Interview mit Sami von Opium Warlords

Ein Interview von grid vom 03.07.2014 (15129 mal gelesen)
OPIUM WARLORDS legen mit "Taste My Sword Of Understanding" ein detailreiches und sensibles Album vor; sehr offen gewährte Sami im Interview Einblicke in sein Innerstes.

Hallo Sami, Gratulation zu Deinem Album "Taste My Sword Of Understanding", das wirklich Freude beim Hören bereitet. Wie wurde das Album von der Presse aufgenommen? imgleft

Sami: Danke. Ich freue mich zu hören, dass es Dir gefällt. Bezüglich der Rezeption ... Hier in meinem persönlichen Fortress of Solitude, scheint es mir, dass das neue Album ziemlich ruhig aufgenommen wurde. Allerdings muss auch gesagt werden, dass es auf mehr "Verständnis" gestoßen ist, als die vorherigen. Einige Personen verstehen es, einige nicht. Mein Grundsatz ist, dass ich versuche Reviews nicht zu kommentieren. Und ich möchte nicht wie ein Jammerer klingen, aber ich finde es ein bisschen traurig, da es atonale und Avantgardemusik und alle Arten von Noisemusik seit mehr als hundert Jahre gibt, dass immer noch eine ganze Menge Menschen existieren, die ein ziemlich enges und überholtes Verständnis davon haben, was Musik IST und was sie sein KANN. Ich kenne überhaupt keine Beschränkungen. Ich liebe gute Melodien, kann mich aber ebenso für den Klang einer Rammmaschine, die in die Erde hämmert, begeistern. Die positivsten und emotionalsten und verständigsten Reviews wurden von Frauen geschrieben. Vielleicht gibt es in meiner Musik etwas, das über die Grenzen von Männern hinausgeht.

Als ich "Taste My Sword Of Understanding" hörte, war das wie eine kleine Rückblende für mich. Ich fühlte mich an die Musik der späten 60er und 70er erinnert. Bitte erzähle uns etwas über Deine musikalischen Einflüsse.

Sami: OPIUM WARLORDS mag wie altmodisches Retrozeug klingen, aber das ist nicht beabsichtigt. Unsere spirituelle Basis liegt tatsächlich in der "alternativen Musikszene" der frühen 90er. Ich entdeckte die Freiheit, alle Genregrenzen zu brechen und über der Jahre die Schönheit der Wiederholung und des Minimalismus. Das ist der Kern dieses Projekts. Bei OPIUM WARLORDS habe ich keine bestimmten Einflüsse, wie bei REVEREND BIZARRE oder AZRAEL RISING und SPIRITUS MORTIS. Darin ist alles, was ich gehört habe ... von altem Heavy Metal, Psychedelic und Progressive Rock, über den Synth Pop und Gothic Rock der 80er, den sogenannten Alternative Rock, aber es ist auch die experimentelle Musik, Ambient, Modern Art Music, Noise, ebenso wie primitiver, repetitiver und minimalistischer Black Metal.

Obwohl das Material von "Taste My Sword Of Understanding" zwischen 1994 und 2009 komponiert wurde, klingt es sehr homogen. Warum wurde das Material nicht früher veröffentlicht?

