Interview mit Hakan von Desultory

Ein Interview von Eddieson vom 11.01.2014 (18179 mal gelesen)
DESULTORY verschwanden eine Zeit lang von der Death Metal-Oberfläche. Nach ZEBULON nannten sie sich 2009 wieder in DESULTORY um, um sich wieder dem Todesblei zu widmen. 2011 hauten sie dann mit "Counting Our Scars" ein starkes Album raus. Es wurde ruhig um die Band. In der Hoffnung, dass diese "Reunion" nicht nur eine Eintagsfliege war, bat ich Bassist Hakan Morberg zum Gespräch. Dieser stand Rede und Antwort, erzählte etwas über die alte Zeit, warum es so schwer ist DESULTORY-Merch zu bekommen und, ob es in Zukunft ein weiteres Album geben wird. Viel Spaß!

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Hallo Hakan. Wie geht es dir?

Hakan: Danke, mir geht es sehr gut. Soeben ist ein neues DESULTORY-Jahr gestartet.

Ich glaube, es muss im Sommer 1995 gewesen sein, als mir jemand ein Tape in die Hand drückte. Auf der einen Seite des Tapes war euer "Bitterness"-Album. Es war sofort so was, wie "Wow...das ist es. Das ist der beste Death Metal, den ich bisher gehört habe.". Das Album hat dann meinen Walkman das restliche Jahr nicht mehr verlassen. Und es hat den test of time bestanden. Auch heute noch zählt "Bitterness" zu meinen Favoriten, genauso, wie "Into Eternity". Songs wie 'A Closing Eye', 'Forever Gone', 'The Chill Within' und viele mehr sind großartige Stücke und jagen mir heute noch eine Gänsehaut über den Rücken. Dafür meinen Glückwunsch!

Hakan: Danke, es ist immer großartig solche Geschichten zu hören. Es ist natürlich toll, eine solche Wirkung auf das Leben von einigen Leuten zu haben.

Wenn du mal etwas zurückdenkst. Wie hast du die Zeit zwischen den Mid-Achtzigern und den Mid-Neunzigern erlebt? Es muss eine großartige Zeit in Schweden gewesen sein. Schwedischer Death Metal war damals (und ist es jetzt wieder) eine große Sache. Bands, wie z. B. ENTOMBED, DISMEMBER, UNLEASHED, GRAVE und viele mehr haben Alben veröffentlicht, die heute als Klassiker gelten.

Hakan: Es war eine Zeit, die in vielerlei Hinsicht mein Leben geprägt hat. Wir sind in der Umgebung von Stockholm groß geworden und standen alle total auf Metal und Death Metal. Wir sind durch die ganze Stadt gelaufen, nur um auch die kleinste Demo-Band zu sehen. Die ganze Szene brodelte. Einige der Bands, z. B. die, die du genannt hast wurden größer und wurden von Labels gesigned, und dadurch wurde auch ich etwas stolz, weil wir alle Teil der selben Szene waren. Einige Zeit später bekamen auch wir dann einen Plattenvertrag. Auch wenn wir die Szene für einige Jahre verlassen haben, gehörte ich immer und werde immer zum Death Metal gehören. Egal, was ich momentan höre oder was für Klamotten ich trage. Es ist halt eine Einstellung, eine Art zu denken.

Seid ihr noch in Kontakt mit anderen Bands und redet ihr über die gute, alte Zeit?

Hakan: Klar, kennen wir noch einige von den Bands und bei verschiedenen Anlässen treffen wir uns auch. Wir reden aber eigentlich nicht über die damalige Zeit. Wir machen ja alle auch neue Musik.

Nach "Into Eternity" und "Bitterness" kam dann "Swallow The Snake". Ich (und wahrscheinlich viele andere auch) waren ziemlich enttäuscht von dem Album, weil es halt ganz anders als die vorherigen Alben klingt. Was gab es für einen Grund den Sound so zu ändern?

Hakan: Wir wissen, dass wir eine Menge Leute damit enttäuscht haben und eigentlich wussten wir das auch schon, bevor das Album veröffentlicht wurde. Die einfache Antwort darauf ist, dass das Album etwas ist, von dem wir dachten, dass es sich richtig anfühlt. Wir waren ein bisschen frustriert von der Szene und fingen an den Spirit zu verlieren, deshalb wollten wir etwas anderes probieren. Entweder das oder den Zusammenbruch der Band.

Danach habt ihr als ZEBULON weitergemacht. Warum habt ihr dem Death Metal den Rücken gekehrt?

