Horizon Ignited - Tides

Review von Chaosswampchicken vom 23.02.2025 (20307 mal gelesen)
Horizon Ignited - Tides Gegründet 2017 in Kouvola, Kymenlaakso in Finnland, hat die Melodic Death Metal/Metalcore-Band HORIZON IGNITED die Latte von Anfang an hoch gelegt. Schon mit ihrem Debüt "After The Storm" in 2019, da sogar noch in Eigenregie, konnten sie einige Erfolge feiern. 2022 mit ihrem Folgealbum "Towards The Dying Lands" haben es die Finnen dann mit harter Arbeit geschafft, Nuclear Blast an Land zu ziehen (und das auch verdient). Das beste(?) Album wurde dann auch live präsentiert, als sie den Support auf Tour für HYPOCRISY gegeben haben. Ich hatte vor dieser Review noch recht wenige Berührungspunkte mit der Band gehabt, was sich dann auch recht schnell geändert hat, als ich mir frühere Werke der Band zu Gemüte geführt habe und realisierte, dass mir da wohl ein bisschen was entgangen ist. Das Sextett hat vielleicht bisher noch nicht den großen Durchbruch geschafft - mit ihrem neusten Longplayer "Tides" könnte es durchaus möglich sein. Wir bekommen frische Musik, verpackt in zehn starke und energiegeladene Songs. Das Ganze wird über Reaper Entertainment veröffentlicht.

HORIZON IGNITED zurück mit neuer Energie und leicht verändertem Sound


Eröffnet wird das Album mit 'Beneath The Dark Waters'. Dies war im Übrigen auch die erste veröffentlichte Single des Albums, der dezente Synthesizer und das melodische Riffing rufen bei mir jedenfalls Erinnerungen an die Landsmänner von AMORPHIS hervor, oder wie seht ihr das? Die Vocals von Sänger Okko Solanterä wechseln hier doch des Öfteren von cleanem Gesang hin zu verschiedenen Stufen des Screaming und Growling, persönlich muss ich aber gestehen, dass zumindest der Screaming-Part nicht immer ganz dem Klangkonzept entsprechend passt. Im weiteren Verlauf kommen hier aber noch einige groovige Parts hinzu, sowie eine spannende Bridge mit viel Synthies und wunderschönem klarem Gesang in Finnisch. Das Ende ist bandentsprechend gespickt mit ordentlichem Gegrowle und einem fordernden Schlagzeug.

Als Nächstes hätten wir da 'Ashes': Hier darf dann auch die rostige und raue Stimme von Jaakko Mäntymaa von MARIANAS REST am Mikrofon glänzen, auch die Stimmung ist von Anfang an dunkler und härter, mit einem leicht doomigen Unterton und einer Art mystischem Chor im Hintergrund. Dieser doomige Unterton zieht sich schleppend und schwer durch den gesamten Song und verleiht ihm so mehr Tiefe, auch die unterschiedlichen Gesangsstile der beiden Vocalisten fügen sich wunderbar in die gesamte Struktur des Liedes ein. Ansonsten könnt ihr euch hier auf aggressive Leads und kernige Riffs freuen, sowie eine nice Bassline. Einen Vorschlaghammer entgegengeschleudert bekommt man dann mit 'Baptism By Fire', galoppierende Gitarren und ein Schlagzeug, das zu führen weiß, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu spielen. Die grobe Ausrichtung des Songs mit Elementen aus Thrash- und Black Metal bietet zusätzlich Energie und dürfte auch live einen ordentlichen Moshpit hervorrufen. Mit rund zwei Minuten haben wir hier ein kurzes, aber intensives und starkes Intermezzo.

