Mentalist - Earthbreaker

Review von Metal Marcus vom 10.04.2025 (8015 mal gelesen)
Mentalist - Earthbreaker Fast drei Jahre sind seit dem letzten Album der multinationalen Truppe MENTALIST vergangen. Eigentlich ist das ja gar nichts Ungewöhnliches, doch wenn man sich vor Augen führt, welche Geschwindigkeit man mit den ersten drei Alben vorlegte, so kann man hier schon von einer langen Zeit sprechen. Zwischen dem Debüt "Freedom Of Speech" und dem Nachfolger "A Journey Into The Unknown" lagen weniger als 365 Tage. Und auch nur weitere 13 Monate gingen ins Land, bevor man uns "Empires Falling" präsentierte und damit sogar zum ersten Mal in der noch jungen Bandgeschichte den Sprung in die Charts schaffte. Zur festen Besetzung der Band zählen auch auf ihrem vierten Album die beiden Gitarristen Kai Stringer und Peter Moog, der Ex-BLIND GUARDIAN-Drummer Thomen Stauch (der aber nicht für Live-Auftritte dabei sein wird) sowie Goldkehlchen Rob Lundgren. Letzterer hatte die Zeit zwischen den Alben genutzt, um gemeinsam mit Markus Pfeffer das erste Album von MYSTERY MOON zu veröffentlichen. Mit Mike LePond (SYMPHONY X) und Oliver Palotai (KAMELOT) hat man sich prominente Verstärkung ins Studio geholt. Schauen wir also mal, ob die 'lange' Wartezeit sich gelohnt hat, ich war jedenfalls sehr gespannt.

Das Intro zum Album hört auf den Titel 'Intro' (nicht euer Ernst, oder? ;)) und ist mit 58 Sekunden wirklich verdammt kurz, dennoch knallen einem MENTALIST hier schon ordentlich Gitarren und Schlagzeug um die Ohren und langweilen keineswegs mit einem orchestralen Intro. 'Earthbreaker' ist title track und gleichzeitig auch die längste Nummer auf dem Album, schlägt sie doch mit exakt sechs Minuten zu Buche. In den Strophen präsentiert man uns ungewöhnlich hartes Riffing und auch Rob Lundgren zeigt sich aggressiv und bissig, doch keine Sorge: MENTALIST sind keineswegs zu einer ultraharten Band geworden, denn was dem harten Riffing entgegensteht, sind die fantastischen Gitarrenläufe und -melodien von Kai Stringer und Peter Moog. Unweigerlich kommt einem hier (erneut) BLIND GUARDIAN als Referenz in den Sinn und dies ist meinerseits als absolutes Kompliment gemeint. Ähnlich wie bei den Kollegen aus Krefeld zünden die Kompositionen nicht beim ersten Durchlauf. Mir jedenfalls war nach selbigem nicht viel im Ohr hängengeblieben, doch irgendwas hatte das Album in mir angesprochen und mit jedem Durchlauf wachsen die Songs und offenbaren eine wunderbare kompositorische Tiefe. Das hier ist jedenfalls kein Metal-Fast-Food für zwischendurch, sondern ganz klar ein Album, das möchte, dass man sich mit ihm beschäftigt. Sehr abwechslungsreich gestaltet sich "Earthbreaker", klingt doch kein Song wie der andere. Hier treffen wir ebenso auf flotte und etwas leichter zugängliche Nummern wie 'Event Horizon' (hartes Riffing trifft auf einen melodischen Mittelpart), 'All For One' (die neue Bandhymne?) und 'Mistress Of Pain', wie auch auf melancholische Halbballaden ('Millions Of Heroes'). Mit 'Together As One' präsentiert man kurz vor dem Ende auch noch eine Nummer, die HELLOWEEN-Vibes versprüht, bevor die Gitarrenmelodie, die 'A New World' eröffnet, einen unweigerlich an IRON MAIDEN denken lässt. Doch keine Sorge, in allen Songs steckt immer noch genug MENTALIST, sodass keine der Nummern wie eine billige Kopie erscheinen würde.

