Waltari - Nations' Neurosis

Review von Opa Steve vom 14.05.2025 (3728 mal gelesen)
Waltari - Nations' Neurosis Nach diversen Touren in 2024 kann man mit Fug und Recht behaupten: mit "Nations' Neurosis" könnte nun das Comeback WALTARIs auf die Bühnen dieser Welt feststehen. Die Finnen verwirrten ja schon in den 90ern die Hörer mit allerlei Stil-Mischmasch, wobei der bemühte Begriff "Crossover" gar nicht ausreichen würde. Denn welche Band mit harten Stromgitarren traut sich schon, immer wieder Eurodance-Synthies in die Songs einzuflechten, sodass vor der Bühne die Langhaarigen anfangen zu zappeln wie in den 90ern auf Ibiza?

Nach wie vor ist natürlich Kärtsy die treibende Kraft hinter diesem Wahnsinn - und schreibt diesem Album sogar eine fast therapeutische Funktion zu, die er nach dem Verlust seiner Mutter und dem zunehmendem Verfall unserer Welt in Wahnsinn benötigte. Musikalischer Wahnsinn gegen privaten und gesellschaftlichen Wahnsinn? Ich bin gespannt, ob dieses Konzept funktioniert, aber traue ihm das durchaus zu. Kärtsys Stimme ist natürlich unverkennbar. Er knatscht herrlich, es darf auch mal schief werden wie in 'Do You Accept' oder 'Last Chance', aber auch mega Refrains wie in 'Open The Gate' oder 'Murder Plot' kommen ihm ganz geschmeidig aus der Kehle. Das Album beginnt eher wie Prog Rock aus den späten 80ern, hat auch punkige Nummern ('Do You Accept') und 2000er Alternative Metal/Rock ('Sun', 'Step Back' und das Dancefloor-angereicherte 'Higher', welches sich für die goldenen ZDF-Fernsehgartenzeiten empfiehlt). Aber natürlich reizen sie die Toleranz wie immer noch weiter aus. 'Breakfast In Eiffel Tower' und 'Major Mistake' sind der typische Crossover aus ihrer Frühzeit, in 'Diversity' wagen sie sich sogar an ein lupenreines Hip Hop-Stück. Richtigen Metal gibt es eigentlich nur bei 'Kill For Sport' mit seinen Riffs und der Double Bass (... und einem der chaotischsten Refrains, die ich je im Leben gehört habe). Jaaaa, und der gute alte Eurodance ... 'Murder Plot' ist hier der Titel eurer Hasswahl, aber vorsicht: Der Refrain ist ein Party-Smasher und ihr werdet loszappeln! Versprochen!

In intoleranten Zeiten voller Gräben und Hass ist musikalische Toleranz eines der wenigen Dinge, die man (vielleicht) noch ungestraft ausleben darf. Traut euch, und besucht die Shows von WALTARI. So viel gute Laune in Tüten wie dort erlebt ihr vermutlich sonst kaum irgendwo anders. Der Autor dieser Zeilen kann ein Lied davon singen, habe ich die Band doch 2024 dreimal live abgefeiert.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Nature Rules
02. Open The Gate
03. Do You Accept
04. Breakfast In Eiffel Tower
05. Diversity
06. Murder Plot
07. Sun
08. Kill For Sport
09. Flowin'
10. Major Mistake
11. Step Back
12. Higher
13. EST
14. 7th Heaven
15. Last Chance
Band Website:
Medium: CD, LP
Spieldauer: 63:53 Minuten
VÖ: 16.05.2025

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