Sweet - Live At The Marquee | |
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| Review von derkleinekolibri vom 07.10.2025 (683 mal gelesen) | |
Kurz bevor der legendäre Londoner Marquee Club seine Pforten schloss, gaben sich dort die gerade neu aufgestellten SWEET ein Stelldichein. Das war im Februar 1986. Der Marquee Club öffnete seine Pforten 1988 zwar wieder, diesmal jedoch an einem anderen Ort in London. Ein Jahr später wurde dann "Live At The Marquee" zuerst in Deutschland und im Jahr darauf auch jenseits des großen Teiches veröffentlicht. Metalville hat sich nun daran gemacht, dieses Livedokument neu zu veröffentlichen - wobei es keine echte Wiederveröffentlichung ist, denn die letzten Titel sind nicht dieselben wie damals (die ersten 11 Tracks entsprechen aber nach wie vor dem Ursprung). Allerdings macht sich diese leichte Veränderung nicht negativ bemerkbar.Zur damaligen Besetzung zählten die beiden SWEET-Urgesteine Andy Scott an der Leadgitarre und Mick Tucker am Schlagzeug. Des Weiteren waren Paul Mario Day (Gründungsmitglied von IRON MAIDEN) als Leadsänger, der Bassist Mal McNulty, der von 2005 bis 2019 bei SLADE spielte, und Phil Lanzon (seit 1986 Keyboarder bei URIAH HEEP) mit an Bord. Dieses Quintett zeigte sich an jenem Abend als extrem spielfreudig und sehr viel härter, als es SWEET in den 70er Jahren je waren. "Live At The Marquee" ist ein wahres Juwel in der Diskografie der englischen Glam-Rocker. Der Livemitschnitt umfasst die 11 ursprünglichen Songs sowie zwei Bonus-Tracks, die es in sich haben. Die Spielzeit überschreitet locker eine Stunde. Voller Vorfreude schreit das Publikum die Musiker heraus: "We want SWEET, we want SWEET", tönt es aus den Lautsprechern. Mit waberndem Bass und tiefen Keyboardtönen antworten SWEET und ein jeder weiß sofort, welcher Klassiker da angestimmt wird: 'Action'. Ein Unterschied zu früher fällt dem aufmerksamen Zuhörer jedoch sofort auf: der Härtegrad. Natürlich ist Paul Mario Days Stimme nicht so charismatisch wie es die von Brian Connolly war. Mit einem typischen Solo von Andy Scott ist der Auftakt schon mal gelungen. Erst nach dem Ende des ersten Titels begrüßt Paul die Zuschauer mit einem einfachen, aber freundlichen "Good evening", und dann legen die Jungs richtig los. Die Gitarre drängt in den Vordergrund und es ertönt der SWEET-typische Chorgesang, den nur sie jemals so hinbekommen haben. Nachdem 'Sweet F.A.' vorüber ist, verursachen die ersten Töne von 'Love Is Like Oxygen' Gänsehaut pur und ich schwebe plötzlich in der gymnasialen Oberstufe der Albert-Schweitzer-Oberschule im Berlin des Jahres 1978. Man, was haben wir diesen Song gefeiert. Erst recht, wenn nicht nur die Singleversion im Radio lief, sondern die viel längere und weitaus komplexere Version vom Album "Level Headed". Und siehe da, SWEET spielen die Albumversion, besonders getragen vom Gitarren- und Keyboardsound. Noch während der Beifall verhallt, stimmen die fünf Engländer einen verdammt harten Song an: 'Restless' ist der passende Titel des Stücks. Paul übernimmt dann für gut 100 Sekunden die Führungsrolle und stellt seinen Gesang in den Vordergrund, bevor schließlich alle 'No You Don't' zu insgesamt zweieinhalb Minuten hammerharter Musik machen. Übergangslos beginnt Andy Scott mit einem wahnsinnigen Solo, bei dem einige Töne seiner Gitarre regelrecht durch den Londoner Marquee Club hin und her flattern. Wahnsinn! Das Stück ('Guitar Segue') muss man sich echt in exorbitanter Lautstärke reinziehen, da bedarf es keiner auf drei Pflanzen reduzierten Genussmittel. Mit 'Someone Else