End Of Green - Void Estate

Review von Stormrider vom 28.08.2017 (8814 mal gelesen)
End Of Green - Void Estate Als bekennender END OF GREEN-Fan muss ich gestehen, war ich nach dem ersten Durchlauf von "Void Estate" etwas enttäuscht. Irgendwie ist auf Album Nummer Neun nur noch wenig vom rockigen oder gar metallastigen Sound übrig, der Alben wie "Dead End Dreaming" oder "High Hopes In Low Places" ausgemacht hat. Dieser war, gepaart mit dem düsteren Charme, den die Schwaben bereits seit ihren Anfangstagen vor 25 Jahren wunderbar in ihre Musik einfließen lassen, viele Jahre ein treuer Begleiter in meinem Leben. Dass man sich bereits mit dem Vorgänger "The Painstream" davon wegbewegt hat, habe ich geflissentlich ausgeblendet und hoffte ein wenig auf ein weiteres Album im Stile der beiden bereits erwähnten Knaller. Aber Pustekuchen, die Band tut mir den Gefallen nicht, sondern fordert die Fans auf "Void Estate" heraus, sich auf andere Einflüsse einzulassen.

Nachdem ich das Album nun auf Dauerrotation habe laufen lassen, muss ich, oder besser kann ich zum Glück, meine Meinung korrigieren. Denn END OF GREEN machen genau das Richtige: Sie machen ihr Ding, entwickeln sich beständig weiter und bleiben sich dabei dennoch treu. Kurz gesagt sie machen das, was Künstler tun, die relevant bleiben wollen.

Schon der Opener 'Send In The Clowns' zeigt, dass man es etwas bedächtiger angehen lassen möchte, liefert aber mit dem Chorus eine absolute Gänsehautmelodie ab. Und dieses Ruhige, Bedächtigere, fast schon im Singer/Songwriter-Stil angesiedelte, das zieht sich durch einen Großteil der Songs. Der Anteil der Nummern, die wirklich rockig ausfallen, der ist verschwindend gering. 'Dark Side Of The Sun' ist da vielleicht noch die größte Reminiszenz an die eigenen Vorbilder und schielt in Richtung TYPE O. Ansonsten regiert auf "Void Estate" diese unnachahmliche Melancholie, die END OF GREEN seit jeher auszeichnet und das düstere Timbre von Michelle Darkness, dessen Stimme weiterhin DER Mittelpunkt im Bandsound ist. Die Songs wurden eher noch um eine Nuance reduziert, als dass noch eine Schicht oder eine weitere Spur oben draufgepackt wurde. Wären da nicht diese Dunkelheit und diese Traurigkeit, die allen Songs gemein ist, es wären Ohrenschmeichlermelodien, die problemlos im Radio laufen könnten. Am Ende sind die elf Songs aber alles andere als radiotauglich, es sei denn, man möchte die Hörerschar suizidal dezimieren. Und hier schließt sich der Kreis. Denn END OF GREEN sind weiterhin unverkennbar END OF GREEN, dabei gesteht sich das Quintett zu, gereift zu sein, musikalisch wie menschlich. Auch dass man nach 25 Jahren im Business niemandem mehr etwas beweisen muss, trägt sicherlich seinen Teil dazu bei, dass "Void Estate" klingt wie es klingt, düster, melancholisch, traurig und dennoch mit einer gewissen lebensbejahenden Note, wie z. B. im Calvin Russel-Cover 'Crossroads', und alles ist eingebettet in eine wunderbar warme und doch klare Produktion.

Am Ende hätten ein oder zwei Songs mit etwas angezogenem Tempo dem Album bestimmt nicht geschadet, wenn man aber dafür erdrückend schwere Songs wie 'Mollodrome' geboten bekommt, bei dem man nur dann keine Gänsehaut bekommt, wenn man sowieso keine Emotionen mehr hat, dann ist das natürlich jammern auf hohem Niveau. Überführt man den Bandnamen metaphorisch in Das Ende der Hoffnung, dann liefern END OF GREEN wieder einmal einen gnadenlos guten Soundtrack für einen deprimierenden, hoffnungslosen Abend bei Kerzenschein und Wein. Und wenn die Flasche leer und "Void Estate" zum dritten Mal durchgelaufen ist, dann spürt man trotz aller Dunkelheit dieses Licht im Inneren, dass man soeben doch eine verdammt gute Zeit hatte. Ein Album was Zeit zum Wachsen braucht und den nächsten Schritt in der Entwicklung des Bandsounds markiert. Sehr traurig, oder besser sehr stark!

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Send In The Clowns
02. Dark Side Of The Sun
03. The Door
04. Head Down
05. Crossroads (Calvin Russel Cover)
06. The Unseen
07. Dressed In Black Again
08. Mollodrome
09. Worn And Torn
10. City Of Broken Thoughts
11. Like A Stranger
Band Website: www.endofgreen.de
Medium: CD
Spieldauer: 57:20 Minuten
VÖ: 18.08.2017

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