Haeresis - Si Vis Pacem Para Bellum

Review von Froosti vom 08.10.2025 (679 mal gelesen)
Haeresis - Si Vis Pacem Para Bellum Vor ungefähr zwei Jahren besuchte ich ein Konzert im Urban Spree im Herzen von Berlin. Als Vorband standen HAERESIS auf dem Programm, die mir bis dahin noch vollkommen unbekannt waren. Die meisten standen noch vor der Halle und ich habe mir einen Platz an der Bühne sichern können, als HAERESIS die Bühne betraten, oder zumindest deren Schatten. Die Bühne lag die gesamte Zeit über im Nebel und Stroboskoplichter zeichneten die Mitglieder nur als Schatten auf die Leinwand. Im Zusammenspiel mit der Musik war ich komplett umgehauen. Selten habe ich eine so intensive, packende Show gesehen wie hier. Seitdem versuchte ich jedes Konzert der Band mitzunehmen und stand unzählige Male am Merchandise und fragte, wann das erste Album das Licht der Welt erblickt. Nun ist es endlich so weit und "Si Vis Pacem Para Bellum" liegt auf meinem Plattenteller. Nach einem rohen Demo, einer spannenden EP und einer großartigen Split sind meine Erwartungen recht hoch. Können HAERESIS mich weiterhin begeistern?

So wie die Liveshow eine undurchdringliche Wand aus Nebel errichtet, errichtet die Band eine ebenso brachiale Wand aus Sound. Nach einem verzweifelten, gequälten Schrei ballern HAERESIS ohne Gnade auf uns ein. Das Schlagzeug spielt dabei die dominante Rolle und gibt den Takt vor. Hierbei dominiert aber nicht die "Stumpf ist Trumpf"-Keule. Schlagzeuger Schütte erweist sich als eine Macht an seinem Instrument und begeistert mich mit viel Abwechslung in seinem Geballer. Dabei webt die Band gekonnt erhabene Gitarren im Hintergrund ein und sorgt für eine epische, anklagende Atmosphäre. Über all dem thront der Gesang von Sängerin Christin. Verzweifelnd, anklagend, wütend und schmerzerfüllt schreit sie uns die Lyrics entgegen. Stilistisch gesehen ist das mit Sicherheit keine Innovation, aber nur wenige Künstler im Black Metal schaffen es, so viele Emotionen und Leidenschaft glaubwürdig in ihren Gesang zu packen. Im Opener 'Echoes Of Ashes' erhält sie dabei Unterstützung von Yaryna Borynets und Natalya Androsova, die dem Inhalt des Songs Nachdruck verleihen. Nicht umsonst stammen die beiden Musikerinnen aus der Ukraine, einem Land, das derzeit schwer unter dem Krieg mit Russland leidet. Inhaltlich ist der Song ein Klagelied über die russische Aggression gegenüber der Ukraine. Es wird deutlich, dass es bei HAERESIS um mehr geht als nur um die Musik. Jeder der vier Songs vertritt klar eine Meinung zu verschiedenen, aktuellen Themen. Die Texte und die Musik der Band unterstreichen sich gegenseitig hervorragend und bauen die Atmosphäre weiter aus. Wollt ihr den Sound vollends erfassen, solltet ihr einen Blick auf die Texte nicht scheuen.

Mit dieser Vorlage des Openers könnte die Band auch die restlichen drei Songs gestalten und es würde ein ordentliches bis gutes Album dabei herauskommen. Allerdings entscheiden sich HAERESIS für etwas mehr Abwechslung. Jeder einzelne Song unterscheidet sich klar von den anderen Titeln und sorgt dafür, dass die Platte von der ersten bis zur letzten Sekunde spannend bleibt. 'Eradicate Taciturnity' beginnt mit einer schleppenden, fast schon doomigen Atmosphäre und Klargesang, baut langsam einen Spannungsbogen auf und entlädt sich mit voller Gewalt, bevor der Track uns kraftvoll in den Feierabend entlässt. Auch hier geht das lyrische Konzept Hand in Hand mit der musikalischen Umsetzung. Man merkt zu jeder Zeit, wie durchdacht das Album ist und wie viel Arbeit in der Platte steckt.

Ich habe schon erwartet, dass das Debütalbum "Si Vis Pacem Para Bellum" mich begeistern wird, aber nach guten 41 Minuten sitze ich platt auf meiner Couch. Mit viel Abwechslung, einer packenden, finsteren Atmosphäre, einer hervorragenden Gesangsleistung, einer treffenden Produktion und einem lyrischen Konzept, das schwierige, gesellschaftliche Themen passend beleuchtet, überzeugen sie mich auf ganzer Linie. HAERESIS katapultieren sich mit diesem modernen, schwarzen Diamanten mit Leichtigkeit in meine Top 10 des Jahres. Wer modernen Black Metal mag, kommt an dieser Platte nicht vorbei.



Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Echoes Of Ashes
02. I Who Repel All Light
03. Drifting Beyond Times Grasp
04. Eradicate Taciturnity
Band Website: haeresis.bandcamp.com
Medium: CD, LP, Tape
Spieldauer: 41:11 Minuten
VÖ: 10.10.2025

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