Will' hauen die Jungs den nächsten Rockhammer in die aufgeputschte Menge. Das anschließende fast dreiminütige 'Drum Solo' ist als Test für die Übertragungsfähigkeit der Bassmembranen eurer Lautsprecher bestens geeignet. Spontan fallen mir nur zwei Schlagzeugsoli ein, die noch heftiger sind: SAGAs 'A Brief Case' vom Livealbum "In Transit" und 'Drum Duet' von GENESIS' CD-Version des Livealbums "Live / The Way We Walk (Volume Two: The Longs)". Ungebremst prügelt Mick weiter auf seinem Schlagzeug herum, während Andys sägende Gitarre äußerst aggressiv klingt. Plötzlich, man glaubt es kaum, hat auch Mal McNulty Gelegenheit, ein Keyboardsolo durch die Halle flirren zu lassen. Ja, genau, 'Set Me Free' ist ein exakt passender Titel für dieses Stück, bei dem schließlich auch noch das Publikum von Paul animiert wird, mitzumachen (fast so gut wie es dereinst Freddie Mercury vermochte). Die Leute stehen förmlich Kopf und können sich dem mit geilen Riffs gespickten 'Ballroom Blitz' nicht entziehen, und noch einmal spielt das Keyboard eine unüberhörbare Hauptrolle. "Fox on the run" entfährt es schließlich Pauls Lippen vor dem begeisterten Publikum und gleichzeitig verabschiedet er sich schon mal, nur um dann (wie zu erwarten) 'Fox On The Run' zu intonieren. Faszinierend wird hier das Ende mächtig rockend und live-typisch in die Länge gezogen. Doch halt, die Jungs stimmen noch einmal kurz 'Love Is Like Oxygen' an und dann ist wirklich Schluss! Schluchz. Die nun beiden folgenden Titel sind Bonus-Livetracks, die es auf der Originalausgabe von 1989 nicht gab. 'AC/DC' ist ein wahrer Mitsingsong, der mittels heftiger Bassdrumattacken und einem grummelnden Bass bis in den letzten Winkel der Magengrube geht. 'Burn On The Flame' hat dann überhaupt nichts mehr mit Glam Rock zu tun, das ist Hard Rock pur! Auch wenn es auf der ursprünglichen Albumversion nicht zu finden ist, so hat man hier einen adäquaten Abschluss für ein Livealbum gefunden, dessen Qualität man gar nicht entsprechend würdigen kann. "Live At The Marquee" kann man als limitierte Doppel-LP (Pearl Vinyl) und CD ab dem 10. Oktober 2025 käuflich erwerben. Vor Wiederholungen ist man ja nie gefeit, deswegen kann und will ich die letzten sechs Worte des folgenden letzten Satzes auch keinesfalls verschweigen: "Live At The Marquee" ist ein Muss für alle SWEET-Fans! Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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| Trackliste | Album-Info |
| 01. Action 02. Sweet F. A. 03. Love Is Like Oxygen 04. Restless 05. No You Don't 06. Guitar Segue 07. Someone Else Will 08. Drum Solo 09. Set Me Free 10. Ballroom Blitz 11. Fox On The Run 12. AC/DC (Bonus Track) 13. Burn On The Flame (Bonus Track) | Band Website: Medium: CD, LP Spieldauer: 64:37 Minuten VÖ: 10.10.2025 |
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Kurz bevor der legendäre Londoner Marquee Club seine Pforten schloss, gaben sich dort die gerade neu aufgestellten SWEET ein Stelldichein. Das war im Februar 1986. Der Marquee Club öffnete seine Pforten 1988 zwar wieder, diesmal jedoch an einem anderen Ort in London. Ein Jahr später wurde dann "Live At The Marquee" zuerst in Deutschland und im Jahr darauf auch jenseits des großen Teiches veröffentlicht. Metalville hat sich nun daran gemacht, dieses Livedokument neu zu veröffentlichen - wobei es keine echte Wiederveröffentlichung ist, denn die letzten Titel sind nicht dieselben wie damals (die ersten 11 Tracks entsprechen aber nach wie vor dem Ursprung). Allerdings macht sich diese leichte Veränderung nicht negativ bemerkbar.

