Lo-Pan - Get Well Soon

Review von derkleinekolibri vom 04.04.2025 (14764 mal gelesen)
Lo-Pan - Get Well Soon Unter Zuhilfenahme des Schurken-Fandoms gelang es, eine bösartige, für die 45 Minuten des Albums "Get Well Soon" prägende Kreatur zu beschreiben. Das Wesen zeichnet sich durch diese Eigenschaften und Fähigkeiten aus: hohe Intelligenz, Nahezu-Unsterblichkeit, Reichtum, schwarze Magie, Fähigkeit, durch Objekte gehen zu können, Hypnose und Kontrolle über Dämonen. Die Rede ist vom vor Jahrhunderten mächtigen Zauberer Lo-Pan, der der Unterlegene im Kampf mit Qin Shi Huang, dem ersten souveränen Kaiser Chinas, war.

Blicken wir fast 40 Jahre zurück, erinnern wir uns gerne an "Big Trouble In Little China", eine Action-Komödie mit Kurt Russell in der Hauptrolle. Lo-Pan muss in ihr eine Frau mit grünen Augen heiraten, um der Halbwelt zu entkommen und wieder ein echter Mensch zu werden.

Der nächste Rückblick führt uns dann ins Jahr 2005. Der brodelnde Underground von Columbus, Ohio, führte einige Musiker zusammen, deren Einflüsse im Vintage Hard Rock, Stoner und Modern Metal lagen. Diese Truppe entschied sich fortan für LO-PAN als Bandnamen, eben auf der eingangs erwähnten Person des Kult-Klassikers "Big Trouble In Little China" basierend. Dank umfangreicher Live-Aktivitäten eroberte man sich schnell einen Platz in der Szene.

"Get Well Soon", das sechste Album von LO-PAN, könnt ihr euch als CD oder Vinyl ins Haus holen. Letzteres erscheint in einem sehr auffälligen Neon-Orange. Neun Titel hat man beiden Medien verpasst. Jeff Martin (Gesang), Chris Thompson (Gitarre), Scott Thompson (Bass) und Jesse Bartz (Schlagzeug) starten gekonnt ins Album. Eine gewisse Routine an den Instrumenten wird schnell erkennbar. Vermutlich ist es genau diese Routine, die sowohl die Erstlauschung als auch die vielen folgenden Durchläufe relativ schwer verdaulich machen. Der Zugang zu den einzelnen Titeln gelingt erst nach einer mehr als sonst üblichen Zeit. Gegen eine Mischung verschiedener Stile hat eine große Mehrheit sicher nichts einzuwenden, doch hier scheinen viele Titel fehl am Platze zu sein. Das Spiel des Gitarristen nimmt einen anfangs gut mit, doch mit jedem weiteren Song schleicht sich eine Art Gleichförmigkeit ein, sodass man bereits am Ende eines Titels ahnen kann, wie der folgende klingt. Nach extrem vielen Hörvorgängen beginnt das, gegen das wir Menschen machtlos sind: die Gewöhnung an bestehende (positive oder auch negative) Gegebenheiten. Im Fall LO-PAN erweist sich das erstaunlicherweise sogar ein wenig als positiv. Irgendwann hatte ich mich mit all dem Gesagten abgefunden und siehe da, plötzlich gewann "Get Well Soon" an Format und es kristallisierte sich sogar ein verdammt gutes Stück heraus: 'Ozymandias'.

Im Endeffekt hält sich die Begeisterung dennoch in Grenzen - die Musik zündet einfach viel zu spät. Und das gewöhnungsbedürftige Cover des Albums der Amis macht es einem nicht unbedingt leicht, große Vorfreude zu generieren.

So gerne ich auch sonst Blut spende, heute halte ich mich mit der Menge lebenserhaltender Blutstropfen ein wenig zurück.

Gesamtwertung: 5.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. The Good Fight
02. Northern Eyes
03. Wormwood
04. Ozymandias
05. Rogue Wave
06. Harpers Ferry
07. Stay With The Boat
08. God's Favorite Victim
09. Six Bells
Band Website: www.lopandemic.com/
Medium: CD, LP
Spieldauer: 45:02 Minuten
VÖ: 04.04.2025

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