Interview mit Gus von Gruesome

Ein Interview von Eddieson vom 09.06.2016 (19610 mal gelesen)
GRUESOME ist ja doch irgendwie ein Phänomen und dürfte jedem DEATH-Metal-Jünger ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern. Mit "Savage Land" und der neuen EP "Dimensions Of Horror" haben sie zwei großartige Tribut-Alben an die gute alte Zeit veröffentlicht. Gus Rios gleichzeitig Drummer und Ideengeber zu GRUESOME stand mir Rede und Antwort.

Hi, Gus! Vielen Dank, dass du dir kurz Zeit nimmst. Wie geht es dir und was machst du gerade?

Gus: Hi, Jan! Kein Ding, mache ich gerne. Mir geht es gut. Ich bereite mich gerade darauf vor meinen Tag mit einem Besuch am Strand zu beginnen, danach geht es noch kurz in die Muckibude. Heute Abend werde ich noch meine Musikklasse unterrichten, und danach meinen diensttäglichen Gig spielen. Das typische Leben eines Vollzeitmusikers eben. Kann mich nicht beschweren.

Okay, dann lass uns mal etwas über GRUESOME sprechen. Wann und wie habt ihr euch zusammen gefunden?

Gus: Matt und ich waren 2012 und 2013 an der DEATH TO ALL Tour beteiligt. Matt war damals an der Gitarre und an den Vocals, ich habe meinem Kumpel Sean Reinert an den Drums ausgeholfen. Ich hatte damals die Idee eine Old-School-Variante von DEATH TO ALL zu machen, zusammen mit Terry Butler und Rick Rozz, wo wir die ganzen alten Sachen spielen, das komplette "Leprosy" und einiges von der "Scream Bloody Gore". An einem Abend waren EXHUMED Support von DEATH TO ALL. Matt und ich haben damals die ganze Zeit über unsere gemeinsame Liebe zum Old School und DEATH gesprochen. Also war er natürlich meine erste Wahl für die Old-School-DEATH-TO-ALL-Idee. Leider hatten die anderen Jungs keine Zeit. Matt spaßte dann etwas rum, dass wir doch unsere eigenen DEATH-Songs schreiben sollten. Ein Jahr später habe ich bei MALEVOLENT CREATION aufgehört und rief Matt an, ob er noch Interesse an dieser verrückten Idee hätte. Also hat er einige Songs geschrieben, ich habe sie zusammen mit Daniel von POSSESSED aufgenommen, holte Robin am Bass dazu, wir unterschrieben einen Deal mit Relapse und der Rest ist Geschichte.

GRUESOME ist also die ultimative DEATH-Worshipping-Band. Die Musik ist absolut DEATH, euer Logo ist eine DEATH-Tribut und Ed Repka, der ja auch schon die Artworks für die ersten drei DEATH-Alben gemacht hat, hat eure beiden Cover gemalt.

Gus: Ja! Das war wirklich von Anfang unser Ziel. Wie nah kommen wir an das Original ran? Es war so als wenn man eine Vorlage hat und diese mit den besten Möglichkeiten abzeichnet. Das ist mehr für uns als nur eine Band. Es bringt uns das alte Gefühl von damals zurück, diese nostalgischen Gefühle, die irgendwann verlorengegangen sind. "Leprosy" ist nicht nur mein Lieblings DEATH-Album, sondern auch für mich das beste des gesamten Death-Metal-Genres. Natürlich möchte ich also mehr Songs hören, die so klingen. Diese Band gibt nicht nur mir, sondern auch jedem anderen DEATH-Fan die Chance, die glorreichen Tage wieder aufleben zu lassen, viele haben das für nicht möglich gehalten. Außerdem haben wir nicht den Anspruch so gut zu sein, wie das Original. Wir versuchen unser Bestes, um eine Lücke zu füllen. Es war wie ein Puzzle, wo alle Teile passen müssen, sonst hätte es für mich keinen Sinn gemacht. Wenn ich an "Leprosy" oder auch an die ersten DEATH-Alben im Gesamten denke, dann denke ich daran, wie die Alben klingen, an das Artwork, an das Logo und vor allem an diese Riffs! Als Produzent weiß ich, dass ich einen Sound erschaffen muss, der ganz nah dran ist, also nutzte ich ein echtes Drumkit mit einigen Samples auf der Bassdrum und erhöhte langsam die Snare, wie es Scott Burns immer tun würde. Außerdem nutzte ich einen echten Marshall-Amp, nicht so einen, wie die modernen Bands heute nutzen. Mein Motto war, wenn es 1988 nicht ging, dann geht es heute auch nicht. Unser Ziel war es, den Hörer in die 88/89 zurückzubringen, um ihn so nah, wie möglich an die alten DEATH-Scheiben zu kriegen. Aber um das noch mal klarzustellen: Wir wollen nicht die neuen DEATH sein. Wir sind bloß vier Musiker, die mit ihrem musikalischen Können einer Band ihren Respekt erweisen. Das ist halt alles was wir können. [lacht] imgright

Hattest du eine klares Bild im Kopf davon, wer bei GRUESOME spielen soll und hat es lange gedauert dieses Line-up zu bekommen?

