Owlbear - Feather & Claw | |
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Review von baarikärpänen vom 11.03.2025 (8377 mal gelesen) | |
![]() ![]() Gegründet zu Beginn der Pandemie von Katheryne Scary (v), Jeff Taft (g) und Leona Hayward (b), hatten OWLBEAR nicht den günstigsten Start, da alle drei Mitglieder aus den verschiedensten Ecken der USA stammen. Aber dank moderner Technik stellt sowas ja kein großes Problem mehr da, obwohl das Feeling einer Band, die sich regelmäßig im Proberaum trifft natürlich durch nichts zu ersetzen ist. Umso bemerkenswerter, was die drei Musikerinnen und Musiker, die aus sehr unterschiedlichen Stilarten des Metals kommen (reiner Heavy Metal, Thrash oder auch Black Metal) mit "Chaos To The Realm", dem Endergebnis ihres dreijährigen Filesharings, 2023 veröffentlichten. So hat es zu klingen, wenn eine neue Band, die sich dem reinrassigen Heavy Metal verschrieben hat und trotzdem frisch und unverbraucht rüberkommt,ihr Debut veröffentlicht. Genau das war mir seinerzeit auch 9,5 Punkte wert (siehe Review). Und ja, ich hatte die leise Hoffnung, als Jeff Taft damals im Mailaustausch ankündigte bereits an neuem Material zu arbeiten, dass OWLBEAR tatsächlich noch einen draufsetzen könnten. ![]() Seit der Veröffentlichung von "Chaos To The Realm" hat sich einiges bei OWLBEAR getan. Mittlerweile können wir getrost von einer "richtigen" Band reden (der Projekt-Charakter war gestern). Ihre Feuertaufe auf der Bühne haben OWLBEAR eindrucksvoll beim ausverkauften Legions of Metal Festival 2024 in Chicago bestanden. Es folgten weitere Auftritte, manche in veränderter Besetzung auf Grund verschiedener Verpflichtung einzelner Mitglieder. Den nächsten Schritt wollten OWLBEAR auch gehen und 2025 erstmals außerhalb der Vereinigten Staaten auftreten. Aber durch die veränderte politische Landschaft nach der Präsidentenwahl fallen diese Pläne leider flach, die bereits angekündigten Auftritte mussten abgesagt werden. Ein geplantes Interview kann hoffentlich etwas Licht in die Sache bringen. Schade ist es nach der jetzt erfolgten Veröffentlichung von "Feather & Claw" allemal. Vor allem auch, weil OWLBEAR wirklich nahezu perfekt auf Festivals wie KIT oder HOA gepasst hätten. ![]() Wenn es einen Beleg dafür bebraucht hätte, dass OWLBEAR seit der Gründung in 2020 als Band gewachsen sind, "Feather & Claw" wäre der Beweis dafür. Dabei bleiben sich OWLBEAR eigentlich schon treu, was Konzept, textlichen Inhalt und musikalische Ausrichtung betrifft. Wer seinen Namen von "Dungeons & Dragons" ausleiht, der darf natürlich diesem Thema auch beim Artwork des Covers und den Texten verbunden bleiben. BLIND GUARDIAN hatten ihren Tolkien, AMON AMARTH frönen den Wikingern, da sollte also auch Platz sein, um sich einem, wenn nicht sogar dem, populärsten Rollenspiel zu widmen. Musikalisch bewegen sich OWLBEAR weiterhin auf den Pfaden des ursprünglichen Heavy Metals, verbunden mit Anleihen des Speed Metals (und nein, ich werde das ganze nicht Power Metal nennen, wie letztens ein geschätzter Kollege, der die allererste HELLOWEEN-EP da einsortiert hat). Spannend finde ich, daß sich eine Band aus den USA so augenscheinlich am europäischen Metal orientiert. Nicht umsonst haben sie auf der nur digital erschienenen "Legends And Lore"-EP 'Burning The Witches' von WARLOCK ein Cover spendiert. OWLBEAR zeigen mit jeder Note auf "Feather & Claw", daß sie ganz genau wissen, wie man dieses "Erbe" verwaltet und es zeitgemäß nach 2025 transportiert. Taft & Co. hätten die auf "Chaos To The Realm" bewährte Formel weiter verfolgen können, es wäre wieder ein gutklassiges Album dabei rausgekommen. Haben sie nicht! Denn, und das ist der Grund, warum "Feather & Claw" nochmal einen Ticken besser geworden ist wie das Debüt, die Mädels und Jungs haben im Gegensatz zum Erstling dem neuen Material einen ganz eigenen Anstrich verpasst, die Querverweise zu den Inspirationen für die neuen Songs sind nicht mehr so offensichtlich. Und wenn es doch mal augenscheinlich ist wie beim von RUNNING WILD beeinflussten Opener 'As Arrows Hail', dann kommt da im Endeffekt immer noch ein bockstarker Song dabei raus, für den andere ähnlich gepolte Bands ihre Oma verkaufen würden. War "Chaos To The Realm" mit 'Fiend Of Fire' oder 'Bastard Sons' leicht konsumierbar und hat Anhängern von True Metal das ein oder andere Freudentränchen entlockt, beweisen