Byzantine - Harbingers | |
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Review von derkleinekolibri vom 10.06.2025 (1445 mal gelesen) | |
![]() Allzu voll genommen hat Chris den Mund nicht. Lässt man das mit neun Songs versehene Album auf sich wirken, werden selbst jene Leute lammfromm, die sonst einen Stock im Hintern tragen und Alles und Jeden schlechtmachen. Zugegeben, das Coverartwork beeindruckt mich eher weniger, dafür aber der musikalische Inhalt umso mehr. Schade, dass man nicht einmal 43 Minuten Laufzeit zusammengebracht hat. Für die Veröffentlichung als Vinyl wäre das vollkommen in Ordnung, doch es scheint kein Vinyl geplant zu sein, nur eben eine CD. Die alten Recken lassen jedenfalls nichts anbrennen. Sucht man nach Ähnlichkeiten der Lieder untereinander, wird man nur feststellen, dass bei allen die gleichen Instrumente zum Einsatz gekommen sind. Jedes Stück ist für sich gesehen ein Unikum. Die sich aufbauenden Klanggebilde lassen aufhorchen, erkennt man doch eine erstklassige Aufnahmequalität. Seien es die Chordophonen, das Schlagzeug und der sehr eigenwillige, manchmal fast ins Growlen gleitende Gesang, die Ohren sind entzückt, was sie an die Gehirne der Zuhörenden weiterleiten dürfen. BYZANTINE sind würdige Vertreter des nach der Jahrtausendwende auftretenden Höhenflugs des New Wave Of American Heavy Metals. Man muss die US-Amerikaner sogar zu den Wegbereitern zählen, auch wenn sie sich erst im Jahre 2000 formierten. Fantastisch, wenn man meint, man hört die Ende 1978 erstmalig Gitarren entlockten Töne à la DIRE STRAITS, nur um dann Sekunden später in brachiales Gitarrengewitter umzuschwenken und Riffs rauszuhauen, die einem durch Mark und Bein gehen und selbst Plomben bersten lassen. 'The Clockmaker's Intention' gibt das Beschriebene deutlich wieder. Im Anschluss ballern die Jungs los, als würden sie mit einer Herde Wildpferde unterwegs sein, um einer marodierenden Kavallerie zu entgehen. "Beschwörend" wird ins Mikrofon gegrunzt, gegrowlt und gestöhnt. Das ist haargenau der Gesangsstil, der zu 'Riddance' passt. Aber keine Bange, es geht nicht immer so exaltiert zu, man ist durchaus in der Lage, sich einer normalen Metal-Stimme zu bedienen. Freunde intensiver Bassläufe kommen besonders bei 'The Unobtainable Sleep' auf ihre Kosten. Das Stück ist ein wahrer Ohrenschmaus. Selbst das mehrstimmige Geträller im Hintergrund erhöht den Spaßfaktor um einige Nuancen. Es gibt keinen Song, bei dem einfach "nur" Gitarre gespielt wird. Es wird vielmehr ein Gitarrengefrickel präsentiert, dem man sich nicht zu entziehen vermag. Ein Solo ist schöner als das andere. Doch Vorsicht! Lasst euch nicht von einer ernüchternden Erstlauschung abschrecken. Es hat einige Durchläufe gebraucht, bis ich das Album richtig verstanden und tief in mich hineingelassen habe. So missfiel mir anfangs das letzte Stück - 'Irene' klang am Anfang zu sehr nach chilliger Lounge-Musik. Doch das stellte sich als vollkommene Fehleinschätzung heraus. Nun lasse ich 'Irene' gerne an mich heran, aber nicht, weil es eine Frau ist, wie ich schmunzelnd hinzufügen möchte. Nach der Fertigstellung von "Harbingers" kehrte übrigens Gitarrist und Band-Mitbegründer Tony Rohrbough zurück, sodass BYZANTINE zum ersten Mal seit 25 Jahren ein Quintett sind. Der Vollständigkeit halber seien noch die drei anderen Mitglieder der Truppe erwähnt: Brian Henderson (Leadgitarre, Gesang), Ryan Poslethwait (Bass, Gesang) und Matt Bowles (Schlagzeug). Chris Ojeda, von dem schon eingangs die Rede war, arbeitet an der Rhythmusgitarre und ist ebenfalls für Gesang zuständig. Anspieltipps gibt's heute keine, denn jeder Song weiß durch seine Individualität zu glänzen. Gesamtwertung: 9.0 Punkte ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() | |
Trackliste | Album-Info |
01. Consequentia 02. A Place We Cannot Go 03. Floating Chrysanthema 04. The Clockmaker's Intention 05. Riddance 06. Harbinger 07. The Unobtainable Sleep 08. Kobayashi Maru 09. Irene | Band Website: Medium: CD, Digital Spieldauer: 42:29 Minuten VÖ: 13.06.2025 |
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