Fit For An Autopsy - Hellbound

Review von Opa Steve vom 31.10.2013 (9438 mal gelesen)
Fit For An Autopsy - Hellbound FIT FOR AN AUTOPSY haben mit "Hellbound" ein Album geschaffen, welches es selbst hartgesottenen Freunden der brutalen Klänge nicht gerade leicht macht. "Hellbound" ist ein Hassbündel, welches einen dauerhaften Energielevel mit stetiger Sperrigkeit im Songwriting-Anspruch kombiniert. Das Ergebnis sind 38 Minuten voller anstrengender Blasts und Breaks und einem permanent bis zum Anschlag komprimierten Growler. Gleichermaßen progressiv wie vernichtend klingen diese zehn Songs, die mit einem noch halbwegs ruhigen Intro endzeitmäßig eingeläutet werden, bei welchem sich Shouter Nate Johnson schon zu Postrock-Gitarren nicht zu schade ist, Death-Grunts aus vollem Hals draufzusetzen. Schon ab Song zwei, 'Still We Destroy' wird das Tempo merklich angezogen und Josean Orta packt einige Blasts aus. Konstruktionen wie 'Thank You Budd Dwyer' schreddern sich in Gehör und Hirn wie ein nervöser Adrenalinstoß kurz vor dem finalen Burnout. Hochgeschwindigkeitsgefrickel in ständig neu zusammengesetzten Strukturen lässt dem Hörer weder Ruhe noch gibt es die Möglichkeit, sich in den Song bequem einzufinden. Das ist genau das Markenzeichen von FIT FOR AN AUTOPSY, denn sie spielen unheimlich gerne mit der Souveränität, dieses technisch anspruchsvolle Material hörbar zu beherrschen. Dem Hörer kommt diese Polyrhythmik, das Spiel mit Dissonanzen und Überfrachtungen bis in den letzten Taktwinkel allerdings oft wie ein Overkill vor. Und selbst als Freund harter Klänge ertappe ich mich dabei, dass ich dieser Band ein wie auch immer fehlgeleitetes Talent unterstelle, und mir immer wieder wünsche, sie hielten neben dieser vollgeschriebenen Tafel des Technical-Extreme-Metals auch hier und da mal ein einfaches Muster zum reinen Vergnügen bereit. Immer wieder haben sie fantastische Ausflüge, die Atmosphäre aufbauen können. Gerade die Postrock-Geschichten wie z. B. mitten in 'Dead In The Dirt' passen prima zum Stil der Band und sollten weiter ausgebaut werden. Auch diverse GOJIRA-Stilmittel sind für sich betrachtet gar nicht übel, aber einfach zu viel und selbst in den ärgsten Attacken noch durch diverse Keyboards oder akustischen Gitarren zusätzlich zum Gewitter einfach völlig zugekleistert. In das gleiche Bild passt auch das eindimensionale Anschlags-Gebrüll des Frontmanns, welches ermüdend und frei von jeder Dynamik ist.

Ich habe mir lange überlegt, ob ich bei diesem Album meinen Bewertungsschwerpunkt auf Bauch oder Kopf legen soll. Aufgrund der Perfektion und dem hohen Anspruch in der Realisierung - zusammen mit dem fetten Sound - hat die Band aber nicht weniger als 7 Punkte verdient. Extrem-Metal-Liebhaber, die die Bereitschaft mitbringen, auch diese Form von Musik primär mit dem Kopf zu hören, sollten hier zugreifen. Auf der anderen Seite wirkt das Schema auf Dauer überreizt, der Shouter ist mir zu gleichförmig, und ich bin mir verdammt sicher, dass diese Band mit einem geschickten Produzenten oder etwas anderem Ansatz ein flockiges 10-Punkte-Album raushauen könnte. Insofern sollten sieben Blutstropfen hier Strafe genug sein.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. The Great Gift Of The World
02. Still We Destroy
03. Thank You Budd Dwyer
04. Do You See Him
05. Tremors
06. Dead In The Dirt
07. There Is Nothing Here Worth Keeping
08. Mother Of The Year
09. Children Of The Corn Syrup
10. The Travelers
Band Website: fitforanautopsy.co/
Medium: CD
Spieldauer: 38:01 Minuten
VÖ: 07.10.2013

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