Hakan: Mit "Swallow The Snake" haben wir uns ja schon ein Stück vom Death Metal fortbewegt und damals wollten wir dann etwas komplett anderes machen. Aber auch den Geist am Leben halten. Wir wollten weiterhin Musik machen, aber mit dem extremen Metal erst mal etwas pausieren.

Vor einigen Jahren habe ich dann gelesen, dass ihr als DESULTORY ein neues Album veröffentlichen wollt. Ich freute mich natürlich darauf und glücklicherweise klingt das Album auch ähnlich wie "Into Eternity" und "Bitterness". Es war großartig euch wieder im Death Metal zu sehen, bzw. zu hören. Wieso habt ihr euch entschieden wieder zum alten Sound zurückzukehren?

Hakan: Wir hatten Death Metal immer in unseren Herzen und nach einiger Zeit der Abstinenz haben wir ihn ziemlich vermisst. Wir haben es vermisst, Death Metal zu spielen und Death Metal-Songs zu schreiben. Also haben wir langsam begonnen, uns an die alten Songs heranzutrauen und urplötzlich haben wir neue Riffs und neue Songs geschrieben.

Wie lief es dann mit dem Songwriting für "Counting Our Scars"? War es leicht, dann wieder Death Metal-Songs zu schreiben nach all den Jahren oder war es doch schwieriger als gedacht?

Hakan: Es war überraschenderweise ganz leicht. Es fühlte sich auch wieder natürlicher an. Teilweise vielleicht auch, weil wir uns bewusst an den alten Sound binden wollten und zurückkehrten auf altbekannten Grund und Boden. Mit dem Songwriting für das neue Album haben wir uns noch etwas weiter ausgedehnt. Ich würde sagen die Songs sind etwas komplexer und brutaler. Aber immernoch DESULTORY [lacht].

Was war überhaupt der Grund DESULTORY wiederzubeleben?

Hakan: Es war eine Entscheidung, die mit der Zeit gewachsen ist. Während der ganzen Zeit, die wir keinen Death Metal gespielt haben, haben wir immer wieder Mails und Bitten von Leuten aus der Szene bekommen, aber auch von Booking Agenturen, anderen Bands, Labels und noch weiteren. Zur selben Zeit fing es bei uns an, dass wir es vermissten Death Metal zu spielen und fühlten, dass wir was tun mussten.

Lass uns mal zurück zum Ende der Achtziger gehen. Die Band startete 1989. Warum habt ihr eine Band gegründet und kannst du dich noch an die ersten Proben und Shows erinnern?

Hakan: Wir begannen aus dem Nichts heraus. Haben in kleinen Jugendzentren und Schulen gespielt. Nur wenige, hartgesottene Fans waren da und einige, die sich zu den Shows verirrt hatten. Viele Leute hatten von dem was da passierte keine Ahnung und waren natürlich von dem brutalen Sound völlig schockiert (auch heute noch erzähle ich Leuten außerhalb der Szene nichts von der Band, weil ich glaube, dass sie es nicht verstehen würden). Aber dann plötzlich wurden wir eingeladen, auf einem Festival in Moskau zu spielen. Das war so '91 (noch bevor ich in die Band kam). Da spielten DESULTORY vor 7000 Leuten. Es war eine wirklich seltsame Zeit. Das überragende Gefühl aber war, dass wir so was wie Pioniere waren, wir waren ganz vorne mit dabei und betraten musikalisch neuen Boden.

Bist du noch irgendwie in die Szene des schwedischen Death Metal involviert oder interessiert dich das heute nicht mehr so?

Hakan: Wir laufen heute nicht mehr durch die ganze Stadt, um auf irgendeine Show zu gehen und ich bin auch nicht mehr Teil irgendeiner Szene. Wir hören immer noch Bands und so, aber nicht mehr nur noch beschränkt auf Death Metal.

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Nachdem ZEBULON 2004 "Troubled Ground" veröffentlicht hatten, wurde es sehr ruhig um die Band. 2009 seid ihr dann als DESULTORY wiedergekommen. Was habt ihr in der Zwischenzeit gemacht?

Hakan: Kinder bekommen [lacht]. Wir haben etwas geprobt und einige Shows gespielt. Die Aufnahmen zu "Troubled Ground" waren ein Albtraum. Insgesamt hat es fast ein Jahr gedauert, bis das Album fertig war. Das brachte alles irgendwie zu einem Ende.

Es ist übrigens sauschwer an DESULTORY-Merch zu kommen. Hier und da findet man mal was auf Ebay, das geht dann aber auch für ein Schweinegeld weg. Ich glaube, dass es 'ne Menge Leute (mich ebenfalls) gibt, die gerne ein DESULTOrY-Shirt hätten. Warum ist es so schwer an Shirts zu kommen? Und wollt ihr das in nächster Zeit mal ändern?

