Havukruunu - Tavastland

Review von Chaosswampchicken vom 06.04.2025 (10495 mal gelesen)
Havukruunu - Tavastland Wie mir diese finnische Combo völlig entgehen konnte, weiß ich auch nicht. Was zählt, ist: Ich habe sie gefunden beziehungsweise habe ich sie von meinem persönlichen Black Metal-Orakel Maria empfohlen bekommen, natürlich höre ich da direkt rein und, verdammt, Pagan Black Metal ist genau mein Fall, danke Mary! Mittlerweile hat die Band nun drei Alben auf den Markt gebracht und über 20 Jahre Bühnenerfahrung, nach fünf Jahren ohne neue Platte wurde es nun auch langsam Zeit, dass uns die Band wieder mit ihrem traurigen und ausgefeiltem Mix und ihrer detaillierten Herangehensweise in Form von neuer Musik verwöhnt. Wie schon erwähnt macht die Band Pagan Black Metal, hier und da finden sich aber auch Elemente aus dem Folk Metal, traditionellem Heavy Metal und ja auch aus dem Power Metal (schlagt mich nicht). Hauptsächlich sind HAVUKRUUNU aber Oldschool pur, rau und ungestüm wie die Natur Finnlands. Der Name bedeutet übrigens übersetzt "Nadelkrone" und spiegelt ihre tiefe Verbundenheit mit eben dieser Natur wider. Nun lasst uns herausfinden, wie es hier musikalisch vonstattengeht.

Was ist auf "Tavastland" anders?


Was direkt auffällt, ist der Labelwechsel der Band hin zu Svart, aber uns geht es natürlich hier um die Musik, oder? Um die wird es auch gleich gehen, nachdem ich hier noch kurz das aussagekräftige Cover der Platte ein wenig beleuchtet habe. Eine Eule mit ausgebreiteten Flügeln, zum Angriff bereit, bewaffnet mit einem Schwert, die Augen leer -ich bin direkt verliebt. Eine cineastische Erzählung in der Muttersprache Finnisch eröffnet den Opener 'Kuolematon Laulunhenki' (Unsterblicher Geist des Liedes), darauf folgt auch bald schon der signature move der Band, ein rasch steigendes Tremolo, das von wunderschönen Melodien getragen wird. Das Grundkonstrukt von HAVUKRUUNU, das die Combo aus Skandinavien irgendwo zwischen ENSLAVED, IMMORTAL und Viking-Ära BATHORY auf epischen Schwingen dahingleiten lässt, ist auch weiter vorhanden. Es folgt ein Welle aus harten und schnellen Blastbeats, die Instrumentierung wird hier von hingebungsvollen Schreien begleitet, die einem das Gefühl eines harschen Winters in Skandinavien vermitteln, das Leid in den Vocals dringt durch jede Pore. Epische Chorgesänge werden mit symphonischen Orchestrierungen und tief gestimmten Riffs vereint, dieser melancholische Mix beschwört Bilder eisiger Landschaften in unseren Köpfen, was ein Start.

Als nächstes kommen wir hier zu 'Yönsynty' (Nachtgeboren), hier nimmt die Band das Tempo etwas zurück, dies resultiert in einer düsteren, fast schon rituellen Stimmung. Eine tolle Atmosphäre, in der man verschiedene Genre wie Black Metal, oder auch Folk- und Pagan Metal wunderbar miteinander verschmelzen kann. Der Track ist erdrückend, dunkel und trieft nur so vor aggressivem Oldschool-Geschrammel, das unterlegt mit abermals epischen Melodien! Das kennen und lieben wir. 'Havukruunu Ja Talvenvarjo' (oder auch Nadelkrone und Winterschatten) ist der erste Höhepunkt auf "Tavastland", Black Metal-Gitarrenleads, die absolut keine Rücksicht nehmen, unglaublich stimmige und schöne Chorgesänge und diese dunklen, keuchenden, fast schon animalischen Vocals lassen dich so viel Emotionen fühlen und spüren. Wenn du denkst, das war es schon, drücken sich mit voller Gewalt majestätische Soli in den Vordergrund, so darf es gerne weitergehen.

Damit sind wir nun bei unserem Titelsong "Tavastland" angekommen. Das Erste, was man hier vernimmt, ist der Ruf einer Eule, wenn man zurück an das Artwork der Platte zurückdenkt und dass dies der Titeltrack ist, wirkt dieses Ambient-Element mit Gedanke dahinter noch stimmiger. Die Ruhe währt hier allerdings nur kurz, im nächsten Moment offenbart sich uns ein dichtes und verwobenes Klangkonzept mit rasanten schwarzmetallischen Tönen, einigen gehaltvollen Screams sowie einem Schlagzeug, das hier klar die Führung und den Vordergrund eingenommen hat, ohne jedoch den anderen Instrumenten dabei ihren nötigen Platz zu nehmen. Wenn man sich hier ganz auf den Song einlässt und dabei seine Augen schließt, hat man das Gefühl, dass all das, was einen aktuell bedrückt, aus dem Körper gespült wird.