Gus: Yeah! Daniel lebt hier in Miami ganz in der Nähe von mir, wir stammen beide aus Venezuela. Er spielt ja auch Gitarre bei den mächtigen POSSESSED. Robin und ich kennen uns schon 15 Jahre. Als ich 15 Jahre alt war, haben wir mal zusammen in einer Band gespielt. Sie ist das wertvollste Mitglied, nicht nur wegen ihres tollen Bassspiels, sie hat auch eine tolle Einstellung und kennt sich in der Metalwelt und im Business super aus. Matt und ich sind der Nuklear-Kern der Band, aber natürlich spielen auch Daniel und Robin eine wichtige Rolle. Es hat nur wenige Tage gedauert, da hatte ich alle an Bord. Es ist das gefestigtste Line-Up, mit dem ich jemals gespielt habe, und ich bin total begeistert, dass die alle dabei sind.

Und ihr wusstet wirklich von Anfang an, wie ihr klingen wollt oder habt ihr nachträglich noch etwas an eurem Sound verändert?

Gus: Absolut und wirklich von Anfang an! Wir haben dieses Projekt als unseren Tribut an DEATH begonnen. Matt und ich haben von Beginn an über die Texte, das Artwork, das Logo und den Sound diskutiert. Es war und ist immer noch ein großer Spaß für mich, weil ich so einen kleinen Eindruck bekomme (sofern das überhaupt möglich ist), wie es war, in meiner Lieblingsband zu spielen. Was wir nicht geplant haben, war die überwältigende Resonanz, die wir von Fans und der gesamten Metal-Community bekommen haben. Das bedeutet uns ganz viel und wir möchten, dass jeder weiß, dass das von ganzem Herzen kommt und das ist alles was wir sind, genau solche Fans wie ihr es seid. Das ist unsere Art das zu zeigen und jetzt müssen wir weitermachen und die Geschichte von Chuck und seinen Bandkollegen weiter erzählen.

Habt ihr auch Rückmeldungen zu "Savage Land" oder "Dimensions Of Horror" von ehemaligen DEATH-Mitgliedern, wie Rick Rozz, Terry Butler oder Chris Reifert bekommen?

Gus: Es ist unglaublich! Eine wahre Geschichte: Rick Rozz hat mich eben angerufen, während ich deine Fragen beantworte. Ich habe ihm gesagt, dass er schon mehrmals in diesem Interview erwähnt wurde. Er ist ein sehr bescheidener und cooler Typ. Er ist sehr unterstützend und kam zu unserer Show in Orlando. Terry Butler war ebenfalls sehr unterstützend, supportet uns durch seine Facebook-Seite und er hat ja auch 'Born Dead' mit uns zusammen auf dem Full Terror Assault letztes Jahr gespielt. Vielleicht machen wir das noch mal, wenn GRUESOME und OBITUARY am selben Tag auf dem Party-San spielen. James Murphy hat ja auch ein Gastsolo auf "Savage Land" eingespielt und sagt auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Sogar Eric Greif, DEATHs langjähriger Manager und momentaner Verwalter in allen DEATH-Angelegenheiten, hat uns seinen Segen gegeben. Das sind alles wichtige Komponenten, denn, wenn einer gesagt hätte, das wäre eine schlechte Idee oder wir würden das nicht gut umsetzen, dann würden wir nicht weitermachen.

Die Songs von "Savage Land" und "Dimensions Of Horror" sind hauptsächlich von den ersten drei DEATH-Alben beeinflusst. Gibt es bei euch keine Liebe für "Human", "Symbolic" oder "Individual Thoughts Pattern"?

Gus: Doch, die gibt es, doch es sind die ersten Alben, die einen besonderen Platz in unseren Herzen haben, eben weil es die ersten sind. Ich kann mich noch genau an das Gefühl erinnern, als ich diese Alben gehört habe und eben die gefühlsbedingte Verbindung treibt uns dazu, den Fokus auf diese Ära zu legen. Es ist doch so, wenn man jünger ist, dann ist das Leben leichter und Dinge, die uns zu dieser Zeit zurückbringen neigen dazu ein spezielles Gefühl auszulösen, die mit neuen Dingen nicht unbedingt ausgelöst werden. Möglicherweise gibt es für jüngere Fans neuere Alben, die das auslösen, aber wir sind nicht mehr jung. [lacht] Wir haben uns entschieden, dass wir mit Chucks Zeitachse voranschreiten wollen, auch seine technischen und progressiven Ideen. Ich war ein Schüler von Sean Reinert, damals in den Neunzigern, bevor er nach Los Angeles gezogen ist, aber auch dann waren wir weiterhin gute Freunde. Es war meine Ehre diesen massiven Einfluss einzubauen. Das trainierte Ohr kann jede Menge seines Einflusses auf "Savage Land" hören. Sean saß während unserer Show in Los Angeles hinter mir und jedes Mal, wenn ich ein Lick spielte, welches ich von ihm geklaut habe, sah ich zu ihm nach hinten und er lachte und zeigte mir den Daumen nach oben. Das war so verdammt cool!!

