Review von Damage Case vom 24.06.2025 (9708 mal gelesen)
LERA sind ein neues Female Fronted Post Metal Project made in Italy, um das im ersten Satz schon einmal ordentlich durchzudeklinieren. Von der Bildgewalt des Coverartworks ihres Debütalbums "Rêverie" angelockt, erwartet man Großes. Große Melodien, tiefgehende Emotionen, mitreißende Dynamik. Aber leider trifft nichts davon zu. Das liegt einerseits daran, dass die vier enthaltenen Songs, alle weit über fünf Minuten andauernd, nicht im Gehörgang verfangen wollen. Die Melodien haben keine Haken, die sich im Gehirn festsetzen und die ohnehin schon nicht wirklich auffallende Gesangsstimme von Aurora Atzeni wird darüber hinaus nur spärlich eingesetzt. Der Eröffnungstrack 'Dead Flowers' startet zwar spannend mit ausladenden Riffs aus der Post-Welt, doch im Folgenden passiert - wenig bis nichts. Hinzu kommt noch die seltsame Produktion: Leise und irgendwie gedämpft kommt auch über diesen Kanal wenig Stimmung auf. Der finale Stimmungskiller sind jedoch die vier Zwischenspiele '78', '217', 'C-14' und '579', die allesamt recht sinnfrei dröhnen und mit Längen zwischen zwei und fast vier Minuten schlicht viel zu lang sind und den Hörer nicht in Klanglandschaften entführen, sondern schlicht langweilen. Hier ist eindeutig zu viel Doom drin, mehr Power und spürbar mehr Dynamik würde dem Sound von LERA guttun. Umso überraschender, dass die Band laut eigener Aussage knapp zwei Jahre an diesem Album gearbeitet hat - war schlicht nicht mehr drin, oder haben die Künstler sich zu sehr in ihrer Kunst verrannt und dabei das Schaffen von konsumierbarer Musik verpasst?
Fazit: Wenn LERA in 15 Jahren einmal zurückblicken werden, stellen sie eventuell fest, wie sich ihre Musik im Lauf der Jahre entwickelt haben mag und mit welchen bescheidenen Ergebnissen sie damals, 2025, gestartet waren. Denn das ist leider das Ehrlichste, das man über die Musik der Italiener bislang sagen kann: Es scheint eine Menge musikalischer Kreativität und Fähigkeiten vorhanden zu sein. Diese gilt es auf einem zweiten Album in spannendere, fokussiertere und besser produzierte Bahnen zu kanalisieren.
Anspieltipps: Von den vier "richtigen" Songs taugt keiner als Anspieltipp. Wer dem Sound der Band etwas abgewinnen kann, sollte sich mal durch die knapp 40 Minuten hören. Ansonsten warten wir mal auf eine Steigerung mit Album Nummer zwei.
Gesamtwertung: 5.0 Punkte
Trackliste
Album-Info
01. Dead Flowers
02. 78
03. Doppelgänger
04. 217
05. Sonder
06. C-14
07. Of Lights And Shades
08. 579
Band Website: Medium: CD Spieldauer: 39:58 Minuten VÖ: 06.06.2025