Censored - System disease | |
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Review von Opa Steve vom 08.05.2003 (6590 mal gelesen) | |
Die Schweizer Censored, deren letztes Demo hier eher durch eine recht undurchschaubare Produktion auffiel, melden sich mit der aktuellen Scheibe "System Disease" endlich mit einem verständlichen Recordingsound zurück. Zwar vermisse ich auch hier etwas mehr Professionalität bei einem für's Presswerk bestimmten Master, aber abgesehen vom etwas mangelhaften Druck im Grundtonbereich und den etwas inhomogenen Overheads beim Schlagzeug ist dieses neue Werk eigentlich im Death Metal Segment - gemessen am Status der Band - unauffällig und keineswegs schlecht. Und so möchte ich endlich nachholen, was mir beim letzten Review leider versagt blieb: eine Beurteilung der Mucke. Das Trio verlegt sich ausnahmslos auf recht schnellen Death Metal, wobei die Klampfe mit ihren prägenden Riffs eine dominante Rolle einnimmt. Im Gegensatz zu vielen Death-Combos, wo die Doublebass allbeherrschend den Sound bestimmt, sägt hier eine recht transparente Gitarre als dominante Stimme durch die Songs. Der Gitarrensound ist eher dem Thrash-Segment zuzurechnen, was aber mir persönlich besser gefällt, als ultratiefe Bassorgien, wo ohnehin fast nur noch Rauschen zu vernehmen ist. Das Riffing ist recht schnell und simpel. Auf großartige Arrangements oder harmonische Spielereien mit dem Bass wird fast vollständig verzichtet. Diese fehlende Komplexität erleichtert den Einstieg, und anstatt zu bewusst "verspielt" zu klingen, wie einige ihrer Genre-Kollegen, bevorzugen Censored die wuchtige Macht der Powerchords. Dies dürfte sich live zu einem nicht zu verachtenden Vorteil entwickeln, denn unter schlechteren Bühnenbedingungen dürfte selbst ein Publikum, welches mit dem Material noch nicht vertraut ist, schnell seinen Spass haben und zu den schnellen Bangern und Moshern gut abgehen. Auf Feinheiten verzichtet auch der Drummer, der dafür ein sehr solides, energiereiches Fundament legt und auch mit immer wieder eingestreuten Blastbeats Punkte sammelt. "Mental Torture" beginnt das Album recht schleppend und sperrig. Abrupte Pausen und Breaks stören den Hörfluss etwas, aber die Trademarks der schnelleren Riffs wissen zu überzeugen. "System Disease" dagegen geht mit seinem recht coolen Rhythmus im Strophenriff direkt gut nach vorne ab. Der Einstieg erinnert an manchen Cannibal Corpse Song, nur mit dem Unterschied, dass Manuel sich eher auf heiseres Schreien versteht als tiefe Growls. Auch dies passt aber besser zu den thrashig angehauchten Riffs, die es auch in diesem Song immer wieder zu hören gibt. Die interessanten Akkorde mit dem Tritonus lassen nebenbei bemerkt so manche Erinnerung an ihre Landsleute Coroner aufkommen, auch wenn die Musik nicht so sehr zu vergleichen ist. Auch "Reflected Insanity" beginnt sehr schleppend, um aber später im Song in gnadenlose Blastbeats und flotte Headbangerriffs überzugehen. "Blind hate" dürfte der reinrassigste Death Metal Song dieses Albums sein. Er beendet auch gleichzeitig dieses 5-Track-Album. 5 Track? Naja, das Outro "This cold world is dead" ist ja ganz nett gemeint, aber etwas Geklimper auf einem Keyboard mit recht banalen Preset-Sounds war wohl doch eher eine kurzfristig umgesetzte Idee. Auch wirken 4 echte Tracks etwas zu kurz, um ein Album theatralisch ausklingen zu lassen. Censored bieten auf dieser CD frische Bauchmusik und lassen's ehrlich krachen, ohne weiter gekünstelt oder stilistisch anbiedernd zu wirken. Obwohl sie sich dem Death Metal verschrieben haben, finde ich durchaus viele originelle Thrashmotive in dieser Musik. Insgesamt ist der spieltechnische Anspruch zwar unter der Präzision führender US-Bands, aber die Frische in der Musik sorgt allemal für einen soliden Hörspass. Death'n'Thrasher können hier bedenkenlos zugreifen, und bei weiterer Tourfreudigkeit werden Censored ihren Namen sicher weiter in die Öffentlichkeit tragen können. Fehlt nur noch etwas mehr Fleiß beim Songwriting und endlich ein Fulltime-Album. Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Mental torture 02. System disease 03. Reflected insanity 04. Blind hate 05. This cold world is dead | Band Website: Medium: EP Spieldauer: 19:34 Minuten VÖ: 15.07.2002 |
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