Purpendicular Feat. Ian Paice - Banned | |
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| Review von derkleinekolibri vom 09.10.2025 (651 mal gelesen) | |
Es ist nicht immer der erste Eindruck, der der richtige ist!Als ich das Coverartwork des am 10. Oktober 2025 erscheinenden Albums "Banned" von PURPENDICULAR FEAT. IAN PAICE zum ersten Mal erblickte, war ich enttäuscht: In einiger Entfernung ist ein loderndes Feuer am Horizont zu sehen. Nichts weiter. Doch als ich anschließend die Informationen zur Veröffentlichung las, änderte sich meine ursprüngliche Sichtweise gravierend. Plötzlich verstand ich das Artwork voll und ganz und kann der Designerin/dem Designer zur Umsetzung, die zwar sehr schlicht, aber dennoch gelungen ist, gratulieren. Die Bandmitglieder entschieden sich im Sommer 2024, das vierte Album in einem kleinen abgelegenen Dorf in der Nähe von Porto zu schreiben. Bereits in der ersten Nacht stand das Konzept fest. Doch exakt an diesem Abend begannen verheerende Brände in unmittelbarer Nähe zu wüten und bedrohten das Leben der Bandmitglieder. Glücklicherweise wurden alle gerettet und aus sicherer Entfernung beobachteten sie, wie die Veranda ihrer Hütte niederbrannte. Das Konzept wurde daraufhin geändert und man ergänzte das Thema um einen großen Schwachpunkt der Gesellschaft, nämlich dass man gecancelt wird, nur weil man versehentlich ein falsches Wort gewählt hat. Ein Wortspiel entstand dadurch aus dem Albumtitel "Banned", indem man den dritt- und den vorletzten Buchstaben des Wortes durchstrich und somit Band erhielt. Ist auf dem Cover schwer erkennbar, aber mit diesem Hinweis dürfte es kein Problem mehr sein. Dem Geschehen folgend nahm man noch ein autobiografisches Thema ins Konzept auf, in welchem erzählt wird, wie viele Portugiesen an jenem Tag litten, als sie ihr Hab und Gut verloren. Ein wenig Ähnlichkeit mit jenem Geschehen am 4. Dezember 1971, als DEEP PURPLE während eines Konzerts von FRANK ZAPPA und der MOTHERS OF INVENTION die weithin über den Genfer See sichtbaren Rauchschwaden des Feuers in Montreux erblickten und die zu ihrem Überhit 'Smoke On The Water' führten, ist schon vorhanden. Ian Paice war seinerzeit einer der Beobachter. Diesmal erlebte er das Feuer hautnah. Die neun Titel des Longplayers strahlen eine innere Ruhe aus. Ians fundierte jahrzehntealte Schlagzeugkenntnisse vermitteln eine direkte Nähe zu DEEP PURPLE, der man sich nicht entziehen kann. Allerdings ist das Maß an Härte, Rotzigkeit und Progressivität irgendwie schaumgebremst. Auch wenn die Songs exzellent strukturiert daherkommen, fehlt ihnen ein gewisser Anteil an eben erwähnter Härte. Robby Thomas Walshs Gesang ist ausdrucksvoll und im Falle des ersten Titels 'Inferno' sehr bewegend. Man nimmt ihm die Anteilnahme am Schicksal der Opfer der verheerenden Feuer durchaus ab. Bei 'Too Hard To Please' liegt ein leichtes Vibrieren in seiner Stimme, da schwingt eine gewisse Form von Angst mit. Kurioserweise klingt er bei 'The Escape' lasch, was aber zum Glück ein Einzelfall ist. Die jazzigen Anteile überwiegen beim Titelsong und überlagern den progressiven Anteil. Andersherum wäre es besser. 'Blood Red Moon' sticht deutlich hervor. Das Stück strahlt eine wunderbare Atmosphäre aus. Der Bass, vom Italiener Mauricio Torchio gespielt, erhöht den Spannungspegel und Murray Gould, der schon Gitarre mit Eric Clapton, Elton John und Joe Bonamassa spielte, fällt durch ganz feines Riffing auf. Über dem Ganzen liegt das komplexe Keyboardspiel des Italieners Alessandro Debiaggi. Ian Paice hält sich vornehm zurück. 'Blood Red Moon' entwickelt sich nach mehreren Durchläufen zum Highlight, und das mit großem Abstand. Selbst die leichte Nähe der meisten Songs zu alten DEEP PURPLE-Werken führt nicht zu grenzenloser Begeisterung, sie "plätschern" dahin und reißen die Hörerschaft nicht unbedingt von den Sitzen. Die Klangqualität wiederum lässt keinerlei Wünsche offen, da mangelt es an nichts. Dank 'Blood Red Moon' trenne ich mich von siebeneinhalb Blutstropfen. Die Preisgestaltung von CD und Vinyl ist zum Glück nicht sonderlich blutrünstig, insofern könnte sich ein Kauf für DEEP PURPLE- und WHITESNAKE-Fans lohnen. "Metalville" empfiehlt übrigens: "Spielt dieses Album sehr laut!" Gesamtwertung: 7.5 Punkte
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| Trackliste | Album-Info |
| 01. Inferno 02. Beast 03. The Escape 04. Blood Red Moon 05. You Better Behave 06. Banned 07. Too Hard To Please 08. Seventies Kid 09. The End | Band Website: Medium: CD, LP Spieldauer: 37:02 Minuten VÖ: 10.10.2025 |
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