In Zeiten rückläufiger Verkäufe haptischer Medien scheinen Cover-Artworks immer mehr an Bedeutung zu verlieren und mitunter greift man in der heutigen Zeit auch durchaus mal zur KI. Da ist es eine reine Wohltat, wenn MENTALIST auf Andreas Marschall zurückgreifen, dessen Coverbilder sicherlich auch einen Anteil am Erfolg von Bands wie BLIND GUARDIAN oder RUNNING WILD hatten. Natürlich wird es auch wieder Leute geben, die die Darstellung des Earthbreakers kitschig oder zu bunt finden, doch ich muss sagen, dass das Cover in meiner Wahrnehmung sehr gut zu der musikalischen Ausrichtung des Albums passt und MENTALIST schon seit "Freedom Of Speech" einen eigenen Stil hatten.

'Earthbreaker', 'March On Legionnaire', 'Event Horizon', 'Lord Of The Wasteland' ... das klingt alles (passend zum Cover) nicht besonders fröhlich und positiv und genau so ist es auch. Die aktuelle Lage in der Welt scheint nicht wenigen Musikern aufs Gemüt zu schlagen und so beschäftigt sich die erste Hälfte des Albums mit den allgegenwärtigen Themen wie Umweltverschmutzung, Krieg und dystopischen Vorstellungen. Für etwas Auflockerung zwischen diesen schweren Themen sorgt man dann mit 'All For One', welches quasi ein Loblied auf die Kraft der Musik und die Verbundenheit einer Band zu ihren Fans in den Mittelpunkt stellt und mit der Textzeile "All for one - All for mentalist" den perfekten Rückendruck für ein T-Shirt darstellt. Und das von Dschungeltrommeln eingeleitete 'Monkey King' beschäftigt sich keineswegs mit King Louie aus dem Dschungelbuch, sondern eher mit Politikern, also einem Thema, welches der Band bereits auf ihrem Debüt am Herzen lag.

Wenn ihr auf der Suche nach einem Album seid, bei dem alle Songs beim ersten Hören direkt im Ohr hängen bleiben, dann seid ihr bei MENTALIST und "Earthbreaker" an der falschen Adresse. Auf ihrem vierten Album geht die Band in Teilen etwas härter zur Sache und präsentiert clever komponierte und schön arrangierte Musik, die entdeckt werden möchte. Manchem mögen die Refrains vielleicht etwas zu verschwurbelt sein, aber wenn man die Melodien erst einmal im Ohr hat, dann entfalten sie Langzeitwirkung. Ob Power Metal wirklich das richtige Label für diese Band ist? Ich würde es eher als melodischen und leicht progressiven Metal beschreiben, fernab von Drachen, Einhörnern und Panzern. Mit jedem Durchlauf kann man hier neue Details entdecken und es macht einfach Spaß in die Songs einzutauchen. Mit persönlich fehlen für die absolute Glückseligkeit: Ein kurzer und knackiger Song, eine rein akustische Ballade und ein epischer Longtrack zum Abschluss. Trotzdem kann ich das Album jedem Fan vielschichtiger Musik wirklich ans Herz legen und freue mich noch auf viele weitere Durchläufe bis zum Ende des Jahres.

Anspielempfehlungen: 'Earthbreaker', 'Event Horizon', 'Millions Of Heroes' und 'A New World'.

9 tanzende Affenkönige

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Intro (0:58)
02. Earthbreaker (6:00)
03. March On Legionnaire (4:56)
04. Event Horizon (4:56)
05. Millions Of Heroes (5:52)
06. Lord Of The Wasteland (4:59)
07. All For One (4:14)
08. Mistress Of Pain (4:46)
09. Monkey King (4:40)
10. Together As One (4:49)
11. A New World (5:37)
Band Website: mentalist-band.com/
Medium: CD, digital
Spieldauer: 51:51 Minuten
VÖ: 11.04.2025

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