Sami: Eigentlich wurde das meiste zwischen 1996 und 2002 komponiert und nur einige wenige Details stammen aus der Zeit kurz davor und danach, so dass die Zeitachse im Grunde gar nicht so lang ist. Für jedes Album von REVEREND BIZARRE und THE PURITAN war sie mindestens genauso lang. Warum Aufnehmen und Fertigstellen so lange dauerten? Weil ich mich um so viele andere Dinge kümmern musste und zu tun hatte. Für SPIRITUS MORTIS, AZRAEL RISING, MARCH 15, REVEREND BIZARRE Vinylausgaben, der TABULA OBSCURA-Kunstband und so weiter. Außerdem wurde das zweite OPIUM WARLORDS-Album zur selben Zeit gemacht wie das dritte. Mein krankhafter Perfektionismus verlangsamte sich bei der Endbearbeitung des Albums. Jeder Ton, jedes Geräusch und Lautstärke sind nun an ihrem richtigen Platz. Für mehr als zehn Alben habe ich aus der Zeit von 1996 bis heute Material, was eine ganz fein gestaltete kontinuierliche Größe ergibt. Jedes dieser Alben wird seine Zeit brauchen, bis es aufgenommen und gemixt ist, daher ist im Grunde genommen jede Musik, die ich veröffentliche, ein bisschen "alt" wenn sie herauskommt, aber das ist eine gute Sache, weil ich dann wirklich Zeit gehabt hatte, alles so zu arrangieren und produzieren wie es sein muss. Die Tatsache, dass ich eine so lange Zeitachse und so viel Material habe, hilft mehr gründlich gestaltete, oder wie Du sagst, homogene Alben zu machen, da ich genau für jeden Song den richtigen Platz im richtigen Album finden kann. Das ist genau das Gegenteil von dem, was manche Rezensenten versucht haben über "Taste My Sword Of Understanding" zu sagen, dass es wegen all der Herstellungszeit schlecht konstruiert wäre. Es ergibt keinen Sinn. Würde ich ein Album nur mit dem Material aus der Zeit von 2009 oder 2013 oder einem anderen Jahr machen, wäre das noch verrückter als alles, was ich bisher veröffentlicht habe. Ich höre die ganze Zeit all die verschiedenen Sounds, von verschiedenen Stilen. Es nicht als ob ich 2008 nur Black Metal machte und 2010 nur Prog Rock. "Taste My Sword Of Understanding" begleitete mich acht Jahre, aber die ganze Zeit nahm ich sozusagen Feinabstimmungen vor, um eine so perfekte Gesamtheit wie möglich zu schaffen. Das ist der einzige Weg.

Beim Aufnehmen der Songs hattest Du Unterstützung von Erkki Vitra und Laura Länsimäki. Haben sie auch einige Ideen zu den Songs zugesteuert?

Sami: Nein. Wenn die Sessions beginnen, habe ich die ganze Musik in ihrer endgültigen Form komponiert und arrangiert. So war es mit einigen anderen Bands, zum Beispiel auch mit REVEREND BIZARRE, da ist OPIUM WARLORD keine Ausnahme. Natürlich bringt jeder Musiker seine eigene Note und seine Seele in die Musik und das ist fantastisch, aber die Produktion folgt den Kompositionen, Arrangements und der Vorstellung, die ich selbst habe. Vielleicht würden sich meine Aufnahmen VIEL besser verkaufen, wenn ich andere Leute nach ihren Ideen fragen und jemand anderen alles zusammensetzen lassen würde, aber dann würde ich dem, was ich in mir habe, nicht gerecht werden. Und das ist ALLES, was ich habe.

Was war der schwierigste Teil bei "Taste My Sword Of Understanding"?

Sami: Wenn wir die üblichen Schwierigkeiten, wie das Kaputtgehen von Ausrüstung und die schlechten Aufnahmebedingungen ignorieren, war der einzig wirklich schwierige Teil das Mixen. Es dauert eine ganze Weile, ein Album auf eine solche Art zu mixen, dass der Hörer dem Mix selbst keine Beachtung schenkt. Das ist wie das Aufbereiten von Filmen, oder das Reinigen eines Hauses; die Arbeit ist perfekt, wenn ihr Aufwand nicht mehr gespürt wird. Natürlich verwende ich einige Elemente im Mix, die die Leute stören und sie darüber nachdenken und einige meiner Ideen und Entscheidungen in Fragen stellen lassen, aber das ist natürlich die beabsichtigte Ausnahme von der Regel. Ich hasse Leute, die versuchen darüber zu spekulieren, was ich versucht habe mit meinen Alben zu tun und wie weit ich davon weggeblieben bin. Jede Arbeit ist so, wie sie sein soll. Ich versuche nicht, glatten, netten und sicheren epischen Doom Metal zu machen. Bei OPIUM WARLORDS gibt es kein Soll beim Mixing, wie man es gewöhnlich bei Alben hat, besonders bei jenen eines spezifischen Genres, wie Black Metal oder Doom. Bei OPIUM WARLORDS müssen wir, also ich und Jouni Leppikangas, alles selbst erschaffen, ohne uns auf etwas " stützen" zu können. Ich bin glücklich, mit ihm zu arbeiten, denn wir sprechen dieselbe Sprache.

Lass uns ein bisschen über die Songs sprechen. Gibt es einen Song auf dem Album, der für Dich etwas ganz Besonderes ist?

