Metal Cruise 2

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Take off: 27.10.2007 - Review (11160 mal gelesen)

METAL CRUISE II

Was haben die Koblenzer Metal-Fans (und die vielen anderen natürlich auch) darauf gewartet... Nachdem manche am Vorabend schon auf der Pre-Cruise Party den Wellengang geübt hatten, war es dann am 27. Oktober 2007 nach einem halben Jahr Wartezeit endlich wieder soweit für die metallische Kreuzfahrt auf dem Vater Rhein.

Bevor jedoch die METAL CRUISE II mit SODOM, PAGAN RITES und STEELPREACHER startete, gab es bereits am Nachmittag im "Florinsmarkt" mitten in der Altstadt die bewährte Aufwärmrunde mit Autogrammstunde der teilnehmenden Bands. Da viele schon bei der ersten Kreuzfahrt dabei waren, dürften sie dieses Mal den Weg zur Ablegestelle besser gefunden haben. Im Gegensatz zum vergangenen Frühjahr, sammelten sich jedoch nicht bereits früh ganze Horden am Pegelhäuschen, sondern alle waren aufgrund der recht frischen Temperaturen froh, nicht lange auf den Einlass warten zu müssen und relativ flott auf das Schiff zu können. Nachdem dann schließlich die "Drachenfels" erfolgreich von allen Inhabern der auf 500 Stück limitierten Tickets geentert war, hieß es pünktlich um 20 Uhr "Leinen los" und "Vollen Metal voraus"!

Auch heuer hatte die Schar die Möglichkeit sich auf mehreren Decks auszubreiten. Direkt am Eingang stieß man zunächst auf das Merchandise sowie die erste Getränketheke. Also gleich richtig, um das/die erste/n leckere/n Bierchen zu zischen. Es gab zwar auch ein Oberdeck, doch wegen des bereits erwähnten herbstlichen Wetters tummelten sich dort nur einige wenige mutige Gestalten (und die dann auch nur äußerst kurz). Um in den Teil zu gelangen, in dem es musikalisch was auf die Ohren geben sollte, musste man eine Treppe nach unten gehen. Dort kam man praktischerweise an der Kombüse vorbei, um sich mit lecker Currywurst und Pommes zu stärken. Da die nächste Getränkequelle nicht weit war, konnte man sich noch gleich ein Bierchen zum Runterspülen und weiteren Einstimmung auf das kommende Konzert genehmigen. Dies fand dann in der heiligen Schiffshalle mit der "Bühne" statt, die eigentlich keine war. Lediglich durch ein paar Absperrgitter vom Publikum getrennt, hatten die Musiker ein kleines Eckchen für ihre Performance. Das nennt man Fanverbundenheit!

Nachdem die Aufbauten und Soundchecks endlich beendet waren, wartete schon eine neugierige Meute auf den aus der Koblenzer Region stammenden Opener STEELPREACHER. Und getreu ihrem Motto "Keep it easy, keep it straight" präsentierte das Trio seinen guten alten 80er Jahre Heavy Metal, der stellenweise an eine Mischung aus MANOWAR und klassischen Hardrock erinnerte. Und erzeugten damit eine recht gute Stimmung, vor allem mit der AC/DC-Coverversion 'Dirty Deeds'. Die Fans sowie viele der sonstigen Zuhörer schüttelten während des Auftrittes kräftig ihre Matten - oder prosteten den Jungs natürlich mit dem ein oder anderen Bierchen zu.

Nach einer Verschnauf- (oder auch Trink-) Pause versuchte die metallischen Hörerschaft sich einen Platz nah an der Absperrung zu sichern. Denn als nächste Combo standen die Pagan/Black Metaller PAGAN RITES auf dem Programm. Und so mussten sich die vier Musiker einen Weg durch die Menge bahnen, um zur Bühne zu gelangen. Stilecht mit schwarzummalten Augen hauten dann der Gitarrist und der Bassist in die Seiten, sowie der Drummer auf die Felle. Frontkreischer Devil Lee Rot sah wegen seiner geringen Körpergröße und der Spandexhose sowie der kurzen Lederweste mit Nieten, die den Blick auf den Bauch freigab (der deshalb von mehreren Nietengürteln "kaschiert" wurde) eher weniger böse aus. Diesen eher lustigen Eindruck machte der Shouter jedoch mit seinem dramatisch-fiesen Showtalent mehr als nur wett, als er den Körperkontakt in den ersten Reihen suchte und sich laufend zwischen die niedrige Decke und das Publikum zwängte. Und so konnten PAGAN RITES das Cruise-Publikum mit ihrer rohen, ursprünglichen Musik und Titeln wie 'Pagan Rites' oder 'Discreation' begeistern. Gerade vorne in den ersten Reihe wurde mitgegrölt und mitgebangt, was das Zeug hielt. Daher wunderte es auch nicht, dass anschließend fast das komplette Merchandise der Schweden ausverkauft war. Und für einen ulkigen Zwischenfall wurde auch gesorgt, als ein Zuschauer ins Konzertdeck kam und meinte: "Wir saufen ab, da draußen steht überall schon Wasser!". Nun ja, wir haben zwar gesoffen, aber nicht abgesoffen. Stattdessen bescherte uns der Kahn einen leckeren Wasserrohrbruch, der am Abend noch zu einigen Unpässlichkeiten führen sollte.

