Dark Chapel - Spirit In The Glass

Review von Chaosswampchicken vom 04.03.2025 (10440 mal gelesen)
Dark Chapel - Spirit In The Glass Als ich mal wieder auf der Suche nach ein paar neuen Alben für eine Review war, bin ich dabei auf DARK CHAPEL gestoßen. Der Name klingt, als gäbe es diese Band schon länger, aber falsch gedacht, denn mit "Spirit In The Glass" bringen die Jungs aus Las Vegas, Nevada, ihr Debüt auf den Markt. Ende 2024 wurde die Gründung bekanntgegeben, aber wer steckt hier eigentlich hinter DARK CHAPEL? Niemand Geringeres als BLACK LABEL SOCIETY- (und Ex-LIZZY BORDEN-) Gitarrist Dario Lorina, der sich hier scheinbar ein neues Betätigungsfeld neben seiner Hauptband gesucht hat. Wie kann man den musikalischen Stil der Band am besten beschreiben? Nun ja, das ist nicht ganz so einfach. Zum einen bekommen wir schwere Metal-Riffs, dazu kommt sowohl ein ordentlicher Grunge-Einschlag als auch diverse Blues- und Groove-Elemente, aber der Oberbegriff hierfür sollte mit Groove Metal/Grunge doch ganz gut zu beschreiben sein. Neben Lorina vervollständigen noch Brody DeRozie (Gitarre), Mike Gunn (Bass) und Luis Silva (Schlagzeug) das Line-up von DARK CHAPEL. Aber nun zum Wichtigsten einer jeden Review, der Musik.

Wir starten traditionell groovig in das Album


Opener 'Afterglow' bringt uns direkt in die richtige Stimmung, ein grooviges Up-Tempo-Riff stellt die Gitarren hier in den Mittelpunkt, kernige Riffs und spannende Soli bekommen hier die richtige Bühne. Kreativ wird es im Refrain, dieser versprüht einen schweren Grunge/Blues-Vibe mit alternativer Note; die melancholisch angehauchten Vocals heben sich von der Intensität und Kraft der Instrumente und dem generell angedachten Soundkonzept ab. Man bekommt den Eindruck, sie sollten oder könnten hier stärker im Vordergrund stehen beziehungsweise mit mehr Kraft daherkommen, aber genau dieser Trance-Gesang ist es, der so jedes melodische Detail im geschätzten Hörerohr ankommen lässt.

Weiter geht es mit dem bereits auf Youtube veröffentlichten 'Hollow Smile'. Diesem Song wohnt der nostalgische 80s-Oldschool-Metal-Groove bei, klassischer Hardrock wird hier zusätzlich durch schweren Grunge unterspült und das funktioniert wirklich gut. Das Schlagzeug weiß mit beckenlastigem Spiel zu überzeugen, die rohe Energie in weiten Teilen des Songs ist greifbar, das Stück macht einfach Spaß. Auch hier bekommen wir wieder ein klasse Solo um die Ohren gehauen, ich habe dezent das Gefühl, es wird sich durch das ganze Album ziehen, I am here for it. Düster und bedrohlich wird es dann in 'We Are Remade', und höre ich da ein wenig ALICE IN CHAINS in den Vocals? Wenn das nicht ein guter Start in den Song ist, dann weiß ich auch nicht. Zunächst könnte man meinen, das Ganze baut sich hier zu einer Art wehmütigen "Halbballade" auf, spätestens aber wenn hier die kraftvollen Riffs und energetischen Beckenschläge im Hintergrund einsetzen, war es das mit diesem Gedanken. Diese nach vorne brechenden Gitarren und die hypnotischen Vocals geben dem Ganzen noch etwas mehr Tiefe. Mein Highlight allerdings ist das von einem Cello und Klavier getragene Ende, ich mag dieses zarte Auslaufen nach dem mit Power präsentierten Song.

DARK CHAPEL, eine Band für jeden Geschmack?


