Warhammer - Total Maniac

Review von baarikärpänen vom 09.04.2025 (8481 mal gelesen)
Warhammer - Total Maniac Ganz egal, wie sehr sich so manche Band auch müht, ihren noch existenten Vorbildern nachzueifern (siehe die MAIDEN-Whorshipper ICON OF SIN oder BLAZON STONE, die -soviel Wahrheit muss sein - ihrem Vorbild Rolf Kasparek mittlerweile vormachen können, wie man RUNNING WILD-Songs schreibt), ganz egal wie sehr die "alten Helden" ihre treue Anhängerschaft auch mit übergewöhnungsbedürftigen neuen Alben auch vor Herausforderungen stellen - in the end everybody wants the real deal! Ganz anders sieht es wiederum bei den Truppen aus, die sich beim Songwriting an schon lange nicht mehr existenten Vorbildern orientieren. Schlechte Scheiben veröffentlichen auch die nicht, aber bis zum Original fehlt halt doch ein ganzes Stück. Spricht natürlich im Endeffekt auch dafür, wie gut eben zum Beispiel ein Kerry King oder ein Tony Iommi darin waren, Stücke zu schreiben, die einen völlig eigenen Stil kreierten.

Einen ganz besonderen Platz in diesem Kontext nahmen und nehmen aber WARHAMMER ein, denen es vom ersten Demo 1997 an nur darum ging, so nah wie möglich an ihre Vorbilder HELLHAMMER heranzukommen. Das ging sogar soweit, dass die Band nicht müde wurde zu betonen, wieviel Zeit sie damit verbracht hat, alles, aber auch wirklich ALLES, so hinzubekommen, um wie HELLHAMMER zu klingen. Angefangen beim Equipment, über den Gitarren- bis hin zum Drumsound und natürlich auch bei der Covergestaltung. Da waren und sind (bitte so positiv wie möglich verstehen) wahre Fanboys am Werk, denen es um Perfektion geht. Darum wohl auch die Aussage von WARHAMMER, dass sie in der Rückbetrachtung selbst an ihren frühen Alben, ganz egal wie gut die damals angekommen sind, noch jede Menge zu kritisieren haben. WARHAMMER ging es sehr wahrscheinlich auch nie darum, einen Originalitätspreis zu gewinnen, sondern einzig und allein, einer Legende (und die sind HELLHAMMER nun mal) auf dem bestmöglichen Wege Tribut zu zollen. Genau das ist dann auch der Grund, warum WARHAMMER ein wenig verwundern und mit ihrem neuen und finalen Werk "Total Maniac", einer Scheibe, mit der sich ein Kreis schließt (dazu gleich mehr), ein wenig von ihrem bisherigen Kurs abweichen.

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"Total Maniac" ist in gewisser Weise ein tragisches Album, das Ende einer Ära, wenn man es so sagen möchte. Eine Scheibe, die aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte lange gebraucht hat, um das Licht der Welt zu erblicken. Denn am 12.03.2021 verstarb ganz plötzlich nach einem Herzinfarkt Sänger Volker "Iron Lung" Frerich, der lange Zeit neben Frank "Necros II" Krynojewski eine Konstante in der sich doch immer über die Jahre wieder verändernden Bandbesetzung war. Die Entstehung der auf "Total Maniac" vertretenen Songs reicht teilweise bis ins Jahr 2012 zurück und die Aufnahmen für das Album begannen 2020. Volker Frerich verstarb nur zwei Wochen nachdem die letzten Aufnahmen fertiggestellt wurden. Auf den Tag genau vier Jahre nach dem Tod von Frerich erscheint nun "Total Maniac", das von Alex Pusch (Obscured By Evil) gemastered wurde.