Sami: 'Melancholy Moonless Acheron' handelt von meinem größten Trauma: der Krankheit und dem Tod meines Vaters und seine Auswirkungen auf unsere Familie von 1985 bis 1990 und auch von der Tatsache, dass ich nicht ins Krankenhaus gegangen bin, als ich zuletzt die Chance dazu gehabt hätte. Den Zustand meines Vaters, und all die Schläuche und Maschinen, an denen er angeschlossen war, zu sehen, war zu schwer für mich, so ging ich nicht so oft dorthin. Meine Mutter machte die einstündige Busfahrt zum Hospital hin und zurück, jeden Tag, wenn sie von ihrer ermüdenden Arbeit kam. Ich kann mir all die Bürde, das Leid und die Angst und die Erschöpfung nur ausmalen, der sie ausgesetzt war. Und ich sorgte mich natürlich jede Nacht um sie; was, wenn sie nicht mehr zurückkäme? Und diese Abschnitte, wenn mein Vater zu Hause war, waren ebenfalls sehr schwer, als er in so schlechter Verfassung war, in seinen letzten Jahren; sich übergebend und ganz schwach. Ich sah sehr deprimierende und traurige Bilder in diesen Kindheitsjahren und da gab es diese stille und dauernde Traurigkeit in unserem Leben, selbst wenn meine Eltern ihr Bestes taten, etwas davon zu verbergen. In diesem Sinn hatte ich eine gute und liebevolle Kindheit, aber diese Liebe verstärkte natürlich das Gefühl der Angst und des Verlusts. Manchmal wachte ich nachts auf und ging nachschauen, ob mein Vater noch atmete. Ich erinnere mich an den Morgen, als man mir sagte, dass mein Vater gegangen ist, als ob es gestern wäre. Etwas änderte sich in mir, fast auf eine schamanistische Weise. Ich lief in den Wald, rannte und rannte und schließlich saß ich lange Zeit auf einem großen Felsen, bis etwas meine Seele ergriff; eine Art Wissen. Das half mir, all die Einsamkeit zu ertragen und in der Schule drangsaliert zu werden. Nach diesem Moment wusste ich, dass ich etwas Größeres in mir hatte. In diesem Lied versuchte ich einen teilweisen Abschluss der ganzen Sache zu erreichen, aber es belastet mich immer noch jeden Tag meines Lebens. Nicht wie ich mich selbst fühlte, ich achte nicht sehr auf mich oder was mir passiert, sondern das Leid der anderen, speziell meiner Mutter, mit dem sie während dieser harten Jahre, und natürlich auch nach dem Tod meines Vaters, konfrontiert war. Neben all diesem Leid, dieser Erschöpfung und Niedergeschlagenheit, musste sie auch noch mit all den Dingen fertigwerden, die der Tod mit sich brachte; das Haus verkaufen und so weiter. Dinge, die jedem Stress verursachen würden, auch ohne Tragödie. Aber jeder Song ist auf seine Art besonders. Ich mache Musik nicht einfach so. Es gibt einen Sinn und eine Bedeutung für alles, was ich in der Kunst mache. Ich bin in diesem Geschäft nicht wegen des Spaßes oder des Ruhms, sondern nur wegen der Arbeit selbst. Für mich liegt darin eine bestimmte geistige Bedeutung.

Als ich "Taste My Sword Of Understanding" hörte, fühlte ich mich an Psychedelic Rock erinnert. Auf den ersten Blick scheint "Mount Meru" ein Song über Liebe und Drogen zu sein. Um was geht es in diesem Lied?

Sami: Der Satz "Acid rain over a love scene. The air is heavy in the silent room" zerstört irgendwie das Liebesthema, hah, hah! Aber was darin IST, ist die Gegensätzlichkeit der geistigen und materiellen Welt. Auf einen Blick, um deine Seele oder deinen Geist zu befreien und eine höhere Ebene der Existenz zu erreichen, musst du deinen Körper, dein FLEISCH zerstören. ABER dann wieder, um diese höhere Ebene, wie ich sie verstehe, zu erreichen, musst du die Verbindung zwischen deinem eigenen Körper und der spirituellen, der verborgenen Welt, begreifen und vollziehen. In deinem Körper ist eine Art Landkarte von dieser anderen Welt, um es auf eine sehr einfache Art zu sagen. Dieser Ort kann 'Mount Meru' oder Weltenbaum oder Shambhala genannt werden, oder wie auch immer du es nennen willst ... Die Miniatur dieses Ortes ist in deinem Körper, in der Wirbelsäule und deinem Gehirn. Wenn du deinen Körper zerstörst, zum Beispiel mit Heroin, wirst du nie die Wahrheit über diese Verbindung herausfinden und niemals das Hidden Realm erreichen, weil der einzige Weg dorthin durch deinen Geist und Körper führt. Der erste Teil des Trips ist rein physisch, aber der letzte Teil ist rein spirituell und dazwischen ist es rein physisch und spirituell. Es ist ein Ort zu dem du wirklich reisen kannst, aber du kannst keinen Zug oder kein Flugzeug nehmen. Du musst zuerst durch dich selbst gehen. Das ist alles, was ich mit dem Song sagen will, wie ich so viel wie möglich den Hörern überlassen möchte, selbst herauszufinden. Ich möchte deren Verständnis, Auffassung und seelische Wahrnehmung nicht zu sehr manipulieren. Ich kann nur wünschen, dass da etwas für sie zu erfahren IST.

