Bosco Sacro - Live At Chiesa Armena

Review von Froosti vom 01.06.2025 (2543 mal gelesen)
Bosco Sacro - Live At Chiesa Armena Ein Live-Album ist für die meisten Bands eine Möglichkeit, die Atmosphäre eines ihrer Konzerte auf Platte zu pressen und ihren Fans für die Ewigkeit zur Verfügung zu stellen. Meistens liegen dabei die großen Hits der Gruppe im Mittelpunkt oder ein bestimmtes Jubiläum steht an, bei dem eine bestimmte Platte im Zentrum steht. Über ein Live-Album allerdings neue Songs erstmalig zu veröffentlichen, kommt seltener vor. Aber besonders in den Bereichen Ambient, Experimental, Drone oder Doom erhält ein Konzertmitschnitt eine andere Funktion. Es geht dabei häufig um das Ergebnis eines Prozesses und eine Momentaufnahme der Atmosphäre, in welcher sich die Band befindet. So oder so ähnlich halten es auch BOSCO SACRO. Die Gruppe lebt verteilt über Italien und hat sich für ein paar Tage in eine alte Villa einquartiert, um an ihrem zweiten Album zu arbeiten. Den Aufenthalt runden sie mit einem intimen Konzert in einer armenischen Kirche ab. "Live At Chiesa Armena" beinhaltet genau diesen Auftritt. Dabei präsentiert die Band ihr Debütalbum in voller Länge und drei neue Songs, die auf dem zweiten Album erscheinen werden.

Wie bereits oben angedeutet, handelt es sich nicht um ein gewöhnliches Live-Album. BOSCO SACRO lassen sich am ehesten im Bereich Ambient verorten. Stellenweise fließen auch immer wieder Elemente von Drone, Doom und Metal mit hinein. Von daher ist es klar, dass die Atmosphäre, welche die Musik versprüht, im Zentrum der Aufnahme steht und nicht etwa die Publikumsreaktionen oder Interaktionen. Genau da werden sich die Geister allerdings scheiden. Wie schon bei ihrem Debüt macht die Band es einem nicht leicht, Zugang zu ihrer Musik zu finden. Zum Aufbau der Atmosphäre nutzt die Band vor allem den Gesang. Giulia Parin Zecchin ist verantwortlich für den größten Teil davon und der Rest der Band agiert immer wieder im Hintergrund als Chor. Ihr weiblicher Gesang schwebt über dem Sound der Band und wirkt wie aus einer Oper, kann aber auch mal poppig oder gequält aus den Boxen klingen. Ein gutes Beispiel für ihre Gesangsleistung ist der Titel 'Ice Was Pure'. Meiner Meinung nach passt dieser Gesang hervorragend zum Sound der Band und entspannt mich auf eine Art und Weise, die sich nur schwer beschreiben lässt. Andere Zuhörer können diesen aber auch als nervig ansehen oder als Gejaule abstempeln. Leicht zu verdauen ist er auf keinen Fall.

Das Gleiche kann man auch zur instrumentalen Seite von BOSCO SACRO sagen. Wabernde Klänge ziehen uns langsam in die Welt der Band hinein und bleiben uns die gesamte Zeit über erhalten. Das typische Dröhnen des Drone hat seinen festen Platz im Sound und immer wieder gesellt sich ein schweres, schleppendes Schlagzeug dazu. Das Schlagzeug erinnert mich immer wieder an meine Funeral Doom-Lieblinge von BELL WITCH. Dies sorgt auch dafür, dass die Musik etwas in Bewegung kommt und eine rockige Schlagseite erhält. Damit brechen die Italiener etwas aus dem starren Konzept des Drone aus und liefern etwas Abwechslung. 'Dong Dee' überzeugt mit seinem sanften Spiel auf der Gitarre und nimmt auch etwas an Fahrt auf. In 'Fountain Of Wealth' oder 'Emerald Blood' wird dann auch die metallische Seite herausgeholt und für BOSCO SACRO-Verhältnisse auf den Putz gehauen. Es passiert selten, dass sich bei einer Ambient-Platte die Songs so voneinander unterscheiden wie hier. Für eine ordentliche Portion Abwechslung ist also gesorgt. Nichtsdestotrotz muss man etwas Zeit und besonders Aufmerksamkeit investieren, um den Zugang zur Musik zu erhalten.

Leicht machen es einem BOSCO SACRO mit ihrer neusten Veröffentlichung "Live At Chiesa Armena" mit Sicherheit nicht. Man muss schon ein gewisses Faible für Ambient und Drone haben, um sich dem Projekt nähern zu können, und auch bereit sein, der Platte viel Zeit und seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Tut man dies allerdings, erwartet einen ein hervorragendes Live-Album einer Band, von der man hoffentlich noch viel hören wird. Solch eine dichte Atmosphäre und so viel Abwechslung erhält man nur selten in dem Genre. Wer etwas mit Ambient-Musik anfangen kann oder offen ist für experimentelle Bereiche, sollte hier ein Ohr riskieren.



Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. The Future Past
02. Dong Dee
03. Undertow
04. Ice Was Pure
05. Fountain Of Wealth
06. Be Dust
07. Emerald Blood
08. Les Arbres Rampants
09. Bosco Sacro
Band Website: facebook.com/boscosacroband
Medium: CD, LP
Spieldauer: 57:17 Minuten
VÖ: 11.04.2025

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