Diese Frage stellt man sich nach den ersten Eindrücken von "Spirit In The Glass". Dem einen könnten sicherlich die durchaus dominanten Gitarrensounds auf dem Album zu viel sein, oder der blueslastige und melancholische Sound, der etwas langatmig wirkt an manchen Punkten. Ich sage aber: Gönnt euch eine zweite oder dritte Runde mit diesem Werk, und lasst die vielen Nuancen des Albums und auch DARK CHAPELs auf euch wirken. Weiter geht es mit dem schleppenden 'Corpse Flower', besonders die im Gothicstil angehauchten Vocals lassen aufhorchen. Der Song spiegelt einmal mehr die Kreativität von Dario Lorina wieder, man findet hier auch das ein oder andere bluesige Element wieder. Der Song bleibt durch seinen düsteren Unterton im Gedächtnis, aber auch durch den cleveren Einsatz von stimmungsvollen Instrumenten wie zum Beispiel dem leidenschaftlichen und treibenden Schlagzeug. So auch der nächste Track auf unserer Liste, 'Dark Waters'. Die zweite Hälfte des Albums glänzt mit einigen ruhigeren Stücken, wie eben dieses hier. Die akustische Untermalung gibt dem Ganzen hier eine tolle nostalgische und ebenso melancholische Ebene, mit einer deutlichen Neigung zu Blues. Die Vocals passen wirklich gut zur Stimmung des angedachten Soundkonzeptes, generell stimmt hier das Songwriting, der Minimalismus im Sound hat seine ganz eigene Dynamik.

Ein kleiner Kritikpunkt an dieser Stelle: Die Platte lebt von knalligen und krachenden Gitarrensounds. Wenn diese gelegentlich mit ruhigeren Songs gemischt auf einer Platte zu finden sind, ergibt dies eine gute Symbiose. Aber auf "Spirit In The Glass" hat man, anstatt sie zu verteilen, all die ruhigen und entschleunigenden Tracks aneinandergereiht, das erschwert (zumindest für mich) den Zugang zum Album - denn obwohl ich dieses melancholische und bluesige Gitarrenspiel sehr schätze, zieht es sich doch leider nach einiger Zeit ein wenig, obgleich die Stücke hervorragend produziert wurden.

'All That Remains' bringt uns dann den härteren Sound zurück, schwerfälliger und abermals bluesiger Hardrock, der ganz klar die Handschrift von Zakk Wylde erkennen lässt. Der Vorhang fällt dann mit dem Closer 'Bullet In Our Chamber', hier werden dann die großen Melodien ausgepackt, Erinnerungen an SOUNDGARDEN und ALICE IN CHAINS kommen im geschätzten Hörerohr an. Wie auch schon zu Beginn des Debüt-Machwerkes von DARK CHAPEL bekommen wir zum Schluss noch einmal groovige Riffs und überraschende Soli.

Fazit


Was kann man nun abschließend zu DARK CHAPEL und ihrem Debüt-Longplayer "Spirit In The Glass" sagen? Man braucht auf jeden Fall eine Vorliebe für dominante Gitarrensounds, die es auf diesem Machwerk mehr als genug zu genießen gibt, aber mit mehrmaligem Hören kommt man auch ohne eben diese Vorliebe in das Album hinein. Ich persönlich habe auch einen zweiten Anlauf gebraucht. Ebenso fügen sich hier die durchdachten Leads, die charismatischen Vocals sowie die wummernden Grooves zu einem runden Ergebnis zusammen. "Spirit In The Glass" ist ein Album geworden, das inspiriert aus den 80er/90er Jahren ein abwechslungsreiches und kreatives musikalisches Werk geschaffen hat.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Afterglow
02. Hollow Smile
03. We Are Remade
04. Corpse Flower
05. Glass Heart
06. Dead Weight
07. Dark Waters
08. All That Remains
09. Gravestoned Humanity
10. Bullet in Our Chamber
Band Website:
Medium: CD, digital
Spieldauer: 42:49 Minuten
VÖ: 28.02.2025

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