Wer nun besorgt aufgehorcht hat, darf sich sogleich wieder beruhigen, denn die Musik auf "Total Maniac" ist nicht eine komplette Umkehr. Vielmehr wurden nur einige Nuancen geändert. Natürlich ist das noch immer die Ursuppe dessen, was später einmal zigtausende Death- und Black Metal Bands inspiriert hat, VENOM schon 1982 wie brave Schulbubis hat aussehen lassen. Stellvertretend dafür muss man sich eigentlich nur den Opener 'Angel Of Destruction' geben (das gesprochene Intro des Songs ist Gänsehaut). Da is es nämlich gleich wieder, dieses Gefühl, einem bisher unentdeckten Song von HELLHAMMER zu lauschen. Kann man WARHAMMER ein größeres Kompliment machen? Ganz egal, ob WARHAMMER die Geschwindigkeit anziehen oder in doomigen Parts glänzen wie in 'Rise Of A New Apocalypse': "Total Maniac" ist zum einen das, was viele andere vorgeben zu sein, nämlich oldschool, andererseits aber auch frisch. Klingt nach einem Paradoxon, trifft aber auch zu. Wie HELLHAMMER zeigen uns WARHAMMER auf ihrem finalen Album noch einmal, dass es nicht dieses manchmal gestresst-gewollte und unerträgliche "Höher-Schneller-Weiter" sein muss, um abgrundtief finster oder böse zu klingen. Was allerdings "Total Maniac" ein wenig von den vorherigen Veröffentlichungen unterscheidet, ist die (diesmal deutlichere) punkige Attitüde. Deshalb wohl auch 'Forced Value', ein Cover von CRUDE SS (schwedische Hardcore/ Crust Punk-Band, gegründet 1982), das sich dennoch perfekt ins Gesamtbild einfügt. Am Gesamtsound des Albums ändert sich aber zum Glück dennoch wenig. Jede und jeder, die schon immer gut mit WARHAMMER klargekommen sind, werden auch am neuen und letzten Album ihre wahre Freude haben. Hochglanzproduktionen konnten andere schon immer besser, bei WARHAMMER hörte sich das schon immer so an, als hätten auch sie, so wie ihre musikalischen Vorbilder, irgendwo in einem feuchten Bunkerproberaum ein paar Mikros postiert und sie mit den wenigen technischen Möglichkeiten der frühen 80er Jahre die Amateurbands zur Verfügung standen, auf Vordermann gebracht. Wenn schon so wie HELLHAMMER, dann auch konsequent. Gilt in dem Fall natürlich auch für das Artwork. Das von "Total Maniac" erinnert nicht von ungefähr an "Apocalyptic Raids" oder an "Demon Entrails" der Schweizer. Einen kleinen Kloß im Hals hat man, wenn man sich die beiden letzten Songs von "Total Maniac" anschaut. Da wäre der Titeltrack, schon auf "No Beast So Fierce..." zu finden, der das musikalische Leben von Volker Frerich mit WARHAMMER auf den Punkt bringt, denn er war wirklich mit dieser Band und ihrer Verehrung für HELLHAMMER nicht weniger als ein "Total Maniac" (da passt es, dass sich ein "Triumph Of Death" in den Text eingeschlichen hat). Das abschließenden 'Dying Is Easy' bekommt eine mehr als tragische Note, wenn man bedenkt, dass Frerich nur zwei Wochen nach Abschluss der Aufnahmen verstarb.

WARHAMMER waren nie wie zum Beispiel DIO oder MOTÖRHEAD, wo versucht wurde, den Tod von Ronnie oder Lemmy schon nach kurzer Zeit mit zum Teil fragwürdigen Veröffentlichungen oder Aktionen zu versilbern. Keiner hätte es also WARHAMMER übel genommen, wenn sie schon 2022 "Total Maniac" veröffentlicht hätten. Dennoch finde ich es pietätvoll, dass man dieses Album erst jetzt auf den Markt bringt. Ich glaube einfach mal, dass es Volker Frerich gefreut hätte, wenn so viele Menschen wie möglich "Total Maniac" einfach nur genießen, auch wenn die ein oder andere Träne im Knopfloch zu finden sein wird. Ich persönlich verneige mich mit jedem einzelnen der neun Punkte vor dem Schaffen von WARHAMMER und dem von Frerich im speziellen.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Angel Of Destruction
02. Excruciation (Thrity Pieces Of Silver Pt. II)
03. Seven Witches Of Malevolence
04. Rise Of A New Apocalypse
05. Darkness Death Decay
06. Forced Values
07. Bestial Torment
08. Strike Of The Infernal Adversary
09. Total Maniac
10. Dying Is Easy
Band Website: www.facebook.com/DeathDoomBrigade
Medium: CD, LP, digital
Spieldauer: 46:23 Minuten
VÖ: 12.03.2025

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