Author & Punisher - Nocturnal Birding | |
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| Review von derkleinekolibri vom 05.10.2025 (510 mal gelesen) | |
Ein wunderschöner Tag. Die Sonne scheint. Die Vöglein zwitschern. Bienen holen Pollen und Nektar aus den Blüten. Schmetterlinge flattern mit ihren farbenfrohen Flügeln durch die Luft.Halt! Da war doch gerade die Rede von zwitschernden Vögeln. Genau das bildet die Grundlage des aktuellen Albums "Nocturnal Birding" von AUTHOR & PUNISHER, hinter welchem seit mehr als 20 Jahren der in San Diego ansässige Tristan Shone steckt. Folgende Gastmusiker haben dem 34-minütigen Album ihren Stempel zusätzlich aufgedrückt: FANGE aus Frankreich, KUNTARI aus Indonesien und Megan Oztrosits, die zur New Yorker Formation COUCH SLUT gehört. "Nocturnal Birding" ist all jenen Menschen gewidmet, die in den letzten Jahren während ihres Übertritts von Mexiko in die Vereinigten Staaten von Amerika getötet oder verletzt wurden. Tristan selbst wanderte mit ihnen und bekam so all das Leid der Flüchtlinge zu spüren. Auf seinen Märschen lernte er etliche der gebeutelten Menschen besser kennen. Gleichzeitig wurde er der Natur gewahr, die sich von Jahreszeit zu Jahreszeit um ihn herum veränderte. Besonders das Vogelzwitschern inspirierte ihn bei der Erschaffung seines aktuellen Albums, welches man als CD oder als Orange Blue Merge-LP erwerben kann. Das gefällige Coverartwork stammt von der 1986 geborenen Französin Lucile Lejoly. Von der ersten Sekunde an zieht "Nocturnal Birding" den Hörer in seinen unwiderstehlichen Bann. Die selbstgebauten Klangmaschinen von Tristan Shone nehmen ganz sanft Fahrt auf und zaubern eine tief grummelnde Atmosphäre auf die Bühne, bevor es brachial mit einer Mischung aus Post, Industrial und Doom Metal weitergeht. Die räudige Sangesstimme verleiht dem Geschehen eine Art Gruselfaktor, die Stimme bohrt sich tief ins Gehirn und man beginnt zu verstehen, wie sehr Tristan mit den Flüchtlingen litt, als er sie begleitete. Aber es ist nicht nur die variable Stimme, die menschliches Leid in Klänge umsetzt, sondern auch die düsteren, sphärischen Klänge, die sich aus den Lautsprechern schälen. Wer genau hinhört, wird feststellen, dass MINISTRY sicherlich einen Einfluss auf den Multiinstrumentalisten hatten. In einem kürzlich gegebenen Interview erwähnte er, dass lediglich GODFLESH und MINISTRY seine Verbindung zum Industrial-Genre bildeten. 'Titanis', das zweite Stück, zeigt die brillante Bandbreite des amerikanischen Musikers: Zuerst gibt es ein Keyboardgeplänkel mit teilweise sehr tiefen Tönen und dann brüllt uns Industrial-Gerumpel an, alles fein zusammengewürfelt. Dem folgenden 'Mute Swan' entnimmt man deutlich Shones Hang zur Beobachtung der Vögel. Ohne Kenntnis des Titels erschien eine Ente im Watschelgang in meiner Vorstellung - also gar nicht weit entfernt vom tatsächlich besungenen Schwan. Außerdem scheinen sich kleine elektronische Sequenzen vom Album "The Pentateuch Of The Cosmogony" von PATRICK WOODROFFE / DAVE GREENSLADE eingeschlichen zu haben. Einen energetischen Höhepunkt stellt das dem atmosphärischen 'Titmouse' folgende 'Titmice' dar. Um Gottes Willen, nein, die beiden Titel sind keine verbale Verunglimpfung des weiblichen Oberkörpers, sondern sind schlicht und ergreifend mit Meise beziehungsweise Meisen zu übersetzen. Eine volle Dröhnung besten Dooms beendet mit 'Thrush' schließlich das leider viel zu kurze Album. Der einzige Mangel von "Nocturnal Birding" ist eben jene bereits erwähnte, zu kurz geratene Spielzeit. Dennoch ist dieses Klanggewitter durchaus gelungen und wird bei keinem Zuhörer negative Eindrücke hinterlassen. Lediglich den Verlust von neun Blutstropfen muss man hinnehmen. Doch ich denke, das ist eine gerechte Entlohnung für die 34 industriallastigen, doomigen Minuten Vogelbeobachtung der anderen Art. Einen Titel hier zu favorisieren ist unmöglich, da jeder Song so viele unterschiedliche Qualitätsmerkmale aufweist, dass alle auf einem gleich hohen Level angesiedelt sind. Das ist Kunst! Gesamtwertung: 9.0 Punkte  
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| Trackliste | Album-Info |
| 01. Meadowlark 02. Titanis 03. Mute Swan 04. Black Storm Petrel 05. Titmouse 06. Titmice 07. Rook 08. Thrush | Band Website: Medium: CD, LP Spieldauer: 34:20 Minuten VÖ: 03.10.2025 |
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