The Inspector Cluzo - Less Is More | |
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Review von derkleinekolibri vom 06.06.2025 (1449 mal gelesen) | |
![]() Im vergangenen Jahr wurden sämtliche Titel innerhalb vier Tagen komplett eingespielt und anschließend in drei Tagen gemischt. "Das schont die Ressourcen ..." Keinesfalls hat die Qualität darunter gelitten, so viel sei vorab schon verraten. Am Coverartwork scheiden sich natürlich die Geister. Steckt dahinter wirklich Rockmusik oder doch eher Lagerfeuermusik von und mit Bauern? Wie so oft im Leben sollte man sich nicht von Äußerlichkeiten leiten lassen. Es erwartet den Hörer eine geballte Ladung erdiger Rock - es sei dahingestellt, ob Art, Garage, Hard, Pop oder Psychedelic Rock - dem man sich nicht verschließen kann. Der erste Höreindruck war jedenfalls nicht der dank meiner (leider) ebenfalls vorhandenen Vorurteile erwartete, sondern eine Überraschung par excellence. In den Neunzigern spielten Mathieu Jourdain und Laurent Lacrouts noch bei WOLFUNKIND, 2007 begann dann die Geschichte mit THE INSPECTOR CLUZO (wer sich nicht mehr erinnert: Inspektor Clouseau war die Hauptfigur der Pink Panther-Filmserie). Seitdem wird in annähernd gleichen Abständen von durchschnittlich fast zwei Jahren etwas Neues auf den Markt gehauen. Das Duo ist auch auf den Brettern der Welt unterwegs und betört sein Publikum ein ums andere Mal. Was die beiden Männer nämlich aus dem Boden stampfen, ist der Hammer. Mathieu ist fürs Schlagzeug und den Backgroundgesang zuständig und Laurent ist Leadsänger und Gitarrist in einer Person. Zuweilen verirrt sich auch der ein oder andere Blechbläser auf die Bühne. Das Ergebnis: ein brachiales Live-Erlebnis! Etwas "gesitteter" geht es auf "Less Is More" zu. Das Gitarrenspiel lässt viele Vergleichsmöglichkeiten zu - manchmal klingt das Instrument wie von Geisterhand verzaubert gestimmt und gespielt, dann sucht man (fast) vergeblich nach Ähnlichkeiten. Das Fehlen eines Basses fällt auch nicht sonderlich auf. Freche Zungen behaupten ja, dass das schon alleine deswegen der Fall ist, weil die Gitarre eben sechs Saiten hat und somit zwei mehr als der Bass und dieser größere Umfang auch für das tiefere Klangspektrum genutzt werden kann. Warnung! Bitte glaubt nicht alles, was ihr lest. Nichtsdestotrotz drängen sich elf hervorragend konzipierte und an kein Genre haltende Songs an die Ohrmuscheln. Vollkommen unterschiedliche Eindrücke wecken die Jungs. 'Catfarm' weist einige Reggae- und Ska-Elemente auf, die einen gedanklich sofort nach Jamaika entführen. Im Anschluss geht es bei 'Rules' fast schon punkig zu - schnell, roh und dreckig. Bei 'Thoreau' stellt man sich unweigerlich vor, wie der Leadsänger diesen Titel nach dem Genuss eines großen Schlucks Whisky intoniert - was für eine herrlich rauchige Stimme. 'The Greenwashers' entführt uns schließlich in die Welt von Love, Peace and Happiness im Jahre 1969, sprich Woodstock. Das Gitarrenspiel weckt Erinnerungen an einen der besten Gitarristen, den die Welt bisher gesehen und natürlich gehört hat: Jimi Hendrix. Der psychedelische Anteil des Stücks wird dem drogenbeeinflussten Zustand vieler Woodstock-Besucher gerecht. Das mit etwas mehr als zwei Minuten Länge kürzeste Stück 'Mr. Fameless' des Longplayers tritt rotzig und ruppig in die Fußstapfen des Punks der ausgehenden Siebziger. Das verhalten beginnende 'Workers' reißt einen plötzlich vom Hocker, nur um dann wieder in leisere Passagen zu verfallen. 'Almost Cut My Hair' erlaubt mit seinem leicht bluesigen Touch einen weiteren Blick nach Woodstock. Ein Song, der so richtig unter die Haut geht. Erschreckend, aber vermutlich nicht gewollt, erscheinen einige dunkelhäutige, musizierende Sklaven vor einem Farmgebäude der Konföderierten im Amerika des neunzehnten Jahrhunderts, wenn THE INSPECTOR CLUZOs 'Journey Men' erklingt. Ein wundervoller Abschluss des zehnten Machwerks der Naturburschen. Was menschlicher Wille in der Lage ist zu kreieren, zeigen die beiden Franzosen in gekonnter Art und Weise. Die raue, rohe, wilde Natürlichkeit der fast 42 Minuten langen CD ist mal etwas ganz anderes in der Welt der harten Musik. Wer THE INSPECTOR CLUZO live erleben möchte, kann dies im Jahr 2025 weltweit tun, das Duo hat im Oktober sogar Deutschland auf dem Tourplan. "Less Is More" ist der absolut passende Titel für dieses Album, bei dem man auf fast alles verzichtet hat, dennoch aber ein glänzendes Ergebnis erzielt. Gesamtwertung: 8.0 Punkte ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() | |
Trackliste | Album-Info |
01. We Win Together I'm Losing Alone 02. As Stupid As You Can 03. Catfarm 04. Rules 05. Thoreau 06. The Greenwashers 07. Less Is More 08. Mr. Fameless 09. Workers 10. Almost Cut My Hair 11. Journey Men | Band Website: www.theinspectorcluzo.com/ Medium: CD Spieldauer: 40:44 Minuten VÖ: 06.06.2025 |
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