Musik in Corona-Zeiten: Einblicke in die B4M-Redaktion (Teil 1)

Ein Artikel von Blaze Breeg vom 08.05.2020 (15685 mal gelesen)

baarikärpänen


In der Tat hat der "Lockdown" so seine Vorteile gehabt. Nicht unbedingt die finanziellen Einbußen, aber doch bestimmt das Mehr an Zeit. Da ich während dieser Zeit eh an einem Special über die finnischen Doomer LYIJYKOMPPANIA gearbeitet habe, konnte ich mir dieses mal extrem viel Zeit nehmen, um in die Materie einzutauchen und Dinge entdecken, die im "Normalbetrieb" schon mal auf der Strecke bleiben. Und nach dem Special hatte ich endlich mal die Zeit, mich näher mit SLASH zu beschäftigen. Der steht zwar in meiner Sammlung, aber so richtig zugehört habe ich bisher eigentlich nie. Ich würde mir zwar kein Tattoo mit dem Logo stechen lassen, aber dass der gute Saul Hudson ein wirklich begnadeter Songwriter ist, das weiß ich nach wirklich intensiver Einfuhr des Materials endlich mal zu würdigen. Schlussendlich hatte ich noch Zeit, mich mit ein paar wirklich vergessenen Perlen aus dem umfangreichen Noise Records-Katalogs zu beschäftigen, die leider kein Mensch mehr kennt. Zum Beispiel die Berliner V2 oder SECRECY (aus Bremen, wenn ich mich nicht irre). Und, auch wenn mich viele jetzt für bekloppt erklären, sogar "Cold Lake" von CELTIC FROST kann ich nach (anfänglich gezwungener) Dauerrotation mittlerweile was abgewinnen!

Baterista


Interessanterweise hatte ich in meinen sechs Wochen Home Office mehr zu tun als je zuvor und habe gleichzeitig viel weniger Musik gehört.

Blaze Breeg


Bei mir haben sich zwei Dinge stark auf meinen Musikkonsum ausgewirkt: Zum einen der Ausfall aller Konzerte, die auf dem Plan standen (bis dato MAGNUM, GEOFF TATE und KHEMMIS, bald IRON MAIDEN, MGLA und BAD RELIGION, vom ROCK HARD FESTIVAL mag ich gar nicht reden), und zum anderen die Arbeit im Home Office. In den Wochen vor Live-Shows höre ich sehr intensiv die Bands, die mich auf der Bühne erwarten - egal ob Main oder Support Act. Da dies in den letzten Monaten nicht mehr der Fall war, habe ich mich mitunter sehr intensiv mit neuen Scheiben von Lieblingsbands wie SPELL, DOOL und vor allem CIRITH UNGOL beschäftigt. Das Wort "Heavy Rotation" hat bei mir eine ganz neue Bedeutung gewonnen! Ein großes Geschenk waren obendrein die Releases von ATLANTEAN KODEX und SOLSTICE, die Blicke in deren Archive erlaubten. Ein Demo wie "Goddess Rising" wäre in "normalen Zeiten" sicherlich seltener gelaufen. Weil ich seit März nur noch von zu Hause aus meinem Brötchenerwerb nachgehe, habe ich abgesehen davon gezielt nach Musik gesucht, der ich gut nebenher lauschen kann. Bei den oben genannten Bands ist das nicht möglich - ihre Platten nehmen mich in der Regel voll und ganz "gefangen". Zudem möchte ich ihre Songs ganz bewusst genießen - einen guten Rotwein kippt man sich ja auch nicht mal eben schnell achtlos in den Rachen. Mir ist aufgefallen, dass ich bei Instrumental-Alben sehr konzentriert arbeite: Meine Vorliebe für Stoner Doom führte mich irgendwann zu obskuren Formationen wie GALACTIC TYRANNOSAUR (USA) und MAJOR KONG (Polen). Inzwischen habe ich bei BANDCAMP ihre kompletten Diskografien gekauft und schätzen gelernt. Ohne Corona hätte ich diese Perlen sicherlich niemals entdeckt. Tja, diese verfluchte Quarantäne hat sogar ihre guten Seiten, wenn man genau hinschaut. Ich habe des Weiteren, wie ihr vielleicht bemerkt habt, sehr viele Promos hören und Reviews schreiben können, die es mir immer wieder erlaubt haben, mich vom ungewohnt ereignisarmen Alltag abzulenken.