Eines meiner absoluten Favoriten ist das epische, mit Orchesterfeeling versetzte 'My Grave Shall Be The Sea (Leviathan Pt. II)'. Schon zu Beginn wird hier mit rauschenden Wellen und Pianoklängen die richtige melancholische und nostalgische Stimmung eingefangen. Dann leitet das Schlagzeug mit ein paar simplen, aber doch effektiven Schlägen auf die Becken eine härtere Gangart im Track ein, ein langgezogener und tiefer gutturaler Schrei wird umspielt von ein paar einfach gestrickten, aber effektiven Riffs. Die etwa sechs Minuten sind durchzogen von einem fast schon schwebenden Klang, der doomige Sound hat schon ein wenig was von AHAB, die ich letztes Jahr auf dem "20 Years New Evil Fest" live bewundern konnte. Das ruhige und ausgeglichene Gefühl, das man bekommt, ist dasselbe. Die flüsternde, fast schon gebrochene Stimme vor dem mitreißenden Chorus passt wirklich zum Erzählfluss des Ganzen; wenn ich die Augen schließe, kann ich mir wunderbar vorstellen, wie ein alternder Kapitän auf dem Meer dahinsegelt, auf dem Meer, das ihn irgendwann verschlingen wird und nichts als Leere zurücklassen wird, eine Leere, die er schon lange tief in sich selber spürt. Ein großartiger Song mit leidenschaftlichen Vocals. Auch das Outro kann überzeugen, mit seinen immer ruhiger werdenden, leichten Orgelklängen.

"Tides", eine mitreißende klangliche Reise?


Melodische Tracks wie 'Fraction Of Eternity' und das Dark Wave-Stück 'Aurora's Dance' bewegen sich im letzten Drittel des Albums hinweg von der harten Klanglandschaft der ersten Tracks von "Tides" näher zum Melodic Death, denn auch cleane Parts sind hier mehr und mehr präsent. Zusammen mit den kräftigen Gitarrenriffs und Growls ergibt das eine stimmige Symbiose. Ähnlich wie bei dem Stück 'My Grave Shall Be The Sea (Leviathan Pt. II)' habe ich speziell bei 'Aurora's Dance' das Gefühl, eine Geschichte erzählt zu bekommen. Wir erleben verschiedene Höhepunkte, so zum Beispiel den Klargesang, der uns zur Bridge mit Dudelsack(?)-Elementen führt, oder auch von melancholisch anklagend hin zu aggressiv läuft. Man braucht natürlich mehr als einen Anlauf, um alle Nuancen und Feinheiten raushören zu können. Ich schätze es sehr, wenn sich bei mehrmaligem Hören immer wieder ein neues Element an mein Ohr schleicht.

Wir kommen nun zu den beiden letzten Liedern dieses Machwerkes. Zum einen hätten wir da den Titelsong der Platte: 'Tides' sticht hervor mit einem wirklich guten und sehr klangvollen Gitarrensolo sowie dieser Aufbruchsstimmung, die aus jeder Pore tropft. Zum anderen wäre hier der Closer der Platte, mit dem dann auch der Vorhang für die Platte fällt. 'Fragments' ist vieles, es ist düster, es ist mitreißend, es ist softer, aber vor allem profitiert es von dem dahinfließenden Singsang, während der Refrain hingegen unglaubliche Höhen erreicht, untermauert von feinen Melodien und tuckernden Gitarrenriffs.

Fazit


Was kann man nun abschließend zu HORIZON IGNITED und ihrem neusten Werk "Tides" sagen, was nicht schon irgendwie in dieser Review zur Sprache gekommen ist? Als Erstes ein paar kleine, aber feine Kritikpunkte: Zum einen hätte ich mir an mancher Stelle, trotz einiger überzeugender Vertreter, mehr Power gewünscht. Zum anderen wäre es wünschenswert gewesen, wenn gerade die symphonischen Elemente mehr in den Vordergrund gerückt worden wären. Abgesehen davon hat die Band ein starkes Album abgegeben, "Tides" ist eine mitreißende klangliche Reise. Es werden hier verschiedene Genres vereint sowie viel Abwechslung geboten. Die Band lässt aber auch noch Luft nach oben und so kann ich abschließend nur sagen: Ich bin gespannt auf alles, das da kommt.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Beneath The Dark Waters
02. Ashes
03. Baptism By Fire
04. Welcome To This House Of Hate
05. My Grave Shall Be The Sea (Leviathan Pt. II)
06. Prison Of My Mind
07. Fraction Of Eternity
08. Aurora’s Dance
09. Tides
10. Fragments
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 40:57 Minuten
VÖ: 21.02.2025

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