Sacrosanct - Kidron

Review von Metal Marcus vom 07.03.2025 (8664 mal gelesen)
Sacrosanct  - Kidron SACROSANCT kehren zum zweiten Mal zurück. In den 90ern legte die Band rund um Randy Meinhard ein Album-Triple bestehend aus "Truth Is - What Is", "Recesses For The Depraved" und "Tragic Intense" vor. 25 Jahre gingen ins Land, bevor man sich anno 2018 mit "Necropolis" zurückmeldete und auch seit dieser Veröffentlichung sind mittlerweile mehr als sechs Jahre ins Land gegangen. Doch nun sind SACROSANCT mit einem neuen und einem zurückgekehrten Mitglied bereit, wieder anzugreifen und haben dafür ihr fünftes Werk "Kidron" im Gepäck. Acht neue Songs und eine (eventuell für Verwirrung sorgende) Neuaufnahme warten darauf, von Fans der progressiven Musik mit thrashigen Anleihen entdeckt zu werden.

Direkt zu Beginn kann ich der Band wohl eines der schönsten Komplimente überhaupt machen: Obwohl kein Song wie der andere klingt, erkennt man den Spirit der Band zu jeder Sekunde. Alle Songs werden stets von einer gewissen Melancholie durchzogen, die ab und an zwar von kleinen Ausbrüchen in Raserei unterbrochen wird, doch das Trademark bleibt in meinen Ohren die melancholische Grundstimmung. Diese ist schon im knapp siebenminütigen Album-Opener 'Marching Days' zu spüren. Der Song klingt nach Aufbruch und nachdem man zu Beginn aufforderte "Let us march", heißt es gen Ende "End this march!" Mit einen starken Gitarrensolo setzt der Song im wahrsten Sinne des Wortes die Marschrichtung für das Album: Harte Riffs, donnerndes Schlagzeug, melodische Gitarrenmelodien und ein klasse Sänger, der die Songs nicht einfach nur singt, sondern sie lebt. 'Avenging Angel' setzt diese Linie fort und war eine gute Wahl für die erste Single aus dem Album. Tatsächlich wurde der Song sogar schon erstmalig im Jahre 2022 als Single veröffentlicht. Wer nun bei Bandname (SACROSANCT bedeutet in einem religiösen Sinne in etwa "unantastbar"), Albumtitel und Songnamen wie eben 'Avenging Angel' meinen könnte, dass es hier stets um religiöse Themen geht, der wird bei 'Prince Of Fools' eines Besseren belehrt, widmet sich dieser Song doch dem ehemaligen und wieder amtierenden Präsidenten der USA. Hier präsentiert man uns auch erstmalig bösere Vocals, die zur Thematik aber sehr gut passen und sich gut ins Gesamtbild einfügen. Im Gegensatz dazu startet die nächste Nummer ('Coming Of The Scorpion') mit Piano und stellt für mich eines der beiden absoluten Highlights des Albums dar. Irgendwie kommen bei diesem Song (wie generell bei weiten Teilen des Albums) Assoziationen zu COMMUNIC bei mir auf.

Gänzlich anders präsentiert sich mein zweites Highlight namens 'Doorway Of Dreams', dessen Eröffnung mich irgendwie an IRON MAIDEN aus der "Somewhere In Time"-Ära erinnert. Stilecht gehört zu progressiver Musik natürlich auch ein Longtrack und davon hat man gleich zwei im Gepäck, zumindest auf der CD-Variante. "Before It Ends" setzt den eigentlichen Schlusspunkt des regulären Albums und hat alles im Gepäck, was ein epischer Progressive-Longtrack benötigt: Von Keyboards, Drums und Vocals atmosphärisch eröffnet, mutiert der Song nach zwei Minuten und 35 Sekunden zu einem epischen Stampfer mit einer unglaublichen Atmosphäre. So könnte das Album enden, gäbe es nicht noch einen Bonus-Track in Form einer Neuaufnahme. Wer nun aber eine Neuinterpretation eines Klassikers aus den 90ern erwartet, muss irritiert feststellen, dass 'The Pain Still Lasts' im Original vom Album "Necropolis" stammt und somit erst gute sechs Jahre alt ist. Allerdings ergibt eine Neueinspielung nach einem Sänger-Wechsel durchaus Sinn und der Song rundet das ohnehin starke Album fantastisch ab.

Einen ganz dicken Pluspunkt fährt die Band für die Produktion ein. Was uns hier vor die Ohren kommt, ist zu jeder Sekunde sehr druckvoll und dennoch kommt der Sound absolut transparent daher, sodass man jedes Instrument stets wahrnehmen und klar hören kann. Vor allem was den Bass angeht wurde hier eine Wahnsinnsarbeit geleistet. Gut, Sänger und Bassist Max Morton zeigt sich gemeinsam mit Ur-Mitglied Randy Meinhard für die Produktion verantwortlich, aber dies ist ja keine Garantie für einen super Sound, der hier aber zu jeder Sekunde gegeben ist. Auch die Keyboards werden stets songdienlich eingesetzt und wirken niemals klebrig, überlaut oder deplatziert, sondern erfüllen stets genau den Effekt, den man hervorrufen wollte. Ich kann mich an dieser Stelle nur wiederholen: Großen Respekt für diesen druckvollen und dennoch an den richtigen Stellen gefühlvollen Sound.

Manche Dinge sind wie guter Wein: Sie brauchen Zeit und im Falle von SACROSANCT hat sich die lange Zeit gelohnt. "Kidron" ist ein absolut heißer Tipp für alle Hörer, die eine Affinität für eine Mischung aus thrashigen Gitarrenriffs und progressiven Songstrukturen haben. Verpackt in eine fantastische Produktion haut die multinationale Truppe der Hörerschaft neun bärenstarke Nummern um die Ohren, die zwar mitunter einen Moment brauchen, bis sie ihre Wirkung entfalten, doch dafür ist diese dann auch überaus nachhaltig. Wer Gefallen an der Musik von SANCTUARY oder auch COMMUNIC hat und den Namen SACROSANCT bisher nicht kannte, dem sei empfohlen sich ganz dringend dieses Werk zu Gemüte zu führen. 'Avenging Angel', 'Coming Of The Scorpion' und 'Doorway Of Dreams' bekommt man nur schwer wieder aus dem Ohr, und wer einfach einen amtlichen Abriss möchte, der greift auf das knackige 'Still Open Sore' zurück. "The scorpion's coming - A sting of the virus - Of chemical madness - Asylum inside us."

Anspielempfehlungen: 'Coming Of The Scorpion', 'Doorway Of Dreams' und 'The Pain Still Lasts'.

9 giftige Skorpione

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Marching Days
02. Avenging Angel
03. Prince Of Clowns
04. Coming Of The Scorpion
05. Gethsemane
06. Doorway Of Dreams
07. Still Open Sore
08. Before It Ends
09. The Pain Still Lasts (Re-Recording/Bonus Track)
Band Website: www.sacrosanct.online/
Medium: CD
Spieldauer: 57:27 Minuten
VÖ: 07.03.2025

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