Captain Black Beard - Chasing Danger

Review von baarikärpänen vom 04.04.2025 (14368 mal gelesen)
Captain Black Beard  - Chasing Danger Es ist 1985 und der Sommer scheint ein ganz netter zu werden. Gerade erst fand man sich zum allerersten Mal auf dem Nürburgring ein, um Rock am Ring zu feiern. Live Aid lockte tatschlich fast Milliarden an den Bildschirm, die Norweger von A-HA entschließen sich, ihr bereits 1984 fertiggestelltes 'Take On Me' zu veröffentlichen und gehen geradezu durch die Decke. Auf der anderen Seite des Atlantiks gehen RATT gerade mit "Invasion Of Your Privacy" den nächsten großen Schritt, während MÖTLEY CRÜE dem Erfolg von "Shout At The Devil", dem dauernden Touren und dem vielen Schnee (ähem) in Kalifornien, der merkwürdigerweise immer in Linien auf glatte Oberflächen fällt, mit dem halbgaren "Theatre Of Pain" Tribut zollen müssen. Aber hach, Kalifornien! Genau von da kommt in schöner Regelmäßigkeit genau die Musik, die einfach wie dafür gemacht ist, mit ihrem Mix aus harten Gitarren, Keyboards und Hooks ohne Ende den breiten Musikgeschmack zu treffen, eine Party an einem lauen Sommerabend zu beschallen. Was 1985 schon gut war, zeitlos möchte man fast sagen, ist auch satte 40 Jahre später noch so. Nur mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass es nicht mehr nur die Bands aus dem Sunshine State sind, die die Fackel weitertragen, sondern vor allem in Schweden Kombos seit Jahren schon diesen Spirit weitertansportieren, seien es nun CRASHDÏET oder CRAZY LIXX oder aber die eher Richtung AOR/Melodic Metal tendierenden H.E.A.T oder THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA und eben CAPTAIN BLACK BEARD, die leider, warum auch immer, etwas unter dem Radar geflogen sind. Trotzdem veröffentlichen die Jungs ein bärenstarkes Album nach dem anderen und mit dem jetzt vorliegenden "Chasing Danger" sollte auch der Status des "Geheimtipps" endgültig der Vergangenheit angehören.

Dabei lief beim CAPTAIN spätestens 2023 nicht alles rund, als Sänger Martin Holsner entschied, sich mehr um seine Familie zu kümmern und bei den Schweden abmusterte. Die Band an sich ging schon vorher durch einige personelle Veränderungen, aber 2023 stand tatsächlich die Auflösung im Raum. Zum Glück entschieden sich die verbliebenen Mitglieder dazu weiterzumachen und mit Fredrik Vahlgren fand sich ein mehr als adäquater Ersatz für Holsner. Sosehr mir CAPTAIN BLACK BEARD auch schon vorher gefallen haben, so muss ich doch zugeben, dass mit dem Einstieg von Vahlgren noch mal qualitätsmäßig eine gewaltige Schippe draufgelegt wurde (womit ich ausdrücklich nichts gegen die Leistung von Martin Holsner gesagt haben möchte!). Den Beweis dafür lieferten CAPTAIN BLACK BEARD als Support für THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA am Jahresende 2023. Zum ersten Mal in ihrer Karriere verzichtete die Band 2024 komplett auf Konzerte, um sich dem Songwriting für das neue Album zu widmen. Viele Künstler sprechen ja gerne von ihrer neueten Scheiblette als "die beste, die wir jemals gemacht haben", was in den meisten Fällen dann doch nichts mehr als eine hohle Phrase ist. Im Falle von "Chasing Danger" trifft das allerdings zu 100% zu.

