Review von Stormrider vom 28.02.2025 (12259 mal gelesen)
Ich mache das ja nun auch schon ein paar Tage mit dem Reviewen. Und man hat bei so manchem Bandnamen einfach einen Sound im Kopf. BOURBON KINGS! Das klingt nach einer abgeranzten Bar mit versifften Dielen, einem Billardtisch in schummrigem Licht und staubigem Südstaaten-Rock! Oder sieht das jemand anders? Nach der ersten Minute des Openers 'Tonight' muss ich aber konstatieren, dass dies eine der krassesten Fehleinschätzungen von Bandnamen zu Musik war, der ich jemals unterlegen bin. Der Auftakt des Albums ist musikalisch zwar schon viel moderner, als man es erwartet. Aber die Gitarren und die englischen Vocals lassen zumindest ein solides Whiskeyalbum erwarten. Nun ja, und dann nach der ersten Minute wechselt das zum spanischen Gansta Rap!!! Spanischer Gangsta Rap??? Ja, so ist es. Wer also nun keine Scheuklappen aufhat, der kann sich den Spaß machen und mal in das Album reinhören. Es dürfte aber doch nur ein sehr geringer Anteil unserer geschätzten Leserschaft sein, die sich dieses Album in Gänze und am Stück anhören kann. Höflich formuliert ist das extrem speziell. Realistisch formuliert rollen sich jedem Headbanger, der auch nur einen Funken Traditionsstahl hört, alle Zehennägel hoch. Und das mehrfach. 'El Espejo' wird mit wilden 90er-Jahre-Scratches garniert. 'Cada Cicatriz' beginnt als melodischer Hard Rock und man hat die leise Hoffnung, dass man nun doch noch irgendwelche Songs zu hören bekommt, die man sich wenigstens ein zweites Mal anhören kann. Aber nein, das wollen die BOURBON KINGS so nicht stehen lassen, daher wird auch hier zielsicher wieder auf die Rapvocals gesetzt. Vielleicht ist das sogar ganz lustig, wenn man des Spanischen mächtig ist. Vielleicht aber auch nicht. Es ist ungefähr so, als würde man sich SIDO, HAFTBEFEHL und irgendwas mit 287 auf dem einen Ohr anhören, während irgendeine Modern Metal-Amiband auf dem anderen eingespielt wird. Ganz ehrlich: Es ist schon ein wenig eine Qual für mich. Aber aufgeben gilt nicht und so kommt man irgendwann bei 'Antitesis' an. Und wie der Name es propagiert, ist dies auch die Antithese zu dem restlichen Material. Ein eingängiger solider Track mit gutem Refrain und für mich der beste und einzige mehrfach hörbare Song auf "Pay To Win". Aber natürlich auch mit lustigen Vocaleffekten versehen, die tun aber nicht ganz so weh wie zuvor.
Wer auch immer auf die Idee kam, dass "Pay To Win" in den Bleeding4Metal-Kosmos passt, der hatte an diesem Tag eine Menge Humor. Ich bin musikalisch wirklich open minded und unterscheide für mich eigentlich nur zwischen guter und nicht ganz so guter Musik. Ich respektiere auch jegliche Energie, die jede Band in ihre Musik steckt. Aber das hier dürfte die Grenze meines Spektrums sein. Wer sich auf 90er-Jahre-Crossover mit modern klinischem Gitarrensound und spanischem Rap aber gerne mal einen Bourbon einschenkt, der hört rein. Überhaupt sollte doch jeder mal reinhören, und sei es nur, um traditionellen Stahl wieder wirklich zu schätzen! Prost.
Gesamtwertung: 3.0 Punkte
Trackliste
Album-Info
01. Tonight
02. El Espejo
03. Haka
04. Cada Cicatriz
05. Tu Mundo
06. Antitesis
07. Limbo
Band Website: Medium: CD, digital Spieldauer: 25:17 Minuten VÖ: 10.01.2025