Cornholio


Ich kann zum Thema beisteuern, dass ich mehr Musik höre, aber meist solche, die ich bereits kenne. Im Büro läuft RADIO BOB, ein Sender, der zwar Rock spielt, aber immer nur die gleichen Lieder. Das ist zwar besser als das Popgedudel von 1LIVE, FFH und wie sie alle heißen, aber auf Dauer doch auch langweilig bis nervig. Im Home Office habe ich mir jeden Tag sieben bis neun CDs rausgesucht, die dann parallel zum Arbeiten im Hintergrund liefen. Das ging allerdings (anfangs überraschenderweise) zulasten des wirklich bewussten Musikkonsums. Bisher habe ich auf dem Arbeitsweg immer bewusst Musik gehört, meist eine aktuelle Promo. Diese Zeit fiel natürlich komplett flach, und was mir am meisten gefehlt hat, war das "Abschalten" beziehungsweise "Runterkommen" nach der Arbeit. Ich hätte im Vorfeld nie erwartet, dass diese 20 bis 30 Minuten so viel ausmachen ... Außerdem habe ich mich nochmal intensiv mit den bisherigen Diskografien einiger Bands (bis jetzt THRESHOLD, GAMMA RAY und MANOWAR) befasst und im B4M-Forum dazu auch etwas geschrieben. Vielleicht bringt ja dieser Artikel etwas mehr Traffic da rein ... Im gleichen Atemzug habe ich mir noch vorgenommen, die Studioalben von DREAM THEATER durchzukauen, also alle einmal von vorne bis hinten. Auch damit bin ich mittlerweile fast durch, auch wenn auf Grund der Tiefe (14 Studioalben mit entsprechend langer Spieldauer) nur ein Durchlauf pro Scheibe drin ist. Mal sehen, welche Band in der nächsten Zeit dazukommt, vielleicht BLIND GUARDIAN, IRON MAIDEN oder OZZY OSBOURNE. Kurzarbeit sei Dank habe ich ja in den nächsten Tagen und Wochen etwas mehr Zeit daheim. Und ich habe meinen ersten Beitrag zu den "Triples"-Specials geschrieben, indem ich die meiner Meinung nach besten drei BLIND GUARDIAN-CDs ("Tales From The Twilight World", "Somewhere Far Beyond" und "Imaginations From The Other Side") genau beleuchtet habe. Zu wirklich neuen Bands oder Genres konnte ich mich allerdings noch nicht durchringen, dazu fühle ich mich in meiner Komfortzone anscheinend zu wohl ...

Damage Case


Bei mir hat sich in Bezug auf die Hörgewohnheiten nix geändert. Es muss weiterhin thrashen, krachen und rocken, wenn ich am Rechner arbeite und etwas aus der digitalen Anlage schallt. Ich merke nur, dass sich wegen meiner Mehrarbeit momentan die Zeit zum Schreiben von Reviews/Texten verringert hat. Wo ich früher sieben bis acht Reviews pro Monat locker geschafft habe, bin ich derzeit bei vier am Maximum - auch, weil ich jedes Reviewalbum zuvor ausgiebig höre. Ich hoffe, ich schaffe bald eine weitere Folge des "Triples"-Specials ... Zum Konzertthema: Meine Karten für DOOL im April und bestimmt auch für die BÖHSEN ONKELZ werden für Nachholtermine aufgehoben. Das persönliche Kennenlernen von Cornholio liegt momentan auf Eis. Das Metal-Grillen im September und Zuprosten mit Blaze Breeg auch, befürchte ich ... Ansonsten: Vor Corona hat mir T-Shirt-Größe M noch gut gepasst. Mittlerweile brauche ich fast L ... Zu viel Zuhause-Essen, zu wenig Bewegung. Die Korrektur dieses Zustandes wird mein Hauptziel für die Nach-Corona-Zeit.

des


Bei mir fiel die Corona-Zeit genau mit der Zeit des Metal-Fastens zusammen, also ohnehin mit einer Zeit geänderten Musikkonsums. Dennoch ergab es sich durch eine Neujustierung der Werteskala in dieser ungewissen Zeit, dass ich mich nicht wie üblich mit CDs und Platten eingedeckt habe, sondern auf Neuanschaffungen verzichtet habe und stattdessen im reichhaltigen (Keller-)Fundus nach verloren und vergessen gegangenen Schätzen gesucht oder die eine oder andere alte Lieblingsplatte wieder hervorgekramt habe. Auch habe ich durch das Arbeiten im Home Office mehr Musik gehört als sonst, wenn auch nur als dezente Hintergrundberieselung. Konzerttechnisch wäre gerade ein OZZY OSBOURNE-Konzert angestanden, aber die Tournee war schon vor der Corona-Pandemie gecancelt worden. Auf der Playlist standen daher viel DIRE STRAITS, PINK FLOYD und THE ROLLING STONES beziehungsweise haben mir nach der Fastenzeit Klassiker von alten Helden wie BLACK SABBATH oder IRON MAIDEN (gehen immer) viel Freude bereitet.

