Karg - Marodeur

Review von Zephir vom 10.05.2025 (1864 mal gelesen)
Karg - Marodeur Obwohl KARG schon seit bald zwei vollen Jahrzehnten unter diesem Namen aktiv sind, gelten sie doch noch als Geheimtipp. Ursprünglich als Soloprojekt gegründet von Michael J.J. Kogler, der es mit HARAKIRI FOR THE SKY zu weitaus größerer Bekanntheit gebracht hat, sind KARG mittlerweile zu einer vollbesetzten Formation herangewachsen. 2018 kamen zum Sänger und Bassisten (und bis dato Multiinstrumentalisten) J.J. gleich drei Gitarristen hinzu: Daniel Lang und Christopher Pucher, zuweilen auch als Co-Vokalisten beziehungsweise Backgroundsänger im Einsatz, sowie Georg Traschwandtner, der bereits einige Platten für KARG produziert hat (beispielsweise "Dornenvögel", 2018, und "Traktat", 2020). Komplettiert wird die Besetzung mit Paul Färber an den Drums, den einige als Live-Drummer von HFTS kennen könnten und der schon seit Langem live für ELLENDE auf der Bühne steht (oder vielmehr sitzt).

Es mag nun nicht überraschen, dass auch KARGs neues Output "Marodeur" mit seiner brachial-depressiven Mischung aus Post Rock, Post Grunge und Post Black Metal einen ganz ähnlichen Drive transportiert wie die bereits genannte Schwesterformation HARAKIRI FOR THE SKY. Bemerkenswert ist zwar, dass "Marodeur" das erste KARG-Album ist, das gemeinschaftlich komponiert und geschrieben wurde; insgesamt liefert das Songwriting allerdings wenig Neuerungen. Für getreue Fans ist das gut: Wie eh und je stehen die charismatischen Vocals des Frontmanns im Vordergrund, während das Aufgebot von Saitenfraktion und Drums mit jener altvertrauten zwingenden, treibenden, drängenden Energie den Puls beschleunigt, die gleichsam die Sinne einlullt und den Hörer mit diesem strudelnden Sog unweigerlich in den schwärzesten Abgrund zieht. Hier und da gibt es eingestreute Sprachsamples aus Filmen, was bei genreverwandten Bands bewährtes Stilmittel ist. Auch thematisch sind KARG nicht von ihrer depressiven, drogengeschwängerten, suizidalen Endzeitstimmung abgewichen und behalten nach wie vor ihr Markenzeichen bei, in ihrer österreichischen Muttersprache zu singen - ein Fakt, der ihnen sicherlich schwierigere Exportbedingungen eingefahren hat als HARAKIRI FOR THE SKY.

Noch heimatverbundener wird das Werk durch den charmanten Umstand, dass wir hier einige Gastmusikerinnen und -musiker anderer Formationen hören: Die Frau Percht von PERCHTA steuert ihre hexenhafte Stimme im Opener 'Schnee Ist Das Blut Der Geister' bei. Klara Bachmair, die seit Kurzem zur Live-Besetzung von VINSTA gehört, spielt Violine - hier ist etwa das lyrisch-melancholische Interlude in 'Annapurna' hervorzuheben. Weniger bekannt dürfte Marko Kolac sein, der beim noch jungen Slugde/Post Metal-Duo SVNTARER aktiv ist und Gastvocals zum siebten Track 'Kimm' liefert.

Wenngleich ich selbst auch immer wieder Parallelen zu ziehen geneigt bin, so bin ich doch der entschiedenen Ansicht, dass ständige Vergleiche mit HARAKIRI FOR THE SKY so langsam ein Ende haben sollten. Nahezu zwanzig Jahre Bandhistorie und mittlerweile neun Vollalben sollten eigentlich ausreichen, KARG endlich ihre mehr als wohlverdiente Eigenständigkeit zuzusprechen. Unter Beweis gestellt haben sie sich schon mehrfach, da reiht sich auch "Marodeur" ohne Makel in die Linie mit ein.

Produziert wurde "Marodeur" übrigens von Georg Traschwandtner und Daniel Lang, und es ist wie immer eine moderne, saubere, klangstarke Produktion mit ordentlich Druck, die KARG hier abliefern. Nun wüsste ich nur noch gern, was es mit dem Coverbild auf sich hat.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Schnee Ist Das Blut Der Geister
02. Findling
03. Yūgen
04. Verbrannte Brücken
05. Annapurna
06. Reminiszenzen Einer Jugend
07. Kimm
08. Anemoia
Band Website: www.facebook.com/kargband
Medium: CD
Spieldauer: 54:45 Minuten
VÖ: 18.04.2025

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