Pain Of Salvation - Remedy Lane

Review von Odin vom 00.00.0000 (14989 mal gelesen)
Pain Of Salvation - Remedy Lane "Wenn du eine Band suchst, die so klingt, wie deine Lieblingsband, dann vergiss uns. Wenn du allerdings eine Gruppe suchst, die dich deine Lieblingsband vergessen lässt, dann schreite die Remedy Lane einige Male ab und du wirst merken, dass du anschließend nicht mehr der Selbe bist."

So beschrieb Mastermind Daniel Gildenlöw selbst sehr treffend seine Band Pain Of Salvation und ihr neues Album "Remedy Lane" (engl. für eine nostalgische Reise, rückwärts auf der Straße der Erinnerungen). In der Tat enthält diese Aussage mehrere Wahrheiten: Pain Of Salvation klingen hier wie keine andere Band, die ich kenne. Vielleicht noch am ehesten ein wenig Richtung Dream Theater, vor denen sie sich wirklich nicht zu verstecken brauchen.
Und: Man muss suchen. "Remedy Lane" ist definitiv kein Easy Listening, nichts, wovon man sich sanft berieseln lassen kann. Man muss sich mit der Musik wirklich auseinandersetzen, ihr etwas Zeit widmen, denn sonst schafft man nie den Zugang zu den teilweise sperrigen Arrangements. Für Prog-Liebhaber wird aber einiges geboten, viel zu viel, um es ausführlich zu beschreiben - ich könnte nahezu über jeden einzelnen Song ein full-size Review schreiben.

Das über achtminütige "A Trace Of Blood" vereint einen Großteil der vorkommenden Stilelemente in sich, indem es von Jazz-artig progressiven Arrangements bis hin zum melodischen Mitsingchorus alles auffährt.

Gesanglich bewegt sich Daniel Gildenlöw zwischen Barlow (Iced Earth) und DeFeis (Virgin Steele), bewahrt dabei aber eine eigene Note, die dank seiner sehr variablen und umfangreichen Stimme sehr eindrucksvoll und vor allem gefühlvoll rüberkommt. Apropos gefühlvoll; die sehr persönlichen und gefühlvollen Texte und Songs kommen nicht von ungefähr, denn Gildenlöw verarbeitet darin seine Trauer, Wut und Verzweiflung über den Verlust seines ungeborenen Kindes im letzten Jahr. Nicht nur davon, aber eben auch von diesen Emotionen handelt das Konzept des Albums, das sich in drei Kapitel von je vier Songs unterteilen läßt. Es werden Aspekte dunkler Gefühle, der schmale Grad zwischen Leben und Tod, Hysterie und Apathie und auch soziale Fragen der Menschheit, sowie das Thema Liebe und Sex aufgegriffen.

Bei aller Komplexität bleibt "Remedy Lane" doch transparent und eingängig - das ist kein Widerspruch zu meiner obigen Aussagen, denn erst mal muss man den Zugang gefunden haben, dann aber läßt es kaum wieder locker. Dazu trägt sicher auch der ausgezeichnete Sound bei, dessen klare Produktion erfrischend wirkt. Auch ist das Konzeptalbum sehr abwechslungsreich, so sieht man sich bei den ersten Takten von "This Heart Of Mine" einer lupenreinen Jazz-Ballade gegenüber, die sich aber noch weiter entwickelt.

Ich könnte noch lange Zeit so weitermachen und von den einzelnen Song schwärmen, wie dem akkustisch intonierten "Chain Sling", das zwischenzeitlich orientalisch anmutet, oder dem instrumentalen "Dryad Of The Woods" sowie dem ebenfalls instrumentalen, sphärischen Titelsong, der das "Ending Theme" wieder aufgreift... Vieles davon ist sicherlich streitbar und auf keinen Fall jedermanns Sache, aber wenn ich mich frage, was man in diesem Genre wohl noch besser machen könnte, dann kann ich mich von meinen Hemmungen befreien und die Höchstnote vergeben. Der Liebhaber wird hier mit fast 70 Minuten progressiver Musik bedient, die auf der anstehenden Tour der Schweden zusammen mit Dream Theater sicher kein Auge trocken lassen wird, obwohl sie auch gut auf eine Theaterbühne im Stile von David DeFeis' "House Of Atreus" (Klytaimnestra oder Der Fluch der Atriden) passen würde...

Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
1. Of Two Beginnings
2. Ending Theme
3. Fandango
4. A Trace Of Blood
5. This Heart Of Mine (I Pledge)
6. Undertow
7. Rope Ends
8. Chain Sling
9. Dryad Of The Woods
10. Remedy Lane
11. Waking Every God
12. Second Love
13. Beyond The Pale
Band Website: www.painofsalvation.com
Medium: CD
Spieldauer:
VÖ: 28.01.2002

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