Trick Or Treat - Ghosted

Review von Metal Marcus vom 03.05.2025 (4031 mal gelesen)
Trick Or Treat - Ghosted Für Alessandro Conti (auch Sänger bei TWILIGHT FORCE) scheint Ausruhen ein Fremdwort zu sein: Im April 2022 erschien mit "Creepy Symphonies" das letzte Studiowerk, im Januar 2023 ein neues TWILIGHT FORCE-Album und im Dezember 2023 legten TRICK OR TREAT mit "A Creepy Night Live" sogar noch ein Livealbum nach. 2024 hat man gemeinsam mit NANOWAR OF STEEL und auch ALESTORM die Bühnen in Europa unsicher gemacht und nun steht mit "Ghosted" das in Summe siebte (wenn man das Coveralbum "Re-Animated" mitzählt sogar achte) Album bereit, um auf die Anhänger des Happy Metal losgelassen zu werden. Also ... schlüpft in eure Skelettkostüme (oder was auch immer ihr zu Halloween anzieht) und lasst euch von den Italienern mit auf eine verrückte Reise nehmen.

Nach dem etwas überflüssigen, knapp 45 Sekunden dauernden Hörspielintro startet man mit 'Craven Road' und setzt die Marschrichtung klar: Happy Metal, allerdings nicht zu happy und (was ich überaus begrüße) auch ohne Discobeats zum Schlagzeug. Conti jagt seine Stimme hier nicht in solche Höhen, wie er es gern bei TWILIGHT FORCE tut und auch dies sorgt bei mir für Anerkennung. Der Song geht ins Ohr und diesmal mischen TRICK OR TREAT stets auch eine gewisse morbide Stimmung in ihre vom Grundsatz fröhlichen Songs. Klingt seltsam? Mag sein, aber auf mich wirkt es exakt so. Für die Nummer 'Bloodmoon' hat man sich als Verstärkung Adrienne Cowan (SEVEN SPIRES und aktuell auch AVANTASIA) dazu geholt. Zu Beginn erinnert mich der Song irgendwie an KAMELOT, aber nur um im letzten Drittel plötzliche in eine wilde Raserei zu verfallen. Wenn man Conti und seinen Skeletten eins zu Vorwurf machen könnte, dann ist es die Nähe zu anderen Bands. Gab es eben Assoziationen zu KAMELOT, so erinnert 'Dance With The Dancing Clown' an die etwas obskureren Tracks von SONATA ARCTICA und 'Polybius' hat eine ziemliche Schlagseite in Richtung HELLOWEEN, vor allem im Bezug auf den Gesang. Doch was solls? Letzten Endes lässt sich jeder von irgendetwas inspirieren und wirklich geklaut klingen die Songs keineswegs und ihr entscheidender Vorteil: Sie haben Ohrwurmpotenzial. Allen voran der Titeltrack 'Ghosted'. Auch für folkige Töne sorgt man beim kleinen Hit 'Return To Monkey Island' (jedes Kind der 80er und 90er dürfte wissen, worum es geht). Hier präsentiert man uns auch direkt den zweiten Gastsänger: Chris Bowes (ALESTORM) darf natürlich bei einem Song über Piraten nicht fehlen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich seinen Auftritt hier nicht ganz so gelungen finde. Seine ruppige und kratzige Art zu singen macht bei ALESTORM ja durchaus Spaß, doch nur mit Conti am Gesang hätte mir die Nummer besser gefallen, wobei man den Werbeeffekt dieser Kollaboration wohl kaum leugnen kann. Während der Großteil der Songs zwischen 3:30 und 5:30 pendelt, präsentiert man mit 'Bitter Dreams' noch eine etwas längere Nummer zum Abschluss: 7:40 dauert der Song und beginnt mit einer akustischen Einleitung, um auch in einem echten Ohrwurm-Refrain zu enden.

TRICK OR TREAT haben sich ja in der Vergangenheit schon immer gern mit sehr nerdigen Themen beschäftigt und schlagen somit (erneut) in eine ähnliche Kerbe wie SKELETON. Man mag nun sicherlich darüber streiten können, ob Horrorfilme das ideale lyrische Konzept für Happy Metal sind. Auf der anderen Seite: Wieso sollte man nicht über "Armee Der Finsternis" ('Evil Dead Never Sleeps'), "Freitag, Der 13" ('The 13th') oder "A Nightmare On Elm Street" ('Bitter Dreams') mit einem leichten Augenzwinkern singen? Dazu gibt es dann noch Comics als Inspiration und eine bunte Wundertüte an Nerdmetal ist bereit.

Happy Metal? Klar! Nerdige Texte? Klar! Gutes Album? Ich finde: Ja! Natürlich muss man dafür auch eine Affinität für nerdige Texte und diese fröhlichen Melodien mitbringen. Vor dem Hintergrund der Inspiration (verschiedene Horrorfilme) gibt es auch etwas morbidere Untertöne, die die Band aber spätestes auf dem Vorgänger "Creepy Symphonies" schon im Gepäck hatte. Mir fällt hier besonders positiv auf, dass man weder stampfende Discobeats unter die Songs legt noch sich völlig auf ein spezifisches Gimmick festlegt. TRICK OR TREAT machen eben Happy Metal, nehmen diverse Dinge einfach gar nicht so ernst, liefern aber dennoch eine durch und durch professionelle Produktion ab. Wie schon geschrieben: Man kann Conti und seinen Mannen vorwerfen, dass sie einen vielleicht hier und da ein wenig zu sehr an bekannte Bands erinnern, aber man Ende bleiben die Songs im Ohr und man kann richtig Spaß damit haben. Selbst jene, denen der Happy Metal eben zu happy ist, könnten an dieser nerdigen Variante ihren Gefallen finden. I've been ghosted - Hidden by a wall of liars.

Anspiel-Empfehlungen: 'Ghosted', 'Polybius' und 'Return To Monkey Island'

8 ge-ghosted-te Geister

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Lost In The Haunted House (0:43)
02. Craven Road (4:11)
03. Bloodmoon (4:07)
04. Ghosted (4:16)
05. Dance With The Dancing Clown (3:32)
06. Polybius (4:04)
07. Evil Dead Never Sleeps (5:15)
08. Return To Monkey Island (3:15)
09. Make A Difference (4:14)
10. The 13th (4:35)
11. Bitter Dreams (7:40)
Band Website: www.trickortreatband.com/
Medium: CD, LP
Spieldauer: 46:00 Minuten
VÖ: 25.04.2025

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