Mein Lieblingssong ist 'The Solar Burial'. Es gibt Momente von unfassbarer Melancholie in diesem Lied. Die Musik klingt gleichzeitig losgelöst und niedergedrückt. Woher nimmst Du Deine Inspiration?

Sami: Dass Du diesen speziellen Song besonders magst, verschafft mir ein sehr positives Bild von Dir! All meine Inspiration, für alle Dinge, die ich tue und getan habe, kommt vom selben Platz, dieser inneren oder "anderen" Welt. Ich fühle mich mit der gemeinschaftlichen menschlichen Welt nicht zu sehr verbunden und ich verbringe nicht sehr viel Zeit mit anderen Menschen. Meine Musik wird innerhalb der Grenzen von dieser anderen Welt und der gesellschaftlichen Realität geboren, die von meinem Standpunkt aus nicht die reale ist. All die Lyrik, die ich schreibe, handelt von Wahrheit anstatt von Fantasie, aber ich nutze Metaphern und Symbole, so dass andere Menschen die Lyrics in ihr eigenes Leben aufnehmen und sie wirklich in ihrem Innersten auf ihre eigene Weise nachempfinden können. Aus diesem Grund erkläre ich selten etwas. Es ist besser, die Dinge für alle offen zu lassen und zu akzeptieren, wie sie damit umgehen. Ich habe lieber ein Publikum von ein paar hundert Leuten, die wirklich etwas Tieferes in meinem Werk für ihre Seele und ihr Leben finden, als ein Publikum von Zehntausend, die wegen ein paar Hits dabei sind und sich nicht in erster Linie um die Texte kümmern.

Wenn ich mir den Titel und die Lyrics des Albums ansehe, scheint mit "Taste My Sword Of Understanding" ein sehr spirituelles Album zu sein. Was bedeutet der Titel?

Sami: Ich denke, Du kennst die Bedeutung bereits. Bei den meisten Dingen, die wir tun, gibt es wenigstens zwei Seiten, meistens mehrere. Innerhalb von Freundlichkeit und Feinseligkeit liegen für gewöhnlich Elemente des extremen Gegenteils verborgen. Sword of Understanding! Ich denke, das sagt alles. Da liegt ein bestimmter kalter Sarkasmus in diesem Titel, der sich auf unsere Welt und ihre Zustände bezieht. Infolge dieser Ambivalenz, wenn du einfache und reine Freundlichkeit erfährst, hat das eine so starke Wirkung auf dich, dass es fast so ist, als ob etwas dauerhaft in dir zerbrochen wird und das kann dir Tränen in die Augen treiben.

Das Artwork von "Taste My Sword Of Understanding” ist sehr speziell. Während das Cover mich an den Präraffaeliten Edward Burne-Jones denken lässt, kommt ein psychedelisches Bild zum Vorschein, sobald man die CD aus dem Tray nimmt. Wer machte das Artwork? Wie wichtig ist für Dich der optische Aspekt eines Albums?

Sami: Das Bild "Procris and Cephalus" wurde von John Roddam Spencer Stanhope gemalt und 1872 ausgestellt. Ich wählte es als Cover für dieses Album schon ungefähr 2002 aus. Ich mache das ganze Graphikdesign selbst. Ich nehme Assistenten in Anspruch, da ich nicht so gut mit Computer umgehen kann - da ich noch mit Schere und Kleber arbeite und bei meinen Zeichnungen auch immer noch tue - aber die künstlerische Vision und Kontrolle liegt bis zum feinsten Detail streng bei mir. Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Wenn ich Musik mache, sehe ich auch sofort wie das Album aussehen muss. Ich hatte das Glück mit Ville Angervuori an diesem OPIUM WARLORD-Album zu arbeiten, da es sehr angenehm ist, mit zu arbeiten, aber ich arbeitete auch einigen großartigen Leuten in der Vergangenheit. Alle Aspekte: Komposition, Texte, Produktion, Darbietung und das Bildliche sind wichtig. Deshalb ist es schlimm für mich, mit dieser modernen Welt konfrontiert zu sein, wo Alben aufgehört haben, komplette Einheiten für die meisten Leute zu sein. Sie wollen nur die Hits runterladen und das physische Stück ist ihnen egal. Andererseits ist es vielleicht besser, wenn die meisten dieser kurzlebigen "Alben" gar nicht gepresst werden, da sie nach kurzer Zeit doch nur zu Müll werden.