Auch 14 Jahre nach seinem Tod ist der Einfluss von Chuck auf die Death-Metal-Szene ungebrochen, richtig?

Gus: Tja, was soll ich sagen? Wir machen dieses Interview lediglich wegen seines Vermächtnisses. Meiner Meinung nach, Matt stimmt mir da nicht zu, war "Scream Bloody Gore" das erste richtige Death-Metal-Album. Es hat noch mehr Elemente, die auf Death Metal zutreffen, als "Seven Churches" von POSSESSED. Tiefer gestimmte Gitarren, Doublebass, die Vocals, das Artwork, das Logo, die bösen und schweren Riffs. Chuck war schwer von KREATOR, SLAYER und POSSESSED beeinflusst, aber er hat es alles zu einem düsteren Etwas zusammengefügt und dazu noch diese Vocals und Lyrics draufgesetzt. Er war der Erste, den ich gehört habe, der wie ein Monster oder Dämon klingt. Die Vocals passen perfekt zum Layout und den Lyrics. Und "Leprosy" wurde genau das, was ich unter Death Metal verstand. Also ja, so lange die Leute ihre Gitarren tiefer stimmen und schneller spielen und Vocals haben, die wie ein Monster klingen, so lange ist Chucks Einfluss dabei!

Hast du Chuck eigentlich jemals persönlich getroffen?

Gus: Ich hatte leider nicht die Chance, aber Matt hat ihn einige Male gesehen und Robin kannte ihn etwas. Ich habe eine Menge Geschichten von Phil gehört, als wir auf Tour waren, weil er eine große Rolle spielte in dem Break von MALEVOLENT CREATION und Scott Burns, und wir dann den Deal mit Roadrunner bekamen. Chuck war sehr wichtig für den Metal. Die Welt ist etwas weniger brutal geworden als Chuck gestorben ist, das ist sicher!

Ihr habt gerade eure neue EP "Dimensions Of Horror" veröffentlicht. Warum nur eine EP, ich denke Chuck hat doch noch eine Menge mehr Material auf Lager mit dem ihr arbeiten könnt.

Gus: Als "Savage Land" immer erfolgreicher wurde, haben wir etwas vorausgeschaut und wir entwickeln uns, aber wir wollten auch noch unsere Liebe zum immens wichtigen ersten Album geben, welches Matts absoluter Favorit ist. Wir wollten nicht ein komplettes Album, sondern mehr ein Statement zu dem, wo wir herkommen. imgleft

Es ist ja nur ein knappes Jahr zwischen beiden Veröffentlichungen vergangen. Waren die Songs der EP bereits fertig als "Savage Land" veröffentlicht wurde?

Gus: Nein, wie ich eben ja schon sagte, das war nach der Veröffentlichung von "Savage Land". Matt kam auf einer Tour mit EXHUMED in meine Stadt und wir sprachen über die nächste Stufe. Das war im August, glaube ich. Dann kam er nach Hause und einige Wochen später hat er mir einige Demos geschickt. Innerhalb von zwei Wochen hat er sechs Songs aufgenommen und ich dachte, dass es erst mal gut damit getan ist und wir eben eine EP machen. Das Album machen wir dann jetzt auf der aktuellen Stufe. Das ist dann wie "Whooops, wir haben nicht gewusst, dass das alles so groß wird, aber wir lieben "Scream Bloody Gore" also hier habt ihr es!"[lacht]

Was liegt sonst noch an im Hause GRUESOME? Wird es eine Europa-Tour geben?

Gus: Jep! Wir spielen einige Festivals im August inkl. Party-San und einige Supportshows mit EXODUS. Ich persönlich liebe Europa und kann es kaum abwarten mit der Band rüberzukommen. Die Resonanz auf dem Netherland Deathfest war genial und ich hoffe auf mehr Liebe von der großartigen europäischen Metal-Community.

Gus, wir sind am Ende des Interviews. Ich wünsche dir und dem Rest von GRUESOME alles Gute weiterhin und hoffe dich bald in Deutschland sehen zu dürfen. Die letzten Worte gehören dir.

Gus: Vielen Dank für deine Unterstützung! Wir alle sind hier als Fans von CHUCK und seiner Band DEATH. Ich liebe Deutschland, ihr unterstützt den Metal und ich habe bei euch schon einige Male gespielt, es war immer toll. Ich drücke eurem deutschen Fußballteam die Daumen und hoffe, viele von euch im August zu sehen ... let the metal flow!

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