Divine Victim


Sind wir doch alle gerade gezwungen, zu Hause zu bleiben, so hat es mich wenigstens musikalisch ins Ausland verschlagen. Meine Quarantäne habe ich nämlich der New NWOBHM gewidmet. Gründe dafür waren einerseits das klasse MIDNIGHT FORCE-Konzert in Oberhausen Anfang März - sie waren Vorband für TRAVELER und RIOT CITY und es sollte mein letztes Konzert für eine lange Zeit sein - und andererseits das neue Album von DARK FOREST, "Oak, Ash And Thorn". In meinen Augen ist es ein weiteres Meisterwerk und, ja, ich will mehr. Ja, ich war bereits ein großer Fan dieser neuen Welle, aber mit der zunehmenden Freizeit habe ich mir aber als Ziel gesetzt, mehr Bands wie SEVEN SISTERS, WYTCH HAZEL oder eben obige zu finden. Bis jetzt waren meine Nachforschungen mehr oder weniger erfolgreich. Ich habe zwar ein paar tolle Bands gefunden, aber dass sie den oben genannten Bands das Wasser reichen können, bezweifle ich leider schon - allerdings scheint mir das Meckern auf sehr hohem Niveau zu sein.
Jetzt geht es bei mir immer mehr auf die Abiturklausuren zu und somit lässt meine Aktivität, was Musik angeht, immens nach. Ich werde wohl erst mal keine Reviews verfassen können und auch mein stundenlanges Herumstöbern auf dem METALLUM muss wohl unterbrochen werden. So habe ich mir aber überlegt, wie wäre es, wenn ich meine bestehenden Lücken fülle. Als großer Epik-Fan Bands wie MANOWAR oder BATHORY nur sehr wenig bis gar nicht gehört zu haben, ist doch schon etwas peinlich. Aber zum Glück sind meine tollen Kollegen allesamt in der Lage, mir Empfehlungen zu geben oder mich von Katastrophalem fernzuhalten, sodass ich mich, was das angeht, sehr glücklich schätzen kann. Wenn mein Abi aber fertig sein sollte (und meine Chefs zufrieden mit mir sein sollten), kann ich ankündigen, dass dann einiges Interessantes kommen wird. Besonders Underground-Fans, wie ich es einer bin, sollten sich darauf gefasst machen.

Eddieson


Während der Coronazeit findet Musikkonsum bei mir eigentlich kaum statt. Da ich in der Pflege arbeite und ich dementsprechend eben nicht im Home Office sitze, hat der Lockdown diesbezüglich keinen Einfluss auf mich, allerdings muss ich während der Coronazeit wesentlich mehr arbeiten, was im Schichtdienst erhebliche Auswirkungen auf die Freizeit hat. Eines meiner liebsten Hobbies ist der Besuch von Konzerten, die ja bekanntlich auch abgesagt wurden, so wurde auch da mein Konsum am Musik massiv eingeschränkt. Was aber stattgefunden hat, war der Kauf von neuen Platten (immerhin das ist geblieben!!), da ich aber gerade kaum Zeit und Ruhe habe, diese zu hören, wächst der "Zu-hören-Stapel" weiter und weiter. Ich brauche nach der Coronazeit also erstmal zwei Wochen Urlaub, um mich ganz und gar meinen Platten hinzugeben.

Krümel


Durch meine Arbeit im Büro mit vielen Menschen und Telefonaten habe ich normalerweise lediglich zum Feierabend Gelegenheit, Musik zu hören. Doch zunächst brauche ich nach Arbeitsschluss Ruhe und Abstand, sodass sich die mögliche Zeit, um bewusst Musik zu hören, auf die Abendstunden beschränkt. Auch dann komme ich manchmal einfach nicht dazu oder habe keine Muße dazu. Durch "Corona" war ich dann plötzlich von heute auf morgen im Home Office. Zunächst dachte ich: "Toll, da kann ich ja jetzt zuhause tagsüber Musik hören, da stört es niemanden." Aber - in den ersten Wochen habe ich mir doch nichts angehört, weil es mich selbst störte bei der Arbeit. Erst vor Kurzem habe ich es noch einmal probiert, auch tagsüber das eine oder andere Album einzulegen. Jedoch keinen Metal, sondern eher "leichtere" Rockalben. Mittlerweile taste ich mich so langsam aber wieder an härtere Musik heran ... mal schauen, wo die Reise bis zum Ende der Home Office-Phase hingeht.

Spotify Playlist zum Artikel


... und hier gibt es für euch noch die Spotify-Playlist zu den obigen Beiträgen, ausgewählt von den jeweiligen Redakteuren!

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Tolles Special!
10/10   (11.05.2020 von des)

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