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CAPTAIN BLACK BEARD haben die konzertfreie Zeit 2024 wirklich vortrefflich genutzt, um an ihrem neuen Material zu feilen. Und sie haben gut daran getan. Zum Glück hat sich an der musikalischen Ausrichtung nicht groß etwas verändert, aber Vahlgren hat nun mal im Vergleich zu seinem Vorgänger eine etwas andere Stimme und ist, wie man das auf Neudeutsch ausdrückt, ein echtes Powerhouse, der natürlich die Songs von Holsner ohne Probleme performen, aber mit Songs, die auf seine Stimme zugeschnitten sind, noch mehr glänzen kann, was schon beim Opener 'Dreams' überdeutlich wird. Womit dann auch die Zeitreise in die 80er Jahre beginnt, ohne auch zu einer Sekunde ewiggestrig zu wirken. Zwar haben die Keyboards im Sound von CAPTAIN BLACK BEARD ihren Platz, sind aber bei weitem nicht so dominant wie zum Beispiel bei THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA. Und einen Part wie am Ende von 'Dreams', wenn gar mal eine Doublebass zum Einsatz kommt, sucht man bei denen auch vergebens. Das nachfolgende 'When It's Over' kann zunächst nicht mit dem Opener mithalten, vor allem der sehr ruhige Mittelpart mag auf den ersten Hör nicht passen, aber man muss es dem CAPTAIN schon lassen, selbt der Song wartet mit Hooks auf und schwirrt einem auch eine Stunde späer noch durch die Gehirnwindungen. Selbst das im Hard Rock oder Melodic Metal eher unpassende Saxophon fügt sich hier perfekt ein. Das treibende 'Shine' mag dann gar als Beispiel dafür gelten, wie man den liebgewonnenen AOR-Sound der 80er Jahre in 2025 zu spielen hat. Was damals gerne mal mit zu viel Keyboards zugekleistert und cheesy rüberkam, bekommt vom CAPTAIN eine Frischzellenkur - Hooks frei Haus natürlich wieder mitgeliefert. Und CBB begehen gar nicht den Fehler, zu gefühlsduselig zu werden. Der Großteil der Songs auf "Chasing Danger" hat für diese Art von Musik beträchtlich Umpf. Das straight nach vorne rockende 'Can't You See' kann man sich beispielsweise sehr gut mit den Vocals von Ronnie Atkins um Umfeld der PRETTY MAIDS vorstellen. Klar, natürlich darf auf solch einem Album die Ballade nicht fehlen. 'Piece Of Paradise' kommt fast gänzlich ohne Gitarren aus und erinnert tatsächlich vom Aufbau und Sound an PAT BENATAR. Eine willkommene Abwechslung also, bevor CBB das Album mit 'Where Do We Go' und 'In Your Arms' und einer ordentlichen Ladung Schmackes beenden. Auf "Chasing Danger" ist tatsächlich alles bestens ausbalanciert, die Scheibe kommt ohne zu schwächeln vom Anfang bis zum Ende. Woran die Produktion auch ihren Anteil hat. CAPTAIN BLACK BEARD sind also im Vergleich zu ihren Kollegen von THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA, deren Alben gerne stark starten, um am Ende abzubauen, klar im Vorteil. Wäre zu wünschen, dass das endlich auch mal mehr Hörerinnen und Hörer mitbekommen. Mit "Chasing Danger" sind CAPTAIN BLACK BEARD und Crew auf Kaperfahrt. Man the cannons - aim - fire!

Die Schweden haben es also geschafft, den für eine Band schwierigsten Positionswechsel, den hinter dem Mikro, bestens zu meistern. Dabei haben sie dann fast schon beiläufig das beste Album in ihrer eh schon an gutklassigen Alben reichen Karriere abgeliefert. So und nicht anders hat die Mischung aus Hard Rock, Melodic Metal und AOR heutzutage zu klingen. Das hinzubekommen, in einem Genre, in dem man das Rad eh nicht mehr neu erfinden kann, ist eine starke Leistung und verdient jeden einzelnen der neun Punkte.




Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Dreams
02. When It's Over
03. Chasing Rainbows
04. Shine
05. AI Lover
06. Can't You See
07. Read Your Mind
08. Piece Of Paradise
09. Where Do We go
10. In Your Arms
Band Website: www.facebook.com/captainblackbeardband
Medium: CD, LP
Spieldauer: 39:23 Minuten
VÖ: 04.04.2025

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