Livebericht Arch Enemy (mit Behemoth und Carcass) |
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Ein Livebericht von Eddieson aus Düsseldorf (Mitsubishi Electric Halle) - 29.10.2022 (28342 mal gelesen) |
Tourverschiebungen sind ja momentan leider zu einem Negativtrend geworden. So musste auch die "European Siege Tour" von ARCH ENEMY, BEHEMOTH, CARCASS und UNTO OTHES um ein Jahr verschoben werden. Aber heute ist es soweit und ich mache mich auf den Weg Richtung Düsseldorf in die Mitsubishi Electric Halle, eine Mehrzweckhalle mit einem Fassungsvermögen von maximal 7500 Menschen. Natürlich verläuft die Anreise über die A1 nicht ganz ohne Komplikationen, denn aufgrund eines brennenden Autos hat sich ein Stau gebildet, der mir Zeit raubt und auf Kosten von UNTO OTHERS geht, denn an der Halle angekommen, muss ich schnell feststellen, dass der Opener mit seinem Set schon durch ist. Kann also leider nichts dazu sagen. Schnell stellt sich heraus, dass die Tour natürlich nicht die volle Kapazität der Halle ausfüllt, die oberen Ränge sind abgehängt aber so um die 2000 Menschen haben heute sicherlich den Weg nach Düsseldorf gefunden. Ein Blick auf das Merch verrät, dass auch hier der Negativtrend weiter anhält, oder muss man schon sagen glücklicherweise stagniert? Shirtpreise zwischen 35 Euro und 40 Euro und Hoodies für 60 Euro sind einfach zur bitteren Realität geworden. Dennoch gehen Shirts gut über die Theke und ARCH ENEMY sind heute der klare Tagessieger. Werden bandeigene Bierbecher an Konzertabenden ausgehändigt, kann man davon sprechen, dass es die Band geschafft hat. Heute sind auch dies ARCH ENEMY, die mit ihrem aktuellen Album "Deceiver" Werbung in eigener Sache auf den Bechern machen. Da ist es kaum verwunderlich, dass die Getränkepreise von 9 Euro inklusive Pfand für ein alkfrei Bier extrem hoch angesetzt sind. Bei solch großen Produktionen wird absolut nichts mehr dem Zufall überlassen, alles ist klar strukturiert und somit ist auch klar, dass CARCASS um Punkt 18:55 Uhr auf der Bühne stehen. Die Briten eröffnen ihre Show mit ihrem Klassiker 'Buried Dreams' von deren Kultalbum "Heartwork", generell wird dieses Album heute mit drei Songs bedacht, ebenso wie der aktuelle Longplayer "Torn Arteries", dessen Song 'Kellys Meat Empyrium' direkt folgt. Ich dachte ja, dass CARCASS in dem Line-Up etwas deplatziert sein könnten, doch wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Die Reaktionen des Publikums zeigen, dass sich heute einige Fans unter das Publikum gemischt haben. 'Incarnet Solvent Abuse' und 'Under The Scalpel Blade' stehen als nächstes an. Die Kommunikation mit dem Publikum hält sich in Grenzen, aber das ist ok, denn die 45 Minuten Spielzeit sollen ja mit möglichst viel Musik gefüllt werden. Routiniert und sympathisch schneiden sich CARCASS durch ihr Set. Zwischendurch erzählt Jeff Walker, dass seine Katze heute Morgen gestorben ist und widmete ihr einen Song. Der CARCASS-Song schlechthin 'Heartwork' beendet das Set auch schon wieder und die Menge wartet auf BEHEMOTH und den ehemaligen CARCASS-Gitarristen Michael Amott, der mit seiner jetzigen Band ARCH ENEMY den Abend abschließen wird. Doch erstmal sind die Jungs aus Polen dran, die um 20:10 Uhr mit ihrer Show loslegen. Die Bühne ist verhüllt mit einer weißen Gardine, der Scheinwerfer, der von hinter der Bühne auf die Gardine scheint, lässt die Silhouetten der Band überlebensgroß erscheinen, jedes einzelne Mitglied lässt sich zum Intro 'Post-God Nirvana' feiern und dann schlagen sie mit 'Ora Pro Nobis Lucifer' direkt zu. Die Band ist schon erstaunlich. Mit jedem Mal mehr, dass ich sie sehe, scheint ihr Selbstbewusstsein auf der Bühne zu wachsen, die Show noch pompöser zu werden und die Band auch an Sympathie immer mehr zu gewinnen. BEHEMOTH scheinen nicht mehr ganz so verbissen, sie lächeln, machen Faxen auf der Bühne, unterhalten das Publikum, nicht nur mit ihrer Musik. Natürlich liegt dabei die Hauptlast auf Sänger/Gitarrist Nergal, der diesen Druck aber mit Leichtigkeit bewältigt. 