Hakan: Wir schämen uns deswegen und möchten uns dafür auch entschuldigen. Wir haben einen Facebook- und Twitter-Account, das war es aber auch schon. Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass wir es immer noch nicht hinbekommen haben, eine Website einzurichten, auf der man auch Shirts kaufen kann. Unser Fehler! Wir haben Merchandise, haben aber keine Möglichkeit dieses zu verkaufen. Das müssen und werden wir ändern, und zwar so schnell wie möglich.

DESULTORY ist ja nun ein Teil des schwedischen Death Metals und ich kann mir vorstellen du kennst 'ne Menge Leute. Nenne mir doch mal deine Top 3 des schwedischen Death Metals.

Hakan: Meine Lieblings-Death Metal-Band aus jüngster Zeit ist BLOODBATH. Deren Album "The Fathomless Mastery" ist, wenn du mich fragst, am nächsten an einem perfekten Death Metal-Album. Dann natürlich "Left Hand Path" von ENTOMBED und dann muss ich sagen "Slaughter Of The Soul" von AT THE GATES. Nenn mich Old School, aber diese Alben sind wahre Meilensteine.

Ist die schwedische Death Metal-Szene sehr unterschiedlich zu dem, wie sie Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger war?

Hakan: Über die Szene ist das schwer zu sagen, aber musikalisch haben 'ne Menge Bands wirklich qualifizierte Musiker. Es gibt viel mehr Bands als damals und das Technische ist mehr in den Vordergrund gerückt. Alles digital aufzunehmen lässt den Sound natürlich perfekter klingen. Als wir zwischen '92 und '96 aufgenommen haben, hatten wir ja nur eine begrenzte Anzahl von Spuren. Heutzutage kannst du machen, was du willst. Fehler bis zur Perfektion korrigieren. Anfang der Neunziger war das alles wesentlich punkiger, schmutziger und organischer. Es hatte mehr Soul und Spirit für uns.

In 2014 ist der zehnte Todestag eines von Schwedens bekanntestem Metaller. Thomas "Quorthon" Forsberg. Hast du ihn jemals getroffen und bist du Fan von BATHORY?

Hakan: Nein, ich habe ihn niemals getroffen und bin auch kein Fan von BATHORY. Einige andere aus der Band sind Fans. Ich glaube, ich stehe ziemlich allein da, kein Fan von BATHORY zu sein, aber es ist halt, wie es ist.

Okay, schauen wir mal in die Zukunft. Steht in nächster Zeit ein neues DESULTORY-Album an?

Hakan: Ja, wir schreiben grad neue Songs und die Aufnahmen beginnen hoffentlich noch vor dem Sommer. Wegen eines möglichen Veröffentlichungsdatums habe ich noch keine Idee. Hoffentlich noch dieses Jahr.

Vielleicht kannst du mir und den Lesern schon etwas über die neuen Songs sagen und evtl. den Album-Titel verraten.

Hakan: Ich glaube ihr werdet es wesentlich brutaler als "Counting Our Scars" finden. Wir haben zumindest etwas darauf geachtet. Natürlich wird man auch den klassischen DESULTORY-Sound hören. Ich glaube es wird evil [lacht] Albumtitel und Releasedate gibt es noch nicht. Aber wir werden es euch natürlich wissen lassen.

Ich hatte bisher nie die Chance euch live zu sehen. Wird es eine Tour geben oder kommt ihr für einige Shows mal nach Deutschland?

Hakan: Wir mögen es sehr in Deutschland zu spielen. Das letzte Mal war es auf dem Party.San 2011. Es wäre großartig dort noch mal zu spielen, aber bisher ist noch nichts fest.

Mögt ihr es überhaupt live zu spielen? Ich kann mich nur an eine Tour mit FEAR FACTORY und eine mit SAMAEL und CANNIBAL CORPSE erinnern.

Hakan: Yeah, das war '93 [lacht]. Wir mögen es live zu spielen, wir machen aber keine großen Touren. Wir spielen lieber auf Festivals oder größeren Konzerten.

Es ist ja nicht nur schwer an Merch von euch zu kommen, sondern ist gibt auch kaum News von euch. Ich bin kein Freund von Facebook und Twitter. Welche Chance habe ich da?

Hakan: Wie ich eben schon sagte, wir werden uns um die Lücke einer fehlenden Website kümmern.

Okay Hakan, das war es. Ich danke dir sehr für die Zeit, die du dir genommen hast. An dieser Stelle überlasse ich dir die letzten Worte.

Hakan: Ich danke dir für das Interview. Checkt unser Album, das dann irgendwann bald kommt und ich hoffe euch bald live zu sehen.

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