Interview mit Andreas von Soulcaster

Ein Interview von Blaze Breeg vom 07.09.2020 (23269 mal gelesen)
Die Belgier SOULCASTER haben mit der Debüt-EP "Maelstrom Of Death And Steel" gleich ein richtig fettes Ausrufezeichen gesetzt, das die meisten Epic Metal- und NWOTHM-Fans begeistern dürfte - darunter natürlich auch die "Schlachtenbummler" aus der Bleeding4Metal-Redaktion. Es liegt auf der Hand, dass wir uns mit Bandkopf Andreas über seine Inspirationsquellen, sein Schaffen und seine Pläne unterhalten mussten.

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Zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch zu eurer großartigen EP "Maelstrom Of Death And Steel". So wie es ausschaut, habt ihr damit einen Nerv getroffen. Mein meist geschmackssicherer Bleeding4Metal-Kollege Aidan (Divine Victim) und ich sind ebenfalls begeistert.

Andreas: Vielen Dank! Ich bin sehr erfreut über die bisherigen Reaktionen.

Andreas, kannst du unseren Lesern etwas über die Gründungsgeschichte von SOULCASTER erzählen? Seit wann gibt es die Band?

Andreas: SOULCASTER begannen, sich Anfang 2020 zu formieren. Die Band war inspiriert von der Stormlight Archive-Buchserie aus der Feder von Brandon Sanderson. Als COVID-19 seinen Höhepunkt in Europa erreichte, hatte Belgien einen Lockdown - so entschied ich mich, die erste EP "Maelstrom Of Death And Steel" selbst aufzunehmen.

Welche Bands haben dich am meisten beeinflusst?

Andreas: Im Allgemeinen würde ich sagen IRON MAIDEN und DEEP PURPLE. Wenn man etwas LED ZEPPELIN und RAINBOW dazugibt, hat man meiner Meinung nach genügend Bestandteile für die Fundamente des frühen Epic Metal - und das ist das Genre, aus dem SOULCASTER das meiste schöpfen (zu nennen sind diesbezüglich sowohl alte Bands wie MANILLA ROAD, BROCAS HELM, SLOUGH FEG als auch neuere wie SUMERLANDS und VISIGOTH). Abgesehen davon gibt es auch noch eine gesunde Dosis 80er-OZZY in diesem Mix. (sehr geschmackssicher, da kann ja gar nix in die Hose gehen - der Autor)

Wenn du nur fünf Alben auf eine einsame Insel mitnehmen dürftest, welche wären das?

Andreas: "Deep Purple In Rock" und MAIDENs "Powerslave" auf jeden Fall. Falls ich eine Gitarre mitnehmen darf, würde ich "Second Heat" von RACER X hinzufügen, damit ich mir beim Einüben des intensivsten Gitarrenspiels aller Zeiten den Arsch abspielen kann, während ich gleichzeitig ein eingängiges Heavy Metal-Album bei mir habe. Wenn ich schon mit fünf Alben festsitze, möchte ich auch ein wenig Variation, daher vielleicht CARPENTER BRUTs "Trilogy" und MILES DAVIS' "Kind Of Blue"? Oder streiche das mal: Die ersten fünf MANOWAR-Alben, das ist die finale Antwort. (hail and kill - der Autor)

Zurück zu eurer EP. Das Cover ist sehr düster und man erwartet ein Doom- oder sogar Black Metal-Album. Was kannst du uns über das Artwork erzählen?

Andreas: Im Sound und den Lyrics der Platte gibt es eine Menge Verderben und Finsternis, daher fühlte es sich richtig an, dies auch im Artwork zu reflektieren. Normalerweise probiere ich, das Artwork für die Scheiben, an denen ich arbeite, selbst zu anzufertigen. Ich denke, es trägt ebenso viel zur Atmosphäre einer Platte bei wie die Musik, die Lyrics und die Produktion. Heutzutage ist es leichter, ein Album vor dem Kauf zu hören, daher müssen wir uns keine Gedanken über die Frage machen, ob ein Artwork zu einem bestimmten Genre passt: Es muss nur zur Platte passen.

Wie würdest du deine Band in stilistischer Hinsicht einordnen? Oder machst du dir über solche Etiketten gar keine Gedanken?

Andreas: Ich kann keine besseren Worte finden als Dying Victims in ihrem Pressetext für die EP, daher kopiere ich das lediglich: "roh, aber raffiniert, atmosphärisch, aber aggressiv, launisch, aber majestätisch, SOULCASTER hauchen sowohl Blutvergießen als auch geheimnisvollen Ränkespielen sowie Schwertern und Zauberei Leben ein". Nenne es Epic Metal, wenn du willst, aber es gibt haufenweise Kontraste in der Musik, die es mir erschweren, ein simples Etikett darauf zu kleben.

