Leprous - An Evening Of Atonement | |
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| Review von Opa Steve vom 28.10.2025 (450 mal gelesen) | |
IntroEine beeindruckend flotte Produktion, die uns LEPROUS hier kredenzen. Das Konzert, welches auf Ton- und Bildträger angeboten wird, wurde gerade erst im Februar dieses Jahres in Tilburg aufgezeichnet. Der Laie mag jetzt denken, dass das doch acht Monate sind. Der Medienprofi hingegen weiß, was bei einer Produktion dieser Größenordnung an Material zu beherrschen ist. Der Mix der Live-Tracks, der Schnitt der Multi-Angle-Kameraperspektiven, das Mastering der Doppel-CD, das Mastering der Blu-Ray, das Artwork, das Bonusmaterial, die Freigabe, das Presswerk, die Vertriebswege ... Viele andere Bands bekommen in diesem Zeitraum mit Glück eine Live-CD fertiggestellt. Aber auf dem Mammut-Brocken "An Evening Of Atonement" befinden sich auf zwei proppevollen CDs - genannt "Act 1" und "Act 2" - und auf Blu-Ray massive 146 Minuten Musik und noch über 20 Minuten Extras. Das ist schon verdammt fett, was hier von dieser Ausnahme-Band aufgetischt wird. Stürzen wir uns also in die Details ... Der GigÜber die musikalischen Qualitäten von LEPROUS Worte zu verlieren ist eigentlich sinnlos. Die Norweger, die fast komplett auch schon IHSAHN als Bühnenbesetzung unterstützt haben, sind im Prog Metal nicht gerade erst gestern erwachsen geworden. Hier gibt sich auf der Bühne auch niemand eine Blöße. Das feine Drumming, der perkussive Stakkato-Bass (beeindruckend präzise in 'The Price' oder 'Forced Entry'), die songdienliche Gitarre, die den anderen Instrumenten immer wieder Platz macht - ganz große musikalische Kunst. Aber ganz oben thront die unverkennbare Stimme von Einar Solberg. Er startet etwas belegt in den Gig (was man vor allem beim Start von 'I Hear The Sirens' merkt), was aber den Vorteil hat, dass er offenbar schon warmgesungen ist und während des Konzerts keine Anlaufzeit benötigt. Auch der kopfstimmige Tenor und die mehrstimmigen Parts mit seinen Musikern kommen präzise auf den Punkt. Da sich Einar komplett auf die Vocals konzentriert, steht ein nicht näher benannter Keyboarder auf der Bühne (ich hätte üblicherweise auf Harrison White getippt, aber erkennen kann ich ihn nicht). Dieser bekommt zwischendurch multiinstrumentale Unterstützung von Gitarrist Robin Ognedal, der auch mal beim vierhändigen Spiel unterstützt. Einars ganz hohe Kopfstimmmen bei 'I Hear The Sirens' und 'Out Of Here' sind beängstigend gut und auch der dominante Vokaleinsatz bei dynamischen Titeln (der Wechsel von sanfter Solo-Stimme zu theatralischen Metal-Vocals in 'Like A Sunken Ship' oder 'Distant Bells' ist der Hammer) ist mega souverän. Längere Ansagen gibt es nur wenige, die Zeit ist vor allem der Musik gewidmet. Vor 'Forced Entry' gibt es eine längere Ansage, in der Einar das Publikum fragt "Do you like well thought compositions? Do you like quality or quantity?" Dann entschuldigt er sich direkt bei den neuen Fans für den folgenden 11-Minüter. Für den vertrackten Titel begibt er sich auch direkt selbst zusätzlich an die Keyboards. Einen weiteren langen Publikumsdialog, bei dem er auch Wissen aus der Bandhistorie abfragt, gibt es auch noch vor 'Passing' - übrigens sind diese langen Ansagen auf der CD-Fassung geschnitten und nur auf der Blu-Ray kommt man in den ungeschnittenen Genuss des Gigs. Und während er meist sehr konzentriert am Singen ist und sich in der Show auf wenig Bewegung beschränkt, eskaliert er zum Ende von 'Distant Bells' mal so richtig. Auch bei 'Unfree My Soul' wechselt er immer wieder zwischen Bühnenrand und Keyboard-Einsätzen hin und her. Beim Start der zweiten Konzerthälfte (nach einer offensichtlichen längeren Pause auf der Bühne) wirkt seine Stimme noch klarer als zu Beginn, was er eindrücklich bei 'Unfree My Soul' unter Beweis stellt. Ein weiteres Highlight im "Act 2" stellt definitiv 'From The Flame' dar: Während sich das Publikum ansonsten meist auf akademisches Staunen und Beifall zwischen den Songs beschränkt, ist bei 'From The Flame' richtig Bewegung im