Sortilège - Larmes De Héros | |
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Review von baarikärpänen vom 13.11.2023 (9799 mal gelesen) | |
Viele Metalheads sind schon ein merkwürdiges Völkchen, vor allem wenn es darum geht, ihren "Lieblingen" trotzdem bedingungslos zu folgen, sollten die ihren Stil ändern. Ich schließe mich da gar nicht mal aus. Bei mir sind es zum Beispiel EXODUS, die von mir aus ihr "Bonded By Blood" immer und immer wieder - nur mit anderem Titel natürlich - hätten veröffentlichen können. Mit "Fabulous Disaster" hab ich mich schon schwer getan, danach war für mich in Sachen EXODUS auch schon der Ofen aus. Es gibt aber auch andere Beispiele, bei denen ich geradezu gespannt war wie ein Flitzebogen, wie weit sie mit ihrer nächsten Veröffentlichung noch gehen würden. Den Sprung, den CELTIC FROST von "To Mega Therion" zu "Into The Pandemonium" gemacht haben, den habe ich total abgefeiert. Auch wenn ich Jahre gebraucht habe, um zu diesem Ergebnis zu kommen, gilt das was ich zu CELTIC FROST gesagt habe, mittlerweile auch für SORTILÈGE und ihre Weiterentwicklung von "Métamorphose" zu "Larmes De Héros". Didier Demajean sagt: "Es ist das ausgereifteste und durchdachteste Album von uns, beim Songwriting stimmte einfach alles." 1986, also im Erscheinungsjahr des Albums, hätte ich da mein Veto eingelegt, aber schon ein paar Jahre später hätte er meine volle Zustimmung bekommen. "Larmes De Héros" ist in der Tat fast schon ein Quantensprung. Natürlich ändert das rein gar nichts an den Höchstnoten für die EP und für "Métamorphose". Aber den Weg, den SORTILÈGE mit "Larmes De Héros" eingeschlagen haben, war rückblickend betrachtet ein sehr mutiger. Gerade im Jahr 1986, als alles immer höher, schneller, weiter sein musste, machten die Franzosen einen Schritt in die komplett andere Richtung. Klar, die Songs von SORTILÈGE hatten auch schon auf "Métamorphose" einige vertrackte Rhythmen zu verzeichnen, aber bereits der Opener 'La Hargne Des Tordus' klang schon deutlich anders. Das war immer noch SORTILÈGE (alleine schon wegen der Ausnahmestimme von Zouille, den man unter Tausenden sofort wiedererkennt), aber eben nicht mehr das, was man vom Vorgänger kannte. Diese Richtung schlägt auch das nachfolgende 'Chasse Le Dragon' ein. SORTILÈGE wandeln gerade durch die vielen Tempoänderungen fast schon in progressiven Sphären. Ein Schritt hin zum früheren Material ist dann 'Le Demier Des Travaux d'Hercule' mit seinem flotten Tempo und fast schon rockigem Klang. Und dann kommt mit 'Quand Un Aveugle Réve' ein Musterbeispiel dafür, warum man das Album als Blueprint für europäischen Epic Progressive Metal bezeichnet. 'La Montagne Qui Saigne' und 'Marchand d'Hommes' schlagen in die gleiche Kerbe, wobei gerade die "Uhuhuu"-Chöre im Erstgenannten im Jahr 2023 etwas angestaubt klingen, aber was soll's. Geradezu aus dem Rahmen fallen auf dieser Scheibe 'La Huitième Couleur De L'arc-en-ciel' und 'Messager'. Letzteres mit seinem Chorus zum Niederknien, bei dem SORTILÈGE in Höchstgeschwindigkeit (eher 'Messager') und straight durch die Botanik pflügen. Gerade die beiden letzten Songs waren die, mit denen Fans der EP und von "Métamorphose" die kleinsten Probleme hatten. Die anderen sieben Stücke mussten (für mich) erst mit der Zeit wachsen, um "Larmes De Héros" als das zu sehen, was es ist: ein Meisterwerk des französischen Metals. Nicht wenige meiner Bekannten bemängelten damals den leicht mumpfigen Sound, den Vic Vergeat und Kalle Trapp dem Album spendiert hatten und der durch die Bearbeitung von Patrick W. Engel nun deutlich verbessert ist. Wie bereits bei den anderen Veröffentlichungen gibt es auch hier wieder die Vollbedienung in Sachen Aufmachung für Vinyl-Käufer von High Roller Records. Es gab ja schon einige Wiederveröffentlichungen von "Larmes De Héros", gerade letztes Jahr erst von Relics From The Crypt in einem schönen Box-Set. Und trotzdem ziehe ich klar die von High Roller vor, unter anderem auch deswegen, weil hier der Sound durch die Nachbearbeitung klar gewonnen hat. Aber auch ohne die bleibt das Album selbst immer noch ein echter Klassiker, der in jede Sammlung gehört (so es nicht eh schon dort steht). Auch hier kann es nur die Höchstnote geben. Gesamtwertung: 10.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. La Hargne Des Tordus 02. Chasse Le Dragon 03. Le Demier Des Travaux d'Hercule 04. Quand Un Aveugle Réve 05. Mourir Pour Une Princesse 06. La Montagne Qui Saigne 07. Marchand D'Hommes 08. Messager 09. La Huitième Couleur De L'arc-en-ciel | Band Website: www.facebook.com/SortilegeWithZouille Medium: CD, LP Spieldauer: 45:51 Minuten VÖ: 17.11.2023 |
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