OWLBEAR auf ihrem neuen Album Mut, wenn sie ihre Stücke so gestalten, daß der Hörer sich das Album sozusagen nach und nach erarbeiten kann/muß. Gerade in diesem Metal-Bereich und in Zeiten von Streaming und verminderter Konzentration kann genau das sehr schnell nach hinten losgehen. Diese Klippe umschiffen die US-Amerikaner aber elegant. Vom Album-Opener bis zum Album-Closer, egal welche Geschwindigkeit, egal welche vermittelte Stimmung, jeder einzelne Song geht gut ins Ohr, der "Skip-Faktor" tendiert gegen Null. Und doch, je öfter man ein Stück hört, desto öfter entdeckt man immer neue interessante Dinge, die einem beim ersten Hören vielleicht entgangen sind. Das können Leads sein oder Soli, bei beiden glänzt Jeff Taft an den sechs Saiten. Oder es ist der Bass. Leona Hayward macht, wie schon beim Debüt, ganz einfach Leona Hayward-Sachen. Macht euch einfach mal die Mühe ganz gezielt auf den Bass zu achten und es wird klar, warum Leona Lewis (nicht nur für mich) zu den talentertiesten neuen Bassistinnen oder Bassisten gehört. Und dann wäre da ja auch noch Katy Scary, die dieses Mal eben nicht nur mit Volldampf die Stimmbänder bemüht, als gäbe es kein Morgen mehr. Stellvertretend dafür sei hier der Beginn von 'The Fall Of Netheril' genannt (tatsächlich einer der Songs, bei denen sowas wie US-Metal durchschimmert). Scary kann eben auch gefühlvoll! Größter Pluspunkt von "Feather & Claw" ist für mich aber, dass OWLBEAR ihrem neuen Material einen nicht zu dominanten, aber sehr wohl passenden Thrash-Anstrich spendiert haben. Der funktioniert gar vorzüglich auf 'Hawkriders Of The Wastelands' 'Devastation Be My Name' oder dem recht traditionell beginnenden Speedster 'Bloodsilver', aber auch dem Rest der Scheibe steht er sehr gut. Ein guter Grund dafür ist mal wieder, dass sich OWLBEAR einen sofort ins Ohr gehenden Chorus nach dem anderen aus dem Ärmel schütteln. Es ist völlig egal, ob man hier Brecher wie 'As Arrows Hail' oder 'Bloodsilver' nimmt, Banger im Stile von 'Crawl From The Carcass', MAIDEN'eskes wie 'Song Of The Grey Witch' oder aber das mit progressiver Note punktende 'The Fall Of Netheril', auf "Feather & Claw" reiht sich ein Highlight an das nächste. Das hier auch die Produktion stimmt braucht man nicht mehr extra zu erwähnen. Und auch das Artwork mit seiner unter anderem babyblauen Farbgebung (schicke T-Shirts auch, die bei der Band zu erwerben sind) ist mal erfrischend anders. Was soll man noch großartig zu einem Album wie "Feather & Claw" sagen? Hier stimmt einfach alles. Von der Aufmachung, von der ersten bis zur letzten Note, die Leistung der Musikerinnen und Musiker, wirklich alles perfekt. OWLBEAR prsäentieren sich auf einem Niveau, das andere Bands mit einer ähnlichen musikalischen Ausrichtung und mit einer wesentlich längeren Historie gerne mal erreichen würden, es aber nie schaffen und trotzdem von der breiten Masse abgefeiert werden. Alone Records aus Griechenland ist es mehr als hoch anzurechnen, dass sie wenigstens für den europäischen Markt eine (limitierte) Vinyl-Version und die CD veröffentlichen. Gleichzeitig ist aber das genau ein Armutszeugnis für andere, wesentlich größer und professioneller aufgestellte Label aus Europa, die OWLBEAR auch weiterhin geflissentlich ignorieren. Wie schon beim Debüt kann ich jedem traditionsbewußten Metaller nur wärmstens ans Herz legen, "Feather & Claw" bei der Band direkt auf Bandcamp zu ordern (da gibt es auch den digitalen Download) oder, um die Einfuhrzölle zu umgehen, die CD oder das limitierte Vinyl bei Alone Records direkt zu bestellen. Nachdem ich mich beim Debüt noch zurückgehalten habe, kann ich bei "Feather & Claw" nicht anders und es gibt hier die wohlverdiente Höchstnote. Sollten OWLBEAR tatsächlich bei einem weiteren Album nochmal einen draufsetzen, dann wird halt die Bewertungsskala dementsprechned erweitert. Gesamtwertung: 10.0 Punkte ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() | |
Trackliste | Album-Info |
01. As Arrows Hail 02. Shadow Of The Dragon 03. Crawl From The Carcass 04. Altar Of Earth 05. Song Of The Grey Witch 06. Hawkriders Of The Wastelands 07. Wild Shape 08. Devastation Be My Name 09. Bloodsilver 10. The Fall Of Netheril | Band Website: www.facebook.com/OwlbearMetal/ Medium: CD, LP, digital Spieldauer: 45:58 Minuten VÖ: 28.02.2025 |
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