Was können wir in der Zukunft von OPIUM WARLORDS erwarten? Gibt es Pläne live zu spielen? Arbeitest Du schon an neuen Songs?

Sami: Mehr Alben! Selbst wenn ich keinen einzigen neuen Song mehr schreiben würde, habe ich genug Material für die nächsten zehn Jahre, aber natürlich entsteht ständig neues Material. Ich weiß genau, wie die Alben IV bis X sein werden. Nun brauche ich nur die Kraft und das Geld und die Zeit, sie anzufertigen und aufzunehmen. Das nächste Album befindet sich bereits in der Produktion. Es wird für den Hörer viel härter und fordernder sein, als die sanfte Welt von "Taste My Sword Of Understandig", aber ich habe auch ein wenig süßes Material, das später kommen wird. Ich habe einige Ideen für mögliche Liveauftritte und es gab einige Anfragen, aber ich war seit 2009 aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage live zu spielen. Ich führe jetzt ein sehr ruhiges und zurückgezogenes Leben und ich vermisse die Auftritte und das Unterwegssein nicht. Vor einigen Jahren vermisste ich noch die Backstage-Atmosphäre, nachdem ein Gig gespielt war, aber nun vermisse ich nicht einmal mehr das.

In der Vergangenheit warst Du in vielen anderen Bands und musikalischen Projekten einbezogen. Was bevorzugst Du, wenn es um den kreativen Prozess geht? Teamwork oder Alleinarbeit?

Sami: Ich habe niemals wirklich Teamarbeit geleistet. Ich habe sowohl Musik und Texte geschrieben und nach meiner Vorstellung aufgenommen auch wenn ich nur Texte und Gesangsarrangements gemacht habe, folgte ich auch darin meiner eigenen Vorstellung und trug nur auf meiner eigenen Ebene zur bereits existierenden Musik bei. Die einzige Ausnahme davon ist das erste ORNE-Album. Da war ich nur eine angeheuerte Hand und ich hatte auch nicht viel Einfluss auf das zweite ORNE-Album, aber da änderte ich einige der ursprünglichen Gesangsideen. Was AZREAL RISING und SPIRITUS MORTIS und auch TÄHTIPORTTI betrifft, gehe ich ins Studio, mache meine Arbeit, wie ich sie tun will und hoffe, dass es den anderen gefällt und bisher war das so. Was THE PURITAN und REVEREND BIZARRE betrifft, ist meine Arbeitsweise der bei OPIUM WARLORDS sehr ähnlich, mit Ausnahme weniger Songs, die von anderen geschrieben worden sind, aber sie passten ohnehin mit meiner Vorstellung des Ganzen zusammen. So nehme ich an, meine Antwort lautet, dass ich Teamarbeit nicht bevorzuge. Allerdings kontrolliere ich nicht, weil es mir gefällt, das Oberhaupt zu sein, es ist nur, weil ich eine so klare Vorstellung habe. Da ist kein Platz für etwas anderes, ich höre alle Instrumente in mir. Und um ehrlich zu sein, hat es mir noch nie gefallen, mit anderen Leuten zu proben und Zeit darauf zu verschwenden, denselben Mist wieder und wieder zu spielen. Dasselbe ist es mit Auftritten. Ich möchte nur mein Material aufnehmen und damit fertigwerden - es im Grunde vergessen, wenn es veröffentlicht worden ist. imgright

Was ist das Wichtigste für Dich was deine Musik betrifft? Was möchtest Du beim Hörer erreichen?