HAVUKRUUNU - Können die Finnen die an sie gestellten hohen Erwartungen erfüllen?


Die Produktion dieser Platte ist grandios: Weite Teile der Instrumente sind klar hörbar, in den angedachten Klangkonzepten für die Tracks, ohne dass sie sich dabei zu sehr überspielen, so leidet auch die stimmige und melancholische Atmosphäre recht wenig darunter - eher eine Seltenheit, wenn es um dieses Genre geht. Die Balance zwischen roher Energie, melodischem Zwischenspiel und der erwähnten detailreichen Produktion verleiht dem Album eine effektvolle Tiefe. Um es kurz zu machen, für mich erfüllen sie diese Erwartungen, aber wenden wir uns nun wieder den restlichen Songs zu und schauen, ob es auch so bleiben wird. 'Kuoleman Oma' (Dem Tod Gehörend) ist unser nächstes Stück, hier wird die folkige Seite von HAVUKRUUNU noch mehr bestärkt, wunderschöne melodische und naturverbundene Klänge werden von starken und marschierenden Riffs unterlegt, dann dieser majestätische Chor im Hintergrund, der hier zusätzlich eine grandiose Atmosphäre verbreitet. Die dunklen, schweren und verzehrten Gitarren, die rauchigen und unnachgiebigen Vocals und unglaublich kreative Soli rufen uns dann das Wissen zurück in den Kopf, dass wir hier immer noch in der Welt des Schwarzmetalls umherwandern.

'Unissakävijä' (Schlafwandler) ist ein unheimlich melodischer und atmosphärisch ausgereifter Song. Der schroffe und harsche Gesang wird mit schallenden Drums und kreativen Gitarrensoli unterlegt, unglaublich hypnotisch das Ganze. Ich muss ja sagen, die zweite Hälfte von "Tavastland" ist eindeutig mein Favorit, das liegt wahrscheinlich daran, dass man hier diesem rohen und manchmal unfertigen Black Metal ein wenig mehr frönt. Wenn man hier doch ein wenig Kritik üben möchte, dann wäre es wohl der Bass, der für mich an einigen Stellen leider etwas zu kurz kommt und nicht so wirkt, als ob er mit den restlichen Instrumenten verbunden wäre. Obwohl die Produktion hier wie schon erwähnt wirklich sehr gut ist, wirkt der Sound an mancher Stelle immer noch etwas komprimiert, das war es aber schon von meiner Seite.

Der Vorhang fällt hier mit dem Closer 'De Miseriis Fennorum' (Das Elend der Finnen). Erneut werden wir mit finnischem Sprachgesang begrüßt. Der Song ist mit fast 11 Minuten auch der längste Track auf dem Album. Das Intro wird von einem krachenden Sturm, der in ein mitreißendes und ziemlich grooviges Riff übergeht, unterbrochen. Der Song ist der perfekte Abschluss für "Tavastland" (das übrigens ein Konzeptalbum sein soll, es geht um den Aufstand der Einwohner der historischen Region Tavastland gegen die christliche Invasion 1237). Der Track hat alles, was man für einen guten Closer braucht, epische Melodien, spannende Hooks und kreative Leads. Ist das gute Stück vielleicht etwas zu lang? Ja, aber wie ich finde, ist es gut und sinnvoll ausgefüllt, sodass einem hier nicht langweilig wird. Außerdem ist es Black Metal - die Lieder müssen lang sein. 'De Miseriis Fennorum' läuft langsam mit schweren und trägen Klängen à la ELLENDE aus, man kann die melancholische Stimmung hier ganz klar fühlen.

Fazit


Was kann man nun abschließend über HAVUKRUUNU und ihr Werk "Tavastland" sagen? Nun ja, das Album hat mich echt sehr überrascht, es ist ein starkes und abwechslungsreiches Werk geworden, mit einer wunderbaren Epik, Atmosphäre und Melodik, sowie den vielen großartigen Klängen. Mit Blick auf den Vorgänger wirkt das Werk reifer und detaillierter. Die Band bleibt ihrem Stil, der von der ersten Welle des Black Metal und epischen Folk-Elementen geprägt ist, treu, man verbindet hier erbarmungslose Aggressivität mit fordernden Melodien und verletzlicher beziehungsweise melancholischer Stimmung. Eindeutige Empfehlung von mir an euch.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Kuolematon Laulunhenki
02. Yönsynty
03. Havukruunu Ja Talvenvarjo
04. Tavastland
05. Kuoleman Oma
06. Unissakävijä
07. Kun Veri Sekoittuu Lumeen
08. De Miseriis Fennorum
Band Website:
Medium: CD, digital
Spieldauer: 53:39 Minuten
VÖ: 28.02.2025

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