Incantvm - Maleficia

Review von Froosti vom 25.02.2025 (15079 mal gelesen)
Incantvm - Maleficia Vor ein paar Wochen hatte ich die Platte "Argento" von A.M.E.N. auf dem Tisch, welche schon recht abseits unserer Hörgewohnheiten agiert. Vittorio Sabelli ist der Kopf hinter dieser Band und ein recht umtriebiger Musiker. Heute steht mit INCANTVM ein weiteres Projekt aus seinem Fundus auf dem Plan und auch hier wird es nicht einfach für uns werden. Das zweite Album "Maleficia" verschreibt sich dem Avantgarde Black Metal, womit uns so ziemlich alles erwarten kann. Laut dem Promo-Text wird Black Metal mit klassischer Musik vermengt und mit einem düsteren, ans Theater erinnernden Anstrich verziert. Schaut man auf die Besetzung der Band, finden sich drei Leute am Gesang und ein Chor. Demonic Voice, The Great Inquisitor und Witchs Voice lassen mich schon stark in Richtung Theater denken, und ich erwarte eine Art Konzeptalbum oder zumindest einen roten Faden. Ob es sich lohnt, die Bühne für dieses Stück zu betreten?

Zu einem guten Theaterstück gehört auch eine intensive und packende Atmosphäre, was auch für jedes herausragende Black Metal-Album zutreffen sollte. Von daher ist es wenig verwunderlich, dass die Platte mit einem ausgiebigen Intro startet. Langsam schleppt sich ein Schauspieler auf die Bühne und flüstert uns ein paar kratzige Worte zu. Untermalt wird dies von ein wenig Schlagzeug und einer Klarinette, zumindest glaube ich das. Meine Erfahrung im Erkennen von solchen Instrumenten beschränkt sich auf die Schulzeit, wo ich auch nicht gerade gut abgeschnitten habe. Worum sich die Geschichte dreht, kann ich euch allerdings nicht sagen. Das gesamte Album ist auf Italienisch, was einerseits ziemlich passend für eine dem Theater angelehnte Stimmung ist, andererseits es aber auch schwer macht, der Geschichte zu folgen. Nichtsdestotrotz baut das Intro eine düstere Atmosphäre auf, die mich nicht umhaut, aber auch nicht langweilt.

Danach geht es dann aber auch mit dem ersten richtigen Song los und 'Donna Prudentia' startet als Black Metal-Track im Midtempo mit einer melodischen Schlagseite. Immer wieder brechen die Gitarren aus dem gewohnten Geschredder aus und spielen melodische Leads, welche dann auch von der Klarinette begleitet werden. In der Mitte des Titels wird dann die Geschwindigkeit runtergefahren und wir begeben uns in den avantgardistischen Teil. Stellenweise erinnert mich das an die Jazz-Elemente, die Vittorio Sabelli bei A.M.E.N. ins Zentrum stellt. In meinem Kopfkino passt das Ganze schon treffend und ich kann mir eine Bühne gut vorstellen. Das liegt aber auch daran, dass in der Produktion der Platte die Vocals stark in den Vordergrund gelegt worden sind, was auch seine Vorteile und Nachteile mit sich bringt. Auf der einen Seite unterstreicht das die Atmosphäre weiterhin und gibt mir das Gefühl, einen roten Faden in dem Werk zu sehen. Auf der anderen Seite fallen dadurch die Gitarren oftmals im Hintergrund und teilweise sind die Vocals etwas schrill und können auf lange Sicht recht anstrengend werden. Hervorheben muss ich allerdings Sängerin Tenebra. Ihr giftiges, kratziges und rohes Gekeife trifft bei mir einen Nerv. Ich kann euch nur empfehlen, mal einen Blick auf ihr Projekt DREARINESS zu werfen. Die Platten von ihr stehen hoch auf meiner Einkaufsliste.

Im Grunde verfolgt der Rest der Platte den gleichen Ansatz, bietet aber kleine Nuancen, die für Abwechslung sorgen. 'Gli Esorcismi Di Canidia E Sàgana' groovt ganz gut, was bei mir für wohlwollendes Kopfnicken sorgt. 'Incantvm / Kyrie (From Mozart's Requiem K626)' beginnt akustisch und entwickelt sich über einen langen Aufbau hin zu meinem Highlight von "Maleficia". Im Midtempo angesiedelt und mit vielen avantgardistischen Spielereien versehen, würde er auf der Bühne als Opener funktionieren. Mit 'Diana' runden sie das Album ab und der Vorhang fällt.

Objektiv betrachtet kann man ein Album wie "Maleficia" nur schwer allgemeingültig bewerten, da avantgardistische Musik polarisiert. Entweder man liebt solche Musik oder man hasst sie. Für INCANTVM muss man sich auch Zeit und Ruhe nehmen, sonst verpasst man die vielen kleinen Details und stempelt das Album recht schnell ab. Für mich ist das Album eine spannende Entdeckung, die mit einer leichten Atmosphäre und viel Abwechslung aufwartet. Aber ob die Platte auf lange Sicht häufig in meinem Player landet, ist noch vollkommen offen. Wer allerdings auf Bands wie ANGIZIA oder PENSÉES NOCTURNES steht, der sollte hier mal ein Ohr riskieren.



Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Rinascita
02. Donna Prudentia
03. Gli Esorcismi Di Canidia E Sàgana
04. Incantvm / Kyrie (From Mozart's Requiem K626)
05. Diana
Band Website: www.instagram.com/incantvm_black_metal
Medium: LP, CD
Spieldauer: 40:54 Minuten
VÖ: 21.02.2024

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