Sami: Als Erstes möchte ich bei der Produktion und Aufnahme das erreichen, was ich in mir höre und während ich das tue, mich von der Last des ganzen Materials befreien. ABER natürlich möchte ich auch dem Hörer eindrucksvolle Reisen zu verschaffen, wenn ich die Alben zusammenstelle. Im Grunde versuche ich alles so zu tun, wie es sein soll, in perfekter Qualität, nur dass meine Perfektion keine polierte Unterhaltung ohne Geruch und Geschmack ist. Meine Perfektion ist roh und real. Wenn das Album endlich draußen ist und da nichts mehr ist, was ich tun kann, dann kann ich nur hoffen, dass es einige "Freunde" finden wird. Es bedeutet mir eine Menge, von den Leuten zu erfahren, dass mein Werk sie tief berührt hat. Das ist es nicht, weshalb ich diese Arbeit mache, aber es ist eine sehr wichtige Sache, wenn die Arbeit getan ist. Ich wertschätze in meinem Herzen jeden "Fan", den ich durch meine gegenwärtige Arbeit habe, gerade da es nicht so viele von ihnen gibt, aber die Rückmeldungen, die ich bekomme, wirken sich nicht auf meine Arbeit aus. Ich folge meinem eigenen kompromisslosen Weg bis zum bitteren Ende. Obwohl sich meine Lieder "von selbst schreiben" und ich diese Vorstellung den ganzen Prozess beherrschen lasse, wünsche ich, wenn ich die Musik arrangiere, eine bestimmte Atmosphäre und Impressionen beim Hörer zu erreichen; zum Beispiel versuche ich mit den minimalsten und repetitivsten Teilen beim Hörer den Zustand zu erreichen, in dem er in seine eigene Einsamkeit gezwungen wird und sich in dieser selbst begegnet. Das ist ähnlich wie bei minimalistischen und abstrakten Bildern, aber auch bei vielen Kunstfilmen, wo es nicht viel "Handlung" gibt. Ich stelle den Hörer absichtlich an diese fordernden Plätze, wo nichts geschieht. Ich weiß, dass es für viele schwierig ist, das durchzustehen, aber vielleicht sind sie andererseits nicht dazu bestimmt, ein Teil des Hörerkreises von OPIUM WARLORDS zu sein. Es ist nicht für alle, leider. Natürlich nutze ich auch sehr harte musikalische Elemente und überraschende Wendungen in den Stimmungen, von langer ruhiger Wiederholung zur explodierender harter Action und Horror, oder umgekehrt: von brutalem Lärm zu sehr stillen und "leeren" Räumen oder von leichtem und einprägsamen Material zu etwas komplett Andersartigem. Ich sehe meine Musik als eine "psychonautischen" Reise oder beinahe als psychologischen Test. Ich möchte, dass meine Hörer all ihre Aktivitäten für eine Weile einstellen und nur durch die musiklische und lyrische Welt treiben und eine Reise zu einem anderen Ort machen. Heutzutage gibt es so viele Signale, denen wir die ganze Zeit ausgesetzt sind: die sozialen Medien und all die anderen Dinge, die ständig versuchen, unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen. Vielleicht kann meine Musik ein sicherer Zufluchtsort für eine Weile von all dem sein, aber wie ich sagte, verlangt das vom Hörer, dass er fähig ist, jede andere Tätigkeit einzustellen und nur zuzuhören.

Meine letzte Frage stelle ich mit einem kleinen Augenzwinkern: Wie wichtig ist Opium für die Musik von OPIUM WARLORDS?

Sami: Um ehrlich zu sein, habe ich nie irgendein Morphin genommen - ich könnte gerade welches gebrauchen, da ich während der letzten Wochen andauernde und schreckliche Schmerzen hatte - aber auf der anderen Seite glaube ich nicht, dass Mitglieder von THE KILLERS jemals eine Person getötet haben. Es mag für einige Hörer eine Überraschung sein, zu hören, dass alle OPIUM WARLORDS-Alben in einem komplett nüchternen Zustand gemacht worden sind, falls mein Zustand je nüchtern ist, da ich diese kleinen Defekte auf mentaler Ebene habe.

Lass mich Dir für Deine Zeit danken. Ich bin am Ende meiner Fragen. Die letzten Worte sind Deine.

Sami: Danke für die Gelegenheit, hier in Erscheinung zu treten. Alles, was ich sagen kann, ist, dass ich hoffe, einige Leser werden Interesse aufbringen, die Musik von OPIUM WARLORDS zu testen und dass sie hoffentlich einigen von ihnen etwas für ihr Leben gibt, und dann, an alle von euch, die ihr mit meinem Werk schon vertaut seid: Danke, dass ihr hier seid. We are in this together now!

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