SODOM waren entschieden zu groß für eine solch kultige Veranstaltung. Während man letztes Mal bei Headliner PRIMORDIAL noch recht bequem an der Bühne stehen und gefahrlos am Bier nuckeln konnte, war es schon in der Umbaupause verdammt eng. Und damit meine ich eng! Klar, SODOM liefern jedesmal eine geile Show ab, und natürlich wollte sie wirklich jeder sehen. Außerdem war's witterungsbedingt auf dem Freideck natürlich etwas frisch, was auch Thrash-Hasser ins Konzertdeck trieb. Ach ja, und diejenigen, die nicht schwimmen konnten. Denn die Flut aus dem Rohrbruch hinterließ doch echt fiese Pfützen an den Treppen. Ordner Mario stand jedenfalls der Stress ins Gesicht geschrieben, als er pausenlos eine Gasse durch's Publikum freihalten wollte, sich mit nervigen Fotografen wie meinereiner abgeben musste, und dann noch Sorge dafür trug, dass es überhaupt zum SODOM-Gig kommt. Denn wenn die Band nicht durch die Leute kommt, wie soll sie dann spielen? Das Argument zündete dann doch endlich auch beim letzten Maniac an der Absperrung, und nach Tom und Bernemann kam dann auch noch irgendwann die letzte Gitarre über die Köpfe durchgereicht. Apropos Gitarre: Unmittelbar nach der Metal-Cruise startete ja Bernemanns Benefiz-Versteigerung seiner legendären Camouflage-Kelly, und damit das gute Schätzchen keine Schäden erleidet, trat er mit nicht minder edlem Ersatz an.

SODOM zockten rheinabwärts ein gewohnt solides Programm runter. Leider ist die Mini-PA auf dem Schiff einfach nicht stark genug für ohrenbetäubendes Thrash-Gewitter, dafür war der Sound aber ganz annehmbar, und die Jungs - ganz Profi - verließen sich komplett auf ihre Fanbase. Und das zu Recht. Da wurde kein aktuelles Album bis zum Erbrechen promotet, sondern die Gassenhauer reichten runter bis zu uralten Zeiten. Rumpelnummern wie 'Christ Passion' oder 'Outbreak Of Evil' durften genauso wenig fehlen wie der deutsche ONKEL TOM Liedgutblock, der mit 'Aber Bitte Mit Sahne' eingeläutet wurde. 'Die Stumme Ursel' passte hier genauso gut rein wie die Zugabe 'Es gibt kein Bier (Auf Hawaii)', die noch laut die Koblenzer Rheinpromenade verschreckte, als das Schiff schon angelegt hatte. Als Besonderheit präsentierten sich SODOM für ein Stück mal wieder als Quartett, als ein Freund der Band die zweite Klampfe übernahm. Auch das erlebt man äußerst selten.

Die zweite Metal Cruise war wieder ein gelungener Abend, aber konnte die Bombenstimmung der Premiere im vergangenen Frühjahr nicht ganz halten. Dafür verantwortlich waren viele beinahe kleinliche Gründe, aber auf keinen Fall die Veranstalter, die sich auch dieses Mal wieder den Arsch abgearbeitet haben, um den Fans einen unvergesslichen Trip zu bieten. Nein, die Gründe waren vielfältiger Art. Das Wetter war im Vergleich zum Frühjahr dieses mal etwas zu kühl für relaxtes Abhängen auf dem Freideck. Ein Kaliber wie SODOM war für die räumlichen Begebenheiten doch einen Tick zu fett. Das Ambiente der "Drachenfels" war etwas ungemütlicher als das der "Rheingold", und der Rohrbruch ließ den Respekt vor dem Kahn auch nicht unbedingt steigen. Nächstes Jahr wird die Cruise wieder auf der schon jetzt liebgewonnenen "Rheingold" wieder ihre Runden drehen, das Wetter wird hoffentlich besser, und mit dem Headliner ASPHYX dürfte auch die Sicht in der 10. Reihe etwas stressfreier werden. Wir freuen uns jetzt schon auf die dritte Auflage, die mit Sicherheit wieder frühzeitig ausverkauft sein wird. Also Tickets sichern!

Auf des toten Manns Kiste mit 'ner Buddel voll Rum: Krümel & Opa

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