Dagdrøm - Schauder

Review von Froosti vom 09.05.2025 (3335 mal gelesen)
Dagdrøm - Schauder Man sagt ja, das dritte Album einer Band ist das "Make It Or Break It"-Album. Im Black Metal ist meist die erste Platte das Herzstück der Gruppe. Das liegt vielleicht auch daran, dass es viele Kapellen nicht bis zum dritten Album schaffen, selbst wenn sie mehr als zwanzig Jahre existieren. Heute liegt uns das erste Album "Schauder" der Band DAGDRØM vor. Laut eigenem Info-Zettel hat es sich die Band zur Aufgabe gemacht, die Grenzen des Black Metals zu überschreiten und ein inhaltlich wie technisch anspruchsvolles Werk zu erschaffen. Für den Mix und das Mastering ist Nikita Kamprad verantwortlich, den man von der Band DER WEG EINER FREIHEIT her kennt. Auf der einen Seite entwickeln sich so hohe Erwartungen, und auf der anderen Seite erzeugt es bei mir ein paar ordentliche Bauchschmerzen. Welche Seite wird im Endeffekt gewinnen?

Nach einem kurzen Intro geht das Geschepper auch schon ungebremst los. In alter Black Metal-Manier eröffnet ein Schrei das Gewitter, es werden eiskalte Gitarren aufgefahren und der Schlagzeuger verprügelt ohne Gnade sein armes Instrument. Das lässt mein schwarzes Herz deutlich höherschlagen, und als nach einer Weile diese melodischen Gitarrenleads für einen kurzen Moment den Song würzen, kann ich nicht anders, als anerkennend zu nicken. 'Ascheregen' klingt erst mal nach einem straigthen Black Metal-Song mit leicht melodischer Schlagseite. Habe ich Black Metal gesagt? Gegen Ende des Songs legen die Gitarren erst mal ein Riffgewitter hin, welches direkt aus einer Thrash Metal-Platte zu kommen scheint.

Meine Begeisterung für den ersten Track zerfällt aber mit dem Beginn von 'Purpurne Stadt' zu Staub. Das Versprechen, technisch anspruchsvoll zu sein, zieht in das Album ein, und zwar in Form von progressivem Gefrickel. Ich weiß, dass genau dieses Gefrickel gewollt ist und sicher auch von vielen Zuhörern begeistert empfangen wird, aber für mich stört es den Fluss des Songs vollständig und raubt mir den Spaß an der Musik. Erst frickeln nur die Gitarren vor sich hin, dann reiht sich das Schlagzeug ebenfalls mit ein, und ich bin davon genervt. Wären es wenigstens spannende und intensive Soli, könnte ich dem ja etwas abgewinnen. Leider zieht sich dieses Muster aber nahezu durch das komplette Album und gipfelt im Song 'Freund'. Nach nicht einmal dreißig Sekunden in dem Track war mir danach, die Platte aus dem Fenster zu werfen. Positiv betrachtet erfüllen sie ihre eigenen Ansprüche und überschreiten auch die Grenzen des Black Metals.

Im weiteren Verlauf habe ich auch mit dem Gesang so meine Schwierigkeiten. In den besten Teilen ist es heiseres Gekeife, welches etwas eintönig und recht gewöhnlich ist. Stellenweise erinnert mich das auch an den typischen Gesangsstil des Depressive Black Metals. Wenn der Gesang allerdings in höhere Tonlagen abdriftet, wird es für meine Ohren schnell zur Belastung. Zum Glück kommt das nicht allzu häufig vor. Nichtsdestotrotz gibt es in dem Bereich deutlich intensivere Leistungen.

Durch den schwierigen Fluss der Songs und die wenig packende Leistung am Gesang baut sich auch kaum Atmosphäre auf. Überfliege ich kurz die Themen, mit denen sich DAGDRØM beschäftigen, würde ich mir eine düstere, verzweifelte und auch depressive Stimmung wünschen.

Würde ich jetzt nur meinem Bauchgefühl folgen, wäre die Bewertung des Erstlings von DAGDRØM recht niederschmetternd. "Zu verkopft, zu vertrackt, zu anstrengend" wären Worte, die ich wählen würde. Allerdings bin ich mir sehr sicher, dass viele von euch das komplett anders sehen werden und eher ein Gespür für progressive, vertrackte Musik haben. Handwerklich macht die Band wenig falsch und Atmosphäre ist im Endeffekt immer eine rein subjektive Sache. Vielleicht bin ich nicht der richtige Typ Black Metal-Fan für "Schauder". Seid ihr allerdings Fans von Bands wie DER WEG EINER FREIHEIT und schreckt nicht vor technischem Gefrickel zurück, dann könnte diese Platte genau das richtige Album für euch sein.



- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. Intro
02. Ascheregen
03. Purpurne Stadt
04. Tagtraum
05. Alle Worte
06. Atme
07. Flüsse
08. Freund
09. Ära
10. Kalte Fliesen
Band Website: facebook.com/DagdromOfficial
Medium: CD, digital
Spieldauer: 49:48 Minuten
VÖ: 09.05.2025

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