'The Deathless Sun' und 'Ov Fire And The Void' folgen. Die Lichtshow, das Feuer und der Kostümwechsel ist alles perfekt aufeinander abgestimmt. Die Band ist routiniert, wie eh und je. Die BEHEMOTH-Jünger vor der Bühnen folgen der Bewegung auf Schritt und Tritt. Natürlich wird das aktuelle Album besonders in der Setlist bedacht, 'Thy Becoming Eternal' folgt, bevor es mit dem mächtigen 'Conquer All' und 'Daimonos' wieder zurück in die Vergangenheit geht. 'Bartzabel' darf ja mittlerweile eigentlich auf keine BEHEMOTH-Show mehr fehlen, und so auch heute nicht. Sehr sympathisch leitet Nergal 'Off To War!' ein, in dem er sagt, dass es für ihn persönlich zwei Sachen gibt, für die es sich wirklich lohnt zu kämpfen. Zum Ersten die Rechte der Frauen und zum Zweiten für Frieden in der Ukraine, wofür er großen Zuspruch aus dem Publikum erntet. Die Doublebass-Attacke von 'No Sympathy For Fools' und das mächtige 'Blow Your Trumpets Gabriel' erzeugt immer noch eine meterdicke Gänsehaut. Zu meiner großen Überraschung hat es 'Versvs Christvs' in die Setlist geschafft. Dessen Klavierklänge natürlich vom Band kommen; dennoch ist der Song auch live eine echte Granate und wird sich hoffentlich auch auf zukünftigen Shows in der Setlist festsetzen. Der 'Chant Of Eschaton 2000' schließt das Set dann ab. Es ist schon Wahnsinn, wie die Band sich entwickelt hat und wenn auch das aktuelle Album mir nicht ganz so zusagt, wie die beiden Vorgänger oder "Demigod" und "The Apostasy", muss man der Band einfach attestieren, dass sich immer noch auf dem Zenith ihres Schaffens befinden und sie die Leute absolut und ohne Einschränkung unterhalten können. Und jetzt wird die Band kommen, deren Shirts heute von gefühlt drei Vierteln des hier anwesenden Publikums getragen wird. Auch ARCH ENEMY schwimmen auf der Welle des Erfolges. Headlinen die großen Festivals im Sommer und sind jetzt durch die großen Hallen unterwegs. "Pure Fucking Metal" prankt in riesen Lettern auf dem Banner, das die Bühne verdeckt. Schon BEHEMOTH haben ihre 70 Minuten Spielzeit bestens genutzt und bei ARCH ENEMY wird es nicht anders sein. Genügend Material ist vorhanden und Frontfrau Alissa White-Gluz hat ein leichtes Spiel, das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Schon mit dem Opener und Titeltrack des aktuellen Albums ist es geschehen. Die Halle frisst ihr aus der Hand. Etwas reduzierter als die polnischen Mittourer in ihrer Show ballern ARCH ENEMY direkt 'War Eternal' hinterher. Auch hier gibt es Feuer und eine perfekte Lichtshow. Der Löwenanteil der Setlist liegt natürlich auf den Alben mit Alissa, doch zwischendurch mischen sich auch Songs, die von Angela eingesungen worden waren, wie etwa 'Ravenous' oder später noch 'Snow Bound', auch 'My Apocalypse' natürlich, bei dem das Winken mit dem Handylicht, zu dem jetzt aufgefordert wird, natürlich äußerst Schlager behaftet ist. Aber ja, man muss ja nicht alles gut finden. Dafür können ARCH ENEMY mit der restlichen Show überzeugen und Alissa zeigt bei 'Handshake With Hell', dass sie den cleanen Gesang auch live absolut drauf hat. Sie arbeitet ja immer noch an ihrem ersten Soloalbum, auf dem es wohl weit mehr davon zu hören gibt. Doch heute macht sie erstmal mit 'Sunset Over The Empire' bei dem es einer dieser typischen Spielchen mit dem Publikum gibt, welches natürlich gerne darauf eingeht und 'As The Pages Burn', 'Snow Bound' und 'Nemesis' beschließen für mich den heutigen Abend, denn ich verlasse vorzeitig die Halle. Nicht weil ich unzufrieden bin, sondern einfach weil die Vorstellung, dass gleich hunderte Autos den halleneigenen Parkplatz verlassen und alle ihr Parkticket einlösen müssen, mir Bauchschmerzen bereitet. Alles in allem war es schon eine sehr große Veranstaltung, fast schon zu groß. Dennoch fühlte ich mich gut unterhalten, hatte Spaß und wenn ich mir das umherstehende Publikum anschaue, dann kann ich sagen, dass alle Bands heute ihre Arbeit getan haben, keine unzufriedenen Gesichter sind zu erkennen. Weiter Fotos findet ihr hier. |
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