Publikum. Zu den perkussiven Gitarren und dem flotten Groove wird getanzt und in Nahaufnahme sieht man viele glückliche Gesichter am Mitsingen. Der Song stellt auch das Ende des "regulären" Gigs dar und Einar wünscht zum Ende "Thank you, good night!" Aber klar, so ein Abend kann ja nicht ohne Zugaben enden. Mit 'Slave' und 'Atonement' packt man die 20 Titel voll, bevor das Outro 'The Sky Is Red' die Band dann wirklich entlässt. Sound und BildFür Musik ist der Sound ja mit das Wichtigste - gerade, wenn es um solche Kompositionen geht, wie sie LEPROUS darbieten. Und der ist auf dieser Liveaufnahme wirklich sehr gut gelungen. Obwohl sich künstliche Hallfahnen mit den Atmo-Mikros in der Halle vermischen, bleibt der Sound stets präzise genug, um die Feinheiten der Instrumente herauszuhören. Die Gitarre hätte dabei durchaus einen Ticken lauter sein dürfen, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Dass Einars Stimme so prominent im Mix ist, versteht sich von selbst - gerade auch angesichts der Tatsache, dass er das hohe Niveau in "Act 2" noch mal steigern kann. Der Sound hat eine erdige Basis, einen sehr präzisen Bass und klare, nicht übertriebene Obertöne. Es klingt analytisch, aber dennoch satt. Toll gemacht! Die Qualität der Blu-Ray lässt sich aufgrund des vorliegenden Online-Streams nur bedingt bewerten. Das Bild ist auf alle Fälle klar, aber auch leider etwas kontrastarm, was die Dynamik der Lightshow und der gelegentlichen Flammensäulen nicht in Gänze einfangen kann. Auch liegen keine Informationen vor, ob die Blu-Ray eventuell sogar über einen diskreten Surroundsound verfügt. Dafür ist der Schnitt aber angenehm unhektisch, die meisten Kameras sind statisch und ruhig. Es gibt viele interessante Perspektiven, um den Musikern auf die Finger zu schauen, und ausreichend Totale, um die Stimmung auf der Bühne und im Publikum einzufangen. Der Cutter hat hier ganze Arbeit geleistet. FazitDieses Mammutwerk musste man auch mit einem Mammut-Review würdigen. Abgesehen von der nüchternen Bühnengestaltung gibt es hier Spiellänge satt und musikalische Qualität bis zum Abwinken. Das Gesamtpaket mit dem aufwertenden Video verspricht die Vollbedienung. Vielen Dank, lieber Leser, dass du bis hierhin durchgehalten hast. Wenn du Fan von LEPROUS bist, wertet diese Scheibe deine Sammlung definitiv auf. Wenn du LEPROUS-Einsteiger bist oder einfach an hochqualitativer Musik interessiert bist, bekommst du hier eine Compilation, die alles hat. Und selbst, wenn auch die Blu-Ray die etwas matten Kontraste meines Promo-Streams bestätigen sollte, wäre das ein kleiner Minuspunkt, der das Gesamterlebnis nur ein bisschen schmälert. Ich würde in jedem Fall die Blu-Ray allein wegen des Konzerterlebnisses und den nahen Perspektiven unbedingt empfehlen. Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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| Trackliste | Album-Info |
| Act 1: 01. Silently Walking Alone (Live In Tilburg 2025) (05:54) 02. The Price (Live In Tilburg 2025) (05:11) 03. Illuminate (Live In Tilburg 2025) (04:24) 04. I Hear The Sirens (Live In Tilburg 2025) (04:53) 05. Like A Sunken Ship (Live In Tilburg 2025) (04:41) 06. Forced Entry (Live In Tilburg 2025) (10:20) 07. Out Of Here (Live In Tilburg 2025) (04:17) 08. Alleviate (Live In Tilburg 2025) (03:41) 09. Distant Bells (Live In Tilburg 2025) (08:34) 10. Foe (Live In Tilburg 2025) (03:27) 11. Nighttime Disguise (Live In Tilburg 2025) (07:01) Act 2: 12. Unfree My Soul (Live In Tilburg 2025) (05:23) 13. On Hold (Live In Tilburg 2025) (07:45) 14. Below (Live In Tilburg 2025) (07:12) 15. Passing (Live In Tilburg 2025) (08:53) 16. Faceless (Live In Tilburg 2025) (07:22) 17. Castaway Angels (Live In Tilburg 2025) (07:07) 18. From The Flame (Live In Tilburg 2025) (03:52) 19. Slave (Live In Tilburg 2025) (06:49) 20. Atonement (Live In Tilburg 2025) (04:43) 21. The Sky Is Red (Outro) (Live In Tilburg 2025) (04:45) | Band Website: www.leprous.net Medium: DoCD/BD Spieldauer: 142 Minuten VÖ: 24.10.2025 |
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