Crobot - Welcome To Fat City | |
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Review von Stormrider vom 18.10.2016 (7223 mal gelesen) | |
Dachte man zu Beginn der Retrowelle, dass es sich nur um ein temporäres Phänomen kurzer Dauer handelt, weil das ja alles schon mal dagewesen ist, sieht man sich nach mehreren Jahren mittlerweile einer Vielzahl an Bands gegenüber die den Sound der 70er weiterhin in die Neuzeit transportieren. Manche machen das überwältigend gut, wie z. B. die fantastischen RIVAL SONS, andere kippen den Markt mit durchschnittlichen Alben zu, die man nach einmaligem Hören dann wieder gegen die bewährten Klassiker tauscht. CROBOT haben das Potenzial zu den Bands zu gehören, die man sich aus dieser zweiten Welle der 70er auch in ein paar Jahren nochmal gerne auflegen wird, denn das vorliegende Werk "Welcome To Fat City" ist ein richtig cooles, staubiges, rockendes und bluesiges Stück aktueller Retromusik. Alleine wie der Opener und Titeltrack aufgaloppiert und mit seinem Groove sofort Bewegung in die Schlaghosen bringt, sticht gefühlt 90% der ähnlich gelagerten Bands aus. Aber CROBOT haben mehr zu bieten, als nur ein Aufwärmen bereits gehörter Standards. Sie lassen in 'Steal The Show' die Harp solieren und setzen hin und wieder auch den guten, alten Schellenring und sogar die Kuhglocke passend ein, z. B. in 'Play It Cool'. Über die komplette Albumdistanz verbinden die Amis die traditionellen Elemente sehr geschickt mit Gitarrenriffs neuerer Couleur, wobei insbesondere Tom Morello immer wieder mal kurz um die Ecke lugt, was auch durch die von der Band selbst genannten Einflüsse wie RAGE AGAINST THE MACHINE, AUDIOSLAVE oder CLUTCH unterstrichen wird. Dazu schimmern aber auch immer mal ein Schuss Funk und eine Prise Grunge durch, hier insbesondere ALICE IN CHAINS. Dadurch hat man nicht zwangsläufig das Gefühl, mit "Welcome To Fat City" ein Album zu hören, was schon 40 Jahre alt sein könnte. Glücklicherweise verfallen CROBOT nicht in ewige psychedelische Instrumentalpassagen und solieren nie zum reinen Selbstzweck. Mancher Schnauzbartträger wird vielleicht genau das auf "Welcome To Fat City" etwas vermissen, dass es zu wenig Räucherstäbchenmomente gibt. Mir persönlich gefällt gerade das sehr gut, dass man sich eher an den straightforward Klassikern mit nicht ganz so viel proggigen Momenten orientiert und nicht noch beweisen will, was für ein toller Hecht man doch an seinem Instrument ist. Denn das hört man sowieso in jedem der elf Tracks, dass die vier Herren wissen, was sie da tun. Dabei ist es ganz egal, ob es sich um den bereits erwähnten Titeltrack, ein bluesiges Groovemonster wie das abschließende 'Plague Of The Mammoth', den coolen Rocker 'Right Between The Eyes' oder das balladesk startende und an SOUNDGARDEN gemahnende 'Moment Of Truth' handelt, das gegen Ende in einen einfühlsamen Blues übergeht. Die Produktion von Machine (CLUTCH, LAMB OF GOD, EVERY TIME I DIE) und der Mix von Alan Moulder (FOO FIGHTERS, NINE INCH NAILS, THEM CROOKED VULTURES, LED ZEPPELIN) unterstreichen die Kombination aus Tradition und Moderne dann auch noch mit dem passenden Sound. Denn das Album wirkt weder an- noch eingestaubt und trotzdem hat man nicht das Gefühl, dass aus Versehen gleich irgendein Effekt aus den Boxen kommen könnte, der nicht auch in den 70ern hätte schon genutzt werden können. Will man CROBOT bzw. dem Album irgendwas vorwerfen, dann ist der einzige Punkt den ich gefunden habe der, dass es auf "Welcome To Fat City" keinen potentiellen Hit gibt, der es schaffen könnte langfristig zum echten Klassiker zu werden. Was die Widerhakenmomente angeht, haben damit aktuell die RIVAL SONS die Nase noch ein ganzes Stückchen vorne. Wobei der Vergleich der beiden Bands aufgrund des Sounds natürlich massiv hinkt, aber die Zielgruppe doch einige Überschneidungen haben dürfte. Sei es drum, "Welcome To Fat City" wird für fast jeden Fan klassischer Rockmusik seine Momente parat haben, und es gibt keinen vernünftigen Grund es nicht zu hören. Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Welcome To Fat City 02. Play It Cool 03. Easy Money 04. Not For Sale 05. Hold On For Dear Life 06. Temple In The Sky 07. Right Between The Eyes 08. Blood On The Snow 09. Steal The Show 10. Moment Of Truth 11. Plague Of The Mammoth | Band Website: www.crobotband.com Medium: CD Spieldauer: 40:22 Minuten VÖ: 23.09.2016 |
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