Da stimme ich dir zu! Ihr habt einen sehr speziellen Sound, den ich persönlich sehr mag. Wo habt ihr eure EP aufgenommen? Und was ist dir in puncto Sound besonders wichtig?

Andreas: Die EP wurde komplett in meinem Heimstudio aufgenommen. Ich denke, die Produktion eines Albums dient als ein Fortsatz der Songs selbst. Ich bin kein Freund eines 08/15-Gitarrensounds - und ich mag es nicht, wenn Bands noch nicht einmal ihr eigenes Equipment im Studio verwenden (oder das Equipment, das sie speziell für ihren ureigenen Sound haben möchten). Ein paar bewusste, stilistische Entscheidungen mögen ein paar Hörer von einem Album fernhalten, aber sie werden das Ganze für andere sofort erinnerungswürdig machen. Für mich ist der Sound der EP exakt so, wie ich ihn haben wollte, um die richtige Atmosphäre zu vermitteln. Wenn ich neue Songs für den anstehenden Longplayer schreibe, denke ich bereits darüber nach, welche Produktionselemente für diese Nummern wichtig sein werden. Natürlich, ein Full Length wäre polierter und intensiver produziert als eine EP.

Auf diesen Longplayer freue ich mich bereits sehr! Wie wichtig sind dir die Lyrics? Und was sind deine Lieblingsthemen?

Andreas: Für mich hängt das von der Musik ab. In Bezug auf die meisten Bands sind die Lyrics bei mir nicht ausschlaggebend, mir sind stattdessen die Musik und die Hooks wichtiger. Bei einer Band, die eher ein Konzept verfolgt, können die Lyrics ein wichtiger Teil des Ganzen werden, und ich genieße es dann, in einem CD-Booklet zu lesen. Bei SOULCASTER beziehen sich alle Lyrics auf das Stormlight Archive, aber ich versuche darüber hinaus etwas persönlicheren Stoff hineinzuwerfen (wenngleich nur durch die Augen eines Charakters aus den genannten Büchern). Jeder Song auf der EP handelt grob von einer der Hauptfiguren im ersten Stormlight-Buch "The Way Of Kings".

Ihr werdet unvermeidlich als Teil der NWOTHM angesehen. Was hältst du von diesem Etikett?

Andreas: Ich würde es schätzen, diesen Stil "Heavy Metal" zu nennen, aber dies ist ja eher ein Sammelbegriff für die gesamte Metal-Musik geworden. Etiketten und Genres sind halt einfache Wege, um einen Sound oder eine Gruppe von Bands zu identifizieren - und ich denke, "NWOTHM" gelingt es perfekt einzufangen, worum es bei uns jüngeren Heavy Metal-Bands geht. Im Kern ist es nur die moderne Fortführung der NWOBHM, ohne auf eine Region beschränkt zu sein.

Wisst ihr schon, wann ihr das nächste Mal auf der Bühne stehen werdet?

Andreas: Weil SOULCASTER erst kurz vor dem Ausbruch der Pandemie loslegten, hat es bis jetzt gar keine Liveshows gegeben. Wenn sich alles einmal etwas beruhigt hat, kann die Jagd nach einem festen Line-up erneut beginnen, aber dies hat vorerst keine Priorität.

Hast du ein Lieblingsfestival?

Andreas: Roadburn ist eines der wenigen Festivals, auf dem ich zehn Sets an einem Tag gucken kann, ohne von einem einzigen enttäuscht zu werden. Die gesamte Atmosphäre dort macht es zu einem meiner Lieblingsorte. Das Desertfest in Antwerpen hat ebenfalls einen besonderen Platz in meinem Herzen. Wenn ich auf eher NWOTHM-affine Festivals blicke: Up The Hammers, Headbangers Open Air, Keep It True sind allesamt großartig. In Bezug auf Festivals sind wir in Europa verwöhnt. (hoffentlich ist das in der Post-COVID 19-Zeit auch noch so - der Autor)

Letzte Frage: Welches Album, das in diesem Jahr erschienen ist, sollten sich unsere Leser auf jeden Fall einmal anhören?

Andreas: Zahlreiche Veröffentlichungen flogen unter dem Radar, weil sie nicht im Rahmen von Tourneen/Liveshows beworben werden konnten. Abgesehen davon, MIDAS' "Demo Tapes" ist bis dato meine Nummer Eins im Jahr 2020!

Andreas, danke dir ganz herzlich für deine Zeit.

Andreas: Danke dir für das Interivew!

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