Roxxcalibur - NWOBHM From The Vaults | |
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Review von derkleinekolibri vom 09.05.2025 (3295 mal gelesen) | |
![]() In die dunkelsten, von Spinnweben verzierten Gewölbe des New Wave Of British Heavy Metals verbannte man vor Jahrzehnten grundlos etliche Musikstücke, deren Qualität mindestens so gut war wie jene der erfolgreichen Bands. Bis heute konnte nicht ergründet werden, warum das damals geschah. ROXXCALIBUR machten sich 2008 daran, in diese Gefilde vorzustoßen, Stück für Stück vom Staub zu befreien und dann selbst zu interpretieren, um einige der verloren geglaubten Songs der Öffentlichkeit nahezubringen. Es dauerte nicht allzu lange, und die Tribute-Band veröffentlichte das Debütalbum mit dem ungewöhnlichen Titel "NWOBHM For Muthas". Nicht nur die Qualität der eingespielten Songs war außergewöhnlich, auch das Coverartwork hob sich angenehm von der breiten Masse anderer Veröffentlichungen ab. Zwei Jahre später, also 2011, legte man bereits ein zweites Album vor. "Lords Of The NWOBHM" ist der eindeutig doppeldeutige Titel dieses Longplayers. Meinten die Jungs sich selbst oder jene unbekannten Bands, denen sie aus der "Verbannung der Unwissenheit" der Metalgemeinde halfen? Das von EROC gemasterte Album "Gems Of The NWOBHM" erblickte 2015 das Licht der Welt. Und dann? Tiefe Stille bis jetzt. Wen wundert es also, dass ROXXCALIBUR dreimal aufs "Keep It True"-Festival eingeladen wurden und dort das Publikum in ihren Bann zogen. Illustre Gastmusiker von GIRLSCHOOL, IRON MAIDEN, SAMSON und TYGERS Of PAN TANG standen mit den Jungs auf der Bühne. Im Laufe der Zeit wendeten sich einige Musiker auch anderen Bands zu: Neudi stieg 2011 bei MANILLA ROAD aus den Vereinigten Staaten von Amerika ein, 2016 zusätzlich noch bei TRANCE. Im selben Jahr ging Alexx Stahl zu BONFIRE. Der Entschluss, ein viertes Album zu produzieren, war der Antrieb dafür, sich noch eingehender mit vergessenen und verborgenen Musikstücken zu beschäftigen, sie zu suchen, gegebenenfalls Kontakt mit jenen Bands aufzunehmen und schließlich ins Studio zu gehen, um den angestaubten Songs neues Leben einzuhauchen. Wie intensiv die Forschung gewesen sein muss, vermag ich nicht abzuschätzen, aber eines ist gewiss: Wenn es eine Tribute-Band schafft, dass ich von den nachgespielten Songs im Original gerade einmal ein Siebentel kenne, dann ist man äußerst gründlich vorgegangen und muss bis in den tiefsten Untergrund abgetaucht sein. Ein gerade mal 14 Sekunden dauerndes Intro ('Doctor What?'), stammt aus dem Jahre 1963 von RON GRAINER. Trotz seiner Kürze demonstriert es hautnah, was in den verbleibenden 50 Minuten die Gehörgänge passieren und verwöhnen wird. DEMON MACHINE ließen 1981 ihren Dämonenpriester ('Demon Preacher') auf die Menschheit los, nun wiedergegeben mit feinster Gitarrenarbeit und einem treibenden, sauber eingespielten Schlagzeug. Etwas mehr Schwung bringt ENERGYs 1983er 'Fight For Your Freedom' mit. Bereits jetzt macht sich das breitgefächerte Spektrum von Alexx Stahls Stimme bemerkbar. Die Gitarreros Holger Ziegler und Kalli Coldsmith, der eigentlich Eric Kaldschmidt heißt (nette Verballhornung seines Nachnamens) sowie der Bassist Mario Lang legen bei 'On The Borderline' so richtig los. Einen absoluten Ohrenschmaus legten 1983 LIAISON auf viel zu wenige Plattenteller: 'Only Heavens Knows' dürfte der Grund dafür sein, dass Metal-Pärchen einander näherkommen, das Bier in der Ecke stehenlassen und ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Warum nur ist dieses Prunkstück nie aus der Versenkung gekommen? Der Song ist brillant gestaltet, wird sanft von Neudi am Schlagzeug begleitet, lässt viel Zeit für fantastisches Saitengefrickel und bestätigt einmal mehr Alexx' Stimmgewalt. Wer diesem Song widerstehen kann, dem wird jeder Arzt eine Depression attestieren. Für mich das Highlight des Longplayers. 'Hawks Of Cairo' stürmt brachial los wie IRON MAIDEN in ihren besten Zeiten. 1982 gelang es SWEET REVENGE nicht einmal, wenigstens einen Achtungserfolg damit zu erzielen. Auch dieses pralle Stück wurde klammheimlich und dummerweise in einer finsteren Nische versteckt. Die großartigen ALIEN sind die Urheber von 'Could Have Done Better', dem scheinbar ein paar RAMONES-Gene injiziert wurden. Einen fantastischen Hard Rock-Song ('Wild Machine') veröffentlichten SHIVA 1982 auf ihrem 1982er Debütalbum "Firedance", für das man heute gebraucht weitaus mehr berappen muss als es seinerzeit neu kostete. 'Mystery Girl' von STORYTELLER ist eines jener mir bekannten Stücke aus dem Jahre 1985: Ein weiteres Stück, bei dem Alexx eine Höchstleistung hinlegt und bei welchem die Gitarren sinnliche Reize an die nacheifernden Luftgitarristen vermitteln. 'Tight Rope' (PROOF, 1981) und 'Lean On 'Em Hard' (DENIGH, 1984) bilden einen wundervollen Abschluss für jene Fraktion, die es gerne etwas schneller und ein wenig härter mag. Der Compact Disc hat man noch ein Bonusstück spendiert, welches aus der Feder von PROWLER stammt ('Gotta Get Back To You' von 1980). Gelungen ist auch wieder das Cover, welches erneut von Rodney Matthews gestaltet wurde. Der bekannte Künstler prägte nicht nur den Rock der Siebziger, sondern veredelte auch einige NWOBHM-Originalalben von DIAMOND HEAD, PRAYING MANTIS und TYGERS OF PAN TANG. Das mitgelieferte Booklet zeichnet sich durch umfassende Informationen (Liner Notes zu jedem Stück) aus. Es bleibt zu hoffen, dass die Forschungsarbeiten in den Gewölben der Zeit weiter vonstattengehen und man nicht noch einmal zehn Jahre auf das nächste Album warten muss. Kleiner Aufruf an all jene Formationen, denen hier so fantastisch Tribut gezollt wurde: "Sollte es euch noch geben, dann raus aus den Verstecken und rauf auf die kleinen aber feinen Bühnen der vielen Clubs, deren Publikum nach guter Musik dürstet!" Gesamtwertung: 10.0 Punkte ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() | |
Trackliste | Album-Info |
01. Doctor What? 02. Demon Preacher 03. Fight For Your Freedom 04. On To The Borderline 05. Wheels 06. Only Heaven Knows 07. Cecil B. Devine 08. Hawks Of Cairo 09. Could Have Done Better 10. Wild Machine 11. All Over The World 12. Mystery Girl 13. Tight Rope 14. Lean On 'Em Har 15. Gotta Get Back To You (CD Bonus Track) | Band Website: www.roxxcalibur.com/start.html Medium: CD, Digital Spieldauer: 54:41 Minuten VÖ: 09.05.2025 |
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