den Sonnenbrand: Krümel, Kex, Opa Steve, des, Tad.

Billing
THE FACELESS
OPETH
JACK SLATER
SABATON
THE SORROW
VOIVOD
SCHANDMAUL
KATATONIA
VOLBEAT
LIFE OF AGONY
WINTERSUN
CANTUS BURANUS
EQUILIBRIUM
BEFORE THE DAWN
SUICIDE SILENCE
PSYCROPTIC
SYLOSIS
CALLEJON
NECROPHAGIST
ELVENKING
SUFFOCATION
UNLIGHT
BLACK MESSIAH
DAATH
AMON AMARTH
GHOST BRIGADE
FIREWIND
THE NEW BLACK
HATE ETERNAL
NARZISS
HATE
UNEARTH
BORN FROM PAIN
GOD DETHRONED
POWERWOLF
HAGGARD
THE OTHER
SKYFORGER
SACRED STEEL
UNSUN
ONE WAY MIRROR
VADER
BATTLELORE
VREID
BRAINSTORM
LEGION OF THE DAMNED
MISERY INDEX
BENEATH THE MASSACRE
VOMITORY
DEATHSTARS
UNHEILIG
DEADLOCK
AMORPHIS
GRAVE
ENTOMBED
BACKYARD BABIES
DAGOBA
KATRA
WAYLANDER
RAUNCHY
J.B.O.
PSYCHOPUNCH
GRAND MAGUS
THE HAUNTED
CATARACT
EPICA
EVOCATION

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