Interview mit August von Guns Of Moropolis

Ein Interview von Wulfgar vom 24.04.2013 (14684 mal gelesen)
Nach langen Verhandlungen mit Regierungssprechern, Unter-, Ober- und Zwischensekretären des deutschen Konsulats in Moropolis und einem wohlwollenden Review unsererseits hat mir Regierungschef und Troikamitglied August Paulsen nun doch ein Interview gegeben um mich über den neuesten staatl. Output "Heavy Metal Killed Your Mama" und noch einiges mehr aufzuklären. Doch lest selbst.

Ich habe eben unser Review erwähnt. Lest ihr die Dinger überhaupt selbst? Wenn ja, was geht einem durch den Kopf wenn man einen Verriss über die Musik liest, in die man seine Kraft und Kreativität investiert hat?

August: Wir lassen von unserer überbezahlten Pressestelle gern vorsortieren und uns die bestgeschriebenen Rezensionen als Ausdruck reichen. Klar schmerzen Verrisse, zumal die häufig auch recht ausführlich daherkommen, doch in der Summe überwog bisher eindeutig die positive Resonanz - und über Geschmacksfragen regen wir uns in herrschaftlicher Weisheit eh nicht auf.

Erzählt mir als Ortsunkundigen doch bitte mal ein wenig über Moropolis.

August: Moropolis ist eine unerhört hübsche, wie auch lange Zeit sehr verschlafene Stadt. Unter unserer Diktatur wurde schnell Industrie hochgezogen, Wohnraum saniert, Glücksspiel und Prostitution legalisiert, die Stadt herausgeputzt und dennoch in ihrem historischen Charakter erhalten. Die genaue Einwohnerzahl werden wir nicht verraten, da wir eine Volksmiliz haben und dem Feind die Aufklärung nicht abnehmen wollen, aber die Zahl unserer Bürger bewegt sich so zwischen Neuselhalden und Mexico City.

Wessen Idee war dieser, nennen wir es mal, erzählerische Rahmen?

August: Nun ja, die Gegebenheiten, sprich unsere Basis in Moropolis, unsere Herrschaft über die Stadt, ergaben sich durch unser Geschäftsgebaren wie von selbst. Die Idee, diese Band als Propaganda- und Geldwäscheinstrument zu installieren, entstand eines Abends beim Gemüse schnippeln, als wir zusammen im Regierungspalast einen Gaisburger Marsch zubereiteten.

Zur Sache, "Heavy Metal Killed Your Mama" ist raus. Musstet ihr Verrisse lesen, oder wie waren die Reaktionen?

August: Ja, es gab Verrisse, aber auch reichlich Lob auch von unerwarteter, sprich nicht bestochener Stelle. Das freut uns sehr, zumal dieses Album nicht auf den Massengeschmack hin produziert wurde.

Habt ihr bei euch selbst bzw. an eurer Ausstattung oder dem Aufnahmeprozess Verbesserungen zum letzten Album festgestellt? Wenn ja was für welche?

August: Die Besetzung war auf dem letzten Album noch eine andere, und jeder Produzent hat seine eigene Arbeitsweise. So reisten wir diesmal nicht in ein auswärtiges Studio, sondern bestellten den Produzenten mit seinen Gerätschaften zu uns ein, was uns ermöglichte, nebenher noch die staatliche Altersversorgung in Moropolis zu reformieren.

Welches würdet ihr als euren Favoriten unter den Songs bezeichnen und warum?

August: George steht auf 'Anytime', was ja verständlich ist, denn da hört man seinen Bass endlich mal. Der Kanonier verdrückt bei 'Heartless Blues' immer wieder mal ein paar Tränchen, und ich, ja, ich liebe eigentlich alle meine Schäfchen.

Jetzt andersherum. Mein absoluter Favorit ist 'Golden God'. Was gibt es zum Song und seiner Entstehung zu sagen?

August: Es geht die Sage um, Robert Plant sei mal auf dem Balkon seines Zimmers im Riot Hyatt in Los Angeles gestanden und habe in bewußtseinserweitertem Zustand der Welt verkündet, er sei ein goldener Gott. Im Film Almost Famous wurde das übrigens auch aufgegriffen. Der Song dreht sich um Gedanken über diese Situation - wie wäre es, ebenso zu sein?

Jetzt mal zu etwas, das ich mich schon sehr lange frage. Nervt es euch wenn ihr hört: "...ja GUNS OF MOROPOLIS klingen so ungefähr nach VOLBEAT"? Bzw. wie reagiert man darauf wenn's passiert?

August: Ach VOLBEAT... VOLBEAT war mal echt cool, VOLBEAT war mal eine meiner Lieblingsbands, und wäre VOLBEAT VOLBEAT geblieben, wäre VOLBEAT wohl immer noch voll toll. Und, VOLBEAT, VOLBEAT: VOLBEAT, VOLBEAT! You get the point? Wir stehen eher auf Voltomat, die liefern hervorragenden Strom für unsere Gitarrensender.

Wo ich gerade schon negative Schwingungen erzeugt habe. Wie ist es, wenn man auf einem Festival spielen muss und schon weiß, dass der Slot nicht der Beste ist? Wie motiviert man sich trotzdem 100% zu geben?

August: Ganz ehrlich: Wir sind immer noch jung uns heiß genug, um jede Show zu genießen. Und solang da nur zwei, drei Fans vor der Bühne ihren Spaß haben, sind wir in diesem Moment glückliche Menschen. Das klingt platt und klischeehaft, ist aber so. Anderweitig ist es auch kaum möglich, sich als Band, die noch etwas vom Doppelplatinstatus entfernt ist, dauerhaft zu motivieren. Was dagegen völlig ankotzt und immer daneben ist, sind beschissene Rahmenbedingungen. Backstageraum = Treppenhaus, Changeoverzeiten im Sekundenbereich, arrogante Crews vom Headliner vor allem bei kleinen Konzerten... Davon sind aber gerade Festivals wie das von dir angesprochene Metalfest, das auch für uns echt geil war, glücklicherweise selten betroffen.

Zum Schluss dürft ihr noch loswerden, was ihr den Fans, unseren Lesern oder euren Familien, Freunden und/oder Stammprostituierten schon immer mitteilen wolltet.

August: Bürger, wir stehen treu zu euch. Verteilt euch, vermehrt euch, verbreitet die Kunde von unserer Herrlichkeit - unser